Witch Hunt - Die Suche ✔

13: Ein Häschen namens Kookie

Cho und Miso waren längst nach Hause gegangen, als Jungkook irgendwann die Augen öffnete und verschlafen ins grelle Licht der Sonne blinzelte, das durch die Fenster fiel.

Gähnend streckte er sich und fuhr sich routinemäßig über seine zerzausten, dunklen Haare - da bemerkte er es.

Wie von der Tarantel gestochen stürmte Jungkook in den Flur des Hauses, wo ein großer Spiegel hing und schaute hinein.

Waren das da auf seinem Kopf etwa...Schlappohren?

Und spielten ihm seine Augen einen Streich oder hatte er plötzlich eine winzige rosa Stupsnase, zusammen mit langen Vorderzähnen, die ihm quasi bis zum Boden reichten?

Das musste ein Traum sein, musste es einfach...

Jungkook geriet in Panik, warf einen kurzen Blick auf die Uhr über der Tür.

In knapp zwei Stunden musste er zur Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie sein, so konnte er auf keinen Fall dorthin!

Probehalber zog er an den langen Ohren, hoffend, dass sich jemand gestern Nacht nur einen Scherz erlaubt und sie ihm heimlich ins Haar gesteckt hatte wie einer dieser Bänder mit Motiven drauf.

Doch nichts half, noch nicht einmal die Zähne schrumpften zurück auf ihre alte Größe oder ließen sich entfernen.

Wütend ballte Jungkook die Fäuste, holte einmal tief Luft und rannte hinüber in die Küche, wo Jimin, Suga und Hoseok am Tisch saßen und frühstückten.

Jin blätterte in der Zeitung und trug mal wieder seine Brille, die er eigentlich gar nicht brauchte und mit der er total komisch aussah.

Hoseok bemerkte seinen Bruder als Erster und prustete so heftig los, dass sein Orangensaft umkippte und direkt auf Jins frisch gewaschenem Hemd landete.

Jin stöhnte auf:

"Och Hoseok. Kannst du dich nicht einmal - "

Die Worte blieben ihm glatt im Hals stecken, als er seinen anderen Sohn erblickte, der mit verschränkten Armen da stand und mit bebenden Lippen seine Familie musterte.

"Was...was ist denn mit dir passiert?", fuhr Jin fort, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Jungkook reagierte zuerst nicht, dann heftete sich sein mahnender Blick auf Jimin.

"Hexerei. Das ist passiert!"

"Ich schwöre bei Gott, wenn du das nicht sofort rückgängig machst, Park Jimin, dann - "

Die junge Hexe entgegnete verlegen:

"Schon gut. Nur ich finde, dass du damit echt süß aussiehst - eigentlich wollte ich dich ja ganz in einen Hasen verwandeln, aber..."

"MACH SCHON!", zischte Jungkook, schob trotzig das Kinn vor.

"Eins sage ich dir - ich habe heute ein wichtiges Gespräch über meine Zukunft und da kann ich es mir nicht leisten, als...als Versuchskaninchen für billige Tricks her zu halten!"

Jimin knurrte:

"Das sind keine Tricks, sondern das ist echte Magie. Etwas, was du nie verstehen wirst, wenn du dich nicht drauf einlässt, Jungkook. Etwas, was mir sehr viel bedeutet. Ich wollte doch nur ein bisschen Spaß haben - "

"Der Spaß ist wohl ordentlich nach hinten los gegangen, du Superhexe - so nennen dich alle inzwischen!", schnappte Jungkook zurück.

"Denkst du überhaupt nach, wenn du hext? Denkst du auch nur eine klitzekleine Sekunde nach, wie andere sich fühlen? Hast du überhaupt Gefühle? Oder bist du einfach nur ein herzloses Monster, wie sie Leute wie dich in den Legenden betiteln? Du bist keine Superhexe, Park Jimin - für mich bist du der Teufel!"

Mit diesen Worten drehte Jungkook sich um und knallte die Tür hinter sich zu, stapfte hoch in sein Zimmer.

Schweigen erfüllte den Raum, Jimin senkte den Kopf.

Tränen brannten in seinen Augen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit brach Kim Seokjin die drückende Stille, die sich am Esstisch ausgebreitet hatte.

"Okay, ich frage nur ungern, aber - was war gestern Abend los?"