56: Jimins Geschichte I

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"Schneller, Mami, schneller!", jubelte der kleine, pauspäckige Junge hinter dem Rücken der Frau, die auf ihrem treuen Besen Kiku pfeilschnell über den Waldboden sauste.

Ein paar Einhörner wichen ihr gekonnt aus und begrüßten die junge Magierin zackig mit ihren glänzenden Malen auf der Stirn, wieherten:

"Hab viel Spaß im Kindergarten, Park Jimin!"

Es war nicht schwer zu erkennen, dass der kleine, etwa zehnjährige Junge auf dem Besenstiel sich emsig über das freute, was ihn dort alles erwarten sollte.

Park Jimin war ein äußerst fröhliches Kind, was er bereits am Tag seiner Geburt bewiesen hatte, die in einer rauen Herbstnacht gewesen war.

Er konnte sich kaum noch daran erinnern, doch was seine Mutter ihm stets darüber berichtete, wenn er fragte, war, dass er pausenlos gelacht hatte.

Er hatte nicht geweint, wie es sonst andere Babys frisch aus dem Mutterleib taten und bereits daran hatten seine damals überglücklichen Eltern eine Sache festgestellt:

Ihr Sohn war alles andere als gewöhnlich, was in ihrer Welt Gang und Gebe war - der Welt hinter dem Schleier.

Nur wenige Hexen lebten in der Menschenwelt und mussten sich oft im Verborgenen halten, da es Leute gab, die sie für ihre so wundersamen und eigentlich gar nicht schadenbringenden Fähigkeiten jagen und ausrotten wollten.

Diese Leute, so erzählte man sich, legten große Brände, stahlen ihre liebsten Besitztümer und verschleppten sie an einen dunklen Ort, von dem die meisten nie zurück gekehrt waren.

Glücklicherweise hatten es Soo - Ka und ihr Ehemann Soo - Jun vor einigen Monaten unentdeckt in die Hexenwelt geschafft und lebten dort Seite an Seite in einem kleinen Häuschen nahe dem dichten Wald.

Soo - Ka war eine sehr mächtige junge Hexe, die sich in der Menschenwelt mit der Kunst des Backens und Kochens beschäftigt und sogar einen kleinen Laden aufgemacht hatte, der nun von einem freundlichen Trollmädchen in menschlicher Gestalt geführt wurde.

Soo - Jun dagegen war sehr abenteuerlustig und wollte die Menschen kennenlernen, sich zu erkennen geben und sie somit überzeugen, dass man keine Angst vor gutmütigen Hexen wie ihnen beiden haben sollte.

Doch sie beließen es dabei und kehrten dieser so andersartigen und doch faszinierenden Welt auf ewig den Rücken zu, waren sie in ihrer ursprünglichen Dimension doch immer Willkommen gewesen.

Jimins Eltern wollten nicht, dass er in einem Umfeld aufwuchs, das ihn von klein auf als Schandfleck und Teufelsbrut beschimpfte, nur weil er Dinge konnte, die andere nicht konnten.

Sie wollten nicht, dass er für den Rest seines noch so langen Lebens gezeichnet war, von all den schrecklichen Ereignissen, die seine Eltern tagaus tagein in der Menschenwelt mit angesehen hatten.

Und dabei blieb es.

War es bis heute geblieben.







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