79: Die Kammer der Erinnerungen

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"Deine Mutter wollte sie dir irgendwann zeigen!", murmelte Soo - Jun an Jimin gerichtet, während er die knarzenden Stufen hinunter in den Keller stieg.

"Doch sie fand, du wärst noch zu jung und zu schreckhaft, um all die Dinge zu sehen, die sie einst dort drin gesehen hat...deshalb wollte Soo - Ka bis zu deinem 19. Geburtstag warten. Nur leider ist sie nie mehr dazu gekommen!"

Der Hexenmeister schlug die Augen nieder, tiefe Trauer um seine so geliebte Frau entstellte seine Züge.

Mit festem Griff umklammerte er die Petroleumlampe in seiner runzeligen Hand und erklomm eine Stufe nach der anderen, bis die Drei schließlich vor einer in den bröckelnden Putz eingelassenen Tür standen.

Soo - Jun trat beiseite und sprach ein paar Worte, ließ den grellen Schein der Lampe über den kunstvoll verzierten Knauf wandern.

"Ich bitte um Einlass!"

Zuerst geschah nichts, im nächsten Moment jedoch ertönte ein sanftes Klicken und die Tür schwang knarrend auf.

Suga sog erstaunt die Luft ein und auch Jimin konnte nicht fassen, was er sah.

Sie standen in einem riesigen Zimmer, das in jeder Ecke voll gestopft war mit irgendwelchem Zeug - doch nicht nur irgendein Zeug, nein.

Auf unzähligen Regalbrettern stapelten sich alte Schriftrollen, verstaubte Musikinstrumente, Einmachgläser und noch so viel mehr.

Jimin entdeckte Kristallkugeln, Amulette, Zauberstäbe, Beschwörungsmünzen, Krafttriebe und konnte sich gar nicht satt sehen an dem, was allein durch uraltes Hexenhandwerk entstanden war.

Zwischen all dem Kram konnte Suga sogar ein paar ihm sehr wohl vertraute Apparaturen aus der Menschenwelt ausmachen, wie eine Kaffeemaschine, ein Radio oder einen Kühlschrank.

"Ich nenne sie Kammer der Erinnerungen!", hauchte Park Soo - Jun, tauchte beinahe geräuschlos neben dem Teenager auf.

"Meine Frau und ich haben all die Jahre, über die wir unsere kleine Lieblingshexe aufgezogen und ihm die Welt gezeigt haben, diese Dinge angehäuft. Diese Dinge sind ein ewiges Symbol dafür, dass nichts, mag es noch so alt und vergessen sein, für immer in unseren Herzen bleibt. Wir müssen nur daran glauben und es gelegentlich hervor holen, uns erinnern - egal was für schöne oder schreckliche Momente wir mit ihnen verbinden!"

Nun stahl sich doch eine kleine Träne aus seinem Auge und rollte über seine von Falten gegerbte Wange, Park Soo - Jun seufzte tief.

Suga schluckte und wollte ihm gerade sagen, dass ihm der unerwartete Tod seiner Frau ebenfalls sehr nahe ging und furchtbar leid tat.

Aus dem Augenwinkel bemerkte er Jimin, wie er zusammen gesunken vor einem gläsernen Schrein kniete und betete.

Ihm liefen ebenfalls stille Tränen über das Gesicht, während er dem geliebten Besen seiner Mutter hinter dem verkratzten Glas gedachte, dessen einst so glänzender Stiel entzwei gebrochen war.

Der Teenager hockte sich neben ihn und lauschte seiner Stimme, wollte den Moment der Trauer nicht ungewollt zerstören.

Doch irgendwann merkte Jimin seine Präsenz und wischte sich über die geröteten Augen, holte tief Luft.

"Möge Koja dich für immer in seinem Herzen tragen und dich vor jeglichem Unglück schützen, Mutter!", rezitierte er abschließend und erhob sich vom Boden, blickte Suga matt lächelnd an.

"Sie war noch sehr jung, so jung und so talentiert - Mum hat mir alles beigebracht, was ich über die Hexenkunst wissen wollte. Sie hat mir immer versichert, dass ich zu Großem bestimmt wäre...doch sie hat mir nie verraten, zu was genau."

Jimins kleines Lächeln wurde breiter, bis es seine Mundwinkel erreichte.

"Jetzt weiß ich, dass ich dazu bestimmt worden bin, dich zu lieben, Suga.", fuhr er fort.

"Ich brauche kein Großes Orakel, um das zu wissen...allein mein Herz hat mich zu dir geführt und so wird es auch immer bleiben. Ich bin dir auf ewig dankbar, dass es so gekommen ist, Suga - nichts kann und wird je zwischen uns stehen, das schwöre ich dir bei meiner Hexennase!"

Der Teenager lächelte und zog die junge Hexe in einen sanften Kuss, spürte die unendliche Wärme auf seiner Haut, das rhythmische Pochen ihrer beiden Herzen und der stete Fluss von Jimins Hexenblut.

Nichts und niemand konnte Suga davon abhalten, ihn zu lieben.

Noch nicht einmal dieser verdammte Dämon.

Selbst Namjoon hatte es nicht fertig gebracht, sie zu entzweien, hatte geahnt, dass die Liebe ein so machtvolles Band war, was zu zerstören geradezu als Sünde galt.

Und jeder, der das wagte, sollte in der Hölle schmoren.












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