100: Ein langersehntes Abenteuer

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Das Feuer war schon längst erloschen und der nächste Morgen graute, als Taehyun unerwartet aus dem Schlaf geschreckt wurde.

Blinzelnd tastete er nach seiner Kommunikationskugel, die ihm Soobin einst geschenkt hatte und mit der er wirklich jeden außerhalb der Zwischendimension und darüber hinaus erreichen konnte.

Taehyun war noch immer etwas schockiert, da Soobin ihnen allen vorenthalten hatte, dass er der Hexenprinz war und womöglich bald schon zum König gekrönt werden würde.

Doch natürlich konnte er ihm nicht lange böse sein, sie waren schließlich immer noch Freunde.

Und Freunde hielten zusammen, egal welches Geheimnis einer mit sich herum trug.

Was Yeonjun, Beomgyu und Kai betraf, hatten sie Soobins Geständnis viel besser aufgenommen als es Taehyun selbst getan hatte.

Kaum hatte Soobin sein Geheimnis vor den Dreien enthüllt, hatten sie ihn mit Fragen über sein offensichtlich tolles Leben im Palast bombardiert, die er nicht zu beantworten wusste.

Zumal er ja so lange von seinem prunkvollen Dasein fern geblieben war und sich vor dunklen Mächten versteckt gehalten hatte.

Und doch hatte Taehyun irgendwie das Gefühl, dass Soobin sie bald schon verlassen wollte...

Im selben Moment begann die Kommunikationskugel hell zu funkeln und sandte ein grelles Licht über das schlaftrunkene Gesicht des Blonden, ein bunter Wirbel aus Farben waberte im milchigen Glas umher.

Kurz darauf erschien Jeon Jungkooks besorgte Miene in dem Lichtkreis, in knappen Sätzen legte er sofort los:

"K - Kommt bitte...Gefahr...dringend - JETZT!"

Dann verblasste das Bild in der Kugel und Taehyun konnte ganz kurz den Blick auf eine schwebende Gestalt erhaschen, bevor das Licht erlosch.

Ohne, dass Jungkook ein weiteres Wort gesagt hatte, wusste er sofort, was zu tun war.

Im Nu hatte Taehyun seine Freunde geweckt und berichtete Yeonjun, Beomgyu, Kai und Soobin, wer ihre Hilfe brauchte.

Soobins Gesicht wurde ganz blass und er stammelte:

"O - Ohne mich, Leute...ich kann Jungkook doch kaum mehr unter die Augen treten, nach allem was passiert ist..."

Beomgyu, der den Ernst der Lage genauso schnell begriffen hatte wie Taehyun und unbedingt ein neues, waghalsiges Abenteuer brauchte, rüttelte seinen besten Freund unsanft an der Schulter.

"Hast du vergessen, WER du bist, Soobin?", rief er empört, wollte ihn so gut wie möglich umstimmen.

"Du hast selbst gesagt, dass du das Moonchild bist und damit geht wohl die größte Verantwortung einher, die einem jemals in dieser Welt auferlegt worden ist - "

Yeonjun fiel ihm grinsend ins Wort:

"Genau, Binnie. Ich würde töten, um einmal in einem richtigen Palast zu wohnen und mich jeden Tag bedienen zu lassen...hach, du lebst in einem Traum!"

Kai schwieg, obwohl er tief in seinem Inneren genau dasselbe dachte.

Als Letztes war Taehyun dran, legte ihm lächelnd eine Hand auf die Schulter.

"Ich weiß, dass du denkst, du hättest alle um dich herum getäuscht und belogen!", murmelte der Blonde.

"Doch wenn du einmal vor Jungkook stehst und ihm alles haarklein berichtest, wird er es verstehen. Da bin ich mir sicher, Binnie - und nicht nur er, sondern alle anderen werden es ebenfalls verstehen!"

Das reichte, um Soobin endgültig zu beflügeln und er ballte entschlossen die Fäuste, rief:

"Dream Chapter - Gang: Auf zu einem neuen Abenteuer!"

Kai konnte sich nun nicht mehr länger zurück halten und flüsterte:

"Mögen wir bei dem Versuch drauf gehen  oder siegreich zurück kehren!"

Die Fünf stießen sich gleichzeitig die Fäuste entgegen, abermals erschienen glänzende Waffen in ihren Händen.

Während Soobin ein dickes, in Leder gebundenes Zauberbuch erhielt, hatte Taehyun sein mysteriös erscheinendes Schwert gezückt und hieb damit wild in der Luft herum.

Beomgyu trug eine aus Bambus geschnitzte Flöte bei sich, Kai hatte einen Tarnumhang um die Schultern gelegt und Yeonjun -

Er trug einen kleinen Ghettoblaster mit sich, der unaufhörlich die Hits der 80er und 90er spielte und für die nötige Hintergrundmusik in einem Kampf sorgte.

Auch nun plärrte das Gerät irgendeine epische Filmmusik, die jedoch kurzerhand unterbrochen wurde, als Kai fragte:

"Und wie kommen wir nun in die Menschenwelt? Das Portal hat sich doch seit Ewigkeiten nicht mehr geöffnet..."

"Da kann ich Abhilfe schaffen!", meinte Soobin und blätterte angestrengt durch die Seiten des Buches, bis er den richtigen Spruch gefunden hatte.

Er legte das Buch vor sich auf das platt gedrückte Gras, hob die Arme und murmelte:

Ato La - Ji,
Ato La - Ki,
Ato Ka - Si,
Ato Ja - Ki.

Durch die Welten reisen wir,
ein Portal muss ganz schnell her!

Sowie Soobin die Worte gesprochen hatte, zuckte ein greller Blitz über die Fünf hinweg und formte sich mitten in der Luft zu einem wirbelnden Kreis aus goldenem Licht.

Taehyun verschlug es glatt den Atem, war er gerade Zeuge von echter Hexerei geworden - von dem, was Park Jimin konnte, mal abgesehen.

Yeonjun, Beomgyu und Kai wagten sich nicht zu rühren, fürchteten, den so sorgsam gewirkten Zauber mit einer bloßen Bewegung zum Einsturz zu bringen.

In dem Moment meldete sich der Rosahaarige.

"Okay, da ist das Portal - und wie sollen wir jetzt hindurch kommen? Es ist viel zu hoch oben, um es zu Fuß zu schaffen..."

Taehyun guckte sich in ihrem Zuhause um, lief dann zum Schrottplatz und wühlte fieberhaft in den dort vernachlässigten Sachen herum, seine vier Kameraden beobachteten ihn.

Wenig später kehrte er etwas verdreckt zurück und hielt fünf Besen in den Händen, Beomgyu kiekste vor Glück.

"Oh mein Gott...wir können Harry Potter spielen!"

Der Blonde schüttelte den Kopf und entgegnete:

"Die sind nicht zum Spielen, sondern für eine Rettungsaktion - erinnert ihr euch an die Szene in Harry Potter 7, wo sie Draco aus dem Feuer im Raum der Wünsche befreien?"

Als niemand reagierte, bis vielleicht auf Beomgyu, grinste Taehyun.

"Genauso machen wir es!"













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