45: Die Manyeo Academy I

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Suga staunte nicht schlecht, als die Kutsche wenige Minuten später auf der anderen Seite des Portals eintraf und der Zentaur mit fröhlicher Stimme verkündete:

"Wir sind da, Kleiner. Willkommen an der Manyeo Academy!"

Der Teenager raffte hastig sein Zeug zusammen und stieg aus, während sein Chauffeur sich noch mit der Torte abmühte.

"Madam Sakura erwartet dich bereits im Innenhof...", ächzte das Mischwesen und versuchte fieberhaft, das Gleichgewicht auf seinen vier Hufen zu halten, da der Kuchen ihm gehörig die Sicht verdeckte.

"Bei Merlins Grab, ist das Ding schwer..."

Doch Suga hörte nicht mehr zu, so atemberaubend war dieser Anblick, der dort vor ihm lag.

Die Manyeo Academy glich einem gewaltigen Märchenschloss, mit kleinen Türmchen und Erkern, die überall verteilt waren.

Das ganze Gebäude hatte einen rostroten Anstrich, dessen glänzende, hier und da mit Moos überwucherte Marmorfassade schon etwas in die Jahre gekommen war und kleine Risse in der Form von Spinnennetzen im Mauerwerk aufwies.

"Warte nur ab, bis du das Innere siehst!", meinte der Zentaur und stellte sich nun endlich als Kuro vor.

"Aber jetzt gehen wir erst einmal zu Madam Sakura. Die Frau kann schnell ungemütlich werden, wenn man die vereinbarten Termine nicht einhält - du weißt schon."

Er grinste und warf seine blonde Mähne zurück, die sein halbes Gesicht verdeckte.

Dann geleitete er Suga in den sonnendurchfluteten Innenhof, den man nur über eine kleine Zugbrücke erreichen konnte.

Direkt unter seinen Füßen befand sich ein finsterer Tümpel, in dem irgendetwas zu leben schien, denn das muntere Knarzen der Brücke ließ die eben noch seichte Oberfläche wild hin und her schwappen.

Suga wollte lieber nicht wissen, was genau dort unten war, doch er hätte schwören können, dass ihn gerade eben zwei gelbe Augenpaare neugierig gemustert hatten.

Im Innenhof der Akademie herrschte reges Treiben.

Schüler jeden Alters liefen geschäftig hierher und dorthin, trugen ihre vielen schweren Bücher mittels Magie vor sich her und schienen den Neuen kaum zu bemerken.

Ein paar Mischwesen wie Kuro befanden sich auch unter ihnen, Suga entdeckte ein ganzes Dutzend Trolle, die in einer etwas abgedunkelten Ecke des Hofes Schach spielten oder sich einen Ringkampf lieferten.

Gleich in der Mitte des Platzes schwamm eine Meerjungfrau in einem kleinen Bach hin und her, streckte ihren mit schlammigen Algen bedeckten Kopf aus dem Wasser und erschreckte zwei Mädchen, die gerade daran vorbei schlenderten.

Das Meerwesen lachte gehässig und tauchte sogleich wieder ab, winkte den beiden noch zu, die sich sogleich wild kreischend aus dem Staub machten.

Kuro zuckte die Achseln:

"Das ist Taku. Sie liebt es, Leute zu erschrecken, also geh besser nicht so dicht heran. Besonders dann nicht, wenn sie mies gelaunt ist, schließlich willst du ja nicht ihr Mittagessen werden - kleiner Scherz!"

Suga fand das jedoch alles andere als komisch und hätte dem Zentauren am liebsten die ganze Torte ins Gesicht geklatscht.

Trotz allem nahm er sich vor, einen weiten Bogen um den Teich zu machen und vielleicht doch ein paar Worte mit der Meerjungfrau zu wechseln.

Ein bisschen Gesellschaft konnte ihr bestimmt gut tun...

Ohne Vorwarnung sauste plötzlich ein vertrauter Besen über ihre Köpfe hinweg und kam unmittelbar vor den beiden auf dem staubigen Boden auf.

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