Witch Hunt - Die Suche ✔

106: Offenbarung

Gedankenverloren saß die kleine Yumi auf dem Fensterbrett und schaute in die Ferne.

Noch vor wenigen Minuten hatte sie eine Sternschnuppe gesehen, die direkt an ihrem Haus vorbei geflogen war.

Sie wusste, dass sie sich das nicht eingebildet hatte, obwohl ihr älterer Bruder steif und fest behauptete, seine Schwester würde ihm ständig irgendwelche Märchen auftischen.

Genau wie im letzten Jahr, als Yumi doch tatsächlich einer waschechten Hexe begegnet war...

Es war ein Junge gewesen.

Ein Junge mit blonden kurzen Haaren und einem freundlichen Lächeln im Gesicht.

Und er war auf einem Besen geflogen.

Sie wusste, dass es dort draußen viel mehr gab, als man sich vorstellen konnte.

Sollten die Leute um sie herum doch reden, wie sie wollten - Yumi glaubte felsenfest an ihre sogenannten Hirngespinste und nichts würde sie jemals davon abbringen können, es auch weiterhin zu glauben.

Schließlich hatte sie sie mit eigenen Augen gesehen...

Die Elfjährige seufzte tief und gähnte, wollte aber noch lange nicht ins Bett gehen.

Vielleicht, nur vielleicht würde die Hexe zurück kommen und dann konnte Yumi ihren Eltern und ihrem doofen Bruder endlich beweisen, dass sie nicht geträumt hatte.

Sie musste nur geduldig sein und warten, dann würde sie bestimmt kommen...

Jeden Moment musste es soweit sein...

Suga und Jimin kesselten die Königsschwester ein, weit über ihnen konnte der Teenager die flirrenden Umrisse des Portals in die Hexenwelt erblicken.

Wenn Lio - Chen dort hinein flog, wäre alles vorbei und die beiden Welten würden niemals mehr vereint werden...

Doch Suga würde es nicht so weit kommen lassen.

Sie waren so nah dran und würden nicht aufgeben, bis sie ihre Mission erfüllt hatten - bis Suga seine Mission erfüllt hatte.

"Geben Sie auf, Lio - Chen!", knurrte Suga und umkreiste die Magierin wie ein wildes Tier vor seiner Beute, Jimin tat es ihm nach.

"Wir wissen beide, dass ihr ganzes Leben auf einer einzigen Lüge basiert und werden nicht zögern, Sie selbst zum Hexenrat zu schicken - "

Die Königsschwester lachte und rief:

"Der Hexenrat hat rein gar nichts gegen mich in der Hand. Diese unfähigen Spitzbärte glauben immer noch, dass ich die Akademie leite, also schert euch das aus dem Kopf. Hach, Kinder wie ihr sind so leicht zu umgarnen, man glaubt es kaum...und ich habe die Rolle der unschuldigen Direktorin mit Bravour gespielt, findet ihr nicht?"

"Dann gibt es also wirklich keine Madam Sakura, richtig?", fragte Jimin und schüttelte fassungslos den Kopf, Lio - Chen nickte:

"Es gibt sie genauso wenig, wie der Glaube an Auserwählte besteht...wohl kaum. Ich habe meinen Plan geschickt eingefädelt, jahrelang auf ein Zeichen meiner Rache gewartet. Ich erlernte die Dunkelmagie, an der Seite meines Meisters Joon - Sha und verließ ihn, wissend, dass ich nun die Macht besaß, ein ganzes Königreich zu stürzen...das Königreich, was meine Schwester stets für sich und ihren Sohn beansprucht hatte."

Sie machte eine Pause, sprach mit belegter Stimme weiter.

"Shin - La war eingebildet. Schon damals als Kind steckte man sie in wunderschöne Kleider, brachte ihr die Kunst der Alchemie und Musikmagie bei, beeinflusste ihren Geist mit allen möglichen Verlockungen. Jedes Mal, wenn sie mich sah, ein hageres Mädchen mit eher schmutziger Kleidung am Leib, kam sie nicht umhin, mir zu sagen, wie bildhübsch sie doch aussähe...und seitdem wollte ich sie am liebsten zum Teufel schicken!"