59: Jimins Geschichte IV

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Fünf weitere Jahre vergingen und Park Jimin wurde zusehends begabter und selbstsicherer, was seine Hexkraft anging.

Die letzten Monate hatte er Stunden um Stunden damit verbracht, verschiedene Sprüche und Formeln auswendig zu lernen und sie schlussendlich auch anzuwenden.

Er hatte gelernt, sein Kraftwort zu finden, was jeder zukünftigen Manyeo das Bewusstsein über ihre so wundersamen Fähigkeiten verlieh und manchen Zaubereien das gewisse Etwas gab.

Er hatte gelernt, einen Besen zu fliegen und nun nicht mehr in Bäume zu krachen, wenn dem etwas störrischen Fluggerät gerade danach war.

Er hatte schon so vieles gelernt und verinnerlicht, was im Hexenkindergarten niemand in so kurzer Zeit hätte lernen können.

Es war nicht schwer zu erkennen, dass Park Jimin geradezu ein Wunderkind war.

Und nun, nach all den Jahren mühseliger Lernerei, hatte sich die ganze Sache ausgezahlt.

Denn schon sehr bald würde Park Jimin auf die begehrteste und renommierteste Schule für junge Hexen gehen, die sich Eltern für ihre Hexensprösslinge nur wünschen konnten.

Die Manyeo Academy.

Bereits als Sechsjähriger hatte Jimin davon geträumt, endlich eine waschechte Manyeo zu werden und eins der vielen magischen Handwerke zu erlernen, die in seiner Welt wirklich jeder praktizierte.

Egal ob Wahrsagerei, Alchemie, Heilhexerei oder auch die richtige Haltung und Pflege magischer Geschöpfe - für absolut jede angehende Hexe war etwas dabei.

Doch es gab in der Hexenwelt auch die sogenannte Dunkelmagie, die seit Einführung eines neuen Gesetzes strikt vom Hexenrat verboten worden war.

Taehyung, der seit ihrer Begegnung im Kindergarten regelmäßig bei den Parks zu Besuch gewesen war, hatte Jimin alles über den Sha - Clan erzählt, was er wusste.

Ihr Anführer und gleichzeitig der Vater von Joon - Shoo, Joon - Sha, praktizierte schon seit mehreren Generationen Dunkelmagie und beschwor blutrünstige Dämonen aus den finstersten Ecken der Hölle, die ihm für den Rest ihres verdammten Lebens dienen mussten.

Zumindest behaupteten dies diejenigen, die einst aus Joon - Shas Klauen als Sklaven entkommen waren und seitdem überall herum posaunten, dass sie vermutlich die nächsten sein würden.

Was den Hexenrat betraf, scherte dieser sich keinen Deut um die Sklaven, von denen einige sogar Menschen waren, und ließ sie irgendwelche niederen Arbeiten verrichten, wovon sie kaum leben konnten.

Es war, wie Taehyung einst prophezeit hatte - der Rat kümmerte sich stets um seine eigenen Angelegenheiten als um die, denen es wirklich schlecht ging.

Mittlerweile war Jimin einen Tag davon entfernt, 18 Jahre alt zu werden und somit an der bekannten Übergangszeremonie einer Manyeo teilzuhaben.

Seine Eltern hatten diese wichtige Zeremonie bereits im Teenageralter vollzogen und waren kurz danach an der Manyeo Academy angenommen worden, wovon sie ihrem Sohn immer noch alles zu berichten wussten.

Natürlich hatte Jimin Zweifel, ob er mit seinen Fähigkeiten das Große Orakel beeindrucken und sich ebenfalls einen Platz auf der Akademie sichern konnte.

Doch seine Mutter beruhigte ihn, war sie es immerhin gewesen, die ihn seit Jahren auf diesen einen Moment vorbereitet hatte.

"Du wirst schon auf die Akademie kommen, Jimin!", meinte Soo - Ka und lächelte ihren Sohn liebevoll an, der es sich neben ihr in dem großen Ohrensessel bequem gemacht hatte.

"In dir fließt das mächtige Blut unserer Vorfahren, nutze deine Kraft weise und bescheiden. Und egal wie es am Ende ausgehen wird, ich und dein Vater werden bei dir sein. Das versprechen wir dir von ganzem Herzen!"

Diese Worte beflügelten Jimin so sehr, dass er in der sternenverhangenen Vollmondnacht wenige Stunden vor Beginn des Übergangsrituals noch heimlich übte.

Es hieß, dass die Kräfte einer Manyeo bei Vollmond am stärksten und somit wirksamer waren, deshalb war die Gelegenheit geradezu perfekt.

Zuerst verwandelte Jimin einen Stein in eine Gans, die ihm leider laut quakend davon rannte, bevor er den Zauber rückgängig machen konnte.

Dann ließ er mittels seiner Gedankenkraft all die schweren Bücher in Soo - Juns Arbeitszimmer schweben, die sich mühelos einige Minuten in der Luft halten konnten, bis sie irgendwann zu Boden polterten und dabei nicht gerade leise waren.

Zu guter Letzt stahl er sich den Besen seiner Mutter aus ihrem Schlafzimmer und flog mit Kiku hoch über die Baumwipfel, drehte eine Runde über dem kleinen Spielzeughäuschen, was von oben wirklich extrem winzig aussah.

Da Kiku jedoch nur auf Soo - Ka hörte und nicht gerade begeistert über Jimins Leichtsinn war, setzte er ihn behutsam vor dem Haus ab und tänzelte ins Schlafzimmer zurück.

Die junge Hexe merkte plötzlich, wie müde er war und schlief mitten auf dem weichen Gras ein, während ihn winzige Glühwürmchen mit ihren Lichtern sanft ins Land der Träume geleiteten.























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