28: Die Hexengrube

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Ihre fette, menschliche Beute im Schlepptau zogen die Geisterreiter vondannen.

Ihre Pferde wurden nie müde, da sie die kraftvollen Seelen ihrer Ahnen inne hatten und deshalb vor Energie nur so strotzten, ihre fast schwarzen Augen und silbrigen Mähnen waren ihr Markenzeichen.

Überall wo diese Reiter hin kamen, versprühten sie den beißenden Geruch des Todes und konnten mit einem Hauch das pulsierende Leben aus einem heraus saugen.

Sie waren im ganzen Land gefürchtet, mehr noch als irgendwelche Jäger oder Banditen.

Sie sähten Zerstörung, labten sich an den verzweifelten Seelen der Menschen, quälten sie bis zum bitteren Ende.

Es war ihre Pflicht, sie sorgten dafür, dass unwürdiges Gesindel wie Hexen oder Trolle vom Angesicht dieser ohnehin schon verseuchten Erde verschwanden.

Sie hatten dem ewigen Gott Koja ihre Treue geschworen und so würde es auch bleiben, bis in alle Ewigkeit.

Im Gegenzug hatte er sie zu seinen Tempelwächtern ernannt, der nun so grausam entweiht worden war.

Und dieses Verbrechen forderte die Höchststrafe.

"Oh Mann!", stöhnte Hoseok, der vergeblich versuchte, seine Fesseln mit den Zähnen zu zerbeißen.

Nach einer Weile gab er schließlich auf, Tränen brannten in seinen Augen.

"Wieso? Wieso hat uns unser eigener Vater gerade an irgendwelche mordlustigen Kreaturen verfüttert? Unser eigener Vater, Yoongi - ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten..."

Suga fuhr wütend herum, soweit es die Schnüre an seinen Armen und Beinen zu ließen.

Dann entgegnete er:

"Dieser Mann - er ist nicht unser Vater. Jedenfalls noch nicht. Er hatte Angst, Angst um seine Shin - La. Diese Sanduhr, damit will er sie zurück holen. Die beiden können wieder vereint werden, Hoseok. Er hatte nur Angst, dass wir seinen Plan zunichte machen und sie ihm weg nehmen. Deshalb hat er das getan, er hatte keine andere Wahl...ich bin mir sicher, er wird uns alles erklären, wenn wir wieder in der Gegenwart sind...falls - "

Er verkniff sich die letzten Worte, Hoseok war eh so nah am Wasser gebaut.

Falls wir dann überhaupt noch leben.

Irgendwann hatten die Geisterreiter ihr Ziel erreicht und stiegen von ihren edlen Rossen, luden die Gefangenen auf schwebende Karren.

Sie selbst lösten sich kurzerhand in dichten Nebel auf, waberten über ihnen als unförmige Wolke.

Mit dem Klatschen ihrer Hände setzten sich die Karren in Bewegung und sausten durch einen riesigen, in den massiven Berg eingelassenen Torbogen.

Dunkelheit umgab die Drei, konnten noch nicht einmal die Finger vor Augen sehen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit jedoch flammten nacheinander weiße, schummrige Lichter auf und erhellten einen mit Eisengittern verstärkten Käfig.

Und gleich in der Mitte befand sich eine metertiefe, ausgehobene Grube vor ihnen in dem schlammigen Erdboden.

Jimin schrie entsetzt auf und zerrte wie eine Furie an seinen Fesseln, begann hysterisch zu schluchzen.

Einer der Geisterreiter schritt auf den Karren zu, packte die junge Hexe grob am Arm und schleifte sie auf das Loch zu.

Jimin schluchzte und flehte, es half nichts.

Er wollte nicht sterben.

Er wollte einfach nicht sterben.

Doch scheinbar war dies seine gerechte Strafe für den Fehler, den er begangen hatte.

Jetzt konnte ihn nur noch ein Wunder retten...

"HALT!", rief eine Stimme direkt hinter dem einen Geisterreiter, der Jimin gepackt hatte und der wirbelte verdutzt herum.

Eine vermummte Gestalt trat aus den Schatten der geisterhaften Lichter und blickte sein Gegenüber mit stechenden, eisblauen Augen an.

Jimins Herz machte einen unerwarteten Hüpfer.

Diese Augen kamen ihm irgendwie bekannt vor...sehr bekannt.

Der Vermummte schritt näher an den Geisterreiter heran und musterte ihn, sein Blick wanderte zu der jungen Hexe.

"Offenbar weißt du nicht, dass man jede Gefangene erst einmal überprüfen sollte, bevor man das Urteil vollstreckt!", knurrte er und wies auf Jimin.

"Händige diese kleine Manyeo mir aus, ich erledige das. Und die beiden anderen gibst du mir auch, verstanden?"

Der Geisterreiter verzog keine Miene:

"Ich habe dich hier noch nie gesehen - woher weiß ich, dass du mich nicht belügst? Weiß der Boss, dass du ohne seine Erlaubnis operierst?"

"Oh ja, das weiß er nur zu gut!", wisperte die Gestalt und blies ihm seinen heißen Atem ins Gesicht, gab dem Geisterreiter einen kräftigen Schubs nach vorne.

"Schmore in der Hölle, mein Bester!"

Bevor der Geisterreiter wusste, was geschah, hatte ihn der Schlamm mit einem Haps verschluckt und zersetzte seine mickrigen, noch übrig gebliebenen Knochen zu einem unförmigen Brei.

Aufgeweckt von dem Tumult, stürmten die anderen Geisterreiter heran, zogen ihre Schwerter beim Anblick des Unbekannten.

Dieser überlegte nicht lange, holte aus und warf etwas nach der Truppe, was sich sogleich im ganzen Raum verteilte und ihnen die Sicht nahm.

Während die Geisterreiter schimpfend umher schlitterten und versuchten, sich einen Weg zu bahnen, löste er die Fesseln und zerrte die Drei hinter sich her.

Als nach wenigen Metern der rettende Ausgang in Sicht kam, blieb der Vermummte stehen und enthüllte sein verschmitzt grinsendes Gesicht.

"Na ihr?", meinte Kim Namjoon und lächelte gespielt hämisch.

"Habt ihr mich vermisst?"

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