Namjoon schnappte sich das Legendenbuch vom Regal und blätterte fieberhaft darin herum, bis er die richtige Seite gefunden hatte.
"Viele magistrale Historiker haben bereits versucht, die geheimnisvolle Botschaft der Götter zu entschlüsseln, die diese seit mehreren Generationen den Auserwählten überbringen - in der Hoffnung, die vier darin genannten Artefakte für sich zu beanspruchen und öffentlichen Forschungszwecken zu unterziehen!", las er laut vor, nagelte Jin, Taehyung, Suga und Jimin an ihren Stühlen fest.
"Als Kojas Kinder davon erfuhren, stießen sie vom Himmel herab und ermordeten all jene, die ihr Geheimnis enthüllen und der Außenwelt präsentieren wollten. Die Götter wollten nicht, dass man ihre so sorgsam gehütete Botschaft preis gab und haben seit jeher einen raffinierten Zauber gewoben, der es nur dem Auserwählten selbst ermöglicht, sich diese Worte einzuprägen und zu entschlüsseln. Denn was diese kostbare Macht in den Händen Unwissender anrichten kann, bleibt bis heute ein Rätsel."
Schweigen entstand zwischen den Anwesenden, als Namjoon das Buch zuklappte und in seinem nimmervollen Beutel verschwinden ließ, den er einst von einem wohlhabenden Hexenmeister namens Merlin gestohlen hatte.
Ja, DER Merlin.
Glücklicherweise war er nie sonderlich böse auf ihn gewesen, da der schrullige Alte ständig Sachen dort verstaut hatte und sich später nicht mehr erinnern konnte, wo genau sie denn nun waren.
Insgeheim hatte Namjoon ihm damit einen Gefallen getan, obwohl Merlin das natürlich nie zugeben würde.
Ganz genauso wie Namjoon selbst es nie zugeben würde, dass er König Artus persönlich getroffen und ihn zum Heiligen Gral geführt hatte.
Suga war der Erste, der das Wort ergriff:
"Okay, die ersten beiden Artefakte hätten wir bereits ausfindig gemacht - die Sanduhr und den Besen. Fehlen nur noch der Spiegel und das Schwert..."
Er tigerte grübelnd im Zimmer umher, Taehyung runzelte die Stirn.
"Warte mal, Erdling!", rief er.
"Wir müssen systematisch vorgehen, zu schnelle Schlüsse zu ziehen könnte fatale Konsequenzen haben. Am besten ist es, wenn wir jeden einzelnen Satz dieses Rätsels gründlich unter die Lupe nehmen, bevor wir uns noch irren - "
Jin legte dem Alchemisten lächelnd eine Hand auf die Schulter:
"Mein Sohn weiß schon, was er tut."
Nachdenklich wandte er sich dem Teenager zu.
"Außerdem müsste sich Juju immer noch im Haus von Chen - Li befinden und die Sanduhr ist sicher bei mir verwahrt...deshalb schlage ich vor, dass wir zuerst in die Menschenwelt gehen. Danach können wir in Ruhe überlegen, wo das Schwert und der Spiegel ist!"
Tu nicht so, schnarrte eine boshafte Stimme in seinen Gedanken, wollte ihn dazu bringen, sein Geheimnis preiszugeben.
Du weißt genau, wo der Spiegel ist. Du bist nur zu feige, um es deinem Sohn zu verraten, was ihm doch eigentlich sehr helfen könnte...
Jin ertappte sich dabei, wie seine Faust auf den Tisch neben ihm knallte und zog diese schnell zurück.
Gerade meldete sich Jimin, stimmte seinem Vorschlag zu:
"Ich wäre auch dafür, dass wir zuerst in die Menschenwelt gehen. Und außerdem möchten Jungkook und Hoseok vielleicht ebenfalls mitkommen, so etwas lassen sich die beiden bestimmt nicht entgehen..."
"Schlaue Idee, Jimin!", entgegnete Suga, gluckste.
"Ich wette, unser lieber JK springt im Dreieck, wenn er hört, was wir bereits alles erlebt haben..."
Jungkook schwebte auf Wolke Sieben.
Gestern hatte er in der Vorlesung über Kunstkritik ein ziemlich hübsches Mädchen kennengelernt und sich gleich in sie verliebt.
Sie hieß Tsuko und war ebenfalls ein Riesenfan von seinen Zeichnungen, hatte sogar schon für ihn Modell gestanden.
Yangyang hatte ihm einige Tipps gegeben, wie man ein so hübsches Mädchen letztendlich erobern konnte und ihm sogar angeboten, romantische Musik für ein Picknick im Mondschein beizusteuern.
Denn was weibliche Wesen betraf, war Jungkook noch nie der große Versteher gewesen...
Trotz Yangyangs Angebot probierte er es auf eigene Faust und bisher hatte es auch ziemlich gut geklappt - wäre da nicht Jungkooks Angst, vor Tsuko plötzlich mit dem heraus zu rutschen, was er letztes Jahr erlebt hatte.
Er hatte es schon vor seinem Dozenten nicht fertig gebracht und jetzt auch noch vor einem vielleicht einschüchternden Mädchen dicht zu halten - das war die buchstäbliche Hölle.
So kam es, dass sich Jungkook, eine Woche nach dem Kennenlernen der beiden, mit Tsuko einen Film ansah.
Der Zauberer von Oz, was dem waghalsigen Abenteuer letztes Jahr nicht sonderlich nahe kam, ihm trotzdem keine Ruhe ließ.
Und schließlich, als die furchtsame Hexe des Westens auf dem Bildschirm erschien und die kleine Dorothy bedrohte, griff sich Jungkook kurzerhand die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.
Er konnte das einfach nicht.
Nicht, wenn er wusste, was sich dort draußen wirklich verbarg.
"Sag mal, spinnst du?", zischte Tsuko, reckte trotzig das Kinn vor, wobei sie mega süß aussah.
"Gerade wurde es voll spannend, was ist denn plötzlich los?"
Jungkook brach der Schweiß aus, er konnte nicht still sitzen.
Was sollte er ihr bloß sagen?
Wie sollte er es ihr sagen?
Gott, sie würde ihn zum Psychologen schicken, ihn für verrückt erklären...
Doch hatte er eine Wahl?
Er holte tief Luft und entgegnete:
"Glaubst - Glaubst du an Hexen? Du weißt schon, besenreitende, hexende...Hexen. Mit Zaubertränken und so..."
Tsuko starrte ihn an, als hätte er ihr soeben ein Verbrechen gestanden.
Langsam, ganz langsam hob sie eine Braue.
"Hexen?", fragte sie, sichtlich unbeeindruckt.
"Ich habe darüber gelesen, dass es sie geben soll, aber wer glaubt so einen Quatsch denn? Ganz ehrlich, dieses ganze Zeug über Parallelwelten und magische Wesen wurde doch nur in die Welt gesetzt, um naive Leute wie dich dazu zu bringen, aus ihren Löchern raus zu kommen - "
Jungkook glaubte nicht richtig zu hören.
"Ich - ich kenne eine Hexe!", stieß er hervor und verfluchte sich im nächsten Moment dafür, es gesagt zu haben.
Unbeirrt redete er weiter, hoffte, dass er es nicht bereuen würde.
"Er heißt Park Jimin und ist unglaublich talentiert. Er fliegt auf einem Besen, er kann Dinge geschehen lassen, die du dir nicht im Traum vorstellen könntest...er - er ist einfach cool!"
Tsuko reagierte nicht, saß einfach nur stumm da und überlegte, was sie eigentlich noch glauben sollte.
Dann nahm sie ihre Tasche vom Bett und meinte kopfschüttelnd:
"Was bist du, mein Freund oder ein Märchenerzähler? Ehrlich, so einen Mist habe ich noch nie gehört..."
Sie wollte gerade die Tür öffnen, da bauschten sich plötzlich die Vorhänge vor dem Fenster, obwohl kein einziges Lüftchen wehte.
Tsuko blieb wie angewurzelt im Rahmen stehen, starrte Jimin an, der mit Suga auf seinem Besen saß und ihr verschmitzt zu winkte.
"Hey, JK!", rief Suga und reckte einen Daumen in die Richtung seines Bruders, der sich ungemein freute, ihn zu sehen.
"Was dagegen, wenn wir dich mitnehmen?"
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Witch Hunt - Die Suche ✔
FanfictionFortsetzung zu "Witch Hunt" _________ Nachdem Min Yoongi die junge Hexe Park Jimin aus den Fängen eines zwielichtigen Jägers befreit hat, hat sich sein bisher eher unspektakuläres Leben drastisch verändert. Nun soll der gerade mal 15 - jährige Teen...