55: Das verhexte Himmelbett

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"Meine allererste Wächterelfe war genauso!", flüsterte Jimin verträumt und betrachtete die schlummernde Shiko auf Sugas neuem Himmelbett.

Die beiden hatten es nicht umhin gebracht, sie aufzuwecken und unterhielten sich stattdessen gedämpft, hin und wieder unterbrochen von abrupten Schnarchern des kleinen Geschöpfes.

"Sie hat pausenlos geschlafen, wann immer sie wollte und wo gerade die Gelegenheit war. Manche Elfen sind wie Katzen, sie finden immer einen Platz zum Ausruhen."

Gedankenverloren zupfte Jimin an der Tagesdecke, auf der die beiden hockten und wippte im Schneidersitz vor und zurück.

"Na ja, Jihi war eigentlich keine Elfe, sondern eine Todesfee. Sie schwirren manchmal in den Gängen herum und beobachten, ob wer unerlaubt Magie praktiziert. Das ist nämlich eine der Regeln hier - keine Hexerei auf den Gängen oder im Klassenzimmer, solange kein Lehrer da ist, um es zu überwachen. Fliegerei ist natürlich auch verboten, was du ja eben mitbekommen hast...aber eigentlich haben wir hier auf der Akademie alle Freiheiten, die man sich als Manyeo nur wünschen kann."

Suga schwieg, lauschte auf jeden einzelnen Atemzug von Shiko und wollte sich am liebsten ebenfalls in die weichen Kissen kuscheln.

Die Müdigkeit, die ihn ganz plötzlich überkam, ließ sich nur schwer verdrängen und der Teenager fühlte sich, als wäre er schon halb ins Land der Träume unterwegs.

Ob es daran lag, dass er in letzter Zeit kaum Schlaf gekriegt hatte und ihn jetzt mehr benötigte als noch vor wenigen Wochen?

Was war bloß los mit ihm, normalerweise hatte er sich doch noch nie so schlapp gefühlt und jetzt, auf einmal...

Er konnte kaum mehr die Augen offen halten, so müde war er.

So schrecklich müde...

"J - Jimin?", stieß Suga kraftlos hervor und krallte seine Finger in den weichen Stoff der Laken, sein Gesicht wurde ganz träge.

"Jimin, ich...ich fühle mich auf einmal so...so komisch - ich...ich glaube, ich schlafe gleich ein..."

Die junge Hexe hob den Kopf und brach kurze Zeit später in Gelächter aus, während er Sugas zerknautschte Miene begutachtete.

Nachdem Jimin sich wieder gefangen hatte, entgegnete er schmunzelnd:

"In diesem Bett ist ein besonders starker Schlafzauber eingenäht worden, deshalb ist Shiko die ganze Zeit nicht ansprechbar. Und wie es aussieht, fällst du ihm gleich ebenfalls zum Opfer...na, dann träume süß, mein Kleiner!"

Er wandte sich zum Gehen, doch Suga robbte so gut wie es noch ging zu ihm hinüber und packte seine Hand.

"Bitte bleib hier, Jiminie!", flehte er und schmiegte sich an ihn, driftete allmählich tiefer und tiefer ins Land der Träume, wo es ihm eigentlich gar nicht gefiel.

Wenn er jetzt einschlief, würden die Alpträume zurück kehren und ihn womöglich bis an sein Lebensende nicht mehr in Ruhe lassen...

Es sei denn, Jimin konnte ihn mit irgendetwas ablenken, damit die schlechten Träume erst gar keine Chance hatten, in sein Gedächtnis vorzudringen...

"Kannst du mir eine Geschichte erzählen?", bat Suga wie ein kleines Kind vor dem Einschlafen, was er theoretisch gerade war.

"Es muss auch keine lange sein, nur bitte erzähl mir was. Irgendwas, Jiminie - bitteeee..."

Die junge Hexe setzte sich wieder und strich dem Teenager über die weichen, dunklen Haare, entgegnete:

"Was denn für eine Geschichte, Sugamaus? Ich darf dich doch Sugamaus nennen, oder?"

"Jaaaa, darfst du!", murmelte Suga mit allerletzter Kraft, bevor sein Arm von einer wohligen Taubheit erfasst wurde und reglos hinab sank.

"Ist mir egal, was für eine Geschichte. Nur bitte etwas Schönes, okay? Und was Lustiges wäre ganz toll - "

Jimin lächelte, während dem Teenager allmählich die Augen zu fielen und machte es sich neben ihm auf der Matratze bequem.

"Habe ich dir jemals die Geschichte vom kleinen Park Jimin erzählt und seinem allergrößten Wunsch, eine Manyeo zu werden? Nein? Also gut!"

Er senkte seine Stimme zu einem Wispern, ließ jegliche Erinnerung an diese tolle Zeit vor seinem inneren Auge Revue passieren.

Dann begann Jimin zu erzählen, versetzte sich gedanklich und innerlich in das kleine, lebensfrohe und neugierige Kind zurück, das er vor nicht allzu langer Zeit gewesen war.









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