Es war spät abends, oder eher sehr früh morgens, als Selina Jackson ins Bad ging, um den Becher, den sie in der Hand hielt, auszuwaschen und mit neuem Wasser zu befüllen, damit die gelbe Acrylfarbe, die sie gleich benutzen würde, durch das grün blaue Wasser im Becher nicht verschmutzt wurde. Sie arbeitete schon so lange an diesem Bild. Sie hatte absolut keine Lust, dass ihr Meisterwerk durch einen unsauber ausgewaschenen Pinsel oder ein verschmutzes Gelb zerstört wurde, denn auf dieses Bild war sie verdammt stolz. Sie tanzte sich mit Kopfhörern in den Ohren durch die Wohnung bis zum Bad. Ihre Eltern waren die Woche über verreist. Sie hätte mitkommen können, hatte aber zu Hause bleiben wollen, so gerne sie Camp Half-Blood auch mochte. Sie wollte ihr Bild endlich fertig malen. „Love me like u do, oh, oh, love me like u do!", grölte sie mit und schloss die Augen für einen kurzen Moment. Als sie wieder über sich in den Spiegel sah schrie sie auf, ließ den Becher fallen und drehte sich um.
Vor ihr stand ein Mann. Er war dunkel angezogen und bleich wie der Tod. Sie war ungefähr einen Kopf kleiner als er. Er sah sie an und ließ zwei Wasserbälle in ihren Händen erscheinen. Das mit dem Wasser hatte sie von ihrem Dad „geerbt", aber das logische Denken definitiv von ihrer Mom. Wenn der Typ auf sie losgehen würde, hätte sie keine allzu große Chance an ihm vorbei zu kommen. Das Badezimmer war klein. Aber sie hatte den Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Wenn sie ihm das Wasser voll ins Gesicht knallen würde, wäre er für eine Sekunde abgelenkt, sie könnte neben ihm aus dem Zimmer schlüpfen, ins Nebenzimmer rennen und ihr Schwert vom Fensterbrett nehmen.
Keiner der Beiden sagte etwas, bis der Mann einen Schritt auf sie zu kam. Sie schleuderte ihm die Wasserbälle ins Gesicht und gab ihm einen saftigen Kinnhacken. Anschließend rannte sie an ihm vorbei in ihr Zimmer und griff ihr Schwert vom Fensterbrett und stellte sich kampfbereit neben die Tür. Der Typ kam ins hellerleuchtete Zimmer . „Halt! Stopp! Ich tue dir nichts!", rief er, bevor sie mit dem Schwert zuschlagen konnte.
„Wer zum Hades sind Sie?", rief Selina und starrte ihren Gegner an. Er war jünger, als sie gedacht hatte. Aber er war komplett schwarz angezogen und auf seinem T-Shirt stand Ghostking. Er hatte struppelige schwarze Haare und trug ausgelatschte schwarze Converse. Diese dunkle Kleindung ließ seine fast weiße Haut noch weißer wirken. „WER. SIND. SIE?", fragte sie noch einmal und der junge Mann sah sie verlegen an.
„Ich bin Nico. Nico di Angelo. Tschuldigung, dass ich hier so reinplatze. Aber ich wusste nicht, wohin ich sonst sollte.", sagte er und sah sie entschuldigend an.
„Warte! DER Nico? Der coole Nico? Sohn von Hades, mit dem Schattenreisen und so?"
„Ja, genau der.", sagte Nico und sah sie fragend an. „Woher kennst du mich?"
„Ähm, ich hab mal ein Gespräch meiner Eltern mitgehört. Da haben sie sich über irgendeinen Kampf unterhalten. Sie meinten, dass sie ihn ohne dich nicht gewonnen hätten. Und dann hat Dad irgendwas davon gesagt, dass er ziemlich sauer auf dich war, nachdem er sein Gedächtnis wieder hatte und gemerkt hat, dass du ihn angelogen hast. Dass du gesagt hättest, du würdest ihn nicht kennen, obwohl du ihn erkannt hast. Und dann hat Mom gelacht und Dad hat dann auch gelacht." Nicos Miene hatte sich kein bisschen verändert, aber er drehte an einem seiner Ringe.
„Mehr nicht?", fragte er fast schon enttäuscht, doch Selina schüttelte den Kopf.
„Ein paar Wochen später habe ich meine Mum gefragt, wer du bist und sie meinte: Nico di Angelo ist einer der mutigsten, besten, schlausten und tapfersten Halbgötter, die ich je kennengelernt habe. Er hat viel mehr durchmachen müssen, als er verdient hat und er hat so vielen Menschen das Leben gerettet! Er hat einen der wichtigsten Aufträge ausgeführt, den es gab und nur durch sein Mitwirken haben die Römer damals unser Camp nicht zerstört. Manchmal mag er angsteinlösend sein, aber das sind Jason und dein Dad auch. Also lass dich davon nicht abschrecken, wenn du ihn jemals treffen solltest." Sie sah den fremden Jungen an. „Und du bist dieser Nico also." Er nickte.
„Wow. Noch niemand hat so etwas nettes über mich gesagt.", sagte er und sah zu Boden.
„Na gut, anscheinend bist du keine Axtmörder, der mich umbringen will, also, kann ich dir irgendwie helfen?", fragte sie und sah ihn an.
„Naja, wenn ich einfach ein bisschen hierbleiben könnte, würdest du mir schon helfen. Ich konnte mir Persephones Genörgel nicht mehr anhören. Sie kann einem ganz schön auf die Nerven gehen."
„Ist das alles? Ich meine, es ist 3 Uhr 45, aber willst du was essen, oder so?"
„Ich will keine Umstände machen."
„Machst du nicht, alles gut. Kommt mit.", sagte sie und nahm seine Hand. Sie zog ihn mit sich in die Küche und deutete ihm an, auf einem der Hocker Platz zu nehmen.
„Wo sind Percy und Annabeth eigentlich?", fragte Nico, während Selina in den Kühlschrank sah.
„Im Camp. Sie wollten da irgendwas machen. Oder einfach nur trainieren, oder so. Keine Ahnung."
„Aber du wolltest lieber malen?", fragte Nico lächelnd und legte seine Hände auf den Tresen vor sich. Selina sah an sich herunter. Sie hatte Kuschelsocken, eine graue Trainingshose und ein altes Hemd ihres Vaters an, auf dem bunte Farbklekse waren. Sie lachte.
„Ja... ähm, also, wir haben Fleisch, Salat, Granatapfel, Bananen, Eier, Äpfel, Käse, Tomaten und Tiefkühlpizza. Was möchtest du?", fragte sie. Nico entschied sich für die Pizza. Selina schob zwei in den Ofen und stellte die Uhr. Anschließend setzte sie sich neben ihn. „Warum bist du ausgerechnet zu uns gekommen? Ich meine, ich dachte du hättest einen Freund.", fragte Selina und sah ihn an.
„Ja, Will. Naja, er ist auf einer Mission. Deshalb bin ich zu meinem Vater gegangen. Da hab ich sogar ein eigenes Zimmer, aber Persephone den ganzen Tag zuhören zu müssen ist fast noch schlimmer als der Asphodeliengrund. Also musste ich da weg und mir ist niemand eingefallen zu dem ich gehen könnte. Mit deinem Vater verstehe ich mich eigentlich recht gut, deshalb dachte ich, dass ich hier am ehesten willkommen wäre. Ins Camp gehe ich nicht wirklich gerne. Klar, es ist mein Zuhause und ich hab Freunde da, aber naja, du weißt. Ich meine, so als Sohn der Unterwelt wird man ziemlich oft dämlich angeguckt. Alle machen einen Bogen um mich, stört mich eigentlich nicht, aber naja, schön ist es trotzdem nicht.", erzählte Nico und drehte wieder an seinem Ring.
„Hier bist du immer willkommen.", sagte Selina und so begann ein Morgen mit vielen lustigen Geschichten, guter Laune und Spaß.
•••••••
Als Percy und Annabeth drei Tage später wiederkamen fanden sie eine lachende Tochter, einen gut gelaunten Nico und eine komplett im Chaos versunkene Küche vor, aber das störte sie nicht weiter, da sie sich über Nicos Besuch freuten. Er blieb noch eine Woche und fuhr dann ins Camp, da Will ihm berichtet hatte, dass er wieder da sei. Er verabschiedete sich von Percy und Annabeth und bedankte sich bei Selina für die schöne Zeit. „Danke, so viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr.", gab er zu und umarmte sie.
„Immer wieder gerne."
--------------------------
Es tut mir unendlich leid, dass so lange nichts mehr kam.... Ich hoffe, dieses Kapitel konnte euere Laune aber wieder ein wenig heben :))
lots of love
TPWK
Lou
PS: noch mal zum Thema Eigenwerbung: Mein Buch Learn to Feel Again (auf das ich mich in den letzten Wochen vor allem fokussiert habe, weswegen ich meine anderen Projekte alle ein bisschen vernachlässigt habe) nimmt an den Wattys teil... Ich bin ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis, weshalb ich euch sagen kann, wie sehr es mich freuen würde, wenn ihr da mal reinschauen würdet...
lots of love and stay safe
DU LIEST GERADE
Percy Jackson Headcanon
FanfictionEs sind mehr oder weniger kleine Kurzgeschichten über Percy und seine Freunde bzw. auch die Götter. Das hier wird also eine Aneinanderreihung dieser doch eigentlich sehr unterschiedlichen und abwechslungsreichen kleinen Geschichten. Sie spielen eige...