Piper ging mit Tränen in den Augen über den Schulhof in Richtung Schultor. Annabeth und Percy jeweils neben ihr. Sie ließ den Kopf hängen und Annabeth hatte ihre Hand auf den Rücken ihrer Freundin gelegt. Es war ein sonniger Tag, aber die Stimmung der drei Halbgötter war gedrückt. In Pipers Kopf liefen diverse Szenarien ab, wie der Tag verlaufen könnte und welche Gespräche sie führen müsste. Sie wischte sich ein paar frische Tränen aus dem Gesicht, die über ihre Wangen liefen. Percy und Annabeth sahen ebenfalls traurig vor sich zu Boden.
Sie betraten das Schulgebäude. Ein paar Personen sahen zu ihnen, wandten sich aber direkt wieder ab. Die drei Freunde schleppten sich träge die Flure hinab. Vereinzelt wurden sie angestarrt, aber das bemerkten sie garnicht richtig. Sie blieben an ihren Spinden stehen und öffneten diese. Als Piper die Tür ihres Spindes zu sich zog, registrierte sie die Fotos in der Tür zunächst nicht und atmete nur den schweren Geruch ihrer Schulbücher ein. Götter, selbst das weckte Erinnerungen! Sie wollte den Spind schließen, doch dann fielen ihr die Bilder auf, die sich neben ihrer Hand befanden.
Unwillkürlich hielt sie ihren Atem an und hielt sich die Hand vor den Mund. Sie sah sich die Bilder an und strich mit ihrer anderen Hand über das lachende Gesicht ihres Freundes. Sie begann erneut zu weinen und schluchzte. Ihr Gesicht vergrub sie in den Händen und sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Spindwand. „Ach Gott, Pipes.", sagte Annabeth, als sie ihre Freundin so sah und und begann sie zu umarmen.
Piper lehnte ihren Kopf an die Schulter ihrer Freundin und klammerte sich an sie. Und nun standen die drei Halbgötter auf dem Schulflur, Percy etwas betreten und leicht mit der Situation überfordert, Piper schluchzend in Annabeth's Armen und Annabeth mit einer weinenden und zitternden Piper im Arm.
Es klingelte. In zehn Minuten würde der Unterricht beginnen.
„Wir müssen los.", sagte Percy leise und Annabeth nickte.
„Schaffst du es?", fragte sie die Tochter der Aphrodite und wischte ihr die nasse Tränenspur aus ihrem Gesicht. Diese nickte nur leicht, drehte sich um und betrat das mittlere Treppenhaus.
Es waren genau dreiunddreißig Treppenstufen vom ersten bis in den zweiten Stock und auch das erinnerte sie an ihren Freund. Er hatte die Stufen immer gezählt und hatte immer, IMMER, wenn sie oben gewesen waren ,Es sind immer noch dreiunddreißig.' gesagt. Es ist schon merkwürdig, an was man sich alles erinnert, was einem alles wichtig erscheint, wenn der andere nicht mehr da ist.
Ehe sie es sich versah, war sie zusammen mit den anderen Menschen, die auch alle diesen Aufgang benutzen, da die anderen immer zu voll waren, im zweiten Stock angelangt. Die ausgeblichenen, beigefarbenen Wände wirkten heute noch grauer, als sie es sonst taten und das heiterte Piper's Stimmung nicht gerade auf.
Sie betrat ihren Unterrichtsraum und setzte sich nach ganz hinten. Normalerweise hätte sie sich in Französisch in die erste Reihe gesetzt, aber dort kam man auch relativ häufig dran und ihr war an diesem Tag wahrlich nicht nach Reden zumute. Neben sie setze sich Collin, ein eigentlich ziemlich netter Typ. Er war zu allen freundlich, war für jeden Spaß zu haben und stritt sich nie mit jemandem. Er lachte viel und versuchte immer die Stimmung aufzulockern. Er hatte immer gute Laune und man konnte in seiner Gegenwart garnicht anders, als auch glücklich und gutgelaunt zu sein, doch genau diese Freude und Unbeschwertheit konnte Piper heute nicht ertragen.
Trotzdem nickte sie, als Collin sie fragte, ob er sich neben sie setzen könnte. „Ist alles ok? Du sieht ziemlich ... niedergeschlagen aus.", bemerkte er und sah Piper fragend an.
„Ich will nicht darüber sprechen.", flüsterte sie und sah aus dem Fenster. Collin nickte nur ernst und widmete sich seinem Buch.
Als es ein zweites Mal klingelte schloss der Lehrer die Tür und stellte sich hinter seinen Tisch. „OK, wer fehlt denn heute?", fragte er und zog einen Stift aus seiner Brusttasche.
„Mia fehlt!"
„Lars auch!", riefen zwei und er sah durch die Reihen.
„Noch irgendjemand? Wir müssten Siebenundzwanzig sein, wir sind aber nur sechsundzwanzig." Alle sahen Piper an.
„Wo ist Jason?", fragte ein Junge vor ihr und Piper drehten sich langsam zu ihm.
„Ja, wo ist er? Ihr kommt sonst immer zusammen.", bemerkte ein anderer und vereinzelt nickte jemand zustimmend. Piper fing an zu zittern. Tränen stiegen in ihre Augen und sie versuchte verzweifelt sie zurück zu blinzeln, aber es gelang ihr nicht.
„Piper, was ist los?", fragte ihr Lehrer und sie sah in die Runde. Alle starrten sie an. Sie konnte das nicht. Bilder schossen in ihren Kopf:
•••••••
Jason zusammen mit Nico, Percy, Annabeth und ihr auf dem Marsfeld in Paris. Es war Nacht und sie hatten ihre Waffen in der Hand. Und dann tauchten aus den Bäumen und Büschen circa ein duzend Monster auf. Sie verteidigten sich gut, sehr gut sogar. Sie waren ein super Team, aber das letzte Monster war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Es hatte ihn überrascht und obwohl Nico es umgebracht hatte, hatte es genug Zeit gehabt, um seine Klauen in Jason Körper zu hauen. Er war zu Boden gefallen und Nico hatte ihn gerade noch auffangen können, bevor er auf dem Boden aufgekommen war.
„Jason, bitte, komm schon. Du stirbst jetzt bitte nicht! Nicht hier!", hatte er gerufen und seine Freunde waren angerannt gekommen. Piper hatte sich neben ihn auf den Boden gestürzt und hatte angefangen zu weinen. So hatten sie dagesessen und versucht ihn mit Nektar, Ambrosia und Mullbinden zu retten, aber sie scheiterten. Eine letzte Träne war über seine Wangen geflossen.
„Ich liebe dich, Piper.", hatte Jason gehustet und Piper hatte vor lauter Tränen garnichts mehr gesehen.
„Ich liebe dich auch." Und so war Jason in den Atmen seiner Freunde gestorben. Jason Grace, Sohn des Jupiter, Held beider Camps, war tot. Piper hatte geschrien und geweint, bis sie sowohl ihre Stimme, als auch den letzten Rest Tränenflüssigkeit verloren hatten.
•••••••
„Piper? Ist alles ok?", fragte ihr Lehrer noch einmal und holte Piper zurück in die Wirklichkeit. Sie hatte erneut angefangen stumm zu weinen. Als Antwort schüttelte sie den Kopf.
„Wo ist Jason?", fragte der Junge vor ihr erneut und sah sie an.
„Er,... er...", stammelte sie und schluchzte auf. „Er ist nicht mehr da.", sagte sie leise und alle sahen sie an.
„Was meinst du mit, er ist nicht mehr da? Ist er weggezogen, oder verreist?" Sie schüttelte den Kopf. „Komm schon Piper, jetzt sprich! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, dir jedes einzelne Detail aus der Nase zu ziehen!", schimpfte ihr Lehrer und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Bitte nicht.", sagte sie und sah ihn flehend an. „Ich kann das nicht!", sagte sie.
„Piper, was zum Teufel ist los! Wo ist Jason? Geht es ihm gut?"
Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf und flüsterte leise: „Er ist tot." Doch es war so leise, dass nur Collin neben ihr verstand, was sie gesagt hatte.
Seine Augen weiteten sich erschrocken und er starrte sie an. „Oh mein Gott!", sagte er und krallte sich mit einer Hand am Stuhl fest. „Wirklich? Du machst Witze, oder?"
„Denkst du, ich denke mir das aus? Sehe ich so aus, als würde ich Spaß machen? Denkst du, ich finde das lustig?!", rief sie nun auf einmal wütend und starrte ihn an. „Er ist in meinen Armen gestorben, ok?! Das war alles andere als lustig!", schrie sie und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Der gesamte Raum war mucksmäuschenstill. Es schien, als hätten alle die Luft angehalten und niemand wagte es, sich zu bewegen, da sich die Wahrheit über diese furchtbare Tatsache über den Raum legte:
Jason Grace war tot.
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Heyyyy, zu Abwechslung mal wieder was Trauriges, sorry. Das ist jetzt das letzte traurige Kapitel. Das nächste wird wieder fröhlicher/lustiger/ was auch immer, versprochen.Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Über Kommentare/Votes würde ich mich, wie immer, freuen.
lots of love
TPWK
Lou
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Percy Jackson Headcanon
FanfictionEs sind mehr oder weniger kleine Kurzgeschichten über Percy und seine Freunde bzw. auch die Götter. Das hier wird also eine Aneinanderreihung dieser doch eigentlich sehr unterschiedlichen und abwechslungsreichen kleinen Geschichten. Sie spielen eige...