Kapitel 3: Symptome (1.012)

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Jisung:

Das ist mir einfach zu viel.

Die Tatsache, dass ich heute zum ersten Mal seit sechs Wochen wieder so viele Menschen um mich herum habe.
Die Tatsache, dass ich heute gleich jemand neuen kennenlernen musste.
Die Tatsache, dass ich jetzt nicht, wie üblich, nur von meinen sechs besten Freunden umgeben bin, sondern jetzt auch noch Ryujin, Lia, Chaeryeong und diese Yeji dabei sind.

Das ist mir einfach zu viel auf einmal.

Deshalb melde ich mich stotternd bei ihnen ab, ehe ich mich schnellen Schrittes um die nächste Ecke bei der Turnhalle begebe, wo ich mich schnapp atmend an die Wand lehne. Ich versuche meine Atmung zu beruhigen, was mir nur minder gut gelingt.

Zitternd und um eine ordentliche Atmung bemüht, krame ich meine Beruhigungstabletten aus meiner Tasche und will gerade schon eine einnehmen, als plötzlich jemand mein Handgelenk ergreift und mich eng an sich zieht. Nachdem ich mich kurzzeitig angespannt habe, erkenne ich jedoch den mir mehr als bekannten Eigengeruch, weshalb ich mich wieder entspanne und meine Augen schließe, während ich mein Gesicht in der Brust meines besten Freundes vergrabe und mich in sein Oberteil kralle.

„Sht, Hannie. Ich bin ja da." sagt er beruhigend, während er mir über meinen Rücken streicht und ich immer wieder tief Luft hole.

Wieso sind eigentlich nur bei mir die Symptome so unglaublich krass?

Bei den ganzen Therapien in denen ich bereits war, habe ich so einige Menschen kennengelernt, die an der gleichen Phobie wie ich leiden, nur eben mit dem Unterschied, dass ihre Symptome nicht so extrem sind, wie bei mir.

Schon bei der ersten Therapie, bei der ich war, wollte ich einfach nur weg, da es mir zu viele Menschen auf einmal waren, die ich kennenlernen musste. Ich hatte damals direkt eine Panikattacke, als ich mich den anderen der Gruppentherapie vorstellen musste, während die anderen eben einfach 'nur' gestottert oder unglaublich geschwitzt haben.

Bei all diesen Menschen sind die Symptome der Phobie nicht einmal ansatzweise so schlimm, wie bei mir.

„Geht es wieder, Sungie?" fragt mich Minho, als er wohl merkt, dass ich mich weitestgehend beruhigt habe. Ich nicke seine Frage also langsam ab. „Aber bitte lass mich noch nicht los." flüstere ich noch, was Minho ein Kichern entlockt, er mich jedoch noch näher an sich zieht, was mich ungemein beruhigt.

Ehrlich. Ohne meine Freunde wäre ich garantiert schon verreckt, wegen dieser scheiß Phobie.

War übrigens echt ein Kampf, mich überhaupt mit ihnen anzufreunden.

Minho kenne ich, wie bereits schon erzählt, seit ich ein Säugling war. Ich bin quasi mit ihm aufgewachsen, weshalb ich gegenüber ihm nie wirkliche Probleme hatte.

Als ich in die Grundschule gekommen bin, war das schon quasi wie die Hölle für mich. So viele Menschen auf einmal kennenzulernen. Da haben meine Eltern das erste Mal so richtig festgestellt, dass ich wohl an dieser Phobie leiden muss. Im Kindergarten war ich immer eher zurückhaltend, doch ist das ja nichts eigenartiges.

Mit dem Wechsel in die Grundschule jedoch, hatte ich unglaubliche Angst vor den ganzen Menschen.

Felix war die erste Person, mit der ich dann halbwegs normal reden konnte.

Felix war beziehungsweise ist so der Typ Mensch, den man einfach gerne hat. Man hat ihn einfach gerne, ohne dass er groß was machen muss. Er war schon immer aufgeschlossen. Sowohl gegenüber neuen Sachen, als auch gegenüber neuen Personen. Ist auf Neuzugänge, wie eben zum Beispiel auf mich, zugegangen, damit sie sich wohl in der Klasse fühlen.

Kurz: Felix verkörpert alles, was ich mir für mich nicht einmal mehr hätte erträumen können.

Felix ging trotz des echt jungen Alters sehr vorsichtig mit mir um, sodass er die erste Person war, mit der ich mich von mir aus überhaupt anfreunden konnte.

Während dieser Zeit lernte Minho Changbin kennen und sie wurden ebenso Freunde, wie Felix und ich, wodurch wiederum schon einmal wir vier als Clique entstanden.

Mit dem Einstieg in die Middleschool, wurde meine Phobie nur noch schlimmer.

Ich hatte bis dahin zwar schon einige Therapien besucht, jedoch haben sie nicht wirklich was gebracht.

Wie ich von Felix bereits gewohnt war, hat er direkt mit so gut wie jedem aus unserer Klasse geredet, wodurch er sich mit Seungmin angefreundet hatte und ich mich deshalb eben auch mit ihm.

Seungmin wiederum brachte ein Schuljahr später, als Hyunjin und Jeongin mit an unsere Schule gewechselt sind, Jeongin in unsere Clique, der wiederum Hyunjin mit dazu holte.

Seungmin und Jeongin kannten sich bereits schon im Kindergarten, doch Jeongin ist kurzzeitig umgezogen, wodurch er erst später wieder auf unsere Schule kam.

Man könnte also sagen, dass wir alle acht in gewisser Weise zusammen aufgewachsen sind, so lange wie wir einander schon kennen.

„Wollen wir wieder zurück gehen? Bei den anderen war es anfangs ja auch schwer für dich, doch jetzt hältst du es bei uns wunderbar aus. Vielleicht kannst du dich auch mit Yeji, Chaeryeong, Lia und Ryujin unterhalten, wenn du sie nur näher kennenlernst." spricht mir Minho zuversichtlich zu, als er mich leicht aus der Umarmung drückt, um mich ansehen zu können.

Ich atme tief durch, während ich nicke.

„Keine Sorge. Ich und die Anderen sind bei dir. Nimm einfach meine Hand, okay?" „Okay." lächle ich leicht, ehe Minho und ich wieder zurück zu den anderen gehen.

„Alles okay, Jisung?" fragt Hyunjin direkt flüsternd, als wir bei ihnen ankommen. „Ja. Es geht schon wieder." beantworte ich, was der Ältere abnickt, ehe wir uns wieder zu den anderen gesellen. Ich verkrampfe mich etwas, weshalb ich Minho's Hand etwas fester drücke. Aus diesem Grund gibt er ein kurzes schmerzhaftes Zischen von sich. „Ich würde schon ganz gerne noch greifen können, Jisungie." lächelt er flüsternd.

„Oh, Sorry." entgegne ich und löse meine Hand aus der von Minho. „Du Depp." entgegnet er und hakt sich bei mir unter, wofür ich ihm echt dankbar bin. So kann ich seine Hand nicht zerdrücken, aber habe immer noch Körperkontakt zu ihm, was mich ungemein beruhigt.

So unterhalten sich die Mädchen und meine Freunde miteinander, während ich einfach nur als stiller Beobachter daneben sitze und versuche damit klar zu kommen, so viele Menschen um mich zu haben und nicht noch Minho's Arm zu brechen.




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Kurze Background-Story zu unserer hübschen Clique.🙃

Was haltet ihr eigentlich bisher von der Story?🤔

Ich bin offen für jede Kritik, da ich mich wirklich verbessern will.😉

Und fragt ruhig, falls ihr etwas nicht versteht oder Unklarheiten auftreten.😊

Awkward Silence {MinSung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt