Kapitel 11: Eiscreme (1.328)

677 33 1
                                    

Jisung:

„Warum wolltest du mich treffen, Felix?" frage ich den Lilahaarigen, als ich am Spielplatz ankomme, wo er auf mich wartet und schwinge mich währenddessen auf die Tischtennisplatte.

„Jisungie, was war das gestern Abend?" kommt mein Gegenüber scheinbar direkt zum Punkt. „Was meinst du?" „Das mit Minho. Was war das?" fragt er weiter, woraufhin ich mich kurzzeitig anspanne und wahrscheinlich mal wieder leicht rot anlaufe. „Was soll das schon gewesen sein?" flüstere ich leise, wobei es definitiv etwas besonderes war. Zumindest für mich.

„Rede mit mir, Hannie." spricht Felix einfach nur, während er sich neben mich setzt.

„Ich weiß es nicht, Felix. Eigentlich war es ja nichts besonderes. Er hat mir einfach ein bisschen Soße aus dem Mundwinkel gestrichen. Aber es gab da diesen kurzen Moment, in dem wir uns irgendwie einfach nur gegenseitig in die Augen gestarrt haben. Und keine Ahnung, aber irgendwie hat dieser kurze Moment etwas in mir ausgelöst. Ich weiß nicht genau was es war, aber es hat sich so schön angefühlt. Wie Schmetterlinge, die einem im Bauch umher fliegen und meine Brust wurde irgendwie so warm. Ach...Ich weiß auch nicht, aber ich glaube, ich habe mich gestern in Minho verknallt. Dabei dachte ich, ich wäre hetero. Tja, so schnell kann's gehen." schüttle ich dem Gleichaltrigen mein Herz aus und atme nochmal tief durch, ehe ich meinen Kopf auf seinem Schoß bette.

„Und was gedenkst du jetzt zu tun?" fragt mich Felix, während er mich von oben ansieht und mir durch meine Haare streicht, um mich zu beruhigen und mir zu zeigen, dass er für mich da ist. Ich zucke einfach mit den Schultern, ehe ich nun auch mit Worten antworte: „Ich weiß es nicht, Felix. Was kann ich denn tun? Minho ist mein bester Freund seit Kindheitstagen. Meinst du nicht, dass es ein bisschen weird rüberkommen könnte, wenn ich jetzt plötzlich zu ihm gehe und ihm das mitteile? Also so lebensmüde bin ich auch wieder nicht. Ich will ihn nicht verlieren, also behalte ich es lieber für mich. Vielleicht gehen die Gefühle auch wieder vorüber."

Als ich zu Ende gesprochen habe, höre ich Felix auflachen, weshalb ich ihn irritiert ansehe. „Das ist töricht, wenn du das glaubst, Hannie. Sorry. Aber genau das Gleiche habe ich damals bei Changbin auch gedacht. Ich dachte, dass das schon wieder vorüber gehen wird. Sowohl meine Gefühle für einen meiner engsten Freunde als auch meine Gayness. Und tja, jetzt sind fast drei Jahre vergangen, ich bin immer noch in Changbin verliebt und noch immer gay. Also sorry. Wenn du jetzt glaubst, dass das nur eine Phase ist, weil du ja ein Teenager bist, dessen Hormone verrückt spielen, muss ich dich traurigerweise enttäuschen. Dem ist nicht so."

„Aber was soll ich denn jetzt machen? Ich kann doch nicht einfach zu Minho hinmarschieren und sagen: Eyy, Hyung. Sorry, aber ich denke, ich muss unsere fast siebzehn Jahre anhaltende Freundschaft ruinieren, denn ich habe mich in dich verliebt. Das kann ich nicht. Er würde mich doch nie wieder sehen wollen und das Letzte, was ich will, ist ihn zu verlieren. Bei dir und Changbin mag es damals ja geklappt haben, aber das heißt nicht, dass es auch bei Minho und mir klappen wird. Zumal er ja eh nicht auf Kerle steht." entgegne ich und wische mir Tränen von den Wangen.

Wie dumm von mir, jetzt deshalb zu heulen. Ich weiß noch nicht mal seit vierundzwanzig Stunden, dass ich mich in ihn verliebt habe, also wozu der ganze Aufruhr?

„Woher weißt du denn, dass er nicht auf Kerle steht? Soweit ich weiß, hatte Minho noch nie eine Beziehung oder war überhaupt verliebt." „Sieh ihn dir doch mal an! Er sieht unglaublich gut aus. Er ist garantiert hetero." „Wie jetzt? Das denkst du nur wegen seines Aussehens?" fragt Felix mit hochgezogener Augenbraue.

„Klar." „Also nur weil er gut aussieht und du scheinbar gay bist, glaubst du jetzt, dass er straight ist?" harkt der Lilahaarige weiter nach und ich nicke einfach. „Schon irgendwie lustig. Sagen Frauen und Männer, die straight sind bei Leuten, die sie als gutaussehend erachten, nicht auch immer, dass die safe homo sind?" fragt Felix amüsiert und bringt auch mich damit zum Kichern.

„Halt! Soll das etwa heißen, du findest dass Changbin und ich nicht gutaussehend sind, weil wir gay sind?" fragt er plötzlich und sieht mich mit großen Augen an. „Jap." necke ich ihn grinsend. „Aish, was bist du nur für ein Arschloch. Runter von mir, du Fettsack." grinst Felix ebenso, während er mich von seinem Schoß schiebt, dabei jedoch zu vergessen scheint, dass wir auf der scheiß Tischtennisplatte hocken.

Und so kommt es, wie es kommen muss und ich fliege von der Tischtennisplatte auf den Boden, was mehr schmerzt, als ich erwartet hätte.

„Omo! Tut mir leid! Geht es dir gut?!" fragt Felix, als er von der Tischtennisplatte gesprungen ist und sich zu mir auf den Boden hockt. Er hilft mir beim Aufsetzen, während ich ein schmerzerfülltes Zischen von mir gebe.

„Lass mal sehen, Ji." sagt er, woraufhin ich mein Oberteil ein wenig hoch ziehe. „Tut das weh?" fragt er, während er meine Seite abtastet, auf der ich gelandet bin. „Ein wenig." beantworte ich. „Aish. Das tut mir so unendlich leid, Jisung. Das wird auf jeden Fall einen blauen Fleck geben. Also mach ordentlich Salbe drauf, damit es schneller verheilt."

Diese Worte des Lilahaarigen nicke ich ab, ehe mir ein Geistesblitz kommt.

„Jetzt schuldest du mir aber was." lächle ich verschwörerisch. „Okay. Komm erstmal hoch." entgegnet mein Gegenüber, als er bereits aufgestanden ist und mir seine Hände reicht, um mir hoch zu helfen. Deshalb ergreife ich die Hände des Gleichaltrigen und lasse mich hoch ziehen.

„Was willst du haben?" fragt mich der Größere, als ich stehe. „Das weißt du genau." grinse ich. „Eiscreme?" fragt er. „Eiscreme." bestätige ich. „Aish. Nur wegen dir und dem dämlichen Eis werde ich bald pleite sein." gibt Felix daraufhin frustriert von sich. „Tja, dann solltest du vorsichtiger sein und mich nicht ständig unbeabsichtigt verletzen." entgegne ich. „Aish." sagt er nur, ehe wir zusammen zu meiner Lieblingseisdiele gehen.

Während Felix drinnen also die üblichen Eisbecher für ihn und mich bestellt, halte ich draußen einen Platz frei. Wir haben aktuell Anfang August und die Temperaturen sind nochmal ordentlich angestiegen, weshalb ein Eis einfach perfekt zum Abkühlen ist.

Nach einer Weile kommt Felix nun auch wieder und stellt mir meinen Eisbecher vor mich.

„Bon Appétit, du Nervensäge." grinst er. „Bon Appétit." erwidere ich seine Worte zufrieden lächelnd, ehe wir uns darauf stürzen, doch noch immer sind meine Gedanken bei Minho.

„Ihr werdet das schon schaffen, Jisung. Ob du dich nun dazu entscheidest, zu ihm zu gehen und es ihm zu sagen, oder ob du es sein lässt. Du sollst wissen, dass wir auf jeden Fall hinter dir stehen, auch wenn ich dir Ersteres empfehlen würde."

„Aber was ist, wenn er mich abweist und wir beide es nicht mehr zusammen aushalten? Was wird dann aus euch und aus Stray Kids? Die Gruppe können wir ja dann vergessen oder einer von uns beiden wird aussteigen müssen und dann wäre sie nicht mehr das Gleiche."

„Hey, mach dir darüber mal keine Sorgen. Stray Kids haben wir eh nur aus Spaß gegründet und wir haben noch nicht mal wirklich was gemacht. Also könnten wir sie immer noch getrost sein lassen, wenn es nicht hinhauen sollte, doch da müsstest du das wirklich zeitnah klären, bevor wir doch noch anfangen. Und da wir sowohl mit dir, als auch mit Minho befreundet sind, wird sich schon irgendwie eine Lösung finden. Wir werden vielleicht nicht mehr alle acht zusammen sein können, aber wir werden dennoch sowohl mit dir, als auch mit Minho befreundet bleiben. Also mach dir keine Gedanken darum."

Bei diesen Worten des Lilahaarigen kann ich nicht anders, als zu lächeln.

„Danke, Felix. Danke, dass du mir zugehört und mit mir geredet hast." bedanke ich mich beim Gleichaltrigen. „Dafür sind Freunde da. Und jetzt iss dein Eis auf, bevor mein ganzes Geld umsonst ausgegeben wurde." grinst er noch und weist auf meinen Eisbecher.




~~~~~~~~~~🤍❤️🤍~~~~~~~~~~

Awkward Silence {MinSung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt