Kapitel 56: Verändert (1.154)

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Minho:

Da ist er nun gekommen. Der Moment, in dem ich wohl höchstwahrscheinlich Jisung wiedersehen werde.

Chan hat mir erklärt, dass Jisung immer so spät arbeitet, damit er nach der Schule noch etwas verschnaufen oder mit Changbin und Chan an weiteren Songs arbeiten, beziehungsweise mit Felix neue Schritte einstudieren und auch seine Therapiestunden einhalten kann.

Seine Schicht beginnt außerdem auch erst so spät, weil Jisung wohl darauf bestanden hat, jeden Tag zu arbeiten, doch da er noch minderjährig ist, er nur eine stark begrenzte Stundenanzahl pro Woche hat. So arbeitet er nun immer Abends für zwei Stunden, ehe das Café schließt.

Ich bin gerade, gegen neunzehn Uhr, auf dem Weg zu jenem Café, in dem mein Crush wohl arbeitet, da so — mitten in seiner Schicht — die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass er tatsächlich auch dort arbeitet. Mit einem nervös klopfendem Herzen nähere ich mich jenem Café und werfe erstmal einen Blick durch die Scheibe in den Raum.

Und tatsächlich. Da ist er. Meine große Liebe.

Er läuft durch das ganze Café, wischt und räumt einige Tische ab und bedient mit einem Lächeln die Gäste, die sich dazu entschieden haben, sich es im Café gemütlich zu machen. Er notiert sich die Wünsche seiner Kunden und läuft anschließend in einen Raum, der wohl die Küche ist. Denn nur nach kurzer Zeit kommt er mit den Wünschen der Gäste wieder zu deren Tische.

Ich bin wie hypnotisiert von seinem doch zu meiner Überraschung sehr bewundernswerten und selbstbewussten Auftreten, weshalb ich ihn einfach im Stillen für mich von hier draußen anschmachte.

Er scheint sich wirklich verändert zu haben, denn nicht nur sein Auftreten scheint selbstbewusster, sondern scheint er auch mehr an Muskelmasse zugenommen zu haben, wie ich an seinem Tanktop bemerken kann, welches seinen Bizeps ordentlich zur Geltung bringt. Zudem sind seine Haare auch nicht mehr braun, sondern in einem dunklen Blau gefärbt, was ihn nur noch besser aussehen lässt.

„Willst du ihn weiter nur anschmachten oder bringst du es endlich wieder mit ihm in Ordnung?" werde ich plötzlich von einer tiefen Stimme aus meinen Gedanken gerissen, weshalb ich erschrocken herum fahre und nun direkt Felix ansehe, der mich mit verschränkten Armen mustert.

Auch wenn er und ich noch immer nicht im Reinen miteinander sind, so tut es dennoch unglaublich gut, auch ihn endlich wieder zu sehen und seine Stimme zu hören, weshalb sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht schleicht.

„Es ist schön dich wieder zu sehen und deine Stimme zu hören." spreche ich meine Gedanken auch sogleich aus. „Kaum zu glauben, aber ich finde es auch schön, dich wiederzusehen. Ich fasse es nicht, dass du tatsächlich nach Sydney gekommen bist." entgegnet Felix und steckt seine Hände in die Taschen seiner schwarzen Jeanshose.

Auch er hat keine lilanen Haare mehr, sondern nun silberne und auch er scheint vom körperlichen her ein bisschen an Muskelmasse zugenommen zu haben, wie man auch an seinem Tanktop erkennen kann.

„Hast du dich nicht etwas zu warm eingepackt? Wir haben fast Sommer und es sind fast dreißig Grad Celsius." fragt mich Felix. „Ich hab vergessen mich umzuziehen und im Hotel gibt es eine Klimaanlage." Meine Worte nickt der Jüngere ab.

„Felix, es tut mir wirklich unglaublich leid, was ich alles getan habe. Ich hätte wenigstens mit euch reden müssen." entschuldige ich mich nun auch bei ihm nochmal persönlich, während ich wiederholt meine Lippen aufeinander presse, um zu verhindern, dass die Tränen in meinen Augen auch über meine Wange laufen.

„Ja, das hättest du, aber die Vergangenheit lässt sich nun einmal nicht mehr rückgängig machen. Es wäre ja auch zu einfach, wenn. Ich hoffe du enttäuschst die Anderen nicht nochmal so. Sie sind zwar nicht nachtragend, aber nochmal werden sie dir wohl nicht verzeihen."

„Und was ist mit dir?" frage ich unsicher. „Was soll mit mir sein? Ich habe dir bereits gesagt, wie ich zu dir stehe. Ich kann dir erst wieder verzeihen, wenn Jisung es auch kann. Also rede mit ihm und nicht mit mir. Bis dahin sind wir nichts weiter als Bekannte." beantwortet er meine Frage, während er seine Arme wieder vor seiner Brust verschränkt, was in meinen Augen die Tränen nun wieder mehrt und ich deshalb nun echt Probleme habe, meine Tränen auch wirklich noch zurückzuhalten.

„Das Einzige, wobei ich dir bis dahin helfen werde ist, dass Jisung wieder mit dir redet. Er macht sich selbst nur kaputt, indem er sich nicht mit dir ausspricht. Der Rest liegt in seiner Hand. Wenn er dir nicht verzeiht, kann ich es auch nicht. So leid es mir tut und so gerne ich dich eigentlich auch habe, Minho. Aber Jisung so gesehen zu haben, tat mir unglaublich weh und ich kann es nicht vergessen, bis er nicht auch damit abgeschlossen hat. Ich hoffe, du verstehst das."

„Ja, ich verstehe das. Ich habe schließlich unglaubliche Scheiße gebaut, da kann ich deine Reaktion durchaus nachvollziehen. Ich hätte vermutlich nicht anders gehandelt, als du." lächle ich traurig, während ich den Kopf senke.

„Willst du jetzt nun eigentlich mit ihm reden?" wechselt Felix fragend das Thema, weshalb ich meinen Kopf nun wieder hebe, um dem Jüngeren in sein Gesicht zu sehen. „Das hatte ich eigentlich vor, aber jetzt, wo ich ihn und dich gesehen habe, hat mich mein ganzer Mut wieder verlassen." beantworte ich wahrheitsgemäß seine Frage. „Tut mir leid." entgegnet der nun Silberhaarige mit einem schuldbewussten Blick.

„Wie lange bleibst du eigentlich in Sydney?" „Geplant ist bisher nur eine Woche, aber wenn nötig werde ich auch länger bleiben und noch mehr von meinem Ersparten plündern." „Du liebst Jisung ja wirklich sehr, nicht wahr?" Langsam nicke ich die Frage von Felix, die mir heute nun schon zum zweiten Mal gestellt wird, ab.

„Ich liebe ihn mehr als alles andere. Umso mehr bereue ich alles, was ich getan habe. Ich hoffe einfach, dass ich mich wenigstens bei ihm entschuldigen kann, auch wenn er mir mit einer nicht gerade geringen Wahrscheinlichkeit eh nicht verzeihen wird. Aber so fühle ich mich wenigstens besser und habe immerhin alles getan, das in meiner Macht steht. Selbst wenn es scheitern sollte." beantworte ich seine Frage nun auch noch mit Worten.

„Ich hoffe, dass es gut für dich enden wird. Egal, ob Jisung dir verzeiht oder nicht. Aber sprich unbedingt mit ihm, auch wenn er dich am Anfang womöglich ignorieren oder seine angestaute Wut und Trauer an dir auslassen wird, so liebt er dich dennoch noch immer." spricht Felix mir Mut zu, was ich sehr bewundere, wo er seine Entscheidung doch von Jisung's abhängig macht.

„Danke, Felix. Ich geh dann mal wieder und versuche es mit hoffentlich mehr Mut morgen nochmal." lächle ich leicht, was Felix erwidert und mir zunickt, während ich an ihm vorbei gehe.

„Hey, Felix! Kommst du nun endlich rein oder willst du noch länger hier draußen stehen?" vernehme ich plötzlich die Stimme Jisung's, welche mir so sehr gefehlt hat, weshalb die angestauten Tränen nun auch über meine Wangen laufen und ich mich dazu entscheide, noch einen Abstecher zum Opernhaus zu machen.




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Das Kapitel kommt heute mal früher, da ich heute Abend wohl kaum dazu kommen werde, zu updaten.

Ich wünsche euch frohe Weihnachten und hoffe sehr, dass ihr die Zeit mit euren Liebsten auch trotz Corona genießen werdet. ^^

Awkward Silence {MinSung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt