Kapitel 71: Seoul (1.553)

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*einen Monat später*

Jisung:

Heute ist es soweit. Heute machen Changbin, Felix, Chan und ich uns auf den Weg zurück nach Seoul, da die Feiertage nun endlich anstehen. Morgen ist Heiligabend und in acht Tagen ist Silvester. In Seoul bleiben werden wir vier bis zum fünften Januar, da wir die Möglichkeit dazu haben. Während sie in Seoul nämlich gerade mal zwei Wochen Weihnachtsferien haben, haben wir sechs Wochen Sommerferien. Nachteil an dem Ganzen? Bei uns in Sydney gibt es sowas wie Weihnachtsferien gar nicht, weshalb wir allgemein zwei Wochen Ferien weniger haben, als unsere Freunde in Seoul.

Im Moment sitzen wir vier im Flieger nach Korea. Genau so, wie wir auch saßen, als wir nach Australien gezogen sind, sitzen wir auch jetzt in einem Nachtflug. ChangLix hinter Chan und mir sind schon seit einer ganzen Weile ins Land der Träume geflüchtet und auch ich werde langsam müde. Jedoch kann ich nicht schlafen, da mein Blick immer wieder zu Chan wandert. Seine Augenringe haben in letzter Zeit ganz schön zugenommen. Er hat immer schon nicht wirklich viel geschlafen, da er an irgendwelchen Songs oder so gearbeitet hat. Oft hat er Changbin und mich, wenn wir gemeinsam als 3RACHA an einem Song gearbeitet haben, schon ins Bett geschickt, während er selbst jedoch noch immer wach war und gearbeitet hat.

Auch jetzt sitzt er wieder an seinem iPad und schreibt irgendwas darauf auf.

„Hyung." beginne ich nun also ein Gespräch mit meinem Sitznachbarn, der jedoch einfach nicht reagiert. Aus diesem Grund seufze ich einmal frustriert und schalte sein iPad aus, woraufhin er nun doch mal zu mir schaut. „Hyung, wann hast du das letzte mal länger als fünf Stunden geschlafen?" komme ich direkt zum Punkt. „Was?" fragt der Rothaarige nur. „Du hast meine Frage schon verstanden, also antworte bitte." Mein Gegenüber seufzt einmal, ehe er antwortet: „Ich weiß es nicht mehr, Sungie. Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich überhaupt fünf Stunden pro Nacht schlafe."

„Was machst du denn nur die ganze Nacht?" frage ich. „Ich bearbeite unsere Lieder und schreibe neue." „Und warum machst du das nicht tagsüber?" „Weil ich da studiere, mit dir und Changbin einiges abspreche, im Studio arbeite, im Sportstudio trainiere und Tanzen, Singen und Rappen übe."

Überrascht weite ich meine Augen. Nach wirklich viel klingt das eigentlich nicht, aber es ist fast schon zu viel. Der Tag hat nur vierundzwanzig Stunden und mindestens acht davon sollte Chan mindestens schlafen. Und das am Besten durchgängig. Wenn er gut vier/fünf Stunden pro Tag im Studio und in der Uni ist, mindestens ein bis zwei jeweils trainiert und übt, wir manchmal bis zu zwei Stunden als 3RACHA zusammenhocken und einiges absprechen und er ja auch noch essen, trinken und Pause machen muss, bleibt wirklich nicht sonderlich viel vom Tag über.

„Wieso übst du in letzter Zeit überhaupt so oft Singen, Tanzen und Rappen?" harke ich nach. „Weil die an der Uni gesagt haben, dass ich schlecht bin." beantwortet der Rothaarige meine Frage und erneut weite ich überrascht meine Augen. „Was? Wer sagt denn das bitte?" „Unser neuer Professor. Seit kurzem haben wir einen Scout des JYP Entertainment an unserer Uni, der nach Favoriten für eine Audition beim Entertainment sucht." „Die machen sowas sogar im Ausland?" weite ich wiederholt überrascht meine Augen, was Chan bedrückt abnickt. „Entertainments suchen auf der ganzen Welt nach möglichen Idolen, Dongsaeng. Rosé von BLACKPINK wurde ja auch in Australien gecastet, genau so wie Lisa von BLACKPINK in Thailand gecastet wurde. Da der Lehrer bei einem Entertainment und dann auch noch bei einem der Big Three ist, wird er ja wohl wissen, was er sagt. Deshalb trainiere ich jetzt härter."

„Hyung, du musst dir dennoch auch mal eine Pause nehmen, um Energie zu tanken. Du bist der Beste von uns vieren. In allen drei Bereichen. Du bist unglaublich talentiert im Rappen, im Singen und im Tanzen. Du bist mein Vorbild. Vielleicht musst du dir einfach mal eine Auszeit von diesen ganzen Geräten nehmen, um dich später besser konzentrieren zu können." beginne ich, während ich ihm sein iPad und den dazugehörigen Stift aus seinen Händen nehme und in meine Reisetasche verstaue. „Du bist ein Mensch und keine Maschine. Ein Mensch kann nicht vierundzwanzig sieben funktionieren. Wenn ich dich in unseren Ferien auch nur einmal an einem solchen Gerät erwische, dann werde ich dich köpfen. Darauf kannst du dich verlassen." fahre ich fort, woraufhin Chan lacht.

„Wie willst du das denn anstellen, Dongsaeng? Du bist wesentlich kleiner und schwächer als ich." neckt mich der Ältere, woraufhin ich ihm einen bösen Blick zu werfe. „Ja, Unrecht hast du nicht. Aber wenn ich Changbin, Felix, Minho und den Anderen davon erzähle, was du mir eben erzählt hast, werden sie mich garantiert unterstützen. Und gegen sieben kommst auch du nicht an, Hyung." entgegne ich, woraufhin Chan lieb lächelt.

„Es ist echt süß, dass du dir Sorgen um mich machst, Sungie. Aber ich brauche..." beginnt er und will in meine Reisetasche greifen, um sich sein iPad wieder herauszuholen, doch da mache ich ihm einen Strich durch die Rechnung, indem ich seine Hand wegschlage und ihn erneut böse anfunkle. „Au." murmelt der Rothaarige, als er überrascht seine Hand wegzieht und sie schüttelt. „Tja. Ich hab wohl doch mehr Kraft, als du dachtest. Ich meine es ernst, Christopher Bang. Sehe ich dich ab jetzt einmal mit einem solchen Gerät oder wie du anderweitig irgendwas für die Uni machst oder wie du trainierst und übst, werde ich die anderen sechs informieren und dann wirst du das nächste Semester überhaupt gar nicht mehr erleben, da wir dich in den Schlaf geprügelt haben. Und jetzt setzt du deine Schlafmaske auf, lehnst dich entspannt zurück, schließt deine Augen und schläfst endlich mal. Du wirst schon geweckt, wenn das Flugzeug landet. Ob nun von einem von uns oder von einer Stewardess spielt keine Rolle."

„Jisung, ich..." „Nah! Was hab ich gesagt? Schlaf jetzt!" „Aber..." „Schlafen!" entgegne ich wieder und funkle meinen Hyung böse an, ehe er sich nun endlich geschlagen gibt und ein „Fein." seufzt, ehe er sich nun endlich seine Schlafmaske aufsetzt und sich zurücklehnt. Zufrieden lächelnd lehne auch ich mich ebenso zurück und lehne meinen Kopf gegen das Fenster, aus welchem ich schaue und im Dunkeln der Nacht die Wolken vorbei ziehen sehe. Von diesem unglaublich schönen Bild geleitet, fallen mir schließlich meine Augen zu, während ein sanftes Lächeln meine Lippen ziert.


Als ich wieder wach werde, sehe ich auch schon meine Heimatstadt in die Neonfarben der ganzen Lichter getaucht und muss instinktiv lächeln. Die Skyline von Seoul war schon immer schön anzusehen, besonders Nachts, wenn sie in diese ganzen Farben getaucht ist, ist Seoul unglaublich schön. In diesem Punkt stehen Sydney und Seoul sich in keinem Punkt nach. Das Einzige, das Sydney wenn es dunkel ist atemberaubender macht als Seoul ist, dass Sydney eine Stadt ist, die von Unmengen an Wasser umgeben ist. Ich finde es immer wieder unglaublich schön, wenn sich die Harbour Bridge oder das Opernhaus mit ihren ganzen Lichtern in der Oberfläche des Wassers widerspiegeln.

Lächelnd wende ich meinen Blick nun zu meinem Sitznachbarn, doch schnell verbleicht mein Lächeln dabei auch wieder. Wütend reiße ich dem Älteren sein iPad, das er mir wohl aus der Reisetasche geklaut hat, aus seiner Hand und sehe ihn vorwurfsvoll an. „Im Ernst jetzt, Chan?" Wütend schalte ich das iPad aus und stopfe es zurück in meine Reisetasche.

„Stift her." befehle ich und halte auffordernd meine Handfläche entgegen den Älteren. „Stift her!" sage ich nun wesentlich wütender, woraufhin Chan mir überrascht nun den Apple Pencil in meine Handfläche legt. „Wenn wir gelandet sind, gibst du mir auch deinen Laptop, damit ich sicher sein kann, dass du nicht arbeitest, wenn du bei deiner Familie bist." sage ich und packe den Stift zum iPad. „Deinen Eltern und Geschwistern werde ich auch nochmal mitteilen, dass sie aufpassen sollen, dass du nicht arbeitest, während du bei ihnen bist. Das bedeutet auch, dass du mir ja nicht zu viel am Handy hängst. Verstanden?" Frustriert nickt der Rothaarige.

„Ähm...Entschuldigt, aber was war das gerade?" fragt Felix hinter uns. „Christopher Bang überarbeitet sich ständig und kann nicht einmal mehr während seines verdammten Urlaubs damit aufhören." setze ich den Gleichaltrigen in Kenntnis, während ich Chan mit verschränkten Armen und vorwurfsvoll mustere, welcher nun meinem Blick ausweicht. Deshalb drehe ich mich nun zu Changbin und Felix um: „Passt ihr bitte auch mit auf, dass Chan nicht den ganzen Urlaub über am Handy hockt und zu viel tanzt, singt und rappt. Er braucht endlich mal eine Auszeit."

„Man, du bist doch nicht meine Mutter, Jisung. Ich bin alt genug und kann selbst auf mich aufpassen." schmollt Chan neben mir. „So? Kannst du das, ja?" frage ich rhetorisch. „Jisung hat Recht, Hyung. Du arbeitest viel zu viel. Versuch doch wenigstens über die Feiertage deine Arbeit zu vergessen. Du bist viel zu lange wach und schläfst deshalb viel zu wenig." unterstützt mich Felix, ehe nun auch Changbin dabei hilft: „Du willst es nicht einsehen, deshalb brauchst du jemanden, der auf dich aufpasst, Hyung. Und das ist unsere Rolle. Die letzten drei Monate warst du zwar unser Erziehungsberechtigter, aber du musst auch auf dich aufpassen und nicht immer nur auf uns."

Frustriert seufzt Chan, ehe er nun sagt: „Ihr habt ja Recht. Ich bin euch ja auch dankbar. Ich werde dir den Laptop dann geben, Jisung und werde versuchen mich daran zu halten. Versprochen."




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Awkward Silence {MinSung}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt