Es ist genau zwölf Uhr, mein Wecker klingelt und reißt mich aus dem schönsten Traum, den ich seit Jahren hatte. Ich war mit meiner Mutter, meinem Vater und meinen Brüdern in einem Freizeitpark. Wir hatten Spaß und waren einfach eine Familie. Wir waren das, was wir seit Jahren nicht mehr sind. Wir sind keine richtige Familie mehr, seit mein Vater sich dazu entschieden hat ins Gefängnis zu wandern und meiner Mutter mehrmals fremdzugehen.
Er ist seit mehr als zehn Jahren wieder draußen aber hat eine neue Familie gegründet und uns vergessen. Er meldet sich nicht einmal mehr zu unseren Geburtstagen oder zu Weihnachten, es ist wie als wäre er niemals da gewesen.„Guten Morgen Schwesterherz" ,begrüßt Joschka mich glücklich und fällt mir einmal um den Hals. Er scheint sich besonders auf heute Abend zu freuen. Ich weiß genau wieso, aber sage diesmal einfach nichts.
Bei dem Geruch von Rührei und Bacon läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen.
Mein Zwillingsbruder stellt mir einen gefüllten Teller vor die Nase, ich lächle ihn dankend an.
„Man Frieda mach doch mal deinen verdammten Klingelton aus!" ,ruft ein verschlafener Juli, welcher mit meinem Handy in der Hand die Küche betritt.
„Wer ruft an?" ,frage ich mit vollem Mund.
„Frau Wessel"
Joschka reißt die Augen auf, „Frau Wessel?! Ich dachte die wäre tot!"
Ich verschlucke mich beinahe vor lachen an meinem Frühstück.
„Marlons Freundin mein Gott, die mit den Lila Haaren. Ich hab ihren Namen vergessen" ,brummt Juli und wirft mir mein Handy zu.
„Müsstest du ihren Namen nicht lesen, wenn sie anruft?" ,fragt Joschka lachend.
„Mein Gott, wenn Frieda sie ohne Namen und einfach nur mit so einem komischen Herz einspeichert, die man Zweitausend neun geschickt hat, als es noch keine Emojis gab, kann ich auch keinen Namen lesen!" ,feuert er.
„Was redet er da Frieda?"
Ich drehe mein Handy zu Joschka, um ihm zu zeigen was Juli meint.
„Elena! Was gibts?" Ich stelle mein Handy vor mich, an eine Milch Packung angelehnt, damit sie mich sehen kann.
„Ich wollte noch mal den Plan für heute durchgehen. Klette schläft noch"
„Super, erzähl"
„Also, gegen achtzehn Uhr hole ich dich ab und wir fahren nochmal zur Halle für den letzten Schliff. Du weißt schon, die Tische mit den Snacks vorbereiten und die Gästeliste noch einmal durchgehen. Wenn wir damit fertig sind holen wir Klette ab, in der Zeit versammeln die Kerle sich schon mal in der Halle, stellen ihre Geschenke auf den Geschenketisch"
„Klingt super, soll einer von den Jungs schonmal mit uns mitkommen?"
„Ich habe da so im Gefühl, dass meine Schwester sich sehr freuen würde, deinen Bruder früher zu sehen als die anderen"
Ich werfe Joschka einen Blick zu und sehe zu, wie er rot anläuft.
Als Klette in Elenas Zimmer kommt verabschiedet sie sich schnell von mir und legt auf.Nachdem ich duschen war, meine Haare geföhnt und die Hemden meiner Brüder gebügelt habe sitze ich endlich an meinem Schminktisch und beginne damit, die Foundation in meinem Gesicht zu verteilen.
Meine heutiges Make-Up ist auffälliger als sonst. Die verschiedenen Brauntöne auf meinem Lid betonen meine Augen so schön, dass ich mir nichtmal mehr falsche Wimpern klebe. Für meinen Eyeliner brauche ich wie immer ein wenig länger bis er schließlich doch perfekt sitzt. Meine Lippen ziert ein nude Ton und meine Wangen wirken durch den Blush leicht rosa.
Nun schalte ich mein Glätteisen an und lasse es heiß werden, um mir damit Wellen in die Haare zu drehen.
Mein Handy leuchtet kurz auf, was mich neugierig werden lässt.
Markusvantheumer hat einen Beitrag geteilt Ich öffne Instagram und schaue mir das Foto an, welches er vor zwei Minuten hochgeladen hat. Es ist ein Foto von ihm und Jacky, er in Hemd und Jeans, sowie meine Brüder gestern. Sie in dem Kleid, welches ich für sie rausgesucht habe. Die beiden sind schon ein hübsches Paar, dagegen kann man wirklich nichts sagen. Sie ergänzen sich perfekt. Ich hinterlasse dem Foto einen Like und schließe die App wieder.„Du siehst wunderschön aus!" ,ruft Joschka welcher mir um den Hals fällt, als ich komplett fertig gemacht die Treppen herunter komme. Mittlerweile ist es zwanzig vor sechs und Elena ist bald hier.
„Er hat Recht. Gut, dass du auf Herr Kretschmer gehört hast, was das Kleid angeht" ,sagt Juli zwinkernd, welcher mich nun auch einmal an sich drückt.
„Eure Hemden hängen gebügelt in Mamas Schlafzimmer an der Tür. Joschka zieh dich an, Elena ist bald da. Juli vergiss nicht auf dein Handy zu achten, ich-" mein Bruder unterbricht mich.
„Du rufst mich an wenn ihr euch auf den Weg zu Klette macht, damit wir rechtzeitig los fahren. Schon verstanden Frieda"
Joschka ist oben verschwunden und kommt zwei Minuten später in seinem Hemd wieder runter.
„Hilf mir nochmal mit den Knöpfen" jammert er.
„Du machst hier einen auf Modegott aber lässt dir von deiner Schwester zeigen, welche Knöpfe du aufmachen sollst und welche nicht? Sehr schwach Joschka" ,lacht Juli, welcher sofort danach einen Schlag auf den Oberarm von unserem Bruder kassiert.In der Halle angekommen stellen wir alles genauso hin, wie Elena es uns vorgibt. Zwei Tische werden für Snacks verwendet, einer für die Geschenke. Zur Not muss da halt gestapelt werden.
Wir gehen alle drei nochmal die Gästeliste durch und mittlerweile weiß ich schon auswendig, wer mit wie vielen Begleitpersonen kommt.Als Klette meinen Bruder erblickt werden ihre Augen groß, ihr Lächeln breiter und ihre Wangen rot.
Ich drücke sie einmal fest an mich und wünsche ihr noch einmal alles Gute.
Ich gebe Joschka einen leichten Stoß gegen den Arm, damit auch er sie in seine Arme schließt und sie beglückwünscht. Er drückt ihr sogar einen Kuss auf die Wange und ich habe das Gefühl, dass ich mich schon fast genauso darüber freue wie Klette es gerade tut.
„Ihr seht so toll aus!" ,sagt sie an ihre große Schwester und mich gewandt. Da muss ich ihr Recht geben, Elena hat ein schwarzes Kleid an, welches nicht ganz so eng anliegt wie meins. Es ist trägerlos und ist ungefähr so lang wie meins, es geht ihr gerade so bis zu den Knien.
Ihre Haare fallen ebenfalls in leichten Wellen über ihre Schultern und ihr Make-Up sitzt perfekt wie immer.
„Also dann, auf zur Eisdiele" ,ruft Joschka und steigt ins Auto. Klette steigt freiwillig hinten ein und setzt sich neben ihn.„Man Elena wohin fährst du denn? Das ist die falsche Richtung!" Klettes Geduldsfaden ist kurz davor zu reißen, da sie ihre große Schwester nun schon zum dritten Mal darauf hinweist, dass sie falsch fährt. Wir alle drei müssen uns das Lachen verkneifen, als Elena nochmal falsch abbiegt und Klette einfach nichts mehr sagt sondern nur noch beleidigt aus dem Fenster schaut.
„Jetzt" auf mein Kommando hält Joschka seine Hände vor Klettes Augen.
Elena parkt vor der Halle und steigt aus um Klette aus dem Auto zu helfen. Joschka, welcher immer noch ihre Augen zu hält, rutscht schnell hinterher, damit seine Hände sich nicht lösen.
„Was ist hier los man?!" Klette klingt genervt aber wir verstehen sie alle. Viermal falsch abbiegen und sie dann die ganze Fahrt über ignorieren ist fies.„Jetzt" auf mein zweites Kommando entfernt Joschka seine Hände von ihren Augen und sie reißt sie weit auf.
Ich merke, dass sie etwas sagen will aber nicht kann. Sie ist sprachlos, genau die Reaktion die wir uns erhofft hatten.
„Ich liebe euch" ,bringt sie stotternd heraus. Sie ist den Tränen nahe und wir nehmen sie alle fest in den Arm.
Erst jetzt fällt mir auf, wie gut auch sie heute aussieht. Sie trägt einen korallfarbenden Jumpsuit, ihre Haare sind geglättet und geschminkt ist sie auch.
„Nicht weinen, dein Make-Up!" ,ermahnt Elena ihre Schwester lachend.
Nachdem alle sie beglückwünscht haben ergreift Elena das Wort, „Die Gäste kommen in einer halben Stunde. Willst du nicht schonmal unsere Geschenke aufmachen?".
Wir setzen uns alle in einem großen Kreis auf den Boden. Als erstes bekommt sie das Geschenk der ganzen Gruppe, welches Leon ihr im Namen aller überreicht. Sie freut sich total über das Trikot. Danach folgt mein Geschenk.
„Frieda bist du verrückt? Das ist doch dein Buch! Joschka hat mir davon erzählt.." ,sagt sie entsetzt als sie mein Geschenk öffnet.
„Nein Klette, jetzt ist es deins. Ich kann es sowieso schon in und auswendig, falls dich das beruhigt"
„Ja das tut es allerdings, vielen Dank!" Sie fällt mir glücklich um den Hals.
Nachdem sie wegen Elenas Geschenk zu weinen angefangen und sich dann wieder beruhigt hat bekommt sie Joschkas. Ohne ein Wort zu sagen umarmt sie ihn einfach, als sie die Kette auspackt.
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Die Tränen, die du trocknetest. | dwk
FanfictionFrieda Josephine Reik. Sie führt ein nahezu perfektes Leben, etwas wovon andere nur träumen können. Sie sieht gut aus, hat zwei Brüder, eine liebende Mutter, eine beste Freundin und einen Freund, welchen sie über alles liebt. Für sie könnte ihr Le...