Kapitel 33

2.1K 91 16
                                    

„Was willst du denn hier?" ist das erste, was ich von einer von Tränen überlaufenen Jacky höre.
Ich kann nicht anders, als sie sofort in meine Arme zu schließen, „Jacky es tut mir so leid".
Anstatt meine Umarmung zu erwidern schiebt sie mich ein wenig von ihr zurück, „komm doch erstmal rein".
Sie führt mich durch das Haus, über eine Treppe nach oben und durch eine Tür auf ihren Balkon.
„Setz dich" ,sagt sie auf den Stuhl vor ihr deutend und zündet sich nebenbei eine Zigarette an, „auch eine?".
Ich schüttele nur dankend meinen Kopf, ich habe schon zu viel geraucht in den letzten Tagen. Juli würde mich umbringen wenn ich wieder so viel rauchen würde wie früher.
„Also schau, Markus und ich-" weiter komme ich nicht.
„Frieda das ist mir egal was da zwischen euch ist, wir sind sowieso so gut wie getrennt"
„Mein halt bitte, das darfst du nicht tun"
„Wieso nicht? Ich würde alles dafür geben, dass er mich ein einziges Mal so anschaut wie dich aber das wird niemals passieren.." ihre Stimme ist kurz vor dem Zusammenbruch. Ich möchte nicht, dass sie wegen etwas total sinnlosem weint.
„Jacky hör mir bitte zu. Es gibt einen Grund für diese Blicke. Er ist nicht verliebt in mich oder sonst irgendwas, wir kennen uns einfach nur schon ziemlich lange"
„Du kennst sie alle schon sehr lange und niemand schaut dich so an wie Markus es tut, nicht einmal Leon!"
„Also, Leon und so haben Juli und Joschka kennengelernt als ich acht war. Markus allerdings kam früher zu uns, ich glaube da müsste ich drei gewesen sein. Er hat nebenan gewohnt und wir haben anscheinend immer miteinander gespielt, bis er irgendwann umgezogen ist und sich dann mit neun mit meinen Brüdern angefreundet hat" Jacky klebt gesonnt an meinen Lippen während ich die Geschichte von mir und Markus erzähle. Zum Schluss zeige ich ihr noch das Foto, welches meine Mutter mir geschickt hat.
„Oh wow, aber wieso habt ihr mir das nie gesagt? Das hätte doch alles verhindern können.."
„Wir wussten es selbst nicht Jacky. Meine Mutter hat mir das Foto geschickt, daraufhin hat Markus mir gezeigt, dass er das selbe im Portmonee hat. Wir haben uns einfach vergessen" das letzte Wort versetzt mir ein komisches Gefühl. Wir haben uns vergessen und jetzt, wo wir es wissen..Jetzt wo wir wissen, was das für eine Verbindung zwischen uns ist und wieso wir uns immer so gefühlt haben, ist es ihm egal. Das ist definitiv nicht die Art von Freundschaft, die ich mir gewünscht habe.
Ohne es zu merken befinde ich mich in Jackys Armen wieder.
„Es tut mir leid Frieda, ich habe euch aber vor allem dich so ungerecht behandelt und viel zu schnell geurteilt.."' ,schluchzt sie. Ich versuche sie zu beruhigen, indem ich ihr über ihr glänzendes Haar streiche und ihr mehrmals sage, dass alles in Ordnung sei.
Als sie sich endlich beruhigt hat und ich ihr bei der Wahl ihres Outfits für Klettes Party geholfen habe verabschiede ich mich von ihr und mache mich auf den Heimweg.

Zuhause treffe ich auf niemanden, das Haus ist leer. Logisch, Juli hat noch zwei Stunden Schicht und Joschka treibt sich bestimmt wieder mit Raban in der Werkstatt von Markus rum.
Apropos Markus, eigentlich sollte ich ihn anrufen und ihm erzählen, dass das Gespräch mit Jacky erfolgreich war aber danach ist mir nicht zumute. Sie wird sich sicherlich schon selbst bei ihm gemeldet haben.

Meine Stimmung ist im Keller, wieso weiß ich selbst nicht so genau. Zu allem Überfluss leuchtet der Bildschirm meines Handys auf und der Name Leon erscheint auf meinem Display.
Heute noch was vor?
„Heute noch was vor?" ,äffe ich seine blöde Nachricht nach, welche ich direkt wieder schließe ohne sie zu beantworten. Was denkt sich dieser Typ eigentlich immer? Er verwirrt mich mehr, als irgendwelche Mathe Aufgaben es jemals könnten und das muss etwas heißen.
Ich genieße es, einfach mal alleine zuhause zu sein, indem ich die Badewanne mit heißem Wasser voll laufen lasse und ein Bad nehme.
Keine wilden Kerle, keine nervigen Brüder, keine fürsorgliche Mutter. Ich bin einfach mal ganz alleine.
Mich überkommt eine innere Ruhe, welche allerdings nicht von Dauer ist, da bei meinem Glück genau jetzt Joschka und die anderen Kerle nach Hause kommen.
Nach ihren Stimmen folgt ein lautes Getrampel, gefolgt von einem kräftigen Ruck an der Tür.
„Moment" ,sage ich genervt, während ich schon aus der Badewanne steige und in meinen Plüsch Bademantel schlüpfe.
Vor der Tür steht niemand Geringerer als Raban, welchen ich nur kurz anlächle und dann in mein Zimmer verschwinde.

Den restlichen Abend verbringe ich damit, meine Lieblings Serie zu schauen, ein Buch zu lesen und den Kerlen beizubringen, dass ich heute keine Lust mehr habe mich zu ihnen zu setzen. Juli, welcher mit Maxi und Marlon eine Stunde nach den anderen gekommen war, versuchte mich so lange zu überreden, bis ich meine Tür abgeschlossen und ihn gekonnt ignoriert habe. Ich möchte einfach alleine sein, ist das so schwer zu verstehen?

Meine Augen werden schwer und ich bin kurz davor einzuschlafen, als mein Handy vibriert und einen kurzen Ton von sich gibt.
Der Name, welcher auf meinem Display erscheint bereitet mir aus unerklärlichen Gründen Gänsehaut.
Hey Frieda, es tut uns leid. Können wir reden?
Ich habe mit allem gerechnet aber ganz bestimmt nicht damit, dass Lynn sich nach der Aktion im Park nochmal bei mir melden würde. Vor allem nicht, um sich bei mir zu entschuldigen.
Ich beschließe ihr morgen früh zu antworten, ich muss zu erst noch darüber nachdenken, ob ich wirklich noch einmal mit den beiden reden möchte.

Ein lautes Hämmern gegen meine Tür reißt mich unsanft aus meinem Schlaf. Das Sonnenlicht brennt in meinen Augen, als ich aufstehe um die Tür aufzuschließen.
„Was willst du?" ,frage ich meinen großen Bruder genervt, welcher ebenfalls genervt aussieht.
„Ist mein Pulli bei dir?"
„Was für ein Pulli Juli, was willst du von mir?"
„Man der schwarze Pulli mit der weißen Schrift"
Er quetscht sich neben mir durch mein Tür und beginnt mein Pulloverfach zu durchwühlen.
Ich versuche währenddessen mir die Müdigkeit aus meinen Augen zu reiben. Das bringt allerdings gar nichts, weshalb ich mich einfach zurück in mein Bett lege und meinem Bruder dabei zusehe, wie er wie ein verrückter seinen Pullover sucht.
Ab und zu höre ich ihn fluchen, was mich sonderlich wenig interessiert, da ich nun wieder auf die gestrige Nachricht von Lynn fokussiert bin. Ohne groß nachzudenken tippe ich ein okay. Mein Blick fällt auf die Nachricht, die Leon mir gestern geschickt hatte, welche ich gekonnt ignoriert habe. Für einen kurzen Moment überleg ich, ihm zu schreiben und mich dafür zu entschuldigen, dass ich ihm nicht geantwortet habe. Mein Stolz siegt allerdings und somit wird er weiter ignoriert.
„Juli?" mein Zwillingsbruder steht nun auch in der Tür meines Zimmers, in der Hand hält er einen schwarzen Pulli mit weißer Aufschrift.
Juli, welcher ihn gar nicht erst anschaut gibt nur ein genervtes „Was?!" von sich.
„Du kannst aufhören unsere Schwester zu verdächtigen und ohne Durchsuchungsbeschluss alles unordentlich zu machen..Ich gestehe meine Tat, ich bin der Schuldige" ,lacht Joschka, welcher im nächsten Moment los rennt, da Juli aufspringt und ihn durch das ganze Haus jagt.

In zwei Stunden, wieder im Park?
Lynns Nachricht reißt mich aus meinen Gedanken. Was hat sie nur immer mit diesem Park? Ich jedenfalls hasse ihn, dort sind immer nur betrunkene und unter Drogen Einfluss stehende Menschen, ein Ort vor dem meine Mutter mich früher immer gewarnt hat. Jedes Mal, wenn ich rausgegangen bin sagte sie mir, ich solle den Park umgehen und mit niemandem sprechen, der aus dem Park kommt oder auf dem Weg dorthin ist.
Okay ist alles was ich schreibe, bevor ich mein Handy wieder weg lege und im Badezimmer verschwinde

Was sagt ihr zu diesem Kapitel und von der plötzlichen Nachricht ihrer Freundinnen?
Morgen Abend 20 Uhr findet eine Lesenacht statt, love you guys!! <3

Die Tränen, die du trocknetest. | dwkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt