Kapitel 58

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Nach meiner gestrigen Panikattacke hat Maxi mich nach Hause gefahren und ist solange bei mir geblieben, bis ich eingeschlafen bin. So hat es mir Joschka zumindest erzählt, als ich aufgewacht bin.
„Möchtest du etwas essen?" ,fragt er als ich nach zehn Minuten immer noch regungslos am Küchentisch sitze und in die Leere starre. Die Leere, die sich auch Küchenfenster nennt.
„Nein" ,antworte ich kalt. Ich möchte weder etwas essen, noch etwas trinken. Ich möchte nichtmal mit irgendwem sprechen.
„Na gut, hier liegen trotzdem Brötchen, falls du doch etwas essen möchtest. Ich muss jetzt zu Klette, wir sehen uns später Schwesterherz. Falls etwas ist, Leon, Marlon und Juli sind da. Falls du mit denen nicht reden möchtest ruf mich einfach an. Bis später" ,sagt mein Zwillingsbruder und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
Nach nichtmal fünf Minuten betritt Marlon die Küche, welcher sich neben mich setzt und sich ein Brötchen schmiert.
„Wie geht es dir? Ich habe gehört was gestern passiert ist.." ,fragt er vorsichtig.
„Mir geht es gut, alles gut wirklich" ,lüge ich.
„Ich weiß, dass es nicht so ist aber wenn du nicht reden willst ist das okay. Du sollst nur wissen, falls doch etwas ist bin ich immer für dich da" ,antwortet er.
Ich nicke dankend und zucke zusammen, als es plötzlich an der Tür klingelt.
Marlon steht mit seinem Brötchen in der Hand auf und öffnet die Tür, vor der Fabi in Begleitung eines Mädchens steht.
„Ich muss los, wir sehen uns später. Wenn was ist ruf an" ,wendet Marlon sich noch einmal an mich bevor er die Tür hinter sich schließt.
Jetzt sitze ich hier wieder alleine und schaue aus dem Küchenfenster dabei zu wie sie weg fahren.
Es dauert allerdings nicht lange, bis sich wieder jemand zu mir an den Küchentisch gesellt und da Marlon und Joschka weg sind kann es nur eine von den beiden Personen sein, die ich überhaupt nicht sehen möchte. Ohne mich umzuschauen stehe ich auf und will gehen, doch werde am Arm festgehalten.
„Warte.." ,Leon, „Bitte.."
Ich verdrehe die Augen, habe jedoch keine Kraft für eine Diskussion, weshalb ich mich einfach hinsetze und ihm das erste mal wieder richtig in die Augen schaue.
„Es tut mir leid Frieda, ich wollte nicht, dass es in einer Panikattacke endet wenn ich meine.." ,er hält kurz inne, „wenn ich Larissa mitbringe"
„Deine Freundin, sag es ruhig" ,sage ich kalt.
„Du hast ja recht. Es tut mir wirklich leid okay? Glaub mir"
„Leon für wie wichtig hältst du dich? Diese dumme Panikattacke kam nicht wegen deiner Freundin.." Ich weiß, dass es ein Fehler ist mit ihm darüber zu reden aber ich kann nicht aufhören.
„Weshalb denn dann?"
„Ich habe Maxi erzählt, was zwischen mir und Juli passiert ist. Das hat alles ausgelöst.." Ich bin schon wieder den Tränen nahe, will sie gerade weg wischen, als Leon diese Aufgabe schon für mich übernimmt.
„Bitte hör auf zu weinen ja? Alles wird gut"
„Leon du bist der letzte, der sowas sagen darf. Wegen dir bin ich mehr oder weniger überhaupt in der Situation.." Das erste Mal kann ich normal mit ihm reden ohne ihn blöd anzumachen oder irgendwelche Flirtversuche von ihm abzubekommen.
„Ich weiß und es tut mir wirklich leid Frieda. So dumm es sich jetzt auch anhört aber ich habe mit Larissa darüber geredet, sie hat mir klar gemacht, dass ich Fehler gemacht habe und dich ungerecht behandelt habe.." man hört die Verzweiflung und die Schuldgefühle deutlich aus seiner Stimme heraus.
„Ist okay. Es war meine Schuld, aus uns hätte nie etwas werden können und wir hätten das nicht tun sollen aber ich bin drüber hinweg, ehrlich" Das war keinesfalls gelogen und dennoch hat mich gestern irgendwas daran gestört, die beiden so zu sehen.
„Es war nicht deine Schuld. Wir waren beide einfach dumm aber können wir jetzt aufhören uns zu hassen? Papa fragt schon ständig und ich kann ihm schlecht die Wahrheit erzählen" ,witzelt er.
„Ist gut Leon" ,antworte ich erneut kalt.
„Hast du Gefühle für mich?" ,platzt es plötzlich einfach aus ihm heraus, als wenn er es selbst gar nicht fragen wollte.
„Nein habe ich nicht, eure Blicke gestern..eure Blicke haben mich daran erinnert, dass mich niemals jemand so ansehen wird.."
„Sag sowas nicht Frieda. Du bist ein wunderschönes Mädchen und du findest schon bald eine Person, die dich noch viel verliebter ansehen wird, glaub mir okay?" ,ermutigt er mich, „Außerdem gibt es da jemanden, der kurz davor ist dich so anzuschauen"
Mit Tränen in den Augen sehe ich ihn an und nicke lächelnd.
„Ich muss los, ist das okay oder brauchst du noch irgendwas?" ,fragt er nervös.
„Ist okay und grüß Larissa von mir" ,antworte ich grinsend.
Er lächelt ebenfalls, drückt mich kurz etwas unbeholfen an sich und verlässt dann das Haus.

Ich habe den ganzen Tag damit verbracht nichts zu tun und mich daran zu erinnern, was für ein Arschloch mein Bruder ist.
Ja, er ist ein Arschloch aber ich vermisse ihn unglaublich sehr. Ich vermisse es, wie er mich in den Arm nimmt und mich tröstet wenn es mir schlecht geht. Wie er jedem eine verpassen will, der mir weh tut oder mir auch nur zu nahe kommt. Ich vermisse ihn einfach aber er muss sich entschuldigen und solange er das nicht einsieht, kriegt er seine Schwester auch nicht zurück.
Mein Handy reißt mich aus meinen Gedanken, es ist Maxi.
„Hallo?" ,sage ich, als ich den Anruf annehme.
„Was machst du? Wie gehts dir?" ,fragt er besorgt.
„Ich liege in meinem Bett und mir gehts blendend"
„Jetzt die Wahrheit?"
„Komm vorbei und du kriegst die Wahrheit" ,antworte ich. Wieso ich das gesagt habe weiß ich allerdings selbst nicht.
„Bis gleich" ist das einzige, was ich noch höre bevor er auflegt und zwanzig Minuten später vor meiner Tür steht.
„Also? Wie geht es dir?" ,fragt er mich als wir uns auf mein Bett fallen lassen.
„Nicht gut Maxi, es geht mir überhaupt nicht gut" ,beginne ich und fange sofort an zu weinen. Ich weiß nicht warum aber bei Maxi ist es anders als bei Leon oder Joschka, sogar als bei Markus. Bei ihm kann ich mich fallen lassen, alle meine Problem preis geben ohne mich zu schämen oder Angst zu haben.
Er nimmt mich sofort in den Arm ohne nachzufragen, was los ist denn er weiß es ganz genau.
„Komm her" Maxi wischt mir meine Tränen weg, lehnt sich an das Kopfteil meines Bettes und zieht mich so zu sich, dass ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegen kann.
„Ich finde du solltest mit ihm reden" ,sagt er plötzlich während er meinen Kopf streichelt.
„Was?" ,frage ich verwirrt.
„Du solltest mit Juli reden, du vermisst ihn doch oder nicht?"
„Woher.."
„Man merkt es dir an. Soll ich es mal versuchen?"
„Ob das eine gute Idee ist? Aber von alleine werde ich ihn nicht ansprechen also ja, tu was du nicht lassen kannst"
Maxi lächelt zufrieden, „Spätestens morgen spreche ich ihn darauf an"
„Dankeschön.." ,ich betrachte seinen Arm und erst jetzt fällt mir das 11-Tippkick in schwarzer Tinte auf seinem Unterarm auf und ich beginne zu grinsen, „Dankeschön Tippkick"
Seine Wangen färben sich rosa, „Gerne doch, Emily Erdbeere" nun grinst er ebenfalls.
„Arschloch" ,murmle ich, „Wir haben uns doch auf etwas geeinigt"
„Stimmt, tut mir leid Josi"
Plötzlich sind wir uns viel näher als vorher und ich habe keine Ahnung, wann der Abstand zwischen uns so klein geworden ist.
Ich spüre seine Nervosität mindestens genauso sehr wie meine, er schaut mich an und beginnt zu lächeln, seine Hand ruht an meinem Rücken und er will mich gerade noch näher zu sich ziehen als es an der Tür klopft.
Ruckartig entfernen wir uns voneinander.
„Herein" ,rufe ich und erblicke meine Mutter, ein wenig verwirrt.
„Frieda Schatz, könnten wir vielleicht mit dir reden?" ,fragt sie.
„Natürlich" Ich stehe auf und gehe auf meine Mutter zu.
„Maxi du kannst auch mitkommen, Joschka, Raban, Leon und Marlon sind auch da" ,sagt meine Mutter zu Maxi, welcher sofort aufsteht und uns nach unten ins Wohnzimmer begleitet, wo alle aufgezählten, plus Juli schon auf der Couch sitzen.
Joachim und meine Mutter stehen vor der Couch und sind beide ganz aufgeregt.
„Wir haben euch etwas mitzuteilen ihr lieben" ,beginnt meine Mama und schaut lächelnd ihren Freund an.
„Wir haben lange darüber nachgedacht und nachdem wir zusammen gezogen sind, haben wir uns dann dafür entschieden" ,fährt Joachim fort.
„Bitte sei nicht schwanger, bitte sei nicht schwanger" ,kommt es von Joschka, welcher mit gefalteten Händen auf dem Sofa sitzt und scheinbar dafür betet, dass meine Mutter kein Kind bekommt.
Er bekommt einen leichten Schlag von Juli auf den Hinterkopf und kommt wieder zur Besinnung, lässt das beten sein.
„Nein ich bin nicht schwanger, dafür bin ich doch viel zu alt Joschka" ,lacht meine Mutter.
„Ja was ist es denn jetzt man" ,fragt Leon ungeduldig.
„Wir werden heiraten" ,spucken beide gleichzeitig aus. All unsere Blicke hätte man festhalten sollen.

Die Wogen zwischen Frieda und Leon scheinen geglättet zu sein. Frau Reik & Joachim heiraten..jetzt fehlt nur noch Juli👀

Die Tränen, die du trocknetest. | dwkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt