Kapitel 11

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„Klar können wir reden" ,platzt es einfach aus mir heraus. Eigentlich wollte ich wenigstens noch drüber nachdenken, bevor ich etwas sage aber war, als wenn mein Mund sich selbst dazu entschieden hätte los zu plappern.
„Komm wir setzen uns hin" Leon greift nach meiner Hand und führt mich zu der selben Tribüne im Teufelstopf, wo ich vorhin mit Juli gesessen habe.
„Es tut mir leid okay"  ,Leon klingt plötzlich angespannt und gar nicht mehr so selbstsicher wie sonst immer.
„Was?"
„Es tut mir verdammt leid Frieda. Ich wollte dich nicht vor allen bloß stellen"
„Passiert, kann man nichts machen" Es hat wirklich an meinem Ego gekratzt und ich glaube, das merkt er auch.
„Ich erinnere mich übrigens wieder. Es war unglaublich. Falls dich das ein Wenig tröstet" ,er lächelt leicht und meine Mundwinkel zucken ebenfalls ein wenig.
„Musst du nicht Fußball spielen oder sowas?"
„Ich hab mir eine Pause genommen. Sie verstehen sicher, dass ich ein Mädchen wie dich nicht so traurig hier sitzen lassen kann"
„Du bist wirklich schrecklich, weißt du das?" ,frage ich ihn lachend.
„Schrecklich heiß? Das weiß ich doch schon!" wir stimmen beide in ein kurzes Gelächter ein.
„Ich gehe wieder auf den Platz, wenn du willst können wir danach noch mal über das andere reden, du weißt schon.."
Ich nicke, „Geh schon. Wir reden gleich"
Lächelnd geht nun auch er wieder auf den Platz zu den anderen.

Nach dem Training kommt mein großer Bruder verschwitzt auf mich zu und zieht mich in eine feste Umarmung.
„Ihhh Juli du Schwein! Lass mich los!" schreie ich.
„Ist ja gut" ,lachend lässt er mich los.
„Ich bleibe noch etwas hier mit Leon. Wir wollten über gestern reden.."
„Ist okay, ruf an, falls irgendwas sein sollte. Hab dich lieb"
„Ich habe dich auch lieb"
Juli steht auf und läuft mit den anderen zu ihren Motorrädern, während Leon auf mich zuläuft.
Ich halte ihm meine Flasche Wasser hin als er sich neben mir auf die Tribüne fallen lässt.
„Dankeschön" Er lächelt und nimmt einen großen Schluck aus der Flasche.
„Also, möchtest du mir heute vielleicht erzählen, wieso du es so schlimm findest, dass unsere Eltern glücklich mit einander sind?"
„Es hat nichts mit Glück zutun Frieda. Mein Vater versucht meine Mutter zu ersetzen und das ist es, was mich stört. Mama ist erst vier Jahre tot und er ist anscheinend schon so darüber hinweg, dass er sich neu verlieben kann. Ich verstehe das einfach nicht, Mama war immer seine große Liebe. Er kann sie doch nicht einfach vergessen haben.." seine Augen glänzen erneut, doch diesmal versucht er nicht es zu verstecken. Nein, ganz im Gegenteil, er schaut sogar in meine Augen.
„Ich bin mir sicher dein Vater liebt deine Mutter immer noch mit ganzem Herzen aber er kann doch nicht sein ganzes Leben lang unglücklich und verzweifelt sein. Deine Mutter hätte gewollt, dass er noch einmal glücklich wird. Vertrau mir Leon"
Während meiner Ansprache fließen Leon ein paar Tränen hinunter. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und schaue ihm tief in diese wunderschönen glänzenden Augen, „Vertraust du mir?" flüstere ich schon fast.
„Ja.."
„Dann glaub mir, dass deine Mutter es so gewollt hätte okay?"
„Okay."
Plötzlich spüre ich seine Lippen auf meinen. Sie schmecken ein wenig salzig wegen der Tränen, die er vergossen hat. Es war kein wilder oder intensiver Kuss wie gestern, es war ein sanfter, liebevoller Kuss ohne jegliche Hintergedanken.

Seit diesem Kuss herrscht Stille. Niemand hat danach noch etwas gesagt, allerdings war es weniger unangenehm sondern eher ein Moment, den wir gerade einfach gebraucht haben um Luft zu holen.
„Du weißt, dass wir das nie wieder tun dürfen oder?" ,spricht Leon plötzlich aus dem nichts.
„Was?"
„Wir dürfen nie wieder miteinander schlafen. Wir dürfen uns nichtmal küssen okay?"
„Du hast mich gerade doch geküsst"
„Man Frieda, ich hab keine Ahnung was mit mir los war, ich hatte einfach den Drang dich zu küssen aber wir dürfen das nicht mehr tun!"
„Und wieso nicht?"
„Wir sind bald sowas wie Geschwister, dann geht das nicht mehr"
„Du hast ja recht, aber es war so gut" ,ich quengele wie  ein kleines Kind, was Leon zum schmunzeln bringt.
„Du bist süß"
„Danke, weiß ich schon" ,ich grinse, Leon ebenfalls.
„Tut mir übrigens leid wegen dem da" er zeigt auf den roten Fleck an meinem Hals.
„Schon gut"
„Soll ich dich nach Hause fahren? Juli fragt sich bestimmt schon wo wir bleiben" ,fragt er und hält mir seine Hand zum Aufstehen hin.
Ich ergreife seine Hand, an der er mich zu seinem Motorrad zieht, mich an meinen Hüften hoch hebt und auf sein Motorrad setzt.
„Das hätte ich auch selbst geschafft"
„Dafür bist du viel zu klein mit deinen 1,65"
„Du bist nicht viel größer und jetzt fahr bevor ich es tue"
Nach meinen Worten startet er lachend den Motor, woraufhin ich mich an ihn klammere und den Fahrtwind genieße.

Zuhause angekommen stelle ich fest, dass ich alleine bin, woraufhin ich mich in mein Zimmer verziehe und meine beste Freundin Lynn anzurufen, welche allerdings gar nicht erst abhebt.
Sie hat in letzter Zeit sowieso keine Zeit mehr für mich und benimmt sich auch total komisch, ich würde zu gerne wissen, was mit ihr los ist aber das werde ich wohl erst erfahren wenn ich sie frage und dafür muss ich sie erstmal irgendwie ans Telefon kriegen, was ja schlichtweg unmöglich zu sein scheint.

Da ich sowieso nichts zutun habe entscheide ich mich dazu, unsere Wäsche zu waschen und die Zimmer zu putzen. Mama soll Ja nicht nach Hause kommen und von einem Berg dreckiger Wäsche und ungeputzten Zimmern überrascht werden.

Als die erste Maschine Wäsche läuft und die Zimmer meiner Brüder nicht mehr riechen, als hätten sie eine Leiche dort versteckt ist es bereits neunzehn Uhr. Ich weiß zwar nicht, wo genau meine Brüder stecken aber sie sind bestimmt hungrig wenn sie nach Hause kommen also fange ich an für das Abendessen Gemüse zu schneiden und Hackfleisch zu braten.
Kurz bevor das Essen fertig ist öffnet sich die Tür und meine beiden Brüder kommen rein.
Allerdings schauen sie alles andere als fröhlich aus und ich habe jetzt schon Angst davor, was sie mir gleich erzählen werden.

Ich decke schnell den Tisch und fülle das Abendessen auf die Teller.
„Danke Frieda" ,sagt Juli bevor er sich seinen ersten Löffel in den Mund schiebt.
„Gerne, Ich habe auch eure Zimmer geputzt und Wäsche gewaschen"
„Du bist einfach die beste" ,sagt mein sonst so glücklicher Zwillingsbruder in einem ziemlich genervten und gelangweilten Ton.
„Ich weiß aber jetzt erzählt mir doch bitte endlich, was mit euch los ist. So schlecht gelaunt habe ich euch nicht mehr gesehen, seit ich an dem einen Weihnachten die cooleren Geschenke bekommen habe"

Sooo, erstmal tausend dank für 1k Leser in einer so kurzen Zeit! Das ist so unfassbar und gibt mir wirklich sehr viel Motivation. Ich bin euch so so dankbar, wirklich!❤️ Kommen wir jetzt zum Kapitel, was haltet ihr von dem Gespräch zwischen Leon und Frieda?

Die Tränen, die du trocknetest. | dwkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt