Kapitel 54

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Es ist heiß, wirklich kochend heiß.
Ich wache schweißgebadet neben einem schlafenden Maxi auf und schaue mich um. Mein Kopf dröhnt höllisch, als würde er in den nächsten zehn Sekunden explodieren.
Ich habe noch alle meine Klamotten an, das bedeutet, dass wir nicht miteinander geschlafen haben. Fast alle meine Erinnerungen von gestern Abend sind wie ausgelöscht. Das einzige was ich weiß ist, dass Maxi mir Nachhilfe in Mathe geben wird und dass ich mit Elena auf der Treppe gesessen und Wein getrunken habe, nachdem ich Juli vor versammelter Mannschaft angeschrien habe.
Ich stehe langsam auf um Maxi nicht zu wecken, schnappe mir ein Shirt von Juli, welches irgendwie den Weg in meinen Kleiderschrank gefunden hat und mache mich auf den Weg ins Badezimmer.
Es ist echt schön eingerichtet, ich merke sofort, dass dieser riesige Spiegel und das Waschbecken, welches einer Badewanne gleicht, nur von meiner Mutter kommen können. Wir haben eine Badewanne und eine Regendusche, langsam fühlt es sich echt surreal an. Haben wir im Lotto gewonnen oder verdient Joachim in seiner ranzigen Eisdiele doch so viel Geld, dass wir uns das auf einmal alles leisten können?
Die Dusche hat sich angefühlt wie das reinste Paradies, beklagen kann ich mich also nicht. Als ich den Badezimmer Schrank öffne und dort keine Handtücher vorfinde fällt es mir ein. Es kann ja nicht ein einziges Mal alles so laufen, wie es soll oder? Ich meine, ich bin mit Klamotten aufgewacht, hatte eine perfekte Dusche, die meine Kopfschmerzen sogar hat verschwinden lassen. Irgendwas musste also passieren, damit der Morgen nicht zu angenehm wird.
Ich werfe mir Julis Shirt über, bürste einmal durch meine Haare und stelle fest, dass ich auch gleich ohne Klamotten das Badezimmer verlassen könnte. Wieso komme ich nicht vorher darauf, dass das weiße Shirt höchstwahrscheinlich durchsichtig wird wenn ich es anziehe ohne mich abzutrocknen?
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es erst zehn Uhr morgens ist. So betrunken wie die gestern alle waren, wird wohl jetzt noch keiner wach sein.
Ich werfe meine Klamotten von gestern Abend in den Wäschekorb und mache mich auf den Weg zurück in mein Zimmer, natürlich bleibt es mir bei meinem glück nicht erspart jemandem über den Weg zu laufen. Als wäre das ganze Drama von gestern nicht schon genug gewesen, steht plötzlich Leon vor mir, welchem beinahe die Augen rausfallen als er mich sieht. 
„Guten Morgen Schönheit"
„Halt die Klappe, ich will einfach nur in mein Zimmer"
„Wenn du Hunger hast komm runter, dein one Night stand und die anderen machen schon Frühstück"
Genervt rolle ich mit den Augen und schiebe mich an ihm vorbei.
„Ach übrigens, weiß steht dir" ,grinst Leon bevor ich die Tür meines Zimmers hinter mir schließe.
Mein one night stand? Haben wir etwa doch miteinander geschlafen und uns danach wieder angezogen? Das glaube ich nicht, ich kenne mein betrunkenes ich und das würde sich sicherlich nicht danach wieder anziehen.
„Guten Mor-oh mein Gott, tut mir leid!" ,ruft maxi während er das Zimmer betritt und sich umdreht, sodass er mich nicht mehr sehen kann.
„Ich habe doch was an, alles gut" ,lache ich.
Er dreht sich wieder zu mir um, als er mich ansieht tut er allerdings wieder das Gegenteil, „Dein Shirt ist nass, man sieht alles Frieda"
„Ist ja gut" Ich schnappe mir Unterwäsche, eine Jogginghose und ein neues Shirt und ziehe mich schnell um.
„Geht doch, mein Gott ist das schwer" Er stellt ein großes Tablett mit Frühstück auf meinem Bett ab und lächelt mich an. Das erklärt auch, weshalb er sich nicht einfach die Augen zugehalten hat.
„Für mich?" ,frage ich leicht ungläubig.
„Nein weißt du, das ist alles für mich. Deswegen esse ich es auch in deinem Zimmer"
„Vielen Dank Maxi aber das ist doch viel zu viel für mich alleine.."
„Bitte wirf einen Blick in den Spiegel" er nimmt meine Hand und führt mich zu dem großen Spiegel an meinem Kleiderschrank.
„Schau wie sehr du in den letzten zwei Wochen abgenommen hast. Wir alle machen uns Sorgen, wirklich"
So habe ich das noch nie betrachtet aber jetzt wo er es anspricht fällt es mir sofort auf.
„Schau nicht so sondern iss etwas, du musst auch nicht alles essen" ich weiß nicht wieso aber aus irgendeinem Grund schafft er es, dass ich in das aufgebackene Croissant beiße.

Nachdem wir zusammen gefrühstückt haben, räumen wir zusammen das Tablett und die Reste in die Küche, wo mich bereits eine unangenehme Situation erwartet. Vor der Spülmaschine, natürlich genau da, wo ich eigentlich dran muss, steht Juli und schaut zu erst mich und danach Maxi finster an.
„Jetzt fickst du also auch schon meine kleine Schwester, hm?" Ich sehe genau, wie seine Anspannung sich in dem Gesicht meines Bruders abzeichnet und so wie ich seinen Blick deute, würde er am liebsten einfach drauf hauen.
„Was ist dein Problem?" ,fragt Maxi gelassen, während er die restlichen Weintrauben zurück in den Kühlschrank stellt.
„Das fragst du auch noch?" ,feuert Juli zurück.
„Beruhig dich man, was ist los mit dir?" Maxis Ton ist nach wie vor ruhig und gelassen, auch wenn ich sehe wie sich langsam sein Kiefer anspannt.
„Du fickst meine kleine Schwester, das ist das Problem!" Nun verliert Juli die Fassung und schlägt zu. Allerdings nicht in Maxis Gesicht, sondern auf die Arbeitsplatte in der Küche.
„Juli es reicht, beruhig dich endlich man" ,mische ich mich nun ein. Ich bin immer noch sauer auf ihn aber ich will weder zulassen, dass er unsere neue Küche zerstört, noch dass er wieder in alte Muster verfällt und seine Wut rauslässt, indem er Menschen oder Gegenstände kaputt schlägt.
„Was willst du Frieda? Verpiss dich einfach, du hast genug angestellt und dann schläfst du auch noch mit einem meiner besten Freunde"
„Mein Gott Juli ich habe nicht mit Maxi geschlafen und selbst wenn würde es dich einen Scheißdreck angehen"
„Natürlich geht es mich etwas an, du bist meine Schwester!"
„Ach was, echt? Als Leon mich fast bewusstlos gevögelt hat, war das einzige, was dich interessiert hat, dass wir nicht zu laut sind" das war provokant, zu provokant. Juli muss sich beherrschen nicht gleich an die Decke zu gehen, das würde jeder merken, der ihn auch nur für eine Sekunde anschaut.
„Weil ich bei Leon wusste, dass er sich niemals in dich verlieben würde"
„Was?!" ,fragen Maxi und ich gleichzeitig.
„Nichts, hört einfach beide auf mich zu nerven und du Maxi, Fass meine Schwester nicht an wenn du noch einen anderen Ort als das Krankenhaus sehen möchtest"
Mit diesen Worten verschwindet mein Bruder aus der Küche und lässt uns beide fassungslos dort stehen.
„Was war das denn gerade?" ,frage ich, als ich meine Worte wiedergefunden habe.
„Ich habe nicht die geringste Ahnung. Vielleicht hat er schlecht geschlafen oder so.." ,antwortet Maxi, welcher wohl immer noch schockiert von Julis Gefühlsausbruch ist.
Nachdem Maxi und ich uns dazu entschieden haben den heutigen Tag ruhen zu lassen und meine erste Nachhilfestunde auf morgen zu verschieben, verabschieden wir uns und ich verziehe mich in mein Zimmer.
Meine Gedanken kreisen die ganze Zeit um Julis Worte. Was hat er damit gemeint, dass es ihn bei Leon nicht gestört hat weil er wusste, er würde sich niemals verlieben? In welchem Zusammenhang steht das mit Maxi? Das macht meiner Meinung nach alles überhaupt keinen Sinn.
Hey, wie gehts dir? Alles gut bei dir? Elena. Es ist, als könnte sie Gedanken lesen oder sowas in der Art. Sie meldet sich immer genau dann, wenn ich es am meisten brauche.
Anstatt ihr zurück zu schreiben rufe ich sie einfach an und erzähle ihr alles, was mich bedrückt und auch sie kann Julis Wut nichtmal ein bisschen nachvollziehen.

Yeeeessss, ich lebe noch. Ich habe für dieses Kapitel drei Wochen gebraucht und bin damit sehr unzufrieden aber trotzdem glücklich, dass ich wenigstens irgendwas hochladen kann.
Love 🤍

Die Tränen, die du trocknetest. | dwkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt