Kapitel 44

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„Fräulein Reik sind sie noch bei uns oder hat ihre Seele bereits den Körper verlassen?" ,fragt mein von mir verhasster Deutsch Lehrer und reißt mich somit aus den Gedanken.
„Noch bin ich anwesend, danke der Nachfrage" ,antworte ich zickig, woraufhin ich nur einen grimmigen Blick von ihm kassiere.
In den letzten zwei Wochen habe ich kein Wort mit Leon gesprochen und die beiden Wochenenden alleine in meinem Zimmer verbracht, wobei Markus einmal bei mir übernachtet hat, als es mir nicht gut ging.
Heute ist Freitag und ich werde quasi von meinen Brüdern gezwungen dabei zu sein, wenn sie sich heute Abend alle im Teufelstopf treffen.
„Ich frage sie noch ein einziges Mal ob sie anwesend sind bevor ich sie rausschmeiße" ,ermahnt Herr Jürgens mich, was ich gar nicht beantworte sondern einfach nur einmal auf schaue.
„Was war mit dir denn los?" ,fragt Joschka mich als wir den Kursraum verlassen und in die Pause gehen.
„Ich war einfach in Gedanken. Es wird komisch sein heute Abend wieder mit euch allen zusammen zu sitzen.."
„Wieso sollte es komisch sein? Nur wegen Leon?"
Ich nicke und beiße in mein Brötchen, „Leon ist euer Anführer und wir haben gerade keine so gute Beziehung zu einander.."
„Es wird nicht komisch sein Frieda du gehörst genauso zu uns wie Leon, auch wenn er immer einen auf Anführer macht, sind wir alle gleich und alle werden gleich gemocht"
„Ehrlich?"
„Ja, mach dir keinen Kopf und komm einfach mit. Es wird lustig, vertrau mir"
„Na gut, einverstanden"
Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Schulter, „Hey Frieda, können wir mal reden?" ,fragt meine eigentlich beste Freundin.
„Klar, wieso nicht?"
Ich verabschiede mich mit einem kurzen Winken von Joschka und drehe dann mit Lynn eine Runde über den Schulhof.
„Wieso bist du seit ein paar Wochen so kalt zu mir? Du antwortest kaum auf meine Nachrichten und in der Schule gehst du mir aus dem Weg. Was habe ich falsch gemacht?" ,fragt sie wirklich besorgt, was mich tatsächlich wundert. Ich frage mich allerdings, wieso sie das fragt, ich meine ist das nicht offensichtlich?
„Das fragst du noch?"
„Man Frieda mir fällt wirklich nichts ein, bitte rede einfach mit mir" ,jammert sie, doch noch bevor ich ihr antworten kann, setzt sie bereits wieder zum Reden an.
„Ist es, weil ich etwas mit deinem Stiefbruder hatte? Ich wusste nicht, dass dich das stört ehrlich. Damals bei Juli war es dir ja auch egal, dass ich etwas von ihm wollte, übrigens ist er eigentlich gerade Single?" Als sie merkt, was sie gerade von sich gegeben hat ist sie sofort still und mir erscheint in Gedanken eine Glühbirne über dem Kopf.
Sie weiß gar nicht, dass Leon und ich etwas am laufen hatten. Ich meine woher auch, ich jedenfalls habe es ihr nie erzählt.
„Ach weißt du Lynn, ist schon okay. Es stört mich nicht, die letzten Wochen war ich einfach nur ein wenig..neben der Spur!" Meine Ausrede ist nicht gerade die beste aber für Lynn sollte sie definitiv reichen.

„Kann ich wirklich so gehen? Ich sehe doch total blöd aus" ,jammere ich Elena über FaceTime in die Ohren.
„Du siehst gut aus und Punkt. Ich muss jetzt los, wir sehen uns gleich" schon hat sie aufgelegt und ich erhalte eine Nachricht von meinem Bruder, Maxi holt dich ab, Joschka und ich sind schon los. Wehe du drückst dich!
Na super, jetzt darf ich auch noch auf Maxi warten. Als wäre ich nicht schon nervös genug, steigt es durch längere Wartezeit noch mehr.
Als es endlich an der Tür klingelt betrachte ich mich noch einmal im Spiegel und öffne Maxi dann die Tür. Die Tatsache, dass er in Motorradklamotten vor mir steht, in denen er übrigens unglaublich gut aussieht, lässt mich verzweifeln. Das letzte, was ich jetzt gebrauchen kann ist eine Motorradfahrt, die mir meine Frisur ruiniert.
„Bereit Emily Erdbeere?" ,fragt Maxi lachend und hält mir einen Helm vor die Nase.
„Aber sicher doch, Tippkick" ,antworte ich ironisch und nehme den Helm entgegen.
„Gut festhalten und nicht runter fallen" ,sagt er belustigt als wir auf seinem Motorrad sitzen.
Ich schlinge meine Arme um seinen Bauch und drücke mich fest an seinen Rücken. Da ich noch nie mit ihm gefahren bin, habe ich besonders Angst, wobei ich ihm tatsächlich irgendwie vertraue. Ich lehne meinen Kopf an seinem Rücken an und genieße den kühlen Fahrtwind, bis wir am Teufelstopf ankommen und meine Laune sich wie auf Knopfdruck verschlechtert als ich Leon sehe.
Ich begrüße alle, Leon natürlich ausgeschlossen, und lasse mich dann zwischen Markus und Klette auf die Wiese fallen.
„Hat sie lange gebraucht oder konntet ihr direkt fahren?" ,richtet mein großer Bruder sich an Maxi.
„Pünktlich war sie aber sie hätte mir während der Fahrt beinahe die Luft abgeschnürt" ,antwortet er lachend.
„Selbst schuld wenn du fährst, wie ein verrückter!" ,mische ich mich ein.
Der Abend verläuft tatsächlich besser als gedacht, Leon gibt kaum einen Laut von sich und starrt die ganze Zeit nur auf sein Handy, während wir uns über die verschiedensten Dinge unterhalten. 
Klette, welche rechts neben mir und links von Leon sitzt, beobachtet ihn allerdings schon eine Weile und schaut misstrauisch aber unauffällig auf sein Handy.
Ehe ich mich versehe hat sie es ihm aus der Hand gerissen, „Oh mein Gott, sie ist hübsch..schau mal" ,mit einem nicht gerade fröhlichen Blick überreicht sie mir sein Handy und zeigt mir das Profilbild von dem Mädchen, mit der er anscheinend die ganze Zeit schreibt.
„Frieda.." ,beginnt er, doch ich lasse ihn gar nicht erst weitersprechen.
„Weißt du Leon, ich hoffe wirklich, dass du glücklich wirst.."
Ein kleines Lächeln bildet sich auf seinen Lippen, „aber nicht so glücklich, wie du mit mir warst" ,fahre ich fort.
Alle schauen mich nun geschockt an aber ich bin noch lange nicht fertig.
„Ich weiß es ist verdammt egoistisch von mir aber ich kann dich einfach nicht los lassen. Finde meinetwegen eine, die toll und wunderschön ist aber such nicht nach einer besseren!" Verwundert von den Worten, die ich gerade heraus gebracht habe stehe ich auf und gehe. Ich weiß nicht wohin ich gehe, aber ich gehe einfach. Mir ist gerade alles lieber als in seiner Nähe zu sein, auch wenn es dunkel draußen und langsam kalt ist.
„Frieda jetzt bleib doch endlich mal stehen!" ,sagt Markus außer Puste, als er bei mir ankommt.
„Was ist Markus? Ich habe mich gerade vor allem blamiert und-" bevor ich weiter sprechen kann zieht er mich in eine liebevolle Umarmung, welche meine Sorgen für einen kurzen Moment weg spült.
„Du hast dich nicht blamiert, glaub mir. Alle sind super stolz auf dich, dass du deine Gedanken ausgesprochen hast und jetzt wird Leon die ganze Zeit von Klette, Nerv und Raban damit aufgezogen. Sogar Marlon hat ihn ausgelacht. Es ist alles gut, wirklich!" seine Worte machen mich unfassbar glücklich aber ich will dennoch einfach nur nach Hause.
„Kannst du mich nach Hause fahren? Morgen werde ich mit ihnen reden" ,frage ich meinen besten Freund welcher sich jedoch nervös am Hinterkopf kratzt.
„Also tut mir leid aber ich und Jacky wollten eigentlich-"
„Hey ist schon gut, ich frage einfach Juli oder so, kein Problem ehrlich"
Markus lächelt und zieht im selben Moment sein Handy aus der Tasche, „Kannst du Frieda nach Hause fahren? Aha, Ja. Wie du schickst jemanden? Wen willst du denn-" da hat mein Bruder wohl schon aufgelegt.
Zehn Minuten später steht Maxi mit seinem Motorrad vor uns, „Ich habe gehört hier möchte jemand nach Hause?"
Lächelnd verabschiede ich mich von Markus und lasse mich von Maxi nach Hause fahren.
„So, da wären wir Emily Erdbeere" ,grinst er, als er mich vor meinem Haus absetzt.
„Dankeschön, Tippkick" ,sage ich ebenfalls grinsend und laufe ins Haus, wo ich sofort meine Mutter antreffe.
Sie schaut mich mit großen Augen an, ich kann ihren Blick nicht wirklich deuten.
„Frieda, wir müssen mal miteinander reden.."

Was meint ihr, will Frau Reik mit Frieda besprechen?🥰
Wie findet ihr dieses Kapitel?

Die Tränen, die du trocknetest. | dwkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt