Kapitel 42

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Mein Wecker klingelt um Punkt sieben Uhr und ich würde am liebsten los schreien als mir klar wird, dass heute mein erster Schultag nach sechs Wochen ist.
Es wird schwer, sich wieder daran zu gewöhnen jeden Morgen früh aufzustehen, nicht zu spät schlafen zu gehen und nur am Wochenende zu feiern.
Außerdem werde ich mit Sicherheit so viel lernen müssen, dass ich kaum noch Zeit für irgendwas anderes habe.
Da ein Nervenzusammenbruch am frühen Morgen auf gar keinen Fall eine gute Idee ist, stehe ich nun endlich auf.
Nachdem ich meine Brüder aus ihren Betten geschmissen und mich fertig gemacht habe, rutsche ich nervös auf dem Beifahrersitz von Julis Auto hin und her.
„Was ist mit dir?" ,fragt mein großer Bruder besorgt, während Joschka mal wieder auf dem Rücksitz schmollt, weil er hinten sitzen muss.
„Genau, du gibst heute gar kein Frieda Bieber Live Konzert. Was ist los?" ,mischt nun auch er sich ein.
„Ich habe irgendwie Angst. Die Klassen werden aufgelöst, wir werden nur noch in Kurse verteilt und.."
„und du willst Leon nicht sehen, habe ich Recht?" ,unterbricht mich Juli, was ich nur mit einem Nicken beantworte.
„Mach dir nichts draus, Leon ist ein Arsch was Frauen angeht. Du hast doch uns" ,versucht mein Zwilling mich zu beruhigen.
„Ja und die anderen. Klette, Elena, Markus" als Juli den Namen meines besten Freundes ausspricht, wackelt er mit den Augenbrauen. Er hat wohl immer noch nicht verstanden, dass wir nur beste Freunde sind.
„Juli wir sind nur beste Freunde, mehr ist da nicht. Wie oft noch?" ,frage ich genervt.
„Jaja, so wie ihr vorgestern auf der Couch geschlafen habt, sieht selbst ein Blinder mit Krückstock, dass da definitiv mehr läuft"
Das Schulgebäude, welches erscheint als wir aus der Kurve raus fahren, rettet mich und ich bin nicht mehr gezwungen, mit Juli darüber zu reden.
Auf dem Parkplatz der Schule stehen bereits alle Kerle plus Elena versammelt und Klette beginnt wie wild zu winken, als sie uns im Auto erkennt.
„Guten Morgen" ,begrüße ich sie alle ohne weiteres. Für große Begrüßungen bin ich echt noch zu müde. Ganz im Gegensatz zu meinem Bruder, welcher seine Freundin glücklich mit einem Kuss begrüßt und mit den anderen einmal abklatscht.
„Kommt, das Treffen für die elfte Stufe findet in der Aula statt" ,sagt Raban gelangweilt und zieht mich und Joschka mit sich mit.
Es dauert nicht lange bis sich alle eingefunden haben und die Informationen für das kommende Schuljahr ausgegeben werden. Die Kurse wurden in den Sommerferien gewählt und zum Glück habe ich nur einen mit Lynn und Zoe, nach der Sache mit Leon kann ich sie nicht mehr normal anschauen ohne Kopfkino ertragen zu müssen.
Der Tag vergeht relativ schnell, da es im Grunde nur organisatorisches ist, so wie an jedem ersten Schultag eben.

Der nächste Tag hingegen verläuft komplett anders. „Sie tun so, als wären wir schon seit drei Wochen wieder hier!" ,ruft Raban aus der Ecke des Klassenzimmers.
„Genau! Sie können nicht jetzt schon eine Klausur anzetteln" ,ergänzt mein Bruder.
„Ich bin der Lehrer und demnach mache auch ich die Regeln" ,sagt Herr Jürgens, unser neuer Deutsch Lehrer.
„Das kann ja ein lustiges Schuljahr werden.." ,murmle ich, mit der Nase in meinem Deutschbuch vertieft.
„Wollen Sie der Klasse etwas mitteilen Frau Reik?" ,fragt er mit hochgezogener Augenbraue.
„Nein, nicht das ich wüsste" ,antworte ich genervt und widme mich wieder der Aufgabe. Ich hasse es gesiezt zu werden, ich bin minderjährig wieso fangen die damit ab der Oberstufe an?
Als die Schulklingel endlich die Deutschstunde beendet, mache ich mich ohne meinen Bruder und seinen Freund auf den Weg zu meinem Spanisch Kurs, welcher ohne Probleme verläuft. In Fremdsprachen war ich schon immer gut, ganz im Gegensatz zu Naturwissenschaften oder Mathematik.
„Kommst du heute auch zum Training?" ,fragt Leon mich als wir in der Pause alle in einem Kreis stehen, worauf ich ihm aber keine Antwort gebe und einfach so tue, als hätte ich es nicht gehört.
Als er noch einmal nach hakt schüttele ich bloß den Kopf und widme mich wieder meinem Handy.
„Ich muss mal zur Toilette, wir sehen uns ja dann nach der Schule" Ohne auf irgendwelche Antworten zu warten begebe ich mich zu den Toilettenräumen. Natürlich muss ich gar nicht aber ich muss weg von Leon. Jedes Mal wenn ich ihn sehe werde ich daran erinnert, wie er meine beste Freundin geküsst hat. Es tut nicht einmal weh oder verletzt mich, es ist einfach nur der Fakt, dass er mich damit vor allen bloß gestellt hat, denn jeder war sicher, dass er mich nehmen würde.

Nach der Schule setze ich mich sofort an meine Hausaufgaben, während meine Brüder zum Training in den Teufelstopf verschwinden. Dass diese Lehrer es so übertreiben müssen und uns bereits am zweiten Tag Berge an Hausaufgaben aufdrücken müssen, verstehe ich nicht. Haben die denn selbst keine Kinder, um sich in unsere Situation reinzuversetzen?
Ich fange mit dem an, was mir am leichtesten fällt und zwar Englisch. Noch bevor ich meine Hefte für die darauffolgenden Biologie Aufgaben rausholen kann, klingelt es an der Tür.
Ich mache mir nicht die Mühe aufzustehen, es ist sowieso nicht für mich also kann meine Mutter die Tür aufmachen.
„Frieda, Besuch für dich" ,ruft sie von der Wohnungstür. Natürlich muss es genau dann für mich sein, wenn ich mal nicht selber aufstehe. Ich könnte schwören, hätte ich selbst aufgemacht wäre es für meine Mutter gewesen.
Als ich mich auf den Weg zur Tür mache steht Leon bereits vor mir im Wohnzimmer.
„Was willst du denn hier?" ,frage ich fassungslos. Woher nimmt er sich das Recht, hier einfach aufzukreuzen vor allem wenn meine Mutter da ist?
„Lass und in dein Zimmer gehen und reden, nur zehn Minuten. Bitte" diese verdammten Augen, die mich anstrahlen wenn er mit mir redet. Natürlich kann ich ihm nicht sagen, dass er gehen soll und ich nicht reden möchte. Also stimme ich zu und verschwinde mit ihm in meinem Zimmer.
„Was hast du schon wieder?" ,fragt er genervt.
„Was ich habe? Du fragst mich gerade wirklich, was ich habe? Merkst du eigentlich noch überhaupt irgendwas?" ,feuere ich zurück.
„Es war doch nur ein verdammter Kuss, außerdem waren wir betrunken"
„Als du mit ihr in dein Zimmer verschwunden bist, sahst du nicht mehr besonders betrunken aus"
„Frieda was ist dein verdammtes Problem? Selbst wenn ich zwölf andere vögele, was geht es dich an?"
„Was es mich angeht? Willst du mich komplett verarschen?" Ich bin komplett fassungslos und würde ihn am liebsten anschreien aber ich will nicht, dass meine Mutter auch nur irgendwas davon mitbekommt.
„Wir sind nicht zusammen. Ich bin ein freier Mensch und kann machen was ich will, genauso wie du"
„Gut okay, wie du willst. Du hast recht, wir sind nichts mehr als Freunde und weißt du was wir noch sind? Wir sind Stiefgeschwister und deswegen solltest du jetzt gehen, weil wir nichts mehr zu bereden haben" Ich halte meine Tränen gerade noch so zurück und schiebe Leon aus meinem Zimmer heraus.

Es tut mir leid, dass dieses Kapitel nicht so gut ist aber heute hatte ich es nicht so mit dem Schreiben irgendwie.
Falls in der nächsten Zeit weniger kommt, tut es mir wirklich leid, da ich ab morgen wieder Schule habe🤍

Die Tränen, die du trocknetest. | dwkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt