Kapitel 30

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„Vielleicht sollte ich mich wieder von ihnen distanzieren um das alles wieder gerade zu biegen.." die Stimme von meinem großen Bruder weckt mich aus meinem Traum.
„Juli was machst du da?!" Verschlafen reiße ich ihm den Zettel aus der Hand, den ich gestern geschrieben habe und den er offensichtlich gelesen hat.
„Tut mir leid, ich wusste nicht.."
„Geh mir nicht auf die Nerven Juli, raus"
„Aber Frieda-"
„R a u s!"
Augenverdrehend verlässt mein großer Bruder mein Zimmer und knallt die Tür laut zu. Mit Absicht, das weiß ich.

Es hat gestern echt gut getan, alles auf diesen Zettel zu schreiben. Ich fühle mich total befreit und bereit dazu, dem allen mit Leon heute ein Ende zu setzen. Es ergibt sowieso keinen Sinn mehr mit ihm, erst schläft er mit mir, dann lässt er mich in der Küche sitzen, dann küsst er mich ständig, schläft wieder mit mir und dann ist er morgens einfach weg. Ich verstehe ihn nicht und mittlerweile will ich das auch gar nicht mehr, er bringt mich sowieso nur durcheinander.

Es ist schon wieder vierzehn Uhr und ich habe nur zwei Stunden Zeit, bis ich in der Eisdiele sein muss.
Ich habe beschlossen, dass ich mich heute extra ein wenig schön mache um Leon zu zeigen, was er mit seiner Aktion verliert. Das ist eigentlich komplett bescheuert und total kindisch, erinnert mich an diese komischen Teeniefilme aber irgendwas in mir bringt mich dazu, das zu tun.
Allerdings habe ich ja kaum mehr Zeit, also nehme ich diesmal eine schnelle Dusche, föhne meine Haare und suche mir ein Outfit heraus. Mein Make-Up ist nicht so dezent wie sonst immer, es bringt vor allem meine Augen total zum Vorschein. Meine Haare lasse ich einfach offen über meine Schultern fallen.

„So, wer von euch Pappnasen fährt mich?" Diese Frage sorgt für Verwirrung in den Gesichtern meiner Brüder. Juli scheint immer noch genervt zu sein, weil ich ihn aus meinem Zimmer geschmissen habe aber er ist doch selbst schuld. Was liest er einfach meine Sachen?
„Markus holt dich, ihr habt eh zusammen Schicht. Du Pappnase " ,sagt Joschka plötzlich.
„Weiß Markus das auch oder habt ihr wieder vergessen ihn zu fragen?"
„Ich habe gerade mit ihm telefoniert, er müsste jeden Moment hier sein" Julis Tonfall klingt ganz stark nach genervt und gelangweilt. 
Genau in dem Moment klingelt mein Handy, es ist Markus. Ich werfe einen Blick aus dem Fenster und sehe sein Motorrad.
„Bis später, habe euch lieb" Ich drücke beide kurz an mich.
„Ja Juli, dich auch, auch wenn du genervt bist" Lachend verlasse ich das Haus und hinterlasse zwei verwirrte Brüder.

Ich begrüße Markus mit einer kurzen Umarmung und setze mir dann den Helm auf, den er mir gibt.
„Ist von Jacky aber sie braucht ihn ja momentan nicht.." seine Augen werden sofort glasig.
„Hey ist okay, das mit euch regelt sich wieder. Versprochen"
Lächelnd nickt er, setzt sich wieder auf das Motorrad und ich habe wieder das Gefühl, dass ich ihm die Luft abschnüre so fest wie ich mich an ihm festhalte.

„Guten Morgen" so werden wir von Leon begrüßt, der viel zu gute Laune dafür hat, dass er einfach abgehauen ist ohne irgendwas zu sagen. Er hat sich nichtmal mehr gemeldet nachdem er gegangen ist.
Markus antwortet ihm, ich nicht. Soll er doch wissen, dass ich keine Lust mehr auf sein Getue habe.
„Ich soll euch noch nach euren Getränkewünschen für Klettes Party fragen" gelangweilt krame ich meine Notiz auf dem Handy raus, in der ich die restlichen aufgeschrieben habe, „wobei es mir eigentlich relativ egal ist ob eine Person hier mit den Getränken zufrieden ist" ,füge ich noch leise hinzu. Markus kann sich einen kurzen Lacher nicht verkneifen und Leon versteht wie immer gar nichts.
Nachdem ich ihre Wünsche aufgeschrieben habe verschwinde ich in der Küche um Obst zu schneiden. Das ist mir Millionen mal lieber als zu kellnern, ich hasse Menschen.

„Frieda dein Handy" ,ruft Markus nach zwei Stunden, in denen ich Obst geschnitten habe, vom Tresen aus. Ich lasse alles so liegen wie es ist, wasche kurz meine Hände und begebe mich dann zu ihm.
„Was ist damit?" ,frage ich.
„Deine Mutter hat dir geschrieben, vielleicht ist es wichtig"
Süß, wie Markus sich Sorgen macht. Ich schaue auf mein Handy und öffne den Chat mit meiner Mutter.
Sie hat mir ein Kinderbild von mir geschickt, neben mir steht ein kleiner blonder Junge, ungefähr in meinem Alter. Dazu schreibt sie: Was man so alles findet!
„War nichts wichtiges, nur das hier" Ich halte Markus mein Handy vors Gesicht und dem fallen beinahe die Augen heraus.
Ohne etwas zu sagen holt er sein Portmonee raus und hält mir exakt das gleiche Foto vor die Nase.
„Deswegen haben wir das Gefühl als würden wir uns ewig kennen..wir tun es wirklich!!" Markus scheint sich unglaublich zu freuen, obwohl er dieses Gefühl gestern noch als unbedeutend betitelt hat.
„Jetzt kann ich Jacky alles erklären und vielleicht wird sie mir diesmal glauben!" Dieser Satz erklärt seine Freude.
„Wieso hat mir das nie jemand gesagt?" ,frage ich ihn verwirrt.
„Denkst du, ich kann mich daran erinnern? Du siehst komplett anders aus als früher, also ehm naja.." ,sein nervöses stottern bringt mich zum Lachen.
„Wir sind beide ziemlich erwachsen geworden würde ich sagen. Ich habe dich nämlich auch nicht erkannt" ,sage ich lachend.
Das sind übrigens du und Markus, du weißt schon. Der blonde, der dich immer so verliebt anschaut.
Diese Nachricht von meiner Mutter lässt mich schmunzeln. Wieso sieht das jeder außer ich? Ich beschließe, ihm nichts von der Nachricht zu sagen. Das würde ihn sicherlich noch mehr verwirren.

Der restliche Tag vergeht schnell, ich schneide hauptsächlich Obst, Backe oder dekoriere Waffeln und Eisbecher und rede kein einziges Wort mit Leon.
Es ist mittlerweile kurz vor Schluss und während Markus die Tische abwischt, rufe ich Leon zu mir in die Küche.
„Was gibt es, Schönheit?"
Ich verdrehe meine Augen und schaue ihn genervt an, „Lass gut sein Leon, wirklich"
„Was ist mit dir denn los?"
Fragt er gerade wirklich, was mit mir los ist? Ist das sein verdammter ernst? Ich muss mich jetzt schon zusammen reißen, nicht auszurasten.
Als ich einen Blick aus dem Fenster werfe und Elenas Auto auf dem Parkplatz sehe überkommt mich ein riesiger Schub an Mut und ich beginne damit das zu sagen, was ich denke.
„Leon das mit uns geht nicht mehr. Wir werden irgendwann Stiefgeschwister sein und außerdem verwirrst du mich total. Das darf einfach nicht mehr passieren und es hört hier und jetzt auf!" meine Stimme klingt kraftvoller, als ich vorher gedacht habe und ich muss zugeben, dass ich total stolz auf mich bin.
Leon fängt nur an zu grinsen.
„Was ist so lustig Leon? Ich habe gerade gesagt, dass zwischen uns nie wieder was laufen wird!"
„Frieda hör mir zu. Du kannst neu anfangen, machen was du willst, andere Jungs kennenlernen. Du kannst so tun als ob es richtig ist aber ich weiß, dass du dich nicht von mir fern halten kannst, Liebes"
Da ist sie wieder. Die arrogante Art von ihm, die ich über alles hasse und doch so anziehend finde. Was macht dieser Kerl mit mir?
Bevor ich noch irgendwas sage, was ich möglicherweise später bereuen könnte verlasse ich einfach nur Kopf schüttelnd die Eisdiele.

Oh Gott, ich habe mich so gefreut dieses Kapitel hochzuladen, einfach weil endlich diese Verbindung zwischen Markus und Frieda aufgedeckt wird👀
Ich muss aber leider zugeben, dass Frieda mit jedem Kapitel mehr wird wie ich, ob mir das gefällt weiß ich noch nicht so ganz..

Die Tränen, die du trocknetest. | dwkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt