Die Tränen, die du trocknetest. | dwk

Kapitel 60

Das Zwitschern eines Vogels verleitet mich dazu aus dem Fenster zu schauen. Die Sonne scheint, der Hof der Kirche, in der die Hochzeit stattfindet ist wunderschön geschmückt und ein paar Gäste scheinen auch bereits angekommen zu sein.
Nach wenigen Minuten sehe ich Klette und meinen Bruder auf dem Hof, wie sie von Joachim vor der Hochzeitsdekoration fotografiert werden. Die beiden sind so ein schönes Paar, das muss einfach bis in die Ewigkeit halten. Als nun auch Jacky und Markus, sowie Leon und Larissa Fotos vor der Dekoration machen entscheide ich mich, mich zu ihnen zu gesellen.
„Du siehst unfassbar aus!" ,ruft Klette als sie mich sieht. Klette sieht, genauso wie alle anderen, in ihrem Outfit für die Hochzeit echt toll aus. Ich trage ein rosa Kleid, eine halbe hochsteck Frisur und weiße Schuhe, in denen ich gerade so laufen kann.
„Du ebenfalls" ,antworte ich ihr lächelnd.
Nach zwanzig Minuten, in denen wir viele Fotos zusammen gemacht haben explodiert mein Handy beinahe vor Instagram Benachrichtigungen.
Klette3107 hat gerade einen Beitrag geteilt.
Markusvantheumer hat dich in einem Beitrag markiert.
Rabanderchecker99 hat dich in einem Kommentar erwähnt.
Leonwessel1 hat gerade einen Beitrag geteilt.
Ich setze mich auf eine der Mauern und öffne Instagram.
Klette hat das Bild mit Joschka, mit der Beschreibung I see forever in your eyes. hochgeladen
Raban hat mich unter einem Bild von Elena markiert und schreibt Die hat schon wieder eine neue Haarfarbe, wird Zeit das zu toppen. Ich muss schmunzeln, so ein Idiot aber trotzdem habe ich ihn lieb.
Leons Beitrag lässt mein Herz ein wenig weich werden, es ist ein Foto mit Larissa und den Worten Promise me this is forever.
I promise. Als ich ihren Kommentar sehe, wird sie mir noch siebenmal sympathischer. Sie scheint die selben Interessen zu haben wie ich.
Markus hat zu meinem verwundern ein Foto von uns beiden hochgeladen und schreibt drunter, No matter where we are and what we're doing, my heart would always choose you as my best friend. I love you!
Genau in dem Moment, in dem sich meine Augen mit Tränen füllen spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und ohne mich umzudrehen weiß ich, dass es Markus ist.
„Ich wollte dir das einfach nochmal klarmachen. Wir hatten in den letzten Wochen kaum etwas miteinander zutun aber du wirst für immer meine beste Freundin bleiben, merk dir das bitte"
Seine Worte gehen mir so nah ans Herz, dass ich ihn einfach nur umarmen kann. Diese Umarmung fühlt sich an, als wäre alles gut und als hätte es nie etwas anderes gegeben. Nur mich und Markus, als Freunde natürlich.
„Ich glaube ich lasse euch beide mal alleine" ,sagt er plötzlich als er sich aus der Umarmung löst. Ich wende meinen Blick nach oben und merke, dass wir nicht mehr alleine sind.

„Hey Juli" ,begrüße ich ihn, während ich mir meine Tränen der Freude weg wische.
„Wir sehen uns später" Mein bester Freund lächelt mich noch einmal kurz an und verschwindet dann ins Hotel.
„Ich habe etwas für dich" ,sagt mein großer Bruder. Ich schaue ihn verwirrt an doch anstatt etwas zu sagen hält er mir mit einem stolzen Lächeln ein Paket entgegen.
„Na los, öffne es"
Ich öffne es und muss beinahe wieder anfangen zu weinen. Ich halte ein schwarzes Buch mit der Aufschrift Diary in der Hand. Es sieht genauso aus wie meines doch es ist leer. Keine einzige Seite ist beschrieben, es sieht aus wie neu.
„Juli, was.." ,bevor ich weiter sprechen kann unterbricht er mich.
„Keine Sorge, deinem alten geht es gut. Ich dachte du brauchst vielleicht eine Art Neuanfang in deinem Leben. Die alten Erinnerungen jedes Mal aufs Neue zu sehen könnten dich zwar stark machen aber dennoch immer wieder runter ziehen also dachte ich, du könntest vielleicht ein neues gebrauchen"
Ich kann nicht glauben, was er da sagt.
„Juli, ich.." ,ich muss eine Pause machen bevor ich wieder weinen muss, „Ich danke dir. Das ist so lieb wirklich"
Mein großer Bruder schließt mich in seine Arme und es fühlt sich an als wäre der ganze Stress der letzten Wochen nie gewesen. Ich habe das Gefühl, dass sich langsam alles zum Guten wendet.
„Komm mal mit, ich habe auch etwas für dich" ,sage ich und ziehe meinen Bruder hinter mir her in mein Hotelzimmer.
„Hier, es war die richtige Entscheidung damals" Ich drücke ihm mein altes Tagebuch in die Hand, woraufhin er mich verwirrt ansieht.
„Nimm es Juli, du hast damals das richtige getan und ich habe es nicht wert geschätzt"
Nun steigen auch ihm die Tränen in die Augen.
„Bist du dir sicher?" ,fragt er noch einmal, während er das Buch schon in der Hand hält.
„Ganz sicher"
Juli will mich gerade in die Arme nehmen, als es an der Tür klopft und Joschka das Zimmer betritt.
Als er das Tagebuch sieht scheint er zu verstehen, um was es geht und wird ebenfalls sofort von mir und Juli in eine Umarmung gezogen.
„Ich bin so stolz auf dich Frieda.." ,beginnt mein großer Bruder, „und Joschka auf dich auch. Ihr seid beide so erwachsen geworden."
Ich löse mich aus der Umarmung und schaue die beiden an, „Danke für alles, Ich habe euch lieb ihr Idioten"
„Ich dich auch du Nervensäge" ,lacht mein Zwillingsbruder.
„Ich unterbreche euch nur ungerne aber eure Mutter sucht euch, die Hochzeit beginnt bald" ,hören wir Joachim sagen, welcher plötzlich seinen Kopf durch die Tür steckt.
Die beiden verlassen nach einer letzten Gruppen Umarmung das Zimmer und lassen mich alleine.
Ich sollte mich ebenfalls auf den Weg machen aber vorher habe ich noch eine Sache zu erledigen.