„Guten Morgen Sonnenschein" ,sagt mein Bruder und nimmt mich lächelnd in die Arme. Was ist mit dem denn los?
„Alles gut bei dir? Hast du Fieber? Bist du krank?" ,frage ich und halte ihm theatralisch die Außenseite meiner Hand an die Stirn. Joschka beginnt zu lachen doch Juli hingegen lächelt nur ironisch und schüttelt seinen Kopf. „Nein mir gehts gut, danke der Nachfrage" er drückt mich noch einmal fest an sich, bevor er mich los lässt und sich an den Küchentisch setzt.
„Hast du die Nacht nicht geschlafen oder wieso bist du so müde?" ,fragt mein Zwillingsbruder, während er sich einen Löffel seiner Cornflakes in den Mund schiebt.
„Ich habe geschlafen aber verdammt schlecht" ,antworte ich.
„Wieso das?" ,mischt sich nun auch Juli in unser Gespräch ein.
„Ich hatte einen echt merkwürdigen Traum, das hat mich anscheinend aufgewühlt"
Sie ziehen beide verächtlich die Augenbraue hoch, „Was für einen Traum denn?"
„Das wollt ihr lieber nicht wissen" ,lache ich.
„Oh mein Gott, feuchte Träume das ist ja abartig!" ,ruft Joscka genau in dem Moment, als meine Mutter und Joachim zur Tür hereinkommen. Noch unpassender hätte der Moment wirklich nicht sein können.
Zum Glück tun die beiden einfach so, als hätten sie nichts gehört und bei dem Anblick meiner traurigen Mutter bleibt mir nichts anderes übrig, als sie einfach in die Arme zu schließen.
„Es tut mir leid Mama, ich wollte eurem Glück nicht im Weg stehen. Wir können alle zusammen ziehen, soweit es für die anderen natürlich in Ordnung ist" Ich schiele ein wenig zu Juli rüber, welcher das mit einem Nicken bestätigt.
„Danke, wirklich. Ihr seid die besten" ,sagt meine Mutter, in derer Augen Freudentränen glänzen, während sie uns alle drei in die Arme schließt. Für einen kurzen Moment fühlt es sich an wie früher, wäre Papa noch bei uns, wäre dies jetzt der perfekte Moment. Joachim jedoch habe ich ebenfalls sehr gerne und ich bin mir sicher, dass er ein noch viel besserer Vater ist als meiner es jemals war.„Wie bitte? Ihr werdet zusammen ziehen?" ,ruft Markus ungläubig. Ich halte ihm schnell den Mund zu bevor er noch irgendwelche Dinge sagen kann. „Markus sei still! Vielleicht wissen Leon und Marlon es noch nicht. Ich habe keine Lust auf noch so eine Szene wie damals, als Juli rausposaunt hat, dass Mama und Joachim ein Paar sind und es damit geendet hat, dass ich mit Leon-" nun hält Markus mir die Hand vor den Mund, wofür ich ihm allerdings dankbar bin.
„Kommt ihr heute auch nochmal zurück oder soll ich dir unseren Torwart vielleicht zum Mitnehmen in Geschenkpapier einpacken?" ,ruft Leon plötzlich. Völlig perplex drehe ich mich um und schaue in seine Augen. Wir haben seit Wochen nicht mehr miteinander gesprochen und plötzlich redet er so mit mir, als wäre nie etwas gewesen.
„Wenn du ihn einpackst vergiss das Glitzer nicht" ,antworte ich unsicher darüber, ob es richtig war ebenfalls so zu tun als wäre nichts. Unsere Eltern ziehen zusammen, irgendwie müssen wir uns also doch vertragen.
„Erinner mich da nochmal dran wenn wir am Samstag verlieren, weil er lieber mit meiner Stiefschwester ein Kaffeekränzchen veranstaltet als zu trainieren. Dann schicke ich ihn nämlich mit der Post dahin, wo der Pfeffer wächst" ,lacht er, kassiert jedoch für das Wort Stiefschwester einen bösen Blick von meinen Brüdern. Sie sind nicht die einzigen, auch Markus hat gemerkt, wie sehr mir dieses Wort auf den Magen geschlagen hat und drückt mich deswegen einmal kurz an sich, bevor er zurück aufs Feld geht.
„Es hat weh getan oder?" ,fragt Elena, welche neben mir auf der Tribüne Platz gefunden hat und nun auch ihren Freund beim Spielen beobachtet.
„Was meinst du?"
„Einzusehen, dass er in irgendeiner Weise recht hat" ,antwortet sie. Diese Worte sind hart und tun womöglich mehr weh, als dieses eine Wort von Leon. Jedoch trotz, dass sie weh tun, ist es die Wahrheit und es ist Zeit für mich, das endlich einzusehen.
„Ja, es hat sehr weh getan um ehrlich zu sein"
„Ich möchte es ungern sagen aber ich habe es dir gesagt. Es wäre besser gewesen, wenn ihr früher damit aufgehört hättet. Jetzt ziehen eure Eltern zusammen und-"
„Moment, sie wissen davon?"
„Ja, seit gestern. Ich glaube gerade deswegen hat Leon dich vor allen so genannt"
Ich verstehe nicht, was sie mir sagen will „Was meinst du?"
„Leon versucht offensichtlich genauso mit dir abzuschließen, wie du mit ihm"
„Ich verstehe das aber nicht. Er hat doch diese eine da!"
„Ja schon aber weißt du, was genau zwischen ihnen läuft? Es könnte auch einfach nur eine von seinen schnellen Nummern sein. Jedenfalls ist es offensichtlich, dass es ihm schwerer fällt mit euch abzuschließen, als er anfangs dachte" ,antwortet sie ruhig.
„Na Mädels" ,sagt Marlon fröhlich, während er sich zu uns setzt und einen Arm um seine Freundin legt. Markus tut es ihm gleich, legt allerdings seinen Arm nicht um seine Freundin sondern um mich.
„Wo ist Jacky eigentlich?" ,richte ich mich an ihn, welcher jedoch statt zu antworten den anderen dabei zu schaut, wie sie sich gegenseitig mit ihren Wasserflaschen nass machen. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass ich im Kindergarten angekommen bin, obwohl ein paar von ihnen sogar älter sind als ich.
Es fühlt sich plötzlich ein wenig komisch an, Markus so nah zu sein. Eigentlich hat es sich mit ihm immer anders angefühlt als jetzt, es war immer vertraut und trotzdem freundschaftlich aber nach meinem Traum letzte Nacht ist es ein wenig befremdlich ihm in die Augen zu schauen.„Schaut mal, das ist doch schön oder?" ,meine Mutter hält mir, meinen Brüdern und den Wessel Brüdern Bilder von einem Haus vor die Nase. Ich denke, ganz so begeistert davon, dass wir zusammen ziehen ist hier niemand so wirklich. Alle nicken nur stumm und beschäftigen sich dann weiter mit ihren Handys, bis das Essen fertig ist. Joachim und meine Mutter haben darauf bestanden, dass wir heute alle zusammen essen. Vorgeschmack auf die zukünftige Wohnsituation haben sie es genannt. Meiner Meinung nach ist das völlig schwachsinnig aber solange sie glücklich sind, mache ich einfach mit und tue so als wäre es nicht kompletter Blödsinn.
„Wie war euer Tag so?" ,fragt Joachim, während er sich Spinat auf den Teller schaufelt. Niemand antwortet. Wahrscheinlich weil jeder möchte, dass ein anderer von seinem Tag erzählt, obwohl wir alle das selbe getan haben. Es herrscht also eine unangenehme, beinahe schon erdrückende Stimmung am Esstisch. Das ist wohl auch der Grund dafür, weshalb meine Mutter nach dem Essen einfach nur noch abräumt, sich von ihnen verabschiedet und in ihrem Schlafzimmer verschwindet. Ich tue es ihr gleich und beginne in meinem Zimmer ein Buch zu lesen, allerdings werde ich von dem Ton meines Handys unterbrochen.
Noch wach? Markus.
Es ist einundzwanzig Uhr, wieso denkt er ich würde schon schlafen?
Es ist einundzwanzig Uhr an einem Samstag, natürlich bin ich noch wach.
Ich hätte mit allem gerechnet aber definitiv nicht damit, was in der nächsten Nachricht steht.
Zieh dich an, ich bin in zehn Minuten bei dir. Wir müssen reden.Irgendwie liebe ich die Entwicklung meiner Charaktere momentan wirklich total. Was haltet ihr davon und allgemein von dem heutigen Kapitel?🤍
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Die Tränen, die du trocknetest. | dwk
FanfictionFrieda Josephine Reik. Sie führt ein nahezu perfektes Leben, etwas wovon andere nur träumen können. Sie sieht gut aus, hat zwei Brüder, eine liebende Mutter, eine beste Freundin und einen Freund, welchen sie über alles liebt. Für sie könnte ihr Le...