Kapitel 8: Gefühlsachterbahn

3.6K 127 105
                                    

Du sitzt Johansson gegenüber. Ihre Worte hallen in deinem Kopf nach.

"Möchten Sie mit mir ausgehen?"

Zuerst nimmst du an, dich verhört zu haben. Was passiert hier? Wollte sie dich wirklich auf ein Date einladen? Ist das nicht alles, was du wolltest seit du sie das erste Mal gesehen hast?

Dein Puls hämmert vor Aufregung. Doch unweigerlich musst du an Maria denken. Der Gedanke daran versetzt dir einen Stich ins Herz. Das wäre ihr gegenüber nicht fair. Sie schien dich zu mögen. Und du denkst, du beginnst sie auch zu mögen...

Die Worte von Henry drängen ebenfalls an die Oberfläche. Sie wäre nie länger als ein paar Monate in der gleichen Firma, sie suche sowieso nichts Festes.

Du merkst, dass du bereits zu lange geschwiegen hast. Doch was sollst du ihr antworten? Dein Herz schreit Ja, dein Kopf und Verstand Nein.

"Also..." Dir bleiben die Worte im Hals stecken. Johansson lächelt schwach, als kenne sie deine Antwort bereits.

"Ich verstehe. Ist schon in Ordnung, Miss Jane"

Was? Nein, so meintest du es doch nicht, oder?

"Nein, so war das nicht gemeint. Hören Sie, ich bin etwas überrumpelt. Ich wusste nicht, dass das Gespräch eine solche Wendung nehmen würde." Versuchst du dich gerade raus zu reden? Klangen deine Worte gerade glaubwürdig?

"Also, hören Sie, ich würde gerne mit Ihnen ausgehen." Das ist die Wahrheit. Doch dein Herz wird schwer.

"Aber?" Sie scheint deinen Unterton gehört zu haben. Ja, was aber, Y/N? Du schluckst hart. Du weißt es selber nicht. "Es hat was mit ihr zutun, richtig? Der Frau aus der Bar?" Du keuchst kurz auf. Sie hatte euch schließlich Arm in Arm vor der Bar gesehen. Wozu also leugnen? Johansson nickt wissend.

"Es ist schon in Ordnung, Miss Jane. Es war sowieso unprofessionell von mir, Sie das überhaupt zu fragen. Also, danke für Ihre Zeit" Was? Nein. Oder ist es besser so?

"Miss Johansson.." Du kannst es doch jetzt nicht so stehen lassen. Aber du bist kaum in der Lage einen sinnvollen Satz zu bilden. Wieso muss dir das ausgerechnet jetzt passieren? Einmal wärst du froh gewesen, in ihrer Nähe klar denken und reden zu können. Dein Magen zieht sich zusammen. Hast du dir gerade deine womöglich einzige Chance bei ihr verbockt?

Sie erhebt sich. Du siehst sie an, doch sie weicht deinem Blick aus. "Hören Sie, Sie sind eine wunderbare Frau und ich.." kann in Ihrer Gegenwart kaum denken? Will nichts sehnlicheres als mit Ihnen ausgehen? Will viel mehr als das? Habe Angst, dass Sie bald gehen werden und mich zurück lassen würden? Würde sterben, wenn Sie mich noch mal berühren würden? - Du sagst nichts davon. Stattdessen übernimmt sie das Wort. "Ich sagte bereits, es ist in Ordnung, Miss Jane." Ihr Ton schneidet die Luft. Du zuckst zusammen. "Ich brauche kein Mitleid. Vergessen wir es einfach." Fuck... "Senden Sie mir Ihre Unterlagen für Ihr nächstes Projekt per E-Mail. Ich werde sie heute noch durchsehen. Auf Wiedersehen, Miss Jane." Du weißt, dass egal was du jetzt sagen würdest, nicht bei ihr ankäme. Ist sie gekränkt? Aber du willst sie doch gar nicht zurück weisen. Sie erhebt sich. Du stehst von deinem Stuhl auf und gehst zur Tür. Dein Kopf dreht sich, deine Beine wollen nicht recht geradeaus laufen. Mit ihren strahlenden gründen Augen im Nacken verlässt du das Büro. Keiner von euch sagt noch etwas.

In deinem Büro kannst du die Tränen nicht zurück halten. Du weißt nicht woher oder wieso, aber in dir hatte sich ein riesen Druck aufgebaut und diesen raus zu lassen fühlte sich befreiend an, du konntest nicht anders. Du hattest es verbockt. Vielleicht sollte es einfach nicht sein. Du lässt dich in deinen Stuhl fallen, atmest tief durch und beruhigst dich wieder. Du hasst es zu weinen, es war dir peinlich, selbst wenn du alleine warst.

Miss JohanssonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt