Kapitel 46: Prozessbeginn

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Johansson hat dir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Du schrickst zusammen. Durch diese Aktion ist sie dir verdammt nah gekommen.

Zu nah für deinen Geschmack. Du riechst ihren Duft. Du musst Abstand zwischen euch bringen, also trittst du einen Schritt nach hinten in den Raum hinein.

"Y/n.. Ich möchte nicht, dass du vor mir wegläufst."

Sie steht noch vor der Tür zur Damentoilette und sieht nicht aus, als würde sie dich gehen lassen. Du fühlst dich in diesem winzigen fensterlosen Raum eingepfercht.

Dein Herz schlägt dir bis zum Hals. Was verlangt sie da von dir? Sollst du dich mit ihr unterhalten, als wäre nichts gewesen?

"Was willst du?" Du hast Mühe überhaupt Worte über deine Lippen zu bringen.

"Ich.. Weiß auch nicht." Du siehst zu ihr herüber. Johansson blickt zu Boden. "Vielleicht dass wir versuchen normal miteinander umzugehen?"

Du versuchst das Zittern in deiner Stimme zu verbergen. "Das versuche ich. Du bist meine Chefin, schon vergessen? Ich versuche in diesem Rahmen normal mit dir zu interagieren. So wie du es wolltest."

Viel mehr will sie schließlich nicht. Also was soll das? "Aber es sei mir verziehen, wenn mir das in Anbetracht der letzten Ereignisse schwer fällt."

Johansson schweigt. Es fühlt sich an wie Stunden. Sie so nah bei dir zu haben und gleichzeitig zu wissen, dass sie andererseits so fern ist. Dass du sie nicht einfach berühren, nicht einfach unbeschwehrlich mit ihr reden konntest, tut weh.

"Ja.. Ich verstehe das."

Das bezweifelst du. Doch du sagst nichts. In dir tobt ein Kampf... einerseits bedrückt es dich sie so zu sehen.. Scheinbar leidet sie. Du willst sie in deine Arme schließen.. Aber du zwingst dich nicht dem Drang nachzugeben.

Sie hatte eine Entscheidung getroffen, also warum ist sie traurig? Oder willst du nur sehen, dass sie traurig ist? Ist sie wirklich traurig? Oder spielt dir dein Verstand einen Streich?

Anderseits wiegt die Enttäuschung tonnenschwer. Ihr gegenüberzustehen, reißt deine Wunden erneut auf, lässt dein Herz wieder bluten.

"Kannst du... mich dann bitte durchlassen?" Du bedeutest auf die Tür, vor der Johansson noch immer steht. Du willst ihr nicht näher kommen, mit jedem Schritt näher zu ihr, schmerzt es nur mehr.

"Oh.. Na klar." Nur widerwillig tritt sie einen Schritt beiseite, scheinbar wollte sie noch etwas sagen, tut es jedoch nicht.

Sie steht noch immer wenige Zentimeter neben der Tür. Aber du musst hier heraus, du hast das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.

Als du deine Beine zwingst sich in Bewegung zu setzen, trifft dich ihr Blick erneut. Du wendest deinen ab. Nur noch etwas, dann wärst du bei der Tür. Du nimmst ihren Duft wahr, ihr Blick brennt.

Als du die Klinke herunter drückst, berührt sie dich leicht am Arm. Und du zuckst zusammen. Es ist nur ein Hauch, aber er sendet Funken durch deinen gesamten Körper.

"Du fehlst mir."

Bitte?

Du blickst in ihre grünen Augen und erstarrst. Ihre Stimme ist nur ein Flüstern, sofort zieht sie ihre Hand wieder weg. Hat sie das wirklich gesagt? Aber warum...?

Gerade als du drohst dich abermals in ihren Augen zu verlieren, kannst du dich von ihnen lösen und eilst aus dem Raum ohne noch etwas zu sagen.

Du brauchst Luft, auch wenn du das Gefühl hast dich übergeben zu müssen. Du suchst Zuflucht in deinem Büro. Dort reißt du dein Fenster auf und schnappst nach der frischen Brise.

Miss JohanssonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt