Kapitel 47: Ablenkung

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Nachdem du den Freitag wiedermal grübelnd Zuhause verbracht hast, beschließt du den heutigen Abend nicht so zu verbringen.

Gestern ist dir klar geworden, dass du entweder kündigen musst, um einen Schlussstrich ziehen zu können oder, wie Lizzie es dir bereits bei Carol geraten hat, mit jemand anderem in die Kiste springen.

Du musst zugeben, dass dich der Gedanke daran nervös macht. Eigentlich bist du nicht der Typ für so etwas. Aber vielleicht würde Sex die gewünschte Ablenkung bringen.

Aber je mehr du daran denkst, desto reizender wird der Gedanke den Abend doch in einer Decke eingewickelt auf dem Sofa zu verbringen.

Seufzend stehst du am Herd und kochst dir Nudeln. Fast täglich musst du dich zwingen zu essen, da dir die ganzen Umstände auf den Magen schlagen. Gerade als du die Soße umrührst, hämmert es gegen deine Haustür. Vor Schreck lässt du den Löffel fallen.

Wer ist das? Du betest inständig, dass es nicht diejenige ist, die du bereits seit Tagen vor deiner Tür erwartest, nachdem du die freudige Kunde überbracht hast.

Vielleicht könntest du so tun als, wärst du nicht da?

Wieder klopft es, du bist wie erstarrt, der Löffel liegt noch immer auf dem Boden. Auf Zehenspitzen und die Luft anhaltend schleichst du Richtung Tür, um durch den Spion zu luken. Auf halbem Weg ertönt eine vertraute Stimme.

"Verdammt Y/n, ich weiß, dass du da bist." Gott sei dank ist es nicht Carol. Erleichtert atmest du aus und öffnest deiner besten Freundin.

"Du bist ja schwerer zu erreichen, als die Queen." Das ist beabsichtigt... Lizzie schiebt sich an dir vorbei in deine Wohnung. Schnell schließt du die Tür. "Ach du Heilige...! Wie sieht es denn hier aus?"

Ohne deine Antwort abzuwarten, reißt sie die Gardinen und ein Fenster auf. "Hey..." Du blinzelst gegen das Licht.

"Nichts Hey. Es ist so ein schöner Tag und du sitzt in deiner stickigen Bude wie Dracula."

"Ich mag meine Bude..."

Lizzie stemmt die Hände in die Hüften. "Und was soll die Unordnung?"

"Welche Unordnung...?" Sie zieht eine Augenbraue hoch und du blickst durch den Raum. "Hier liegt doch nur ein bisschen rum..."

Kopfschüttelnd beginnt sie Kleidungsstücke vom Boden aufzusammeln. "Mensch, Y/n.. Du lässt dich gehen."

Du seufzt, als du plötzlich hörst, wie deine Nudeln überkochen, springst du zum Herd und reißt den Topf herunter. "Willst du auch was essen?" Du suchst dein Sieb heraus und gießt die Nudeln ab.

"Von mir aus." Lizzie verschwindet mit deiner Kleidung im Bad und scheint sie in die Waschmaschine zu legen. Also schnappst du dir zwei Teller und portionierst die Nudeln darauf. "Und wo sollen wir essen?"

Gerade als du ihr antworten willst, verstehst du worauf sie hinaus will. Auf deinem ohnehin schon kleinem Tisch, stapeln sich Geschirr und alte Pizzakartons. "Auf dem Sofa?" Du setzt ein entschuldigendes Lächeln auf.

Lizzie rollt mit den Augen und setzt sich neben dich. Du reichst ihr den Teller. "Im Ernst, Y/n, so kann das nicht weitergehen."

Du weißt das selbst, entgegnest jedoch nichts, sondern isst stillschweigend dein Essen. Lizzie wirft dir einen besorgten Blick zu. "Ich weiß."

"Und was gedenkst du zu tun?"

Du zuckst mit den Achseln. "Ich dachte daran zu kündigen." Sie lässt ihre Gabel fallen. Ist das so abwegig? "Was denn?"

"Das ist doch nicht dein Ernst?"

Du blickst auf deinen Teller hinab. "Weißt du wie schwer es ist sie jeden Tag zu sehen? Bei jedem anderen Partner geht man für gewöhnlich getrennte Wege, man sieht sich nicht mehr und das macht es irgendwie erträglicher... Aber wie soll es das werden, wenn ich sie jeden gottverdammten Tag sehe?"

Miss JohanssonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt