Kapitel 49: Johanssons Dämonen I

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Johanssons POV Part I:

*Vor ein paar Tagen*

Wann hat alles angefangen den Bach runter zu gehen?

Genau genommen kann ich das gar nicht gänzlich sagen. Ich habe sie bereits oft von mir gestoßen.. Und doch hat sie das nie abgeschreckt sich mir wieder zu nähern. Ganz gleich was für ein Arsch ich war.

Und letztendlich war ich froh darum. Froh, dass sie sich nicht von mir abgewendet hat. Froh, jemanden bei mir zu wissen, dem ich etwas bedeute. Und doch tat ich es immer wieder. Obwohl es das letzte war, was ich wollte.

Neulich am Flughafen habe ich den Bogen maßlos überspannt. Ich war froh sie zu sehen... zu sehen, dass sie Yelena verabschieden wollte. Ich hatte meine Gedanken zwar noch nicht gänzlich sortiert, doch fühlte mich in ihrer Nähe augenblicklich geborgen.

Und als sie mir ihre Gefühle gestand, habe ich rot gesehen.

- - -

Ich seufze und schließe die Tür hinter mir. Ich entriegel mein Auto und lasse mich auf den weißen Ledersitz nieder. Bevor ich losfahre, überlege ich welchen Wochentag wir haben. Spielt das überhaupt eine Rolle?

Seit Yelena zurück nach Kansas geflogen ist und auch Y/n nicht mehr bei mir ist, ist das Haus noch größer und leerer als sonst. Ich weiß nichts recht mit mir anzufangen. Zeit ist relativ geworden.

Verdammt.. Ich wollte sie sogar fragen, ob sie sich vorstellen könnte ganz hier einzuziehen. Ich wollte ihr meinen Ersatzschlüssel geben. Neulich nach dem Tag am Hafen...

Aber warum hab ich es nicht getan? Die Tage, in denen sie bei mir wohnte, waren die schönsten seit Jahren.

Ohne sie ist das Haus nicht mehr das gleiche. Alles wirkt trist und leer. Y/n hat jeden Raum, den sie betrat mit Leben gefüllt. Selbst ihre miserablen Gesangskünste während sie kocht, fehlen. Die Abende auf der Terrasse, die Tänze im Regen, ihr Lachen, ihre heitere und muntere Art und selbst ihre direkten Worte, die mich mehr als ein Mal geerdet haben.

Selbst Schuld, Scarlett..

Wann habe ich angefangen Selbstgespräche zu führen? Ich schmunzel und fahre aus der Auffahrt, um das Tor zu schließen. Ich warte bis es gänzlich geschlossen ist und sehe mich noch einmal um, ehe ich weiterfahre.

Seit er sich wieder hat blicken lassen, checke ich lieber ein Mal zu viel als ein Mal zu wenig, ob alles abgeschlossen ist. Auch wenn ich weiß, dass es nichts bringen würde. Wenn er zu mir wollen würde, würde er kommen. Erneut.

Seufzend fahre ich los. Es ist erst kurz nach 6 Uhr am Morgen. Aber an Schlaf ist kaum mehr zu denken. Selbst die Laken riechen noch nach ihr. Ich habe Mira ausdrücklich gesagt, dass sie das Bett nicht beziehen soll. Ihr Geruch am Abend hat etwas tröstliches. Manchmal hilft er mir in den Schlaf.

Wie so oft bin ich die erste, die das Büro betritt. Ich muss an Y/n's Worte denken, dass ich zu viel arbeiten würde. Da ist was dran. Aber es lenkt mich ab. Es lenkt von den alltäglichen Hürden ab, an denen ich meist scheitre.

Ob es Dad auch so ergangen ist? Ob es auch seine Flucht vor Verpflichtung meiner Mutter gegenüber war? So wie ich vor Y/n flüchte?

Ich schalte schwach das Licht ein und hole mir aus der Küche eine Tasse Kaffee, welche ich zur Hälfte mit Milch fülle. Als der PC hochfährt, lausche ich in die Stille. Ich starre auf die leeren Plätze mir gegenüber.

Sofort sehe ich sie da sitzen, höre ihre Stimme. Ich erinnere mich noch genau an ihren Tonfall und ihre Mimik an dem Tag, an dem sie mir die Fotos zeigte. Erinnere mich an meine Gedanken, die kreisten wie es weitergehen soll.

Miss JohanssonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt