Kapitel 63: Weihnachtszauber

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Seufzend lehnst du dich zurück. Johansson sieht schweigend in die Menschenmasse.

Sie hat dir soeben erzählt, dass ihre Stiefmutter für den Tod von Yelena verantwortlich ist.

Sie hatte den Auftrag erteilt, die Bremsen manipulieren zu lassen, um ihr Druck zu machen, ihr ihre Anteile an der Firma zu überschreiben.

"Und als sie das gestand..." Ihr Blick ist noch immer in die tanzende Meute gerichtet. "... sind bei mir die Sicherungen durchgebrannt."

Sie atmet hörbar aus. "Du hast sie geschlagen?"

"Ja..."

Um ehrlich zu sein, kannst du es verstehen. Du warst noch nie in einer solchen Situation und wüsstest nicht wie du reagieren würdest.

"In Ordnung..."

Johansson nimmt einen Schluck von ihrem Whiskey. Sie schwenkt das Glas hin und her.

"Y/n... es war nicht bloß eine Backpfeife... Ich habe rot gesehen. Meghans Blick, er... war so gleichgültig. Als wäre Yelenas Leben unwichtig gewesen. Und als ich ihr sagte, dass sie schwanger war..."

Ihr Stimme bricht und du merkst wie sie sichtlich mit den Tränen kämpft.

"...war ihr das völlig egal."

Du schluckst hart, augenblicklich nimmst du ihre Hand und drückst sie leicht. Johansson entspannt etwas. Ein paar Sekunden schweigt ihr, während in deinem Kopf ein Chaos tobt. Du bist dankbar, dass sie es dir erzählt hat, denoch wirkt es surreal...

Noch immer kannst du nicht begreifen, wie jemand etwas dergleichen tun kann ohne irgendeine Form der Reue zu fühlen.

"Juán hat mich daraufhin zurückgehalten." Als du sie ansiehst, merkst du wie sie selbiges tut. Ihre grünen Augen wirken müde, müde von den Geschehnissen.

"Und dann?"

Johansson lächelt traurig. "Und dann erwähnte sie ganz nebenbei, dass sie auch meinen Vater auf dem Gewissen hat."

"Sie hat was?"

Kurzzeitig schließt sie ihre Augen, als wolle sie der Realität entfliehen. "Er starb an einem Herzinfarkt... Den sie bewusst herbei geführt hat."

Du traust deinen Ohren kaum, ungläubig siehst du Johansson an. Wie muss sie sich gefühlt haben, als sie dies nach über 15 Jahren erfahren hat? Du kannst es dir nur im Ansatz vorstellen...

"Dann haben wir sie erpresst mir die Firma zu vermachen und im Gegenzug käme das Geständnis nicht an die Öffentlichkeit."

Bei dem Wort erpressen, weißt du augenblicklich, dass es sich mit Sicherheit nicht nur um überzeugende Worte gehandelt haben wird...

Doch du willst nicht weiter darauf eingehen und vermutlich ist es nicht nur für dich besser es nicht gänzlich zu wissen sondern auch für Johansson es nicht erneut durchleben zu müssen.

"Und sie ging darauf ein..." Nun ist sie es die deine Hand fest drückt. Sie wendet sich zu dir. "Deswegen kam ich neulich so spät nach Hause... Ich wollte es dir sagen, wirklich! Aber ich brauchte etwas Zeit um das alles sacken zu lassen."

Mit einem Mal kommst du dir wie der größte Idiot vor. Du hast ihr unterstellt fremd gegangen zu sein, obwohl sie des nachts durch ihre persönliche Hölle gegangen sein muss.

Du kannst kaum in Worte fassen, wie leid es dir tut. Du hättest ihr zuhören müssen, für sie da sein müssen... stattdessen bist du gegangen.

"Es tut mir leid."

Irritiert siehst du sie an. "Nein, mir tut es leid, Scarlett... Ich... war ein Idiot."

"Im Idiot sein bin ich auch ziemlich gut..."

Miss JohanssonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt