Kapitel 62: Johanssons Dämonen IV

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Johanssons POV Part IV

*Vor ein paar Tagen*

Es ist stockdunkel und kalt, ich weiß nicht wie spät es ist, ich befinde mich in einem alten verlassenen Fabrikgebäude irgendwo außerhalb der Stadt. Vor mir hat Juán gerade den Sack vom Kopf der Person gezogen, die für den Tod meiner Schwester verantwortlich ist.

Ich kann nicht glauben, wen ich dort vor mir sitzen habe. Ich bin außerstande zu sprechen, stattdessen sehe ich sie nur ungläubig an.

Wie sie mit zerzausten Haaren und ihrem Gucci Kleid auf dem Stuhl sitzt.

"Ha! Ich wusste es! Ich wusste, dass du dahinter steckst..."

Meghans Lachen dröhnt durch den leeren Raum. Es wirkt bizarr... Bizarr, dass sie in solch einer Situation lacht. Ich stehe ihr regungslos gegenüber.

"Sieh dich an, Scarlett! Wie tief bist du gesunken?" Ihr Hohn peitscht mir entgegen.

Trotz, dass sie gefesselt an einem Stuhl nachts mitten im nirgendwo festsitzt, scheint sie nicht davon abzubringen mir zu zeigen, wie sehr sie mich verachtet.

Nur langsam beginne ich die Situation zu begreifen...

Meine Stiefmutter hat meine kleine Schwester getötet.

Meine kleine Yelena.

Die Erkenntnis erschlägt mich, ich balle meine Hand zur Faust. Alles was ich in diesem Moment fühle ist blanker Zorn.

All die anderen Emotionen drängt es in den Schatten. Ich fühle nichts, ich fühle mich leer, während in meinen Kopf unendlich viele Fragen kreisen, sodass mir schwindelig wird.

Sicher, ich konnte sie noch nie leiden... Und sie mich mindestens genauso wenig.

Meghan war ausschließlich hinter dem Geld meines Vaters her, sie wollte reich heiraten, um ausgesorgt zu haben, verkaufte sich höher, als ihr niederer Charakter es eigentlich wert gewesen wäre und drängte sich in das Leben meines Vaters.

Und das leider mit Erfolg.

Er war zu blind vor Liebe um ihre wahren Absichten rechzeitig zu erkennen, bevor ihm ein Herzinfarkt sein Leben nahm.

Er schloss auf ihren Namen eine Versicherungspolice im mehrstelligen Millionenbereich ab, auch das Haus und der Großteil seiner Firma übertrug er ihr.

Letztendlich hatte sie erreicht, was sie wollte! Um meinen Vater als Person und liebenden Ehemann ging es dabei in keinster Weise.

Ich habe nie einen Hehl davon gemacht zu sagen, was ich von ihr halte, dafür hatte und habe ich meine Impulse zu schlecht im Zaum. Dies führte natürlich oft zu angespannten Situationen, Wortgefechten oder zu miserablen Weihnachtstagen oder Familienessen, die ich vorzeitig verließ.

Aber was hatte Yelena damit zutun?

Sie hielt sich immer bedeckt, wahrte stets Etikette vor ihr und meinem Vater, obwohl sie Meghan ebenfalls nicht leiden konnte.

Warum bin nicht ich an ihrer Stelle unter der Erde?

Ich merke erst gar nicht wie ich mich verkrampfe bis meine noch immer geballte Faust beginnt zu zittern.

Alles was ich über die Lippen bringe ist ein...

"...Wieso?"

Juán hinter ihr hat sich nicht gerührt, sein Blick liegt auf mir, doch ich schenke ihm keinerlei Beachtung. Ich fixiere stattdessen diese verachtungswürdige Ratte vor mir.

"Was wieso, Schätzchen?" Ihr Mund verzieht sich zu einem höhnischen Grinsen und treibt mich zur Weißglut.

"Wieso hast du meine Schwester umgebracht?"

Miss JohanssonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt