Kapitel 50: Nur Freunde

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Nach mehrstündigem Flug landest du in Kansas City. Du bist froh, dass du überhaupt einen Direktflug bekommen hast. Du fühlst dich müde und erschöpft als du aussteigst. Die ganze Zeit hast du in Gedanken geschwelgt. Über Yelena und über Johansson.

Als du das Gate betrittst, siehst du sie bereits auf dich warten. Dein Herz macht einen Satz. Du hast nicht damit gerechnet, dass sie dich anrufen würde, umso mehr erfreut es dich.

Johansson sieht unendlich müde aus. Es zerreißt dir das Herz. Sie trägt ein schwarzes schlichtes Kleid. Du kommst auf sie zu, als sie dich in der Menge sieht, lächelt sie schwach. Am Telefon hatte sie nichts weiter gesagt bezüglich Yelenas Zustand oder den Umständen.

"Hey..." Du bleibst vor ihr stehen, unsicher wie du dich am besten ihr gegenüber verhalten sollst.

Am liebsten würdest du sie küssen oder wenigstens umarmen... Doch ehe du darüber nachdenken kannst, schließt sie die Lücke zwischen euch und fällt in deine Arme.

"Hey..."

Du ziehst sie nah an dich, schließt deine Augen und genießt ihre Nähe. Sie hat dir gefehlt.

"Danke, dass du gekommen bist."

"Ist doch klar." Ihr seid zwar nicht mehr zusammen, daher hat es dich gewundert, dass sie dich überhaupt angerufen hat, aber dennoch sind deine Gefühle ihr gegenüber nicht weniger geworden.

Du würdest alles stehen und liegen lassen für diese Frau. Jederzeit.

Ob sie auch noch etwas für dich empfand? Warum hatte sie dich sonst angerufen?

Du schüttelst den Gedanken ab. Du hast die letzten Tage genug mit Wunschdenken und Was-wäre-wenn- Fragen verbracht. Jetzt willst du ausschließlich für sie da sein, ganz gleich was das zwischen euch ist.

Johansson löst sich von dir und sofort vermisst du ihre Nähe. Sie weicht deinem Blick aus. Dein Magen flattert. "Wie... geht es Yelena?"

Dann nimmt sie deine Hand und geht mit dir Richtung Ausgang. Kurzzeitig bist du überrumpelt und stolperst ihr hinterher. Dein Blick fällt auf eure ineinander verschränkten Hände.

In einer anderen Situation hättest du etwas hinein interpretiert, aber vermutlich brauchte sie aufgrund der Umstände lediglich Trost. Du bist froh, dass du diejenige bist, die ihr den scheinbar spenden kann.

"Sie... liegt im Koma."

Du schluckst schwer. Das war alles ernster, als erwartet. Hoffentlich käme sie durch. Nicht auszudenken, wenn nicht.. Du versuchst den Gedanken abzuschütteln.

Draußen führt sie dich zu einem weißen Chevrolet. Ihr schweigt, als ihr euch ins Auto setzt. Erst nach einer Weile spricht Johansson weiter. Du gibst ihr die Zeit.

"Wir konnten nicht zu ihr. Sie sei noch nicht stabil..."

Du nimmst ihre Hand und drückst sie leicht. "Sie wird durchkommen."

Etwas aufbauenderes fällt dir in diesem Moment nicht ein. Johansson schenkt dir ein schwaches Lächeln ehe sie den Motor startet und ihr schweigend losfahrt.

Nach einer Weile biegt ihr in eine ruhige Seitenstraße ein. Die Häuser mit ihren gepflegten Vorgärten reihen sich aneinander, es dämmert bereits, einige Kinder skaten oder fahren Fahrrad.

Johansson hält vor einem weißen Haus und ihr steigt aus.

Ihr geht die Veranda hoch und sie klingelt. Bereits nach kurzer Zeit öffnet euch ein Mann. Vermutlich ihr Schwager.

Er sieht mindestens genauso mitgenommen aus wie sie, sein Gesicht ist eingefallen, die Augen unterlaufen. Trotzdem reicht er dir freundlich die Hand.

"Hey, ich bin David. Kommt rein."

Miss JohanssonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt