Türchen 9.2

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Seufzend stoße ich die Haustür mit meinem Fuß auf und trete mit dem vollen Einkaufskorb ein. Leicht genervt trete ich die Tür hinter mir wieder zu und schleppe den Korb in die Küche, wo ich ihn auf den Tisch hiefe.

"Kann ich dir helfen?", fragt Julian und erscheint im Türrahmen, als ich beginne den Einkauf in die Schränke zu räumen.

"Ich räume das alles gerne alleine weg", antworte ich ziemlich harsch und bereits in der nächsten Sekunde tut mir mein Ton leid. Als ich Julian anschaue, hat er seine Augenbraue gehoben und schaut mich unsicher an.

"Schlimmer Tag?", fragt er zaghaft und ein Seufzen fährt über meine Lippen.

"Ja, tut mir leid. Ich sollte meine schlechte Laune nicht an dir auslassen", murmel ich und schenke ihm ein kleines Lächeln, bevor ich mich wieder dem Einkauf widme.

"Schon gut. Du kriegst auch oft genug meine schlechte Laune ab", lächelt Julian sanft und packt mit an. Als ich das Packet Nudeln zuletzt verstaue, schlingen sich seine Arme um mich. Als seine Wange meine Schulter berührt, ist sie bei weitem nicht mehr so warm wie die letzten zwei Tage.

"Was möchtest du heute machen?", fragt er mit ruhiger Stimme und kurz darauf löst er sich von mir. Seine Hände finden Platz in meinem Nacken und sanft massiert er meine verspannten Muskeln.

"Wie geht es dir denn mittlerweile?", stelle ich eine Gegenfrage und seufze leise auf. Seine Massage tut wahnsinnig gut.

"Mir geht's viel besser", beantwortet er meine Frage und während ich meine Augen schließe, falle ich etwas weiter zurück und lehne mich gegen den Körper meines Freundes. Gezwungenermaßen hört er auf mich zu massieren, was so auch nicht mehr möglich wäre. Stattdessen legt er seine Arme wieder um mich und streicht mit seinen Fingern über meine Seiten.

"Das ist gut"

"Dein Bruder hatte heute Vormittag angerufen. Er wollte die Tage vorbei kommen. Du sollst ihn bitte zurück rufen", informiert mich Juli und kurz nicke ich.

"Du scheinst müde zu sein. Was hälst du von einem weiteren Filmeabend?", schlägt mein Freund vor und ich gebe ein zustimmendes Murmeln von mir. Das hört sich wirklich gut an "Und wir könnten etwas zu essen bestellen. Dann muss niemand von uns kochen"

"Hört sich noch besser an", grinse ich und in der nächsten Sekunde zieht mich Julian bereits hinter sich her in das Wohnzimmer.

Lächelnd lässt er sich auf die Couch fallen und zieht mich hinter sich her. Ich liege in seinen Armen, sehe dabei zu wie er kurz essen für uns bestellt und kuschel mich dann noch weiter in seinen flauschigen Pullover.

Seine Finger fahren sanft durch mein Haar und ich schließe meine Augen, könnte auf der Stelle hier einschlafen.

"Bella?", fragt Juli leise und seine Hand bleibt ruhig auf meinem Rücken liegen. Ich hebe meinen Kopf etwas an um den Blonden anschauen zu können. Fragend hebe ich meine Augenbraue, gespannt auf das was folgen wird. Seine Stimme hört sich ernst an.

"Ich will eine Familie, unbedingt. Und zwar mit dir", meint er ernst und seine zweite Hand legt sich an meine Wange, sein Finger fährt über meine Haut.

Ich jedoch setze mich verwundert auf und somit rutschen seine Hände von mir. Julian versucht wieder Kontakt herzustellen, doch er kann mich nicht mehr greifen.

"Wie kommst du darauf?", Frage ich unsicher. Ich habe kaum noch einen Gedanken an das Thema verschenkt. Ich hatte Julian gebeten es nicht anzusprechen und jetzt tut er es trotzdem.

"Deine Reaktion auf Scarlett und die Kleine? Das hat alles gesagt. Bella, ich will, dass du weißt, dass ich unbedingt mit dir eine Familie haben möchte. Von mir aus auch jetzt. Was würde dagegen sprechen?", entgegnet der Spieler mit ruhiger Stimme und sehr ernst.

Ungläubig schaue ich ihn an. Jetzt?

"Einiges", beantworte ich seine Frage und als er mich abwartend anschaut, schlucke ich schwer. Die Argumente die mir einfallen sind vielleicht nicht gerade überzeugend "Ich hab eine wichtige Position im Unternehmen und kann demnächst nicht ausfallen. Du bist ständig unterwegs vom Verein aus und wir sind doch noch so jung"

"Nenn mir ein Argument das wirklich aussagekräftig ist", fordert Julian und schaut mich abwartend an.

"Julian, ich möchte nicht über dieses Thema reden und das habe ich dir bereits gesagt. Du hast es akzeptiert", meine ich ernst und schnaufe leicht auf. Ich lasse mich in eine Ecke auf dem Sofa fallen, weiter weg von Julian und bringe somit eine gewisse Distanz zwischen uns. Meine Arme verschränken sich vor meiner Brust.

"Akzeptiert kann man das nun wirklich nicht nennen. Bella, wir lieben uns doch. Was spricht dagegen diese Liebe in einem Kind zu vereinen? Wir wohnen schon zusammen und sind das Traumpaar schlechthin. Jetzt wäre genau der richtige Zeitpunkt für ein Kind", entgegnet Julian ernst und zieht seine Augenbrauen zusammen. Er schaut mich durchdringend an und dieser Blick sorgt dafür, dass ein Schauer meinen Rücken hinab läuft.

"Julian, ich hab Angst", gebe ich endlich offen zu und schaue unsicher zu ihm herüber.

Sofort wird sein Gesichtsausdruck weicher. Seine Augenbrauen ziehen sich besorgt zusammen und langsam rutscht er näher an mich heran. Julians Hand findet ihren Platz auf meinem Knie.

"Wieso hast du das nicht gesagt? Wovor hast du Angst, Bella?", fragt er sanft und einfühlsam.

"Vor so vielem. Der Gedanke, dass ein Mensch in mir heran wächst macht mir wahnsinnig Angst. Die ganzen Monate die Folgen, die Nebenwirkungen die ich haben könnte. Ich hab Angst, dass das alles nichts wird und ich das Kind nie zur Welt bringen werde", murmel ich und während ich das erste Mal diese Worte ausspreche sammeln sich Tränen in meinen Augen.

"Bella", haucht mein Gegenüber sprachlos und zieht mich fest in seine Arme. Mein Gesicht vergräbt sich in seinem Nacken und ich sinke in seine Arme, die sich fest um meinen Körper schlingen. Seine großen Hände fahren über meinen Rücken.

"Ich hatte keine Ahnung. Ich wusste nicht, dass dir das alles so viel Angst macht", murmelt Julian und leicht drückt er mich von sich weg um mich anzuschauen. Seine Hände legen sich an meine Wangen, sanft streicht er eine Träne von meiner Wange und schaut mich besorgt an.

"Wieso hast du Angst, dass du das Kind überhaupt verlieren könntest? Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering und du bist topfit. Dein Körper wird sicherlich sehr gut damit umgehen können. Deine Mom hatte soweit ich weiß auch nie Nebenwirkungen, du sicherlich auch nicht", meint er sanft und schaut mich fragend an.

Tief atme ich durch. Ich muss es ihm sagen.

"Sophia hat vor zwei Monaten ein Kind verloren", hauche ich und schaue unsicher zu ihm auf. Julians Augen weiten sich.

"Sophia? Kai's Sophia?", hakt er verwundert nach und schaut mich ungläubig an.

"Sie war schwanger. Aber nach nicht einmal zwei Monaten hat sie das Kind bereits verloren", murmel ich.

"Wieso hat mir niemand davon erzählt?", fragt er schockiert und leicht entrüstet.

"Tut mir leid. Ich habe Sophia versprochen niemandem etwas zu sagen und Kai kann noch nicht darüber reden"

"Das erklärt so einiges", überlegt Julian laut und schaut kurz ziemlich nachdenklich, bevor er wieder ernst schaut "Deswegen hast du Angst davor? Es ist schlimm was den beiden passiert ist und es tut mir wahnsinnig leid, aber das heißt lange nicht, dass es bei uns auch so laufen wird"

"Ich hab einfach Angst, Juli. Ich bin noch nicht bereit dafür", murmel ich und schaue ihn entschuldigend an.

"Schon gut, Liebling. Es tut mir leid, dass ich dich so gedrängt habe. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin", versichert Julian und nimmt sanft meine Hand in seine.

"Das weiß ich doch"


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Christmas Dream // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt