Türchen 13

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"Kann ich mein Türchen öffnen?", frage ich Juli sobald er seine Augen aufgeschlagen hat und schaue ihn abwartend an.

Ich bin schon einige Zeit wach und zwar hellwach. An Schlaf ist bei mir wirklich gar nicht mehr zu denken. Liegt vielleicht an der Tatsache, dass wir in London sind und ich am liebsten jede einzelne Sekunde nutzen möchte.

"Kann ich erstmal wach werden?", lacht der Blonde neben mir auf, gähnt und streckt sich etwas.

"Nein, also kann ich?", dränge ich ihn und schaue ihn lächelnd an. Gequält verzieht Juli sein Gesicht und schaut kurz auf die Uhr im Raum. Kurz nach sieben. Laut seufzend lässt er sich wieder tiefer in sein Kissen sinken, scheint ihm noch zu früh zu sein.

"Ich gebe dir auch gleich eine Massage", Versuche ich Juli zu überreden und lasse meine Finger kurz durch seine Haare fahren.

Ein Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus und entschlossen steht er aus dem Gästebett auf. Juli kramt etwas in seinem Koffer und zieht dann die Tüte hervor.

Dankend nehme ich es entgegen und öffne es gespannt. Als ich jedoch eine Karotte in der Hand halte, bin ich ziemlich verwirrt.

"Juli! Sag mir erst was wir heute machen", lache ich und gebe ihm einen leichten Schlag auf seine nackte Brust. Juli hat seine Augen nämlich schon wieder geschlossen.

"Wir gehen Rentiere schauen und füttern", murmelt Juli im Halbschlaf und begeistert quietsche ich auf, bevor ich mich etwas unsanft auf ihn werfe und meine Arme um seinen Hals schlinge. Mein bester Freund stöhnt nur gequält auf.

Ich liebe Rentiere. Es gibt kaum süßere Tiere.

"Juli, du bist wirklich der Beste", strahle ich und verteile Küsse auf seinen Wangen, während Juli wieder seine Augen geschlossen hat.

"Ich weiß, kann ich jetzt bitte noch ein bisschen weiter schlafen? Und die Massage würde ich für heute Abend ansetzen", murmelt er mit seiner rauen Morgenstimme und scheint wirklich ziemlich fertig zu sein.

"In Ordnung", lache ich, rolle mich von ihm herunter und stehe einfach auf. Leise suche ich mir Sachen aus meinem Koffer zusammen und gehe dann in das Gästebadezimmer um mich dort fertig zu machen. Bisher scheint die Wohnung noch total ruhig und Licht brennt auch nirgends. Auch nicht als ich fertig im Bad bin.

Also beschließe ich schon einmal etwas nach draußen zu gehen. Ich nehme mein Handy, mein Portemonnaie und klaue mir noch einen der Haustürschlüssel von der Kommode bevor ich die Londoner Wohnung verlasse.

Draußen auf der Straße herrscht bereits reger Betrieb und einige Leuten hetzen gestresst an mir vorbei. Entspannt gehe ich einige Straßen entlang und genieße das Londoner Flair, welches am frühen Morgen herrscht. Die Deko ist tatsächlich noch an und leuchtet wunderschön, was vermutlich daran liegt, dass es noch dunkel ist.

Der Bäcker an der Ecke strahlt warmes Licht aus und zieht nicht nur mich an. Eine Schlange hat sich in dem kleinen Laden gebildet und einige Leute stehen sogar bereits draußen auf der Straße und warten bis sie ihr Frühstück holen können. Auch ich beschließe mich dort anzustellen.

Es ist selten so eine süßere Bäckerei in London zu sehen, aber diese hier scheint mehr als beliebt zu sein. Natürlich muss man die ausprobieren.

Als ich an der Reihe bin kaufe ich einige Brötchen, ein Früchtebrot und noch einige Kekse. Ein paar davon sehen sehr weihnachtlich aus, andere sind scheinbar eine Tradition hier. Dankend verlasse ich den kleinen, warmen Laden auf der Ecke wieder und mache mich auf den Rückweg zu der Wohnung.

Die Sonne geht langsam auf und kämpft sich ihren Weg durch die Wolkendecke, die bereits an einigen Stellen aufgerissen ist. Ein letztes Mal schaue ich in den Himmel, auf die Straße und die Menschen die unterwegs sind, bevor ich in dem Treppenhaus verschwinde.

Christmas Dream // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt