1. Kapitel: Alte und neue Freunde

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Ich zog meine 5 Koffer durch den Flughafen in Port Angeles, war ja klar dass meine Eltern es verplanten mich abzuholen. Man sollte meinen nach eineinhalb Jahren Auslandsaufenthalt freuen sie sich, mich wieder zu sehen und stehen mit Luftballons, Geschenken und allen meinen Freunden gespannt direkt am Eingang um mir um den Hals zu fallen sobald ich nach draußen trete. Also so hatte ich es mir zumindest vorgestellt. Aber nein, nicht so meine Eltern. Die hatten mich natürlich vergessen. Ob sie sich überhaupt noch dran erinnerten, dass sie eine Tochter hatten? Wohl eher nicht. Genervt nahm ich mein Handy um sie anzurufen. Aber da hatte ich meine Rechnung ohne die Telefongesellschaften gemacht. Aldi Talk...gab es hier nicht, also kein Netz. Na toll! Geld hatte ich auch keines und konnte mir damit weder ein Taxi leisten, noch eine Telefonzelle benutzen. Wieso passierte immer mir so etwas?

Gelangweilt wirbelte ich meine Handtasche umher und stapfte weiter ziellos durch den Flughafen. 'Man', dachte ich, 'langsam werden diese Koffer ganz schön schwer!' Immer noch mit meiner Handtasche schwingend, den Blick nach hinten auf meine Koffer gerichtet, bog ich um eine Ecke und RUMMS!

„Au, au, au!", schrie so ein großer Muskelprotz vor mir und sprang wild im Kreis rum. Ich hatte mit meiner Handtasche seinen Kaffee getroffen den er jetzt auf seinem Shirt gehabt hätte, hätte er eins angehabt. Kurz war ich gefesselt von dem Anblick seiner Muskeln, dann riss ich mich zusammen und musste ein Schmunzeln unterdrücken, es sah aber auch zu komisch aus, wie ein zwei Meter Kerl quietschend und fluchend durch die Gegend hüpfte. Irgendwann kam er wieder vor mir zum stehen. Meine Laune war gerade nicht die beste also motzte ich ihn an: „Könnten sie vielleicht nächstes mal ihren Kaffee aus der Flugbahn meiner Handtasche nehmen?"

Dann drehte ich mich um  und stapfte davon. Nach kurzer Zeit wurde ich festgehalten und zurückgezogen, dann fand ich mich in einer warmen, nach Kaffee stinkenden Umarmung wieder. „Sie stinken nach Kaffee!", meinte ich zu meinem Umarmer, „Würden Sie mich jetzt bitte loslassen?"

„Ach du hast dich kein bisschen verändert!", hörte ich ihn belustigt sagen.

„Nein, wieso auch, dazu habe ich ja keinen Grund", sagte ich empört und versuchte mich aus seiner Umarmung zu winden, „aber woher wollen Sie das denn Überhaupt wissen? Ich habe Sie vor 2 Minuten das erste Mal getroffen und da habe ich Sie mit ihrem Kaffee bombardiert!"

„Sag mal Cacy erkennst du mich denn wirklich nicht mehr? Ich gebe ja zu, ich hab mich verändert, aber so stark?", grinste er weiter.

Ich musterte ihn. Kurze schwarze Haare, braune Augen, riesig, Shirt-los, Muskeln, Tattoo, abgerissene Jeans, braun gebrannt. Sah aus wie ein Eingeborener.

Vielleicht? Nein. Doch. Aber die kurzen Haare? Nein, niemals. Oder? Aber woher denn? Ich hatte ja nur meinen Eltern gesagt, dass ich wieder komme. Also nein. Aber dieser Belustigte Ausdruck mit dem er mich mustert.

„Ach komm schon, Gnom. Du kannst mich doch nicht vergessen haben!", lachte er.

Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Es gab nur einen der mich so nannte, und das unbeschadet überlebte. „Mettgesicht!", lachte ich und fiel ihm um den Hals.

Irgendwann lösten wir uns voneinander und er sah mich böse an. „Was?", lachte ich. „Ich mag diesen Spitznamen nicht.", sagte er beleidigt. 

„Jup, da können wir ja einen Club aufmachen, den CdSnH.", überlegte ich kurz.

„Den was?", fragte er verwirrt. 

„Na den Club der Spitznamen Hasser!", erklärte ich ihm, „Aber Jaki sag mal wieso bist du denn eigentlich hier?"

„Na um dich abzuholen"

„Und wieso holst du mich ab und nicht meine Eltern? Und woher weißt du überhaupt davon?", fragte ich ihn verwirrt.

Er grinste nur.

„Woah diese...!", mir fehlten die Worte, aber womit hatte ich auch gerechnet, dass meine Eltern es für sich behalten? Sehr unwahrscheinlich! Wütend marschierte ich an Jacob vorbei und schimpfte vor mich hin.

„Ähm, Cacy?", rief er mir hinterher.

„WAS?", fuhr ich herum.

„Ähm, zu meinem Auto müssen wir da entlang!", meinte er und zeigte in die entgegengesetzte Richtung.

Oh. Ach so. Egal Cacy. Das war geplant! Lass dir nichts anmerken!

„Ja ich weiß!", sagte ich schließlich, „Ich wollte nur noch mal eben...ähm...auf die Toilette!", redete ich mich stolz raus und ging selbstbewusst auf die nächste Tür zu.

„Ähm, Cacy?", fragte Jake nochmal.

„Was denn jetzt noch?", fragte ich genervt und drehte mich zu ihm.

„Das ist das Herrenklo!", sagte er belustigt.

Oh. Ach so. Verdammt! Nach einer kurzen kreativen Pause schaltete ich und ging zur nächsten Tür. Ich schaute extra nochmal auf das Schild und trat dann in die Damentoilette. Von draußen hörte ich nur Jakes Lachen.

„Lachgummi", murmelte ich nur und bildete mir ein, dass er jetzt noch lauter lachte als zuvor, ob das überhaupt noch ging?

Als ich wieder raus kam, hatte Jacob sich beruhigt, war allerdings knallrot im Gesicht. 

„Jaki! Lass uns gehen, ich bin echt müde, der Flug war ziemlich anstrengend und lang!"

Mein bester Freund nickte, nahm meine Koffer und ging voran. Er lud sie alle in seinen Truck und ich ließ mich auf den Beifahrer Sitz fallen. Jake fuhr echt wie ein verrückter! Wäre ich nicht so müde, hätte ich vermutlich Panisch geschrien. Ich konzentrierte mich auf meine Umgebung, da ich zum reden im Moment eh zu müde war. Ich schaute in den Wald und fing an Bäume zu zählen.

'Ein Baum, noch ein Baum, noch ein Baum, noch ein Baum, ein riesiger Wolf, noch ein riesiger Wolf, und Moment Mal!!'

Verwirrt setzte ich mich auf und sah hinter uns in den Wald, doch wir waren zu schnell und ich konnte schon nichts mehr erkennen, da es auch schon langsam dunkel wurde. 

Jake sah mich fragend an: „Was ist los?", wollte er wissen.

„Nichts", sagte ich müde, „mein müdes Ich hat mir nur einen Streich gespielt, wahrscheinlich hab ich schon halb geschlafen."

Ich gähnte und war kurz darauf eingeschlafen.

„Cacy, wir sind da!", weckte mich Jacob.

„Nein!", sagte ich bestimmt.

„Doch?", fragte Jake leicht verwirrt.

„Ich will schlafen!", maulte ich.

„Kannst du ja gleich, aber willst du nicht erst mal deine Eltern begrüßen?", schlug er vor.

Augenblicklich war ich hellwach, sprang aus dem Auto, rannte auf mein Haus zu und landete im Dreck, da es natürlich, wie sollte es anders sein, regnete.

Ich hörte Jake lauthals lachen und drehte mich wütend um. 

Wer zu Teufel baut auch einen kniehohen Gartenzaun?!?! Was hat der für einen Sinn außer dass ich mal wieder auf der Fresse lande?!

Ich rappelte mich auf und strich mir provisorisch den Schmutz von meiner Kleidung, nicht dass diese Aktion wirklich etwas bringen würde, aber es war eine Sache des Stolzes!

Unbeirrt glücklich rannte ich weiter auf mein Haus zu und klingelte Sturm.


Mein total normal verrücktes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt