25. Kapitel: Spitznamen, Spitznamen, Spitznamen...

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„Oh Gott, die Zwonster!", stöhnte eine wohlbekannte verschlafene Stimme vom Türrahmen.
„Zwonster?", fragte ich ihn mit hochgezogener Augenbraue.
„Ja. Zwillings Monster!", erklärte er sein erfundenes Wort.
„Und womit haben sie diesen wundervollen Spitznamen verdient, Mettgesicht?", konterte ich.
Jake knurrte kurz, dann antwortete er: „Das wirst du schon noch herausbekommen."
„Jake, wieso bist du denn überhaupt schon wach?", wechselte ich das Thema, „Du hast gerade mal ein paar Stunden geschlafen."
„Ich kann dich ja nicht ewig hier alleine lassen.", schmunzelte er.
„Zufällig mag ich die Gesellschaft hier aber. Auch wenn sie alle ein bisschen verrückt sind", widersprach ich grinsend, „aber wie sagt man so schön? Gleich und gleich gesellt sich gern."
„Wir sind nicht verrückt!", beschwerte sich Vladimir sofort.
Ich drehte langsam meinen Kopf zu ihm und zog dann eine Augenbraue nach oben.
„Na gut. Vielleicht ein wenig...", gab er schließlich nach.
„Ein wenig?! Total! Und ich bin eure Queen!", verkündete ich lachend und alle außer Jacob stimmten mit ein.
„Ach komm schon, Grummelchen. Sei doch nicht so miesmuschelig!", versuchte ich ihn aufzuheitern und kniff ihn in mit Daumen und Zeigefinger in die Wangen.
„Ich bin sicher ich kann dich aufheitern!", verkündete Rita.
Ich sah sie fragend an und auch Jacob musterte sie misstrauisch.
„Es gibt Essen!", klärte sie uns auf.
„Hach, die drei magischen Worte!", seufzte ich verträumt.
„Ich dachte immer die drei magischen Worte wären: Ich liebe dich! ?", fragte mich Licas.
„Nicht in meiner Welt!", grinste ich und sprintete Jacob und Rita hinterher in die Küche.

„Also Licas und woher kommen jetzt bitte deine Spitznamen für Leonie und Cecilia?", erkundigte ich mich zwischen zwei Bissen.
Jake und ich hatten uns jeweils einen Teller mit Ritas köstlichem Essen vollgeladen und uns wieder zu den anderen auf die Terrasse gesetzt.
Fabienne und Rita waren dabei ein Lagerfeuer zu entfachen, zuerst hatten es Tizio und Silas versucht, doch nachdem es mehrmals kläglich gescheitert ist, haben die beiden es mit den Worten: „In der Steinzeit wärt ihr aufgeschmissen gewesen!" in die Hand genommen.
„Naja, das hat irgendwie mit ihren Gaben zu tun...", begann er zu erklären.
Sofort schenkte ich ihm meine ganze Aufmerksamkeit. Diese Vampirgaben Sache faszinierte mich total. Es gab so viele verschiedene und irgendwie waren alle etwas besonderes. Trotzdem war mir mein Los als Schattenwandlerin lieber.
„Cecilia ist es möglich die größte Schwäche einer anderen Person herauszufinden. Wir haben ihre Gabe den Achilleseffekt genannt, du weißt schon, wegen Achillesferse und so. Deswegen nenne ich sie Achilles. Leonie kann das genaue Gegenteil ihrer Schwester, sie erkennt die größte Stärke ihres Gegenübers und weil wir es den Herkuleseffekt genannt haben nenne ich sie eben Herkules."
Ich nickte verstehend und schluckte den letzten Bissen, den ich gerade genommen hatte, herunter.
„Das sind ziemlich coole Gaben!", meinte ich anerkennend zu den Zwillingen, von denen allerdings nur noch eine übrig war.
Nur welche?
„Wo ist denn deine ähm...Schwester?", umging ich das Namensproblem.
„Cecilia kommt gleich wieder.", erklärte mir demnach Leonie.
„Cacy?", ertönte einen Moment später die Stimme von Cecilia.
Ich drehte mich um und sah das Mädchen durch die Terrassentüre zu uns treten.
„Jake hat so viel von dir erzählt und... und er meinte du könntest so schön singen und Gitarre spielen...", druckste sie schüchtern herum, „...und ich wollte dich bitten uns etwas vor zu spielen. Würdest du das machen? Bitte? Es passt so gut zum Lagerfeuer."
Ich schmunzelte.
Irgendwie mochte ich sie und dieses schüchterne Verhalten passte überhaupt nicht zu ihrer sonst so aufgeweckten Art.
Ich hatte beim Essen erfahren, dass meine erste Annahme, sie seien 15 oder 16 Jahre alt falsch war. Sie waren tatsächlich erst 14!
„Na gut.", gab ich nach und nahm die Gitarre an die sie mir hinhielt, „Was willst du hören?"
„Kennst du 'how to save a life' von The Fray?", fragte sie mich mit leuchtenden Augen.
„Cecilia, was ist denn das für eine Frage! Das ist eines meiner Lieblingslieder! Natürlich kann ich das spielen!", sagte ich gespielt empört.
Sie quietschte erfreut auf und tänzelte glücklich zurück zu ihrem Platz.
Ich begann der Gitarre Töne zu entlocken und fing irgendwann an dazu zu singen.
Zuerst war es komisch, alle lauschten andächtig, normalerweise spielte ich nur für mich aber nicht für andere, doch mit jedem neuen Lied das ich anstimmte wurde es angenehmer.
Oft äußerten sie Liedwünsche, die ich spielen sollte. Hin und wieder musste ich passen, doch die meisten kannte ich.
Irgendwann hörte ich auf zu singen und spielte nur noch Melodien, mit dieser Hintergrundmusik begannen alle wieder miteinander zu reden.
Sie waren alle begeistert von meiner Stimme, aber Cecilia war noch viel beeindruckter von meinem Gitarrenspiel.
Als Jacob aufstand um auf die Toilette zu gehen flitzte sie auf seinen freigewordenen Platz neben mir, als er zurück kam zog er einen Flunsch, setzte sich aber ohne murren auf Cecilias freigewordenen Platz.
Cecilia redete mich währenddessen schon zu Tode. Besonders interessierte sie sich für alles was mit Gitarren zu tun hatte. Wie lange ich schon spielte, ob es leicht war, ob ich oft spielte und solche Fragen. Brav beantwortete ich ihr jede Frage und versprach ihr, ihr morgen Gitarre spielen beizubringen, aber jetzt musste ich erst mal schlafen.
Auch Jake war müde und so beschlossen wir beide uns in unsere Gästezimmer zum schlafen zurückzuziehen.

Am nächsten Morgen war ich recht früh wach, Jake hingegen hörte ich im Nebenzimmer noch schnarchen.
Nachdem ich mich geduscht hatte beschloss ich schon mal nach unten zu gehen.
„Wo sind denn alle?", fragte ich erstaunt, als ich außer Licas niemanden vorfand.
Er schaute von seinem Buch auf und lächelte mich an: „Vladimir und Stefan sind mit Tizio losgezogen, vermutlich sind sie auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Rita und John machen einen Spaziergang und Fabienne und Silas sind jagen gegangen und werden von Herkules und Achilles begleitet."
„Achso.", meinte ich nur und ließ mich neben ihn aufs Sofa fallen.
„Sag mal", begann Licas ein Gespräch und legte sein Buch weg, „Warum hasst Jacob Vampire so?"
„Hm, naja zum einen ist es bei ihm genetisch veranlagt, Vampire sind die natürlichen Feinde der Gestaltwandler. Aber noch viel mehr liegt es daran, dass ein Vampir mit seiner großen Liebe verlobt ist.", erklärte ich.
Licas schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an: „Du bist mit einem Vampir zusammen?"
Jetzt sah ich ihn verständnislos an: „Nein?! Ich rede von Bella. Sie ist mit Edward Cullen zusammen."
„Ah. Die Cullens. Weichspülvampire.", lästerte er grinsend.
Ich schmunzelte über seinen komischen Spitznamen, aber irgendwie hatte er ja Recht.
„Was ist los?", fragte ich als er mich eine Weile schweigend musterte.?
„Ich hätte wetten können, dass du mit Jacob zusammen bist.", murmelte er nur.
„Was?!", rief ich entgeistert, „Wie kommst du denn auf so etwas?"
„Findest du nicht, dass ihr euch benehmt wie ein altes Ehepaar? Wenn Jacob dich nicht liebt, dann weiß ich nicht ob es Liebe überhaupt gibt.", lachte er.
Ich überdachte unser Verhalten des letzten Tages und was mir die anderen alles über Jacobs Handlungen erzählt haben während ich ohnmächtig war.
Ich nickte zustimmend.
„Das liegt vermutlich daran, dass wir uns schon so ewig kennen.", versuchte ich eine Erklärung zu finden.
Ich schaute von meinen Fingern auf, auf die ich meinen Blick gesenkt hatte und sah wie Licas mir fest in die Augen schaute.
Ich blickte zurück und merkte wie Licas meinem Gesicht immer näher kam, bis ich sogar seinen Atem spüren konnte.

Mein total normal verrücktes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt