48. Kapitel: Wenn Bella uns dafür die Köpfe abreißt, opfere ich dich zuerst!

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Mitten in der Nacht wurde ich wach, weil irgendwer in der Küche mit Geschirr klapperte.
Wo war ich eigentlich?
Ach ja.
Ich war bei Leah.
Apropos.
Wo war Leah?
Das Bett neben mir war leer.
Machte sie etwa so einen Krach?!
Mit halb geöffneten Augen tapste ich durch Leahs Zimmer, durch die Türe und die Treppe hinunter.
Oh, hier roch es aber gut.
Verschlafen lehnte ich mich an den Türrahmen und beobachtete meine beste Freundin, die geschäftig hin und her rannte.
„Gibt es einen bestimmten Grund, dass du mitten in der Nacht durch die Küche wütest und mich aufweckst?", fragte ich belustigt.
„Cacy!", quiekte sie überrascht, „Du solltest doch eigentlich schlafen!"
Ich schnaubte: „Ich müsste schon tot sein, um bei dem Lärm zu schlafen!"
„Aber Seth schläft doch auch noch!", meinte sie.
„Ja", gab ich zu, „Seth ist ja auch ein Stein, wenn er erst mal schläft!"
Sie nickte zustimmend.
„Also, was machst du hier?", erkundigte ich mich.
„Ähm...", verzweifelt sah sie sich um, dann seufzte sie, „Na toll. Das sollte eigentlich eine Überraschung für morgen werden!"
Fragend zog ich eine Augenbraue hoch.
„Cacy es tut mir so leid!", beteuerte sie.
Irritiert sah ich sie an: „Was tut dir leid?"
„Dass ich deinen Geburtstag vergessen habe! Und noch dazu deinen 18. Geburtstag! Man ich fühle mich so schlecht!", jammerte sie.
„Mach dir keinen Kopf Leah. Ich weiß doch, wie aufgeschmissen du bist, wenn es um Daten geht! Und mein verkorkster Geburtstag ist sicher nicht deine Schuld!", erklärte ich und kam nicht drumherum, dass meine Gedanken automatisch zu dem kleinen Monster wanderten, mit dem ich mir jetzt, neben Jake, auch noch meinen Geburtstag teilen musste!
„Trotzdem hätte ich ihn als deine beste Freundin nicht vergessen dürfen!", bestand sie weiter auf ihr Versagen, „Deshalb, habe ich dir eine kleine Entschuldigung gebacken!"
Sie trat einen Schritt zur Seite und gab den Blick frei auf eine Etagere, auf der sie liebevoll verzierte Minion-Cupcakes verteilt hatte.
Ich meine, hallo?!
MINION-CUPCAKES!!!!
Ich spürte wie meine Augen feucht wurden.
Ich stürmte auf sie zu und schlang meine Arme um ihren Hals: „Das ist so lieb von dir!", flüsterte ich, da ich meiner Stimme nicht traute.
„Dir gefallen sie?", fragte sie hoffnungsvoll und erwiderte die Umarmung.
„Ist das ein Scherz? Es sind Minion-Cupcakes!", erklärte ich.
„Es freut mich, dass sie dir gefallen, obwohl du sie eigentlich erst morgen bekommen solltest!", schmunzelte sie.
„Das ist das erste Mal, dass ich einen Geburtstagskuchen bekomme!", sagte ich gerührt.
Ich konnte Leahs Unglauben geradezu greifen.
„Ist das ein Witz?!", fragte sie entrüstet.
Ich schüttelte den Kopf.
Ich löste mich von ihr und sah sie traurig lächelnd an: „Einmal ist immer das erste Mal!"
„Hmpf. Aber der erste Geburtstagskuchen sollte nicht mit 18 sein!", grummelte sie, dann grinste sie und deutete auf die Cupcakes: „Muffin gefällig?"
Ich warf einen Blick auf die Küchenuhr.
„Hm. Vier Uhr morgens.", stellte ich fest, „Die perfekte Zeit für einen Muffin!"
Leah und ich kicherten, schnappten uns jeweils einen Muffin und ließen uns am Küchentisch nieder.
„Ciao, Bob!", verabschiedete ich meinen Lieblingsminion, bevor ich in den Cupcake biss, auf dem eindeutig Bob saß.
„Okay, Cacy!", sprach mich Leah zwischen zwei Bissen an, „Morgen holen wir deinen Geburtstag gebührend nach!"
„Was hast du denn vor?", fragte ich neugierig.
„Lass dich überraschen!", schmunzelte sie.
„Ich wollte morgen aber mal mit Jacob sprechen, ich glaube da gibt es einiges zu bereden...", seufzte ich.
„Ja klar, das verstehe ich.", sagte sie verständnisvoll, „Aber Abends hast du dann doch für mich Zeit, oder?"
„Aber sicher!", grinste ich.

Ich stapfte durch den Wald zu dem Ort, an dem ich gerade am wenigsten sein wollte.
Warum tat ich das eigentlich?
War ich verrückt?
Ja, natürlich war ich das, aber das hatte damit nichts zu tun.
Ich schlurfte die Einfahrt der Cullens hinauf und war mir noch immer nicht sicher ob ich das jetzt wirklich tun sollte.
Sollte ich nicht doch einfach wieder umdrehen?
Wegrennen?
Australien soll zu dieser Jahreszeit sehr schön sein...
Bevor mich meine Gedanken noch zum Auswandern überreden konnten, wurde ich von dem geräuschvollen aufheulen eines Motors unterbrochen.
Nein, nicht ein Motor.
Der gehörte zu einem Motorrad.
Und nicht irgendein Motorrad.
Jacobs Motorrad.
Ohoh.
Irgendwie habe ich keine gute Vorahnung!
Kaum hatte ich zu Ende gedacht kam auch schon Jake um die Kurve gebrettert und hielt direkt auf mich zu, was nicht zuletzt daran lag, dass ich mitten auf der Straße lief.
Kurz bevor er mich rammte kam er mit quietschenden Reifen zum Stehen.
Noch immer geschockt von dieser kurzen Schrecksekunde starrten wir uns an.
„Dass nenne ich mal um Haaresbreite!", grinste ich und schaute auf das vordere Schutzblech, welches ich durch denn Stoff meiner Jeans spüren konnte.
„Cacy!", stöhnte er, halb erleichtert, halb sauer, „Man das hätte echt schief gehen können!"
„Mach dir nicht in dein nicht getragenes Hemd, so leicht bin ich nicht zu töten, da musst du dich schon mehr anstrengen!", spottette ich, „Was rast du auch so?"
„Ich habe es eilig!", erklärte er knapp.
Jetzt erst bemerkte ich das Zittern und die angespannten Hände, die drohten den Lenker zu zerquetschen.
„Wo willst du hin?", fragte ich misstrauisch.
„Zu Charly.", erwiderte er.
Ich verengte die Augen: „Warum?"
„Die Cullens wollen wegziehen.", knurrte er fast.
Hm.
Fand ich persönlich jetzt nicht so tragisch.
Achso.
Mit den Cullens würde natürlich auch Renessmee gehen.
Ich legte den Kopf schief und schaute in Jacobs entschlossenes Gesicht.
Er würde sie irgendwie aufhalten. Egal wie.
„Hältst du das für eine gute Idee?", hakte ich nach.
„Nein, aber ich werde es trotzdem tun!", sagte er angespannt.
Ich sah ihn weiterhin forschend an.
Argumentieren hatte keinen Zweck.
Das hieß dann wohl Schadensbegrenzung.
„Okay", sagte ich schlicht.
„Okay?", fragte Jacob verdutzt, „Warum stellst du dich nicht stur? Ich hatte jetzt mit einer langen Diskussion gerechnet!"
„Nein", sagte ich, „Aber ich komme mit. Ich kann dich ja nicht alleine ins offene Messer rennen lassen. Gemeinsam draufgehen ist doch eh viel witziger!"
Er guckte mich noch immer ungläubig, und mit diesem altbekannten 'Du-bist-verrückt!'-Ausdruck an, nickte jedoch.
Ich stieg hinter ihm aufs Motorrad und gemeinsam rasten wir vom Grundstück der Cullens.

Als wir bei Charly ankamen machten wir uns gar nicht erst die Mühe im Haus nach ihm zu sehen, dank unseres ausgeprägten Gehörs hörten wir ihn schon von weitem im Wald hinterm Haus Holz hacken.
Jacob ging schnurstracks voran in den Wald und ich beeilte mich ihm hinterher zu kommen.
„Jake, was genau hast du eigentlich vor?", erkundigte ich mich neugierig.
„Na was wohl. Die Cullens müssen wegziehen, weil Bella jetzt ein Vampir ist und Charly nicht weiß, dass es Vampire gibt.", meinte er.
„Du willst ihm erzählen, dass Vampire existieren? Bist du noch ganz dicht? Das kann ihm das Leben kosten! Abgesehen davon wird er dir das nicht glauben!", fuhr ich ihn an.
„Beruhige dich!", sagte er sanft, „Ich erzähle ihm natürlich nicht von Vampiren! Ich erzähle ihm von mir. Von uns Wölfen, dafür habe ich auch einen Beweis! Er wird es mir glauben. Ich werde ihm nur erzählen, dass Bella jetzt...anders ist."
„Na ich zweifel ja noch immer ein bisschen an der Genitalität deines Plans...", meinte ich wenig überzeugt.
„Es heißt Genialität, Cacy!", bemerkte er augenrollend.
„Ich weiß.", grinste ich.
„Ich habe nie gesagt, dass der Plan genial ist. Aber er wird seinen Zweck erfüllen!", erklärte er entschlossen.
Wir kamen Charly immer näher und beendeten daher unser Gespräch.
„Hallo Charly!", begrüßte ihn Jacob, als wir zu ihm traten.
„Jacob! Cacy!", stellte er erstaunt fest, „Schön euch zu sehen! Sagt mal, habt ihr etwas Neues von Bella gehört?"
„Ja Charly hör zu, Bella ist...", begann Jacob, brach jedoch ab, da er keine passenden Worte fand.
Charly deutete Jakes Schweigen falsch: „Nein! Nein ist sie nicht!", rief er und schüttelte heftig den Kopf.
„Na toll!", zischte ich Jacob leise zu, „Wenn er gleich einen Herzinfarkt hat und stirbt, reißt uns Bella die Köpfe ab! Aber eins sag ich dir Freundchen, in dem Fall habe ich kein Problem damit, dich ihr als erstes zu opfern, damit ich fliehen kann!"
„Warte Charly!", richtete ich jetzt das Wort an ihn, um ihn zu beruhigen, „Lass Jacob ausreden!"
Ich ging zu Bellas Vater und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
Er sah mich kurz fassungslos an, stimmte letztendlich aber zu.
„Bella ist wieder in Forks. Ihr geht es gut, sehr gut sogar...", erklärte Jake.
Charly atmete erleichtert aus: „Gott sei Dank! Jagt mir doch nicht so einen Schrecken ein!", sagte er und machte sich auf den Weg zu seinem Auto.
Ich hielt ihn am Handgelenk fest.
„Cacy!", protestierte er und versuchte sich zu befreien, wobei ich deutlich seine Überraschung über meine Stärke bemerkte, „Ich weiß, das ist unhöflich, aber ich möchte jetzt bitte zu Bella!"
„Das verstehen wir natürlich, Charly!", sagte ich beschwichtigend, „Aber bitte hör uns zu. Bevor du zu ihr gehst musst du dir die Geschichte ganz anhören!"
Nach kurzem Zögern nickte er und als der Zug an meiner Hand verschwand, wagte ich es ihn loszulassen.
„Charly du musst wissen, dass es Bella sehr, sehr schlecht ging und damit sie...überleben konnte musste sie sich verändern...", druckste Jacob herum.
„Wie meinst du das Jacob?", fragte Charly misstrauisch, „Sprich nicht in Rätseln!"
„Er hat Recht, Jake. Jetzt rede doch nicht so extrem um den heißen Brei herum!", mischte ich mich ein.
Jacob zuckte mit den Schultern: „In Ordnung!", meinte er und begann sich auszuziehen.
„Äh Jake...glaubst du wirklich dass das der richtige Weg ist?!", fragte ich entsetzt, doch Jacob ließ sich nicht beirren.
„Charly. Es gibt Dinge in dieser Welt von denen du nichts weißt. Dinge, die du in deinen kühnsten Träumen nicht für möglich halten würdest!", erklärte Jacob.
„Cacy, warum zieht er sich aus?", fragte Charly.
„Wirst du gleich sehen.", murmelte ich mit gemischten Gefühlen und wandte mich an Jacob, „Sollte nicht vielleicht lieber ich...?"
„Nein!", sagte er angespannt und ich merkte wie die Luft um ihn herum zu zittern begann.
Ich packte Charly am Arm und zog ihn zwei Schritte von Jacob weg, wir wollten ja nicht, dass noch ein Unglück geschieht.
„Cacy ich...", sagte Charly und rang nach Worten, entsetzt starrte er Jake an, der sich mit einem Knurren aufbäumte und anschließend förmlich explodierte.
Geschockt stolperte Charly von dem riesigen Wolf weg, fiel über eine Wurzel und blieb auf dem Boden liegen. Mit blanker Panik starrte er den rostroten Wolf an, der ihm mit gefletschten Zähnen und knurrend gegenüber stand.
„Charly.", sagte ich und ging vorsichtig auf ihn zu, „Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben, das ist immer noch Jacob!"
Als ich neben den Beiden stand streckte ich eine Hand nach Jacob aus.
„Vorsicht Cacy! Lauf weg!", schrie mir Charly zu.
Ich schüttelte den Kopf: „Hab keine Angst Charly! Das ist immer noch Jacob!", wiederholte ich meine Worte, dabei überbrückt ich den Abstand zwischen dem Wolf und mir und kraulte ihn hinter den Ohren.
Jake ließ sich bei dieser Berührung auf dem Boden nieder und sein bedrohlicher Gesichtsausdruck glättete sich.
„Siehst du Charly? Er ist nicht gefährlich. Er versteht alles was wir sagen. Er ist kein wildes Tier. Es ist immer noch Jacob, nur in einer anderen Gestalt.", redete ich beruhigend weiter.
Charly starrte noch immer auf diese surreale Szene, die sich ihm bot.
„Ich weiß, dass das für dich schwer zu verstehen ist, und ich bin immer noch der Meinung, dass das der falsche Weg war, um dich einzuweihen", sagte ich und warf dem Wolf einen strafenden Blick zu, Jacob jaulte leise und legte schuldbewusst die Ohren an, „ aber es gibt Dinge von denen du bisher nichts wusstest. Es gibt eine Welt, voller übernatürlicher Dinge, die dir bis jetzt verborgen war."


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