27. Kapitel: Kleine Neckereien

1.5K 84 1
                                    


Ich saß mit Cecilia auf der Holzterrasse und brachte ihr die Grundsätze des Gitarre Spielens bei und ich musste sagen, sie machte sich nicht schlecht! Sie hatte definitiv ein Talent dafür. Seit fast zwei Stunden saßen wir nun schon hier und ich zeigte ihr verschiedene Griffe, Schlag- und Zupftechniken. Hier offenbarte sich eine positive Eigenschaft des Vampirdaseins: Durch ihre harte Haut, taten ihr nicht die Fingerkuppen weh, in die die Stahlsaiten bei normalen Menschen einschnitten.
Schnellen Schrittes kam Jacob aus der Türe gestiefelt: „Cacy. Wie lange wollen wir eigentlich noch hier bleiben?", stöhnte er genervt und ich sah Licas im Hintergrund durch die Glastüre grinsen.
Seufzend legte ich die Gitarre beiseite und sah Jake an: „Du hast Recht, wir sollten weiter. Wir sind ja eigentlich losgezogen, damit du Abstand von Vampiren bekommst und nicht um uns bei welchen einzunisten."
„Nein! Ihr dürft noch nicht gehen!", jammerte Cecilia und klammerte sich an mir fest.
„Tut mir Leid, Kleine. Wir müssen wirklich gehen, aber versprich mir, dass du mich bald mal besuchen kommst, okay? Ich muss dir unbedingt jemanden vorstellen!", versuchte ich sie zu trösten.
„Wen denn?", fragte sie sofort.
„Das erfährst du dann schon.", sagte ich augenzwinkernd.
Ich hatte bemerkt wie neugierig sie war. Sie würde es nicht lange aushalten, ohne zu wissen von wem ich redete.
„Es ist zwar schade, dass ihr schon geht, aber wir verstehen das natürlich.", erklang nun Vladimirs ruhige Stimme von der Terrassentür.
„Bitte esst doch noch etwas, bevor ihr geht!", bat uns Rita.
„Diese Angebot können wir überhaupt nicht ausschlagen!", stimmte ich lachend zu.

Als wir die lange Abschiedsszene, die hauptsächlich mir galt, überlebt hatten, durften wir endlich gehen.
Unser Plan nach Italien zu schwimmen bestand noch immer, jedoch hatten wir uns nach einigem guten Zureden von Fabienne davon überzeugen lassen von Griechenland aus zu starten. Nicht weil es kürzer war, sondern weil sie meinte, dass man die Küste von Griechenland unbedingt mal gesehen haben sollte.

Nach ein paar Stunden erreichten wir das Meer vor Griechenland. Wir suchten uns ein abgelegenes Plätzchen um dort auf den Einbruch der Dunkelheit zu warten. Ein überdimensionaler Wolf und ein überdimensionaler Panther mitten im Mittelmeer wären doch etwas auffällig!
„Jake?", fragte ich ihn, als wir gemeinsam im Sand saßen und aufs Meer blickten, „Ich glaube es ist Zeit für ein Bad."
„Wieso?", stellte er die Gegenfrage.
„Du stinkst!", erklärte ich ihm grinsend.
Er grinste zurück: „Ich stinke nicht, ich rieche männlich!"
„Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass du stinkst!", beteuerte ich.
„Na warte!", lachte er und hob mich hoch, um mich ins Wasser zu tragen.
„Jake? Ich werde nicht quietschen, oder dich anbetteln mich herunterzulassen", sagte ich ruhig und fuhr dann fort, „stattdessen befehle ich dir: LASS MICH SOFORT RUNTER!!!"
„Okay.", gab er nach und ließ mich fallen...

...ins Wasser.
Er ließ mich ins Wasser fallen!
Na gut, irgendwie war ich selbst schuld, ich hätte möglicherweise zuerst schauen sollen wo wir standen. Im Moment war das nämlich bauchnabeltief im Mittelmeer. Und das war nicht an meinem Bauchnabel gemessen.
Mit bitterbösem Blick tauchte ich langsam aus dem Wasser auf.
„Das hast du jetzt nicht getan!", sagte ich mit drohender Stimme.
Kurz verrutschte Jacobs siegessicheres Grinsen, dafür trat auf mein Gesicht ein diabolisches Grinsen.
Ich tauchte blitzschnell unter und zog ihm seine Beine weg, sodass auch er die Balance verlor und ins Wasser fiel.
Wie ein begossener Pudel tauchte er wieder auf und sah mich beleidigt an.
Ich zwinkerte ihm zu, drehte mich um und wollte ein Stück schwimmen.
„So schnell entkommst du mir nicht!", rief er mir hinterher.
Ich drehte mich um und sah meinen besten Freund auf mich zu fliegen.
„Jake!", rief ich noch panisch, als er mich gurgelnd mit sich unter Wasser zog.
Ich atmete heftig, als wir kurze Zeit später wieder auftauchten. Dummerweise hatte ich vergessen zu atmen.
„Dumpfbacke!", schmollte ich und streckte ihm die Zunge raus.
Ich drehte mich um und wollte wegschwimmen, als sich Jacobs Hände um meine Taille legten und mich mit meinem Rücken an seine Brust zogen.
„Nicht wegschwimmen!", flüsterte er mir ins Ohr, „Du bist doch alles, was ich noch habe!"
Oh wie süß.
Er drückte mir einen Kuss auf die Haare und ließ zu, dass ich mich zu ihm umdrehte.
„Ich bin immer für dich da!", flüsterte ich und lächelte leicht.
Lange schauten wir uns einfach nur in die Augen, bis Jake mich einfach ein Stück hoch hob um mich zu küssen.
Kurz erschrak ich mich, das war hier immerhin mein bester Freund, den ich da küsste!
Doch dann wurde ich mir klar, dass Cecilia Recht gehabt hatte und Jake schon lange nicht mehr nur mein bester Freund war. Ziemlich genau seit ich wieder in den USA war, seit ich damals am Flughafen den Kaffee über ihn geschüttet hatte. Und mit jedem Scherz, mit jeder Kabelei und jedem Blick wurde dieses Gefühl stärker.
Es war eine unglaubliche Verliebtheit. Vielleicht sogar Liebe? Ich weiß es nicht, ich hatte es immer damit abgewunken, dass ich Jacob wie meinen Bruder liebte, allerdings hatte ich keinen Bruder, also was wusste ich schon?
Naja, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
Ich fasste den Entschluss, es einfach mal zu versuchen, vorsichtig erwiderte ich den Kuss. Seine Hände wanderten von meiner Hüfte auf meinen Rücken und ich legte meine Arme um seinen Hals.
Als wir beide wieder Luft brauchten unterbrachen wir den Kuss und ich legte meinen Kopf an seine Brust.
„Glaubst du das geht gut?", fragte ich schließlich.
„Was?", entgegnete Jake verwirrt.
„Wir.", antwortete ich schlicht.
Er hob meinen Kopf an und sah mich an, dann antwortete er: „Ich weiß es nicht, aber ich will es. Wer nicht wagt..."
„...der nicht gewinnt.", beendete ich seinen Satz und musste schmunzeln weil er die gleiche Redewendung gewählt hatte wie ich.
Erneut küsste er mich, jedoch nicht so lange, wie zuvor, da ich anfing vor Kälte zu zittern.
Er ergriff meine Hand und ging mit mir in Richtung Strand. Dort legte er sich in den Sand und ließ sich von den letzten Sonnenstrahlen bescheinen.
Ich hingegen ging in den Wald, um mir dort Stöcke zu suchen, nach getaner Arbeit kehrte ich zum Strand zurück.
Ich steckte die Stöcke tief in den Sand, sodass sie stabil standen.
„Was tust du da?", fragte Jake, der mich durch ein geöffnetes Auge beobachtete.
„Ich stecke Stöcke in den Sand.", antwortete ich wahrheitsgemäß.
Ich musste ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass er die Augen verdrehte: „Ja, das sehe ich. Aber WARUM machst du das?"
„Weil du mich ins Wasser geworfen hast."
Er schien verwirrt.
Ich zog mir mein Top über den Kopf und hing es auf einen der Stöcke, damit es besser trocknen konnte.
„Was tust du denn da?!", fragte Jacob leicht entsetzt.
Mit unschuldigem Blick drehte ich mich zu ihm um: „Ich trockne meine Kleidung. Ich will doch keine Erkältung bekommen!"
Dabei zog ich meinen schwarzen Minirock aus, den mir Fabienne geschenkt hatte und hängte ihn über einen anderen Stock.
„Ach komm schon, das ist doch nicht fair!", protestierte Jake, als ich ihm dadurch meine Rückseite, die nur noch in BH, String und geringelte Kniestrümpfe gekleidet war, präsentierte.
Doch, mein Freund. Strafe muss sein!, dachte ich gehässig.
Ich drehte mich zu meinem besten Freund um.
Nein.
Er war jetzt MEIN Freund!
Ich sah sein gequältes Gesicht und musste grinsen.
„Wieso denn nicht?", fragte ich scheinheilig.
„Du kannst doch nicht so vor meiner Nase herumlaufen! Ich bin auch nur ein gewöhnlicher Gestaltwandler!", beschwerte er sich.
Ich schmunzelte: „Nein, du bist nicht gewöhnlich", ich legte eine Pause ein, in der ich langsam auf ihn zu stolzierte, zumindest wäre ich stolziert, würde ich hier nicht im Sand laufen, „du bist der Gestaltwandler mit der coolsten und außergewöhnlichsten Freundin von allen!", lachte ich und lief weiter auf ihn zu.
Ich legte mich auf ihn und strich ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht: „Und sie gehört ganz dir!", lächelte ich und gab ihm anschließend einen Kuss.
Seine Arme legten sich um meine Taille und zogen mich näher zu ihm.
Er drehte uns herum, sodass nun ich unter ihm lag, dann unterbrach er den Kuss und sah mir in die Augen: „Und nichts kann ihn in diesem Moment glücklicher machen!", flüsterte er und drückte mir erneut einen Kuss auf die Lippen.
Ich erwiderte den Kuss und seine Hände wanderten an meiner Seite hinunter zu meiner Hüfte. Über meinen Hüftknochen hielt er an und wanderte an ihnen entlang über meinen Bauch. Ich wand mich unter ihm und er unterbrach verwirrt den Kuss und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
„Das kitzelt!", beschwerte ich mich schmollend, was ihn zum schmunzeln brachte.
Er rollte von mir hinunter, legte sich neben mich in den Sand und zog mich an seine Brust. Gedankenverloren strich er mit seiner Hand über meinen Rücken und wir schauten uns die untergehende Sonne an.
Plötzlich quiekte ich erschrocken auf. Ich bog meinen Rücken durch, damit ich ein Hohlkreuz machte und so Jakes Hand entkam.

„Was ist denn?", wollte er verwirrt wissen.
„Da bin ich kitzlig!", wies ich ihn heute zum zweiten Mal auf eine empfindliche Stelle hin.
Jacob schien zu überlegen, wo er mich zuletzt berührt hatte, dann starrte er mich verständnislos an: „Am Hintern?!"
„Ja.", gab ich beschämt zu und wurde leicht rot.
Mein Freund sah mich erst erstaunt an, dann brach er in schallendes Gelächter aus.
„Was?!", knurrte ich unterdrückt.
Nach ein paar Minuten hatte er sich soweit beruhigt, dass er wieder reden konnte.
„Jahrelang...", schnaufte er außer Atem, „Jahrelang habe ich versucht dich zu Tode zu kitzeln, nie warst du irgendwo kitzlig und jetzt erzählst du mir, dass du nicht nur an der Hüfte, sondern auch am HINTERN kitzlig bist?!"
Erneut bekam er einen Lachanfall.
Ich streckte ihm die Zunge raus und stand beleidigt auf.
„Schaaatz...", begann Jake jammernd nach mir zu rufen.
Schnell unterbrach ich ihn: „Oh Gott! Hör bitte auf mich Schatz zu nennen! Wir sind gerade mal eine Stunde zusammen und noch keine 30 Jahre! Außerdem nennt mein Vater meine Mutter nur Schatz, wenn er sauer oder genervt von ihr ist und drittens bin ich nicht aus Gold, ich bin also kein Schatz!", beschwerte ich mich.
„Schnuckelchen, Pupsi, Mäusezähnchen...", zog Jake mich auf.
„Oh Gott!", stöhnte ich und sah anklagend zum Himmel, „Womit habe ich das verdient? Was habe ich dir böses getan?"
Jake kam auf mich zu und umarmte mich von hinten: „Ich weiß auch nicht, womit du mich verdient hast, ich meine, ich bin schon toll!", stellte er selbstzufrieden fest.
Ich verdrehte die Augen: „Wir sollten los, es ist schon fast dunkel.", beschloss ich, drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und schenkte meine weitere Aufmerksamkeit meinen inzwischen beinahe trockenen Klamotten.

Mein total normal verrücktes LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt