49. Kapitel: Genau das macht es mir leider unmöglich dich zu hassen.

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„Wie könnt ihr so etwas tun?!", rief Bella wütend, „Von Jake habe ich ja nichts anderes erwartet, aber Cacy! Wie konntest du nur bei so einer Schnapsidee mitmachen?"
„Schadensbegrenzung", meinte ich schulterzuckend.
Verständnislos schauten mich alle drei an.
„Verdammt, wenn Charly über Vampire Bescheid weiß, dann...", jammerte Bella aufgebracht.
„Aber er weiß nicht über Vampire Bescheid!",warf Jacob ein.
„Aber ihr habt doch...", protestierte Bella.
„Wir haben ihm von Gestaltwandlern erzählt. Was dich angeht haben wir nur gesagt, dass du dich verändern musstest um, naja, zu überleben.", unterbrach ich sie.
„Das wird ihm nicht reichen!", rief Bella wieder aufgebracht.
„Doch!", sagte ich ruhig, „Das wird es. Er wird es akzeptieren, wenn du ihm erklärst, dass du ihm nicht alles sagen kannst, weil es sowohl ihn als auch dich und deine Familie in große Gefahr bringen würde. Bella, Charly ist stark und er ist nicht dumm! Er wird es akzeptieren, weil er dich liebt und er wird nicht nach bohren, weil er dir vertraut und weiß, dass du ihm alles sagen wirst, was er wissen muss!"
Bella nickte: „Okay!", stimmte sie zu.
„Gut, dass du es eingesehen hast. Charly ist nämlich in etwa", Jake schaute auf seine Uhr, „10 Minuten hier!"
„Verdammt, Jacob!", schrie jetzt Edward, „Bella ist eine Neugeborene! Charly ist ein Mensch! Sie wird unerträgliche Schmerzen ertragen müssen, FALLS sie ihn nicht umgehend tötet!"
Bella sah ihren Mann entsetzt an.
„Edward, du weißt, dass ihr Selbstbeherrschung unnatürlich stark ist. Sobald sie keine Neugeborene mehr ist, wird sie sicherlich die von Carlisle übersteigen! Ich bin sicher sie bekommt das hin!", versicherte ich.
Er knurrte.
„Und was ist mit Renessmee?", erkundigte er sich dann.
„Naja, also wir dachten, dass es ein bisschen hart für ihn wäre, wenn wir ihm erzählen, dass du in dem Monat in dem er dich nicht gesehen hat ein Kind zur Welt gebracht hättest, also", erklärte Jacob, „haben wir gesagt, dass es Edwards Nichte ist, die ihr adoptiert habt."
Bella starrte ihn fassungslos an.
„Ja klar, das wird er uns sofort abkaufen, schließlich hat sie blonde, glatte Haare und blaue Schlitzaugen und sieht uns somit nicht im geringsten ähnlich!", rief Bella sarkastisch.
Jake zuckte zusammen.
„Bella!", erinnerte ich sie sanft, aber bestimmt, „Er wird nicht nach bohren. Vermutlich wird er es euch nicht abkaufen, aber er wird es akzeptieren!"

Kurz darauf wurden wir Zeuge einer wirklich witzigen, kurzen Einweisung in 'wie-man-vorgibt-ein-Mensch-zu-sein' für Bella.
Wir wurden gerade rechtzeitig fertig, als es klingelte und wir alle Charlys aufgeregten Herzschlag vor der Haustür wahrnehmen konnten.
„Okay", seufzte Bella, „Wird schon schief gehen!"
Carlisle machte sich auf, die Tür zu öffnen und ich beschloss durch die Terrassentüre zu verschwinden. Ich hatte hier nichts mehr zu suchen.

Ich lief ein Stück in den Wald hinein, bis ich zu einer kleinen Lichtung kam. Ich lehnte mich an den Stamm eines Baumes und genoss einfach die wenigen, wärmenden Sonnenstrahlen, die durch die Wolkendecke brachen.
Ein paar Minuten später hörte ich das Knacken von Zweigen hinter mir im Wald.
Wer war mir denn da gefolgt?
„Jake!", schmunzelte ich, als mir ein riesiger Schatten die Sonne nahm, „Was verschafft mir die Ehre?"
„Ich fand, dass es mal Zeit wird, dass wir miteinander reden.", erklärte er nervös.
Mein Gefühl sagte mir mal wieder, dass das Kommende nicht angenehm werden würde.
Ich quälte mir ein Lächeln ab: „Natürlich, setz dich zu mir.", bot ich ihm an.
Er ließ sich neben mir nieder und knetete nervös seine Hände.
„Cacy ich wollte", stammelte er, „ich wollte mit dir über das alles sprechen, du weißt schon, die Sache mit Renesmee."
Ich seufzte: „Warum überrascht mich das nicht...", murmelte ich.
„Cacy, es tut mir so Leid, dass ich dich verletzt habe! Du hättest es nicht auf diese Art erfahren sollen, aber es ging nicht anders, das verstehst du doch, oder?", fragte er flehend.
„Natürlich. Ich kenne dich lange und gut genug um zu verstehen, was du dir dabei gedacht hast. Du wolltest den Kampf beenden und du wolltest sie beschützen.", stimmte ich zu.
„Bist du mir böse?", fragte er fast schon ängstlich.
Ich schaute ihm in die tiefbraunen Augen.
„Nein", sagte ich seufzend und hörte wie er erleichtert ausatmete, „Nein, ich bin dir nicht böse, dass du dich geprägt hast. Du kannst ja nichts dafür."
Er nickte: „Cacy, was heute passiert ist... das mit Charly. Wir waren so ein gutes Team, es hat sich angefühlt wie früher!", ich nickte, er hatte Recht, „Cacy, dass ich jetzt geprägt bin ändert rein gar nichts an meinen Gefühlen für dich!", beschwor er, ich starrte ihn ungläubig an.
Sachte legte er eine Hand unter mein Kinn und zwang mich dazu ihm in die Augen zu schauen, „Ich liebe dich noch immer, Cacy!"
Ich starrte ihn an: „Bitte sag, dass ich mich gerade verhört habe!", entgegnete ich perplex.
„Nein!", sagte Jake und lächelte vorsichtig, „Meine Gefühle für dich haben sich nicht geändert. Wir können auch weiterhin zusammen sein!"
Ich schaute ihn entgeistert an.
„Das ist nicht dein ernst!", flüsterte ich.
„Doch!", antwortete er.
„SAG MAL HAST DU SIE NOCH ALLE???", schrie ich und sprang auf, „Den letzten Baum hast du wohl Kopf voraus umarmt, oder? Wie kommst du denn bitte auf so eine scheiß Idee?! Du hast deine Seelengefährtin gefunden, schlägst mir aber großzügiger Weise vor, dass ich deine Ersatzfreundin sein kann, da sie ja noch ein Baby ist! Und wenn sie dann alt genug ist lässt du mich fallen, um mit ihr zusammen zu sein! Du hast sie ja nicht mehr alle! Als nächstes schlägst du mir vor, die Asche meiner verstorbenen Großeltern zu behalten, weil sie der beste Dünger für meine Lieblingsorchidee ist, oder was?!"
„Das heißt dann also nein?", hakte er nach.
Ich musste unglaublich komisch aussehen, wie ich ihn da perplex mit offenem Mund und ungläubig aufgerissenen Augen anstarrte.
„Dein kleines Monster von und zu Loch Ness hat dir wohl das Hirn rausgesaugt!", rief ich aufgebracht, „Sehe ich vielleicht so aus, als würde ich es genießen, dass du meine Gefühle mit Füßen trittst?! Natürlich heißt das nein!"
„Cacy, ich...ich wollte dich nie verletzen!", flehte er, stand ebenfalls auf und griff sanft nach meinem Arm
„Ich weiß...und genau das macht es mir leider unmöglich dich zu hassen.", flüsterte ich traurig.
Ich drehte mich um und spürte wie mein Arm langsam aus seinem Griff glitt, bevor ich in das tiefe Grün des Waldes abtauchte.

Ich war zurück zum Haus der Clearwaters gegangen, die Treppen hinauf und in Leahs Zimmer. Dort hatte ich mich, halb sitzend, halb liegend ins Bett verfrachtet und dort zusammengerollt. Sofort kam Yuki, um sich zu mir zu legen und mich zu trösten.Zu Beginn hatte ich nur mein Gesicht in ihrem weichen Fell vergraben, doch inzwischen lagen wir merkwürdig verknotet - aber bequem - halb übereinander und schwiegen vor uns hin, wobei Yukis Schnurren eine unwahrscheinlich beruhigende Wirkung auf mich hatte.
Als es dämmerte hörte ich wie jemand den Schlüssel ins Türschloss steckte und aufsperrte, kurz darauf knarrte die alte Holztreppeund Leahs Zimmertüre wurde geöffnet.
Sofort schlug mir ein sehr bekannter Geruch in die Nase und ich wusste, dass es Leah war, welche gekommen war.
„Oh Gott, Cacy! Was ist passiert?", rief sie erschüttert über meinen leeren Gesichtsausdruck.
Ich hatte nicht geweint und ich würde auch nicht weinen.
Nie wieder.
„Jake.", krächzte ich monoton.
„Oh nein!", seufzte sie und setzte sich zu uns aufs Bett, „Willst du mir erzählen, was passiert ist?"
Ich schüttelte den Kopf.
Sie nickte und nahm mich in den Arm, dabei strich sie mir beruhigend über den Arm.
Leah verstand, dass ich es nicht böse meinte, sie nicht ausschloss.
Ich war noch nie der Typ, der seine Probleme an die Öffentlichkeit hängte.
Ich war noch nie der Typ, der Schwäche zeigte.
Diese Eigenschaft von mir hatte ich in der letzten Zeit ziemlich schleifen lassen.
„Es tut weh!", hauchte ich schwach.
„Ich weiß.", flüsterte sie traurig, „Ich weiß."
„Was ist das?", fragte sie nach einer Weile des Schweigens und deutete auf einen kleinen silbrigen Beutel, der neben uns auf dem Bett lag.
„Keine Ahnung", sagte ich schulterzuckend, „das gehört mir nicht."
Leah streckte die Hand aus und angelte nach dem Beutel.
Sie öffnete die Schnur, die ihn verschloss und zog eine kleine Karte heraus.
„Ähm. Ich glaube schon, dass der für dich ist...", erklärte sie zögernd und reichte ihn mir.
Ich nahm ihn an und griff in den Beutel.
Darin lag ein kleines Medaillon, es war silbern, wunderschön verziert und in der Mitte war ein schwarzer Stein eingefasst.
Es war schön, sehr schön sogar!
Vorsichtig öffnete ich den Verschluss und klappte es auf.
Mir stockte der Atem, auf der linken Seite war das Yin und Yang Zeichen eingraviert, jedoch hatte es anstatt der Punkte eine kleine dunkle Katzentatze und eine weiße Hand. Auf der rechten Seite war ein Foto. Ich konnte mich noch gut erinnern, es war einen Tag vor meinem dreizehnten Geburtstag aufgenommen worden. Auf dem Foto hatte ich lange Haare, ich war damals noch am gleichen Tag zum Frisör gegangen und hatte sie mir kurz geschnitten und bunt eingefärbt. Neben mir stand Jake und wir alberten herum.
Leah gab mir das Kärtchen, das sie noch in der Hand hielt und ich klappte es - da ich mir denken konnte von wem dieses Geschenk war - nervös auf.

Es tut mir so unendlich Leid! Alles Gute zum Geburtstag!
In Liebe,
Jake


Las ich darauf in Jacobs krakeliger Handschrift.
Ich schluchzte auf und vergrub mein Gesicht wieder in Yukis Fell.
Leah die mir die ganze Zeit über die Schulter geschaut hatte kuschelte sich an Yuki und mich und strich mir mit der Hand beruhigend und tröstend über den Kopf.
Leise schluchzend schlief ich irgendwann mitten in diesem Knäuel aus Mensch und Jaguar ein.



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