5. Kapitel: Gehst du etwa nie mit deinem Müll Gassi?!

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Nachts wurde ich wach. Ich konnte nicht mehr schlafen, also beschloss ich spazieren zu gehen, vielleicht auch noch ein bisschen laufen, mal schauen.
Ich ging durch den Garten in den Wald.
Ich liebte die Nacht! Erstaunlicherweise war es nicht einmal kalt, sodass ich keine Jacke brauchte, ich schlenderte in den Wald und genoss die Stille. Obwohl es eigentlich nicht still war, überall waren Geräusche zu hören, kleine Tiere, die sich versteckten, als ich vorbeiging, das Rauschen der Blätter im warmen Wind, Wölfe die in der Ferne heulten und das Fauchen einer Wildkatze. Ich liebte Wildkatzen. Puma oder Bergluchs? Hm, wahrscheinlich eher ein Luchs.Ich lief in die Richtung aus der ich das Fauchen gehört hatte, vielleicht konnte ich ja einen Blick auf ihn erhaschen! Wildkatzen waren so majestätische Tiere!
Ich beschleunigte meinen Schritt und fing irgendwann an zu rennen. Jetzt fühlte ich mich wieder frei! Ich fühlte mich als würde ich mit meiner Umgebung verschmelzen, ich fühlte mich vollkommen und rannte einfach. Trotzdem fühlte es sich heute anders an zu rennen, woran das wohl lag? Dann hörte ich wieder dieses Fauchen und noch ein anderes Knurren. Schnell kletterte ich auf einen Baum in der Nähe um das alles genauer beobachten zu können.
Ich sah einen wunderschönen, majestätischen Bergluchs, der die Ohren angelegt hatte und etwas undefinierbares anfauchte. Dieses Wesen knurrte zurück. Wenige Sekunden später war alles vorbei. Der Luchs war tot und das Wesen verschwunden. Es war von vornherein klar gewesen, dass der Luchs keine Chance hatte.
Ich kletterte von meinem Baum und machte mich wieder nach Hause. Ich hörte ein Rascheln im Gebüsch und schaute angestrengt hinein ob ich etwas erkennen konnte, gleichzeitig wich ich ein paar Schritte zurück.
„Cacy!“, kam es von einem verwirrten Embry, der vor mir aus dem Gebüsch trat, ich entspannte mich, „Was machst du denn hier draußen? Im Wald? Mitten in der Nacht?“
„Ähm, das Gleiche könnte ich dich irgendwie auch fragen, meinst du nicht?“, grinste ich ihn an.
„Touché!“, gab er zu, „Aber eins kann ich dich fragen, dass du mich nicht fragen kannst!“
Ich lächelte amüsiert: „Und das wäre?“
Er deutete auf meine linke Hand: „Wieso trägst du einen Müllsack durch den Wald?“
Wieso ich einen was? Was redete er da? War der bekloppt? Wieso sollte ich denn einen...oh!
Okay, Cacy, werde Herr der Situation und bring sie unter Kontrolle!
„Nun ja ich dachte ich geh mal wieder mit meinem Müll Gassi, Hugo muss einfach einmal die Woche vor die Tür, sonst wird er unerträglich!“, klagte ich gespielt, „Gehst du nie mit deinem Müll Gassi? Das solltest du echt mal ausprobieren, tut sowohl dir, als auch ihm gut!“
Embry lachte und meinte: „Ja, ich werde deinen Vorschlag das nächste Mal beherzigen!“
„Aber jetzt mal im Ernst, warum gehst du nachts durch den Wald?“, fragte er mich.
„Ich bin aufgewacht, die Nacht war so schön und ich wollte einfach raus, dann bin ich raus und irgendwann gerannt!“, erklärte ich ihm.
„Du bist gerannt?“, fragte Embry misstrauisch, „Wieso bist du denn gerannt?“
„Das hört sich jetzt vermutlich etwas komisch für dich an“, meinte ich schüchtern.
„Erzähl es mir trotzdem, jeder Hinweis ist hilfreich!“
„Hinweis?“, frage ich verwirrt.
Er sah etwas ertappt aus: „Egal, was wolltest du mir erzählen?“, wechselte er das Thema.
„Nur, dass ich einen Luchs fauchen hörte und weil ich Raubkatzen doch so liebe, bin ich da hingerannt, um ihn mir anzuschauen“, erzählte ich etwas überrumpelt.
„Spinnst du?“, fuhr mich Embry an, erschrocken sah ich zu ihm auf, „das ist doch gefährlich! Du kannst doch nicht zu einer Raubkatze rennen! Was wenn sie dich verletzt hätte?“
„Hat sie aber nicht!“, motzte ich zurück.
„Gefährlich war es trotzdem!“, meinte er bestimmt.
Ich wurde langsam sauer: „Nur weil ihr alle so...“, ich brach meinen Satz ab.
„Weil wir so?“, fragte mich Embry forschend.
„Weil ihr so...so groß seid heißt das nicht, dass außer euch jeder schwach ist und nicht auf sich aufpassen kann!“, fuhr ich ihn an.
Embry sah das wütende Funkeln in meinen Augen und sah mich entschuldigend an.
Ich schnaubte wütend, drehte mich um und rannte davon.
Zuhause wurde ich endlich den Müll los und legte mich wieder in mein Bett. 

„Cassandra!“, brüllte meine Mutter, „Komm bitte runter!“
Das war ja ein komischer Traum gewesen!
Da ich jetzt eh schon wach war, ging ich nach unten und sah meine Eltern am Küchentisch sitzen.
„Morgen, Mum! Morgen, Dad!“, gähnte ich und setzte mich zu ihnen an den Küchentisch.
„Cassandra würdest du nachher bitte einkaufen gehen?“, fragte sie mich und drückte mir auch schon den Einkaufszettel in die Hand.
Es war keine Frage. Es war ein Befehl. Nett formuliert! Da es keine Widerrede gab und ich eh nichts zu tun hatte, erbarmte ich mich für meine Eltern einkaufen zu gehen, allerdings nicht im Schlafanzug!
Ich ging ins Bad, duschte, wuschelte meine Haare durch und zog mich an, dann machte ich mich semi gutgelaunt auf zum Einkaufen. Scheiß Wetter! Dieser ständige Regen brachte sogar mich dazu schlecht gelaunt zu sein. Das einzig schöne hier waren die Nächte! Wenn die Wolkendecke aufriss und Sterne und Mond freigelegt wurden.
Dieser Gedanke stimmte mich wieder fröhlich und lächelnd setzte ich meinen Weg in das „Zentrum“ von LaPush fort. Und mit Zentrum meinte ich den kleinen Tante Emma Laden von Joleen, in dem es eigentlich hauptsächlich Süßigkeiten gab.

„Cacy! Cacy warte mal!“, rief Embry, der mit Jake im Schlepptau auf mich zu gerannt kam.
„Hey Embry, was gibt’s?“, fragte ich und umarmte Jake und ihn zur Begrüßung.
Kurz schien er verwirrt, fing sich aber wieder und fing an zu reden: „Ich wollte mich für gestern entschuldigen!“, gab er zu.
„Wieso?“, fragte ich ihn, „Was war denn gestern?“
„Gestern? Nacht? Der Zwischenfall im Wald? Ich hätte dich nicht als wehrlos bezeichnen dürfen!“, erklärte er mir.
Ich kniff die Lippen zusammen und nickte abwesend.
„Cacy?“, mischte sich Jake ein, „Ist alles okay?“
„Jup!“, sagte ich, „Ich dachte nur, dass ich das geträumt hätte, aber gut, dann hab ich jetzt wohl doch einen Grund mich zu rächen!“, ich grinste diabolisch, zwinkerte den Jungs zu und ging in den kleinen Laden.

Ich brachte die Einkäufe nach Hause und verräumte alles.
Dann ging ich in mein Zimmer, machte Musik an und tanzte umher, ich machte das gerne, auch wenn es komisch war. So wie ich. Passt also!
Als es sich ausgetanzt hatte, schnappte ich mir meine Gitarre und ging mal wieder in den Wald. Ich brauchte nicht lange um eine wunderschöne Lichtung zu finden. Es stand ein uralter Baum darauf, eine alte Weide, die sich in dem Bach der an ihr vorbeifloss spiegelte. Sonnenstrahlen schienen von hinten durch den Baum und tauchten die Lichtung in ein traumhaftes Licht. Ich ließ mich auf einen Moos bewachsenen Baumstumpf nieder und begann vor mich hin zuspielen. Trotz der unglaublichen Ruhe und Geborgenheit, die dieser Ort ausstrahlte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich beobachtet wurde. Ich blieb wachsam und sah mich immer wieder um, konnte jedoch niemanden entdecken.
Mit mulmigem Gefühl packte ich meine Gitarre wieder ein und machte mich auf den Heimweg, inzwischen war es sogar schon fast dunkel geworden.
Obwohl ich heute nicht viel erlebt hatte, war ich total geschafft und viel zu Hause sofort in mein Bett.

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