23. Kapitel: Hast du deine Manieren irgendwo im Wald vergaben?

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Seit gut einer Woche liefen wir jetzt schon durch Asien und langsam taten sogar mir die Füße weh.
Wir hatten ursprünglich geplant irgendwo nach Südasien zu gehen, wo ein schöner tropischer Wald war. Allerdings mussten wir feststellen, dass es dort zur Zeit unerträglich heiß war, also musste ein neuer Plan her. Und der hieß Europa.
Wir durchquerten gerade die Ukraine, bald würden wir nach Rumänien kommen, von dort wollten wir dann über Albanien nach Italien, das hieß natürlich wieder schwimmen.
„Mein Vater war ein Wandersmann und mir liegt's auch im Blut...", begann ich leise vor mich hin zu singen und erntete dafür einen strafenden Blick von Jake.

>>Muss das sein?<<, fragte er, alles andere als erfreut über meine Singkünste.

„Ja!", antwortete ich und stimmte ein neues Lied an, „And I will walk 500 miles, and I would walk 500 more..."
Erneut ein strafender Blick, zuerst wollte ich etwas erwidern, hielt dann aber doch meine Klappe. Wenn man auf unbestimmte Zeit nur einen Freund bei sich hat, sollte man es vermeiden diesen auch noch zu verärgern.
Wow. Ich sollte dringend in Buch mit Lebensweisheiten veröffentlichen!
Es dauerte keine halbe Stunde mehr, bis wir die Grenze zu Rumänien erreichten, inzwischen war es dunkel und wir schlichen durch den Wald.
Ich genoss die Dunkelheit, schloss die Augen und verließ mich auf meine restlichen Sinne um den Wald um mich herum zu spüren.
Plötzlich huschte etwas durch den Wald, dass seinen Einklang zu stören schien.
Es huschte in unsere Richtung, ich spürte wie es näher kam.
„Jake pass auf!", schrie ich panisch und rannte zu ihm.
Ich drückte mich vom Boden weg und flog durch die Luft, dort prallte ich mit einem Stein zusammen.
Allerdings war es kein Stein, es war ein Blutsauger.
Wir knallten auch nicht wirklich zusammen, sondern ich biss ihm in den Nacken, um ihm den Kopf abzureißen.
In dem Moment, in dem ich meine Zähne in seine Haut bohrte bemerkte mich auch der Vampir. Er ließ von Jake ab und wandte mir seine Aufmerksamkeit zu.
In Vampirgeschwindigkeit versuchte er mich zu packen und drehte sich um sich selbst.
Glücklicherweise war ich stärker und schaffte es, ihm den Kopf abzureißen.
Unglücklicherweise hatte mich sein Verteidigungsversuch mein Gleichgewicht gekostet, so landete ich unsanft mit dem Kopf auf einem Stein.
Mein Schatten schnalzte zurück und ich spürte wie ich wieder meine menschliche Form annahm.
Ein schmerzliches Jaulen drang an mein Ohr und ich versuchte die Augen zu öffnen, doch alles um mich herum blieb schwarz.
„Cacy! Cacy!", vernahm ich Jakes panische Stimme, „Cacy ist alles in Ordnung? Du kannst doch nicht den selben Mist bauen wie ich vor ein paar Wochen! Cacy bitte mach die Augen auf und schau mich an!"
Panisch ergriff er meine Hand und drückte sie.
„Ich muss dich ins Krankenhaus bringen!", beschloss er und überlegte wie er mich am besten hochheben sollte.
„Nein.", flüsterte ich.
Im Krankenhaus würde auffallen, dass ich kein normaler Mensch war.
„Verdammt!", schrie Jake, „Du hast Recht! Das geht nicht. Wo ist Carlisle, wenn man ihn mal braucht?!"
Kurz herrschte Stille, dann sprang Jacob neben mir auf und knurrte laut: „Wer seid ihr!?"
„Mein Name ist Stefan und das ist mein Bruder Vladimir.", erklang die melodiöse Stimme eines Vampirs, dann verlor ich das Bewusstsein.

„Ich glaube sie wird wach!", hörte ich eine flüsternde Stimme.
„Sollen wir ihn holen?", flüsterte eine andere.
„Nein, er wird uns zwar umbringen, aber es ist das erste mal seit 3 Tagen, dass wir ihn von ihrem Bett wegbekommen haben, damit er richtig schlafen kann.", sagte wieder die erste Stimme.
Ich öffnete die Augen und sah in zwei fremde Gesichter.
„Wer seid ihr denn?", platzte es aus mir heraus.
„Ich bin Vladimir!", sagte der Blonde, dann deutete er auf einen dunkelbraun haarigen Mann, „Und das ist mein Bruder Stefan! Freut uns dich endlich kennen zu lernen!"
„Hallo, ich bin, Cacy.", antwortete ich kurz.
„Wissen wir!", lachte Vladimir, „Wir haben in den letzten 3 Tagen mehr über dich erfahren, als wir über uns selbst wissen, dein kleiner Freund konnte gar nicht mehr aufhören von dir zu erzählen."
„3 Tage?", fragte ich noch etwas benommen, „Was ist denn passiert?"
„Naja, ihr wurdet von Elisei angegriffen, das tut uns übrigens sehr Leid!", beteuerte Stefan, „Du bist gestürzt und mit dem Kopf auf einen Felsen gefallen, als wir zu euch stießen bist du in Ohnmacht gefallen. Wir haben euch mit hergenommen, da wir ja sozusagen schuld sind an deinem Unfall. Hier konnten wir uns dann um euch kümmern und dich verarzten. Du hast drei Tage geschlafen und der Indianer hat Tag und Nacht an deinem Bett gesessen und kein Auge zugetan, nicht einmal essen wollte er!"
„Jake hat nichts gegessen?!", fragte ich erstaunt und setzte mich auf.
Ich bereute es sofort, als ich einen stechenden Schmerz fühlte und fiel stöhnend zurück in die Kissen.
„Dass ausgerechnet das sie so überrascht und nicht der Umstand, dass wir ihn praktisch von dir wegprügeln mussten, damit er endlich Schlaf bekommt.", meinte Vladimir kopfschüttelnd.
„Was ist hier los?!", rief ein aufgewühlter Jacob, der ins Zimmer gerannt kam, „Warum hat sie gestöhnt, habt ihr ihr etwas angetan?!"
„Mettgesicht du siehst furchtbar aus!", sagte ich trocken.
Sein Kopf schnellte zu mir herum und ein Strahlen trat auf sein Gesicht: „Du bist wach!", stellte er fest.
„Thanks Captain Obvious!", meinte ich ironisch und wandte mich an die beiden Vampire, „Es tut mir Leid, er hat keine guten Erfahrungen mit Vampiren gemacht, deswegen ist er da etwas misstrauisch."
„Schon in Ordnung.", winkte Vladimir ab, „Wir konnten uns in den letzten drei Tagen schon daran gewöhnen."
„Oh nein Jake! Hast du deine Manieren irgendwo im Wald vergraben? Bitte sag mir, dass du die beiden nicht die letzten drei Tag so angeblafft hast!", ermahnte ich ihn.
„Nicht nur uns beide!", beschwerte sich Stefan bei mir, wie bei der Mutter des Kindes das sein Eis geklaut hat.
„Ihr seid noch mehr?", fragte ich verwundert.
Selten gab es Zirkel von der Größe des Cullen Zirkels. Die meisten waren Gefährten die zusammen reisten.
„Ja, unser Zirkel wurde vor langer Zeit bis auf Vladimir und mich ausgelöscht. Jetzt sind wir dabei ihn wieder zu errichten.", erklärte Stefan.
„Wie viele seid ihr?", erkundigte ich mich.
„Ohne Elisei sind wir jetzt noch zu zehnt.", berichtete Vladimir.
Wow.
Das waren sogar mehr als die Cullens!
„Wow. Das sind viele!", meinte ich erstaunt.
Vladimir lachte belustigt: „Wir waren früher fast zwei dutzend und eine 100 Mann starke Wache."
Meine Augen mussten aussehen als würden sie gleich aus ihren Höhlen hüpfen.
„Hast du Hunger?", mischte sich jetzt Jake in das Gespräch ein.
„Und wie!", grinste ich.
„Dann lasst uns hinunter gehen, Rita hat sicherlich bereits gekocht.", meinte Stefan.
„Wer ist Rita?", erkundigte ich mich.
„Sie ist ein Mitglied unseres Zirkels, sie hatte Mitleid mit Jacob und jeden Tag für ihn gekocht.", erklärte Vladimir.
„Aber er hat es nicht angerührt.", ergänzte Stefan.
Strafend blickte ich Jake an.
„Ich habe einfach nichts heruntergebracht!", verteidigte sich dieser.
Ich schlug die Decke zurück.
„Was machst du da?", fragte Jake verwirrt.
„Etwas essen gehen?", antwortete ich mit einer Gegenfrage.
„Solltest du nicht lieber noch ein bisschen liegen bleiben?", flehend schaute er zu den Rumänen.
„Jacob, ich bin keine vier und auch keine 90 jährige Omi mit Alzheimer. Ich kann ganz gut selbst einschätzen was ich kann und was nicht!", wies ich ihn zurecht.
Belustigt beobachtete ich wie Vladimir das Schnalzen einer Peitsche imitierte und dazu die passende Bewegung machte.

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