22. Kapitel: Ohne Plan, aber dafür mit dem Kopf durch die Wand!

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„Jake...", sagte ich vorsichtig, als ich mich dem zusammengekauerten Fellknäuel in Menschengestalt näherte.
Ich hatte ihn den ganzen Tag verfolgt, doch obwohl ich mich beeilt hatte war sein Vorsprung schon zu groß gewesen und ich hatte ihn erst hier, an der Grenze zu Alaska, wo er sein Nachtlager gewählt hatte, eingeholt.
Als ich ihn ansprach ruckte sein Kopf hoch und ich sah in unglaublich große, unglaublich traurige Augen.
„Jaki...", sagte ich gequält, als ich ihn so verletzt daliegen sah und kuschelte mich an ihn, „Bitte...verwandle dich zurück, damit wir reden können!"
Jake legte seinen Kopf auf meinen Schoß und sah mich von unten herauf strafend an.
„Oh...", fiel es mir plötzlich auf, „Du hast vermutlich keine Kleidung dabei. Warte, ich gehe dir was holen und gnade dir Gott, wenn ich zurück komme und du abgehauen bist!"

Ich lief zur nächsten Stadt, um irgendwo etwas zum Anziehen für Jake zu finden.
Während ich durch die Straßen schlich überlegte ich mir, wie ich an Kleidung für Jake kommen könnte.
Da mein Leben mich hasste, war es natürlich schon fast Mitternacht, daher hatten keine Geschäfte mehr offen. Ich hätte allerdings eh kein Geld dabei gehabt.
Jemanden überfallen?
>Das ist ein Überfall! Behalten Sie ihr Geld, ich will nur ihre Kleidung!<, sagte der unbewaffnete 17-jährige laufende Meter zu dem durchtrainierten zwei Meter zehn Kerl.
Nein, eher nicht.
Irgendwo einbrechen?
Nein, auch keine so gute Idee.
Mir etwas leihen?
Aber wer würde schon irgendeinem fremden Mädchen mitten in der Nacht Männerklamotten leihen?
Vielleicht gibt es in dieser Stadt eine Altkleidersammlung?
Bestimmt. Aber um diese Uhrzeit hatte sie sicher nicht mehr offen
Aber vielleicht finde ich ja einen..., dachte ich als ich in eine Seitenstraße einbog und musste grinsen, als ich sah, was sich dort befand, ...Altkleider-Container!
Schnell lief ich hin und besah ihn mir.
Wie sollte ich ihn nur öffnen?
Da kam mir die rettende Idee.
„Klauen des Schattens!", flüsterte ich.
Ich besah mir meine Hand, die von einer Panther Pfote ersetzt wurde.
Einer Panther Pfote mit unglaublich scharfen, langen, robusten Krallen.
Nach ein paar Versuchen hatte ich das Schloss geknackt und öffnete die Tür.
Ich fand eine kurze Männerhose und ein Shirt. Keine Designer Kleidung, aber das war auch überflüssig, schließlich würden die Sachen bei Jakes nächstem Wutausbruch sowieso kaputt gehen.

„Ich hoffe du erwartest keine aufmunternden Worte von mir? Ich bin zwar gut im zuhören, aber hilfreiche Ideen liefern ist nicht meine Stärke.", erklärte ich Jake, nachdem er mir sein Leid geklagt hatte.
Es war inzwischen mitten in der Nacht. Ich saß an einen Baum gelehnt und hatte Jake's Kopf auf dem Schoß, während ich in die Sterne schaute, strich ich ihm gedankenverloren durch das Haar.
„Außerdem wäre das einzig wahre was ich dir zu dem Thema sagen könnte, dass du ein Idiot bist, dass du geglaubt hast, dass sie ihren Möchtegern-Moskito verlässt. Und die verständnislose Frage, was du eigentlich an ihr findest?!", redete ich unüberlegt weiter.
Als Jake nicht antwortete sah ich zu ihm runter und bereute es sofort, als mich ein bitterböser Blick traf.
„A-Aber das würdest du bestimmt nicht hören wollen und deswegen sage ich es nicht?", versuchte ich mich mit einem entschuldigenden Lächeln rauszureden.
Jacob seufzte und starrte wieder in den Sternenhimmel: „Du hast ja Recht. Verdammt, ihr hattet alle Recht!"
Wir schwiegen.
„Ich habe immer Recht!", sprach ich meine Gedanken aus.
Jake rollte mit den Augen: „Dass du auch immer das letzte Wort haben musst!"
Wenige Sekunden herrschte Stille.
„Muss ich gar nicht!", warf ich schmollend ein.

Einige Stunden später wachte ich auf, weil ich unglaublich fror. Wir waren hier ja auch in Alaska, hallo?!
Jake merkte, dass ich wie Espenlaub zitterte und zog mich an seine Warme Brust.
„Ich bin froh, dass ich dich habe!", flüsterte er in mein Ohr.
„Ich auch, du heizt besser als ein Hochofen.", gähnte ich.
„Das meinte ich nicht.", sagte er noch, doch da war ich schon wieder ins Reich der Träume gefallen.

„Also, wie sieht unser Plan aus?", fragte ich am nächsten Morgen.
„Also MEIN Plan sieht so aus, dass ich jetzt erst mal mein Leben als einsamer Wolf genießen werde! Und DEIN Plan, sieht so aus, dass du jetzt wieder nach LaPush zurückkehrst.", stellte er klar.
Ich grinste spitzbübisch: „Nene, Freundchen! So haben wir nicht gewettet! So schnell wirst du mich nicht los. Ich bleibe bei dir und begleite dich!"
„Cacy...", protestierte er.
„Spar dir deine Proteste!", würgte ich ihn ab, „Du bist mein bester Freund und total verwirrt, ich lass dich nicht alleine!"
Stur blickte ich ihn an.
Nach einigen Minuten des Blickduells kam er schließlich auf mich zu und nahm mich in den Arm: „In Ordnung! Danke, dass du mich nicht verlässt!", flüsterte er in meine stacheligen Haare.
„Niemals!", flüsterte ich an seine Brust.

„Und wo geht's jetzt hin?", fragte ich Jacob, als ich mich aus seiner Umarmung löste.
„Irgendwohin, durch die Wälder streifen.", meinte er schulterzuckend.
„Alaska bietet sich da irgendwie nicht so an, oder? Ist irgendwie nicht der sonnigste Ort. Hier frier ich mir ja den Arsch ab! Und ohne Plan drauf los ist so gar nicht mein Stil.", fing ich an umzuplanen.
„Eigentlich ist ohne Plan einfach mal drauf los, am besten mit dem Kopf durch die Wand genau dein Stil. Also was hast du schon voraus geplant? Wo willst du hin?", durchschaute Jake meine Lüge.
„Schön, dass du es direkt ansprichst!", grinse ich und fahre fort, „Also ich wollte schon immer mal eine Weltreise machen, und das bietet sich doch jetzt hervorragend an! Wir können die Beringstraße benutzen, das ist die kürzeste Verbindung zwischen Alaska und Russland. Ungefähr 50 km, etwa in der Mitte liegen die Ratmanow Inseln, als Wolf und Panther sollte das zu schaffen sein, oder?", erklärte ich ihm meinen Plan.
Kurz herrschte Stille, dann meldete sich Jake wieder zu Wort.
„Ich finde es großartig, dass du mich erst kurzfristig in deine geschmiedeten Pläne einweihst, die auch mich betreffen.", kommentierte Jake sarkastisch.
„Gern geschehen!", antwortete ich und ging in den Wald.
„Wo willst du hin?", rief Jacob mir verwirrt hinterher.
„Russland!", rief ich zurück.
„Das liegt im Westen!", rief er verwirrt.
„Stimmt!", antwortete ich nach kurzem überlegen.
„Du läufst nach Osten?!", stellte er verwirrt fest.
„Woher willst du das wissen?!", erkundigte ich mich.
„Du läufst auf die aufgehende Sonne zu.", erklärte er Fachmännisch.
Ich lief weiter in die von mir ausgewählte Richtung und fing an dabei leise „Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen wird sie untergehen,...", aufzusagen.
„Tatsache!", stellte ich nüchtern fest und ging in die entgegengesetzte Richtung weiter.
Als ich an Jake vorbei kam, welcher sich noch immer nicht bewegt hatte, murmelte ich: „Ich bin wie ein Fisch."
„Wie bitte?", fragte mein Begleiter verwirrt und hastete mir nach.
„Mein Gedächtnis und mein Orientierungssinn sind wie ein Goldfisch in einem klischeehaften runden Glas. Egal wie oft er gegen die Glaswand schwimmt, zwei Minuten später hat er es vergessen und denkt sich 'Hey! Hier war ich noch nicht' und schwimmt wieder dagegen. Es ist ein Teufelskreis!", erkläre ich meine Metapher.
Jake muss unglaublich breit grinsen.
„WAS?!", frage ich mit einem bösen Seitenblick.
„Mehr braucht es nicht um dich zu beschreiben, das fasst es ziemlich gut zusammen. Nur den Fisch würde ich eher zum Regenbogenfisch ändern!", sagte er noch immer grinsend und zog an einer meiner bunten Haarsträhnen.
Ich rollte mit den Augen und lief schneller durch den Wald um mich zu verwandeln.
„Hey! Warte auf mich!", protestierte Jake und stolperte mir hinterher, während er gleichzeitig versuchte sich die Klamotten auszuziehen, um sie nicht wieder kaputt zu machen.


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