34. Kapitel: Ich frag mich wer hier auf wen aufpasst...

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„Jemy es tut mir wirklich Leid. Ich weiß, wir waren nur ein paar Tage da, aber wir hatten geplant eine Weltreise zu machen und außerdem muss ich noch etwas erledigen...", plapperte ich drauf los, damit ich zum Abschied nicht anfing zu weinen.
„Cas. Ist schon gut, ich verstehe das.", beruhigte mich mein Bruder.
„Ich komme dich besuchen. Bald. Versprochen!", sagte ich und umarmte ihn zum bestimmt zehnten Mal.
„Jederzeit.", versicherte er mir, „Ich bin nur froh, dass ich weiß, dass es dir gut geht und du bei Jacob in guten Händen bist."
„Ich pass auf sie auf!", versicherte Jacob ihm.
Ich sah ihn mit einem vorwurfsvollen Blick an: „Ich frag mich wer hier auf wen aufpasst...", murmelte ich, dann machte ich mich von meinem Bruder los und stellte mich neben Jake.
„Ich komm dich besuchen. Ganz bestimmt!", versicherte ich ihm nochmal, dann drehten wir uns um und verschwanden aus dem nächtlichen Rom.

Eine knappe halbe Stunde vor Pisa stieg mir ein merkwürdiger Geruch in die Nase. Irgendwie kam er mir bekannt vor, nur woher?
Ich sollte Jake um Hilfe bitten.
„Jake?", fragte ich deshalb, „Findest du nicht auch, dass es hier komisch riecht?"

>>Ja, das sind die Blutsauger. Wir sind kurz vor Volterra, wir sollten uns beeilen, ich habe nicht das Bedürfnis mit den Volturi Bekanntschaft zu machen!<<, motzte er und rannte noch schneller.

Erneut schnüffelte ich in der Luft.
Ja, der Geruch von Vampir war nicht zu überriechen, aber da war noch etwas anderes in der Luft.
„Sag mal Jake, gibt es noch andere magische Wesen? Welche, die für uns besonders gut riechen?"

Jake sah mich mit einem fragenden Ausdruck auf dem Gesicht an: >>Ich weiß ja nicht, was du meinst, aber erstens bist du doch die Legenden-Expertin, die uns die Werwolf-Fehleinschätzung aufgedeckt hat. Und zweitens rieche ich hier nichts duftendes, es stinkt ausschließlich nach Vampir.<<

Hm...vielleicht war es ja eine Schatteneigenschaft? Eine Untergattung der Schatten? Ihre Verbündeten, so wie die Erzfeinde der Gestaltwandler die Vampire waren? Eine Art Seelenverwandschaft von ganzen Gattungen? Ob es so etwas gab? Es wäre interessant das zu wissen.

Am Abend schlugen wir unser Lager in einem Nationalpark an der Grenze zu Österreich auf. Jake hatte mich überzeugt weiterzuziehen, nachdem ich mein Standardfoto am schiefen Turm von Pisa bekommen hatte. Danach hatte ich allerdings festgestellt, dass sich im Hintergrund haufenweise Leute gegen die Luft lehnten, was nebenbei bemerkt ziemlich bescheuert aussah, da fand ich es irgendwie doch nicht mehr so cool. Nach kurzer Diskussion hatten wir uns dazu entschlossen ein Feuer zu machen. Es würde hoffentlich keinem auffallen.
„Jake?", flüsterte ich, als ich in seinen Armen am Feuer lag.
„Mhm?", brummte er.
„Wir sind jetzt fast einen Monat unterwegs und...", druckste ich herum, „...naja also was ich sagen will, Bella's Hochzeit..."
„Nein!", unterbrach er mich scharf, „Hör auf davon zu reden!"
„Aber Jake. Du bist ihr bester Freund! Und auch wenn es mir überhaupt nicht passt, sie liebt dich. Und du liebst sie, wir sollten uns auf den Rückweg machen und...", versuchte ich ihn zu überzeugen.
„Nein!", rief er jetzt lauter, „Ich habe gesagt du sollst aufhören davon zu reden!"
„Aber Jake...!", beharrte ich weiter.
„Nein. Bitte. Hör auf.", sagte er plötzlich mit sanfter, trauriger Stimme.
„Okay", gab ich schließlich nach und er zog mich noch näher an sich heran.

Die nächsten zwei Tage verbrachten wir damit, über die Alpen weiter nach Deutschland zu ziehen, da ich Jake überzeugen konnte ein paar Freunde in München zu besuchen.
„Man, ich kann bergsteigen echt nicht leiden! Zum Glück haben wir die Alpen jetzt endlich hinter uns gelassen!", stöhnte ich.

>>Was denn für Alpen?<<, wollte Jake wissen.

„Man Jake, du bildungsresistenter Schwachkopf! Das Gebirge, in dem wir die letzten zwei Tage verbracht haben nennt man Alpen!", erklärte ich ihm kopfschüttelnd.

>>Na wenn du meinst!<<, sagte Jake schulterzuckend.

„Ich meine das nicht, ich weiß das! Wer von uns beiden hat denn schon seinen Abschluss und warum wohl?", ärgerte ich ihn.
Der Wolf schnaubte und lief weiter.
„Warte Jake!", rief ich und hielt ihn auf, „Wir sollten hier rasten und morgen weiter laufen, es ist nur noch eine knappe Stunde bis München, aber..."

>>Na, dann los, das schaffen wir doch! Oder bist du müde?<<, fragte er und wackelte mit den Augenbrauen.

„Nein Jake, bin ich nicht. Aber wo willst du denn schlafen? Als riesiger Wolf und riesiger Jaguar mitten in München könnte es sein, dass man ein bisschen Aufsehen erregt. Und ich werde auf keinen Fall wie ein Penner unter einer Brücke oder auf einer Parkbank schlafen!", teilte ich ihm mit.

>>In Ordnung, dann bleiben wir hier.<<, sagte er und wir suchten uns ein gemütliches Plätzchen für die Nacht.

„Weißt du was?", fragte er, als ich schon kurz davor war in seinen Armen einzuschlafen.
„Mhm?", fragte ich müde.
„Vielleicht hast du recht. Vielleicht sollten wir wirklich zurück.", flüsterte er.
„Ich weiß.", flüsterte auch ich, dann schliefen wir beide ein.

Mitten in der Nacht wachte ich auf.
Ich blinzelte mehrmals, um mich zu orientieren.
Es waren noch circa drei Stunden bis Sonnenaufgang, und damit noch mindestens fünf Stunden bis Jacob aufwachte.
Mir blieb also genug Zeit.
Vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, löste ich mich aus Jacobs Armen und stand auf. Ohne ein Geräusch zu machen entfernte ich mich rückwärts von unserem Lager und verschwand dann leise, wie ein Schatten, in der Nacht.

Ich brauchte nicht zu klingeln, ich hörte, wie sie in ihrem Haus rumorte. Sie wusste, dass ich da bin. Sie wusste es immer.
Kurz wurde es still im Haus, dann hörte ich leise Schritte, wenige Sekunden später wurde die Türe geöffnet.
„Hallo Cacy! Wie schön, dass du mal wieder vorbei schaust!", begrüßte mich meine Freundin.
„Hallo Irina!", lächelte ich und schloss sie in meine Arme.
„Nach deinem Anruf vor ein paar Tagen habe ich mir schon gedacht, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis du vor meiner Türe stehst, komm doch rein!", bat sie mich.
Ich trat ein: „Ja, ich musste Jacob ganz schön in den Arsch treten, dass wir es rechtzeitig schaffen.", lachte ich.
„Da hattet ihr aber Glück, dass ihr es noch geschafft habt. Ich habe meiner Familie versprochen, dass ich sie besuchen komme. Einen Tag später und du wärst vor verschlossener Türe gestanden.", erklärte Irina mir.
„Na da liege ich ja gut in der Zeit!", lachte ich, „Apropos, ich kann nicht lange bleiben, wenn Jake aufwacht und ich nicht da bin, dann dreht er durch."
„Warum hast du ihn denn nicht mitgebracht?", erkundigte sich Irina.
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee gewesen wäre...", wich ich aus.
„Ach komm schon! Du hast zwar gesagt, dass er inzwischen zum anbeißen gut aussieht, aber ich schwöre dir, ich hätte mich zurück gehalten!", verkündete sie lachend, in welches ich dann einstieg.
„Das will ich dir auch geraten haben!", grinste ich und stieß ihr freundschaftlich mit dem Ellenbogen in die Seite, dann wurde ich wieder ernst, „Konntest du besorgen worum ich dich gebeten habe?"
„Natürlich!", sagte sie nickend und reichte mir einen Umschlag, „Ich habe auch noch eine Kreditkarte reingelegt, wie ich gehört habe habt ihr kein Geld dabei. Die nächsten Nächte in einem Hotel zu verbringen wird euch sicher nicht schaden."
„Danke! Aber Irina, das ist doch echt nicht nötig!", widersprach ich ihr.
„Doch Cacy. Das geht schon in Ordnung. Ich habe genug Geld! Nimm es bitte einfach an.", sagte sie bestimmt.
„Okay. Vielen Dank! Du bist wirklich die beste Freundin überhaupt!", rief ich und zog sie in eine feste Umarmung.
„Und das obwohl wir uns am Anfang am liebsten die Haare ausgerissen hätten!", grinste sie.
„Stimmt!", lachte ich.

„Tut mir Leid, dass ich schon wieder gehen muss, aber Jake wacht bestimmt bald auf. Wir sehen und bald mal wieder, okay? Und wir telefonieren!", versicherte ich ihr.
„Ja, natürlich!", stimmte sie zu, „Und äh, Cacy?"
„Ja?", fragte ich und drehte mich noch einmal zu ihr um.
„Kauf dir doch mal wieder was neues zum anziehen! Das sah zwar bestimmt mal super aus, aber...", riet sie mir.
„Aber es sieht schon aus, als ob es schon ein paar 1.500km hinter sich hätte?", half ich ihr auf die Sprünge.
„Ganz genau.", grinste sie.
„Ich weiß.", lachte ich und verschwand.

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