57. Kapitel: Filter sind für Zigaretten und Kaffee

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Ich stand auf der Veranda des Cullen Hauses und beobachtete die schweren, dicken Wolken, aus denen es wohl bald schneien würde.
Und wenn das passierte, würden laut Alice die Volturi kommen.
„Bald ist es so weit...", seufzte eine melodische Stimme neben mir.
Ich schaute auf, es war Bella, die sich neben mich gestellt hatte.
„Ja.", sagte ich schlicht.
Wieder seufzte sie.
Irgendetwas stimmte doch nicht mit ihr.
'Nein Cacy, tu es nicht!', sprach meine innere Stimme.
'Geh einfach weg und lass sie in Ruhe.'
'Sie ist ein Vampir, sie wird damit schon zu Recht kommen, was auch immer es ist.'
'Dich interessiert es doch gar nicht.'
'Du musst dir dann nur etwas vorheulen lassen, wenn du jetzt nach frägst.'
'Lass sie einfach-'
„Was ist denn los?", fragte ich und hätte mir, kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, am liebsten selbst eine runter gehauen.
„Ich...ich kann dir das nicht erzählen...", seufzte sie.
'Puh. Nochmal Glück gehabt!'
„Obwohl..."
'Oh nein!'
„...deine Gedanken sind vor Edward und vor allem Aro sicher...", sinnierte sie.
„Komm mit, hier kann ich es dir nicht erzählen!", beschloss sie, verließ die Veranda und steuerte auf den Wald zu.
„Also, es ist so", begann sie, als wir außer Hörweite waren, „als Alice uns verlassen hat bin ich den Hinweisen nachgegangen, die sie mir hinterlassen hat. Sie haben mich heute zu einem J.Jenks geführt."
„Wer ist das?", fragte ich und watschte mir gedanklich eine.
'Keine Nachfragen, Cacy! Je weniger du fragst, desto schneller kannst du wieder gehen!'
„Wie ich herausgefunden habe ist er ein Fälscher.", erklärte sie.
„Ein Fälscher? Aber wofür-?", hakte ich nach.
'Ach verdammt!'
„Jasper hat ihm einen Auftrag gegeben. Zwei Pässe, Personalausweise und andere Reisedokumente.", erklärte sie.
Ich konnte mich zwar zusammenreißen keine Frage zu stellen, aber mein Gesichtsausdruck musste das wohl für mich übernommen haben.
„Ja, es sind nur zwei. Alice's Vision schien eindeutig zu sein.", seufzte sie.
„Du wirst also mit deiner Tochter abhauen?", erkundigte ich mich.
Ein Schmerz zuckte über ihr Gesicht: „Nein. Der zweite Pass war nicht für mich, auch nicht für Edward. Sie wird mit Jacob fliehen. Sie wird leben können, aber ohne uns.", sagte sie traurig.
'Toll gemacht, Cacy! Jetzt darfst du sie auch noch trösten!'
„Äh...", überlegte ich fieberhaft nach einer Antwort, die nicht darin enden würde, dass ich sie tröstend in den Arm nehmen musste, „...du weißt, dass Alices Visionen nur eine Möglichkeit ist, wie die Zukunft aussehen könnte. Es muss nicht so kommen! Sie basieren auf Entscheidungen, die sich schneller ändern können als die Jungs ihre Hosen zerreißen. Mit Sicherheit kamen die Rumänen nicht in ihrer Vision vor, da ich noch gar nicht beschlossen hatte sie um Hilfe zu bitten."
„Ja, du hast wohl Recht. Es kann sich alles noch ändern.", stimmte sie mir zu.
Ich nickte und wandte mich zum gehen.
„Und Cacy?", meldete sich Bella noch einmal zu Wort.
„Ja?", fragte ich und blieb stehen.
„Danke, dass du an unserer Seite kämpfst. Danke, dass uns hilfst Renesmee – nein, sogar unsere ganze Familie – zu beschützen.", sagte sie dankbar.
Ich drehte mich zu ihr um und sah sie ausdruckslos an: „Da musst du etwas falsch verstanden haben, Bella. Ich tu das nicht für euch und schon dreimal nicht für Renesmee. Ich tu das, weil ihr da MEINE Familie und Freunde mit hineingezogen habt."
„Aber...", stotterte sie verblüfft, „aber sie haben doch angeboten zu helfen!"
„Weil sie keine andere Wahl haben!", erklärte ich, „Jacob hilft, weil du ihm deine Brut angehängt hast, der Rest des Rudels hilft Jacob!"
Bella schien nicht zu verstehen, worauf ich hinaus wollte und interpretierte meinen letzten Satz falsch: „Cacy, ich kann verstehen, dass du sauer bist, dass Jake sich auf meine Tochter geprägt hat, aber..."
„Es geht hier nicht um die Prägung!", rief ich wütend, „Es geht drum, dass du die Leute in deiner Umgebung, ganz besonders Jacob, manipulierst und ausnutzt! Und wenn du sie nicht mehr brauchst, dann lässt du sie fallen!"
„Cacy, das stimmt nicht. Ich verstehe, dass du-"
„Nein du verstehst es nicht. Wir sind keine Freundinnen, Bella! Also tu nicht so als würdest du mich kennen und über meine Gefühle Bescheid wissen!", fuhr ich sie an, „Du hast mir Jacob weggenommen, als wir Kinder waren, dann bist du weggezogen und nie wieder gekommen. Mich hast du mit einem am Boden zerstörten Jacob zurückgelassen. Zehn Jahre später tauchst du wieder auf, verdrehst ihm den Kopf und nimmst ihn mir wieder weg, nur um ihm dann erneut sein Herz rauszureißen und mit zehn Zentimeter-Absätzen darauf herumzutrampeln, weil du dich für deinen Blutsauger entscheidest! Kaum hat er dir einigermaßen verziehen, nimmst du ihn mir wieder weg, indem du ihm deine kleine Missgeburt anhängst! Also bitte...bitte tu nicht so, als würde ich dir etwas bedeuten! Tu nicht so, als würde dir Jacob etwas bedeuten! Du hast ihn immer nur benutzt und ich schäme mich dafür, dass mir das nicht früher aufgefallen ist!"
„Er ist mein bester Freund!", protestierte sie fassungslos.
„Nein! Nein er ist MEIN bester Freund! Für dich ist er allerhöchstens ein Fußabtreter!", rief ich wütend, „Und damit das jetzt klar ist: Ich kämpfe nicht um dir einen Gefallen zu tun, oder dich und deine kleine, ach so tolle Familie zu beschützen. Ich kämpfe, weil meine Freunde deinetwegen in diesen Kampf verwickelt sind! Ich kämpfe um sie zu beschützen. Nicht für dich."
Kurz starrte sie mich entsetzt an, dann rauschte sie davon.
„Das war hart. Du hättest es ihr schon ein bisschen schonender beibringen können...", meinte eine Stimme hinter mir im Wald.
„Filter sind für Zigaretten und Kaffee.", sagte ich schulterzuckend und drehte mich grinsend zu Fabienne um.

Wir gingen eine Weile durch den Wald und ich erzählte Fabienne die Hintergründe zu der Standpauke, die sie gerade mit angehört hatte.
Allerdings endete die Geschichte bald in einer Schimpftirade auf Bella.
„Wow, ich muss sagen dein Schimpfwörtervokabular ist beachtlich! Sogar trilingual!", sagte sie anerkennend, als ich vom englischen ins deutsche und schließlich auch noch ins italienische wechselte.
Ich zuckte mit den Schultern: „Wir waren eine Zeit lang in Italien. Die Italiener haben ebenfalls ein sehr großes Schimpfwörtervokabular. Das habe ich mir abgehört. Ist dort ja allgegenwärtig! Als würden sie sich damit etwas beweisen wollen!"
„Du hast gerade Pflaumenmus gesagt.", wies sie mich bei meinem nächsten ausgespuckten Schein-Schimpfwort drauf hin.
„Ich kann halt außer Schimpfwörtern kein italienisch!", motzte ich.
„Außer Schimpfwörtern und Pflaumenmus.", verbesserte sie mich.
„Ich hasse Pflaumenmus. Demnach ist Pflaumenmus auch ein Schimpfwort, verstanden?!", erklärte ich.
„WAS HAST DU?!", hörten wir einen Schrei aus Richtung der Cullens, der unsere Diskussion unterbrach.
Wir warfen uns einen verwirrten Blick zu und liefen alarmiert los.
Vor dem Haus stand Leah einem stinkwütenden Jacob gegenüber. Die Cullens, die anderen Vampire und das Rudel standen drumherum und beobachteten gespannt das Geschehen.
„Was ist denn hier los?", fragte ich fassungslos.
„Leah hat Jacob gerade gebeichtet, dass sie sich auf einen der Blutsauger geprägt hat und Jake flippt völlig aus.", erklärte Embry durch zusammengebissene Zähne.
„So etwas kann auch nur einem Mädchen passieren!", spottete Colin.
„Wie bitte? Ich hör ja wohl nicht richtig!", rief ich entrüstet.
„Ja, wir konnten es auch nicht glauben!", sagte Brady zustimmend.
„Doch nicht Leahs Prägung ihr Schwachköpfe!", knurrte ich und gab den dreien im vorbeigehen eine Kopfnuss.
„Was soll denn das werden, wenn's fertig ist?!", erkundigte ich mich drohend, als ich mich zwischen Jacob und Leah stellte.
„Leah hat sich auf einen der Blutsauger geprägt!", knurrte Jake wütend.
„Gut erkannt, Sherlock!", lobte ich ihn sarkastisch, „Wo liegt das Problem?"
„Das ist gegen die Regeln!", rief er und sah mich wütend an.
„Ach ja?", fragte ich und verengte meine Augen zu Schlitzen, „Und welche Regel wäre das bitte?"
„Vampire sind unsere Erzfeinde! Es ist nicht richtig!", beharrte er weiter.
Ich hielt seinem Blick stand und ging einen Schritt auf ihn zu: „Und wer", fragte ich bedrohlich, „gab dir das Recht darüber zu richten, was richtig ist und was falsch ist?"
„Ich bin der Alpha!", sagte er wie selbstverständlich.
„Ja, und das bestreitet auch gar niemand. Ich habe lediglich gefragt, wer dir das Recht gegeben hat, Leah zu verurteilen, weil sie sich auf einen Vampir geprägt hat, Mister 'Ich-präg-mich-auf-ein-Halbvampir-Baby'???", knurrte ich jetzt, inzwischen war ich ihm so nah, dass ich ihm mit dem Finger auf die Brust tippen konnte.
„Sie ist ein HALBvampir!", verteidigte er sich.
„Und was genau ändert das jetzt an der Situation?!", fuhr ich ihn an.
„Sie ist menschlich! Er ist ein Vampir! Ein Monster!", tobte er.
'Jetzt reicht's!'
„Cacy nicht!", hörte ich Leah flehen.
Ein Knall ertönte und ich hörte die Umstehenden scharf Luft einziehen.
Jacob war mucksmäuschenstill, doch sein Körper bebte.
Ich schaute auf meine Hand, die einen roten Abdruck auf Jakes Wange hinterlassen hatte.
„Wer verwandelt sich hier in einen überdimensionalen Wolf, Jacob Black? Wer verurteilt seine Schwester, für etwas, dass er selbst auch getan hat? Wer, hm? Wer ist hier das 'Monster'?", schrie ich ihn an.
Jacob knurrte laut und explodierte, ich selbst hielt mich nicht mit meiner üblichen Verwandlung auf, da mir dafür keine Zeit blieb, sondern tat es ihm gleich.
Eine gute Entscheidung, denn keine Sekunde später ging der Wolf auf mich los.  

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