21. Kapitel: "Ach wie gut, dass niemand weiß,..."

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„Guten Morgen, ihr beiden!", begrüßte uns Billy, als er ins Wohnzimmer gerollt kam und die Vorhänge aufzog.
Grummelnd legte ich mir Jakes Arm über die Augen um die Dunkelheit zu wahren, schließlich hatte ich die Decke in der Nacht irgendwo hingeworfen. Jake und Decke zusammen war unmöglich.
Gut, ich hätte auch Jake wegwerfen können, aber dann dachte ich mir, die Decke ist sicherlich weniger beleidigt.
Ich spürte eine raue Zunge, die über mein Gesicht schleckte.
„Jake, lass das!", befahl ich.
„Ähm, Cacy? Ich mach überhaupt nichts.", erklärte er.
Ich hob seinen Arm ein bisschen an und lugte darunter hervor.
Ich erblickte weißes Fell und große Augen die mich freudig anschauten.
„Oh, guten Morgen, Yuki. Dich habe ich wohl gestern ein wenig vernachlässigt!", begrüßte ich sie und strich ihr über den Kopf.
Ich richte mich auf und strecke mich.
„Okay, Humpelstilzchen. Wir müssen dann los. Ich bin noch mit Leah verabredet und davor sollte ich noch mal mit Yuki jagen gehen!", verabschiedete ich mich.
„Hey! Und was ist mit mir?!", empörte sich Jacob.
„Hm...", überlegte ich, „...wie wäre es denn wenn du um ein Feuer humpelst und dabei 'Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Humpelstilzchen heiß' singst?"
„Sehr witzig!", meinte er sarkastisch.

„Los, Yuki!", meinte ich als ich mich verwandelt hatte, „Heute bist du dran mit jagen und allem was dazu gehört. Also zuerst eine Fährte aufnehmen, dann der Fährte folgen, wenn du das Tier entdeckst wartest du und passt den richtigen Moment ab, dann erlegst du es. Verstanden?"
Yuki nickte und lief in den Wald.
Manchmal benahm sie sich doch ein bisschen arg menschlich.
Sie rannte durch den Wald und wiedereinmal erstaunte mich ihre Geschwindigkeit. Nahe der Berge hatte sie eine Spur gefunden und folgte ihr leise.
Es war eine Art Bergziege, die am Waldrand stand.
Yuki blickte noch einmal zu mir zurück und ich nickte.
Sie kauerte sich auf den Boden und machte sich zum Sprung bereit.
Die Bergziege merkte nicht wie Yuki sich ihr näherte, daher gab es auch keinen großen Kampf. Mein kleiner Schneeball biss ihr in den Nacken und dann riss sie ihr einfach den Kopf ab.
Ich starrte ungläubig auf das tote Tier.
Ich wusste natürlich, dass Jaguare ihre Beute in den Nacken beißen und dann den Kopf abreißen. Sie können sogar mit einem einzigen Pfotenhieb den Kopf abtrennen. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass Yuki das kann, sie ist doch noch so klein!

„Was ist denn mit dir passiert?", begrüßte mich meine beste Freundin mit fragendem Gesichtsausdruck und umarmte mich.
„Ich weiß auch nicht, im Moment gibt es ziemlich viel zum drüber nachdenken.", erkläre ich ihr.
In Gedanken vertieft schaute ich Yuki hinterher. Wir standen auf unserer Lichtung und sie war sofort im hohen Gras in Richtung Fluss verschwunden.
„Cacy?", riss mich Leah aus meinen Gedanken.
„Ja?", fragte ich sie verwirrt.
„Ich habe gefragt, was dich denn so beschäftigt.", erklärte sie.
„Naja zum einen ist es Yuki.", begann ich und ließ mich in die Wiese sinken, „ Sie wirkt manchmal so menschlich, es scheint als würde sie alles verstehen was ich ihr sage. Außerdem ist sie unglaublich schnell und stark, du hättest sie heute bei der Jagd sehen sollen! Sie hat der Bergziege einfach so den Kopf abgerissen. Wie kann so etwas denn sein? Ausgewachsene Tiere können so etwas, aber sie ist doch erst ein paar Wochen, höchstens Monate alt!", erzählte ich ihr meine Sorgen.
„Ach mach dir keine Sorgen!", beschwichtigte mich Leah, „Du bist so zu sagen ihre Mutter, und du bist einfach mehr Mensch als Jaguar, sie orientiert sich an dir und macht dir nach, so ist das immer bei Babys. Menschen wie Tiere. Und was ihre Schnelligkeit und Stärke betrifft. Sei doch lieber froh, so kann sie sich wenigstens verteidigen."
„Du hast wohl Recht...", stimmte ich ihr nachdenklich zu.
Wir lagen eine Weile schweigend beieinander.
„Glaubst du, dass sie etwas besonderes ist?", fragte Leah schließlich.
„Wer?", fragte ich verwirrt.
„Yuki!", half sie mir auf die Sprünge.
„Ja, natürlich ist sie etwas besonderes!", entgegnete ich empört.
„Nein! So meine ich das nicht, natürlich ist sie zauberhaft und außergewöhnlich und so."
„Was meinst du dann?", ich hatte nicht die geringste Ahnung, worauf sie hinauswollte.
„Naja, es gibt doch Menschen mit besonderen Fähigkeiten, du weißt schon, solche die als Vampire besondere Gaben haben und so.",ich nickte verstehend, „Also warum sollte es nicht auch Tiere mit besonderen Gaben geben? Oder so etwas wie wir Gestaltwandler. Nur eben anders herum, verstehst du? Tiere, die sich in Menschen oder andere Tiere verwandeln können."
Hm. An so etwas hatte ich noch nie gedacht. Ob das möglich war? Ob Yuki möglicherweise der Beweis dafür war? Oder war sie einfach ein gewöhnlicher Jaguar, der sich etwas komisch benahm, weil er von einem halben Menschenmädchen aufgezogen wurde?
„Glaubst du, dass das möglich ist? Ich meine es gibt so viele Geschichten über Vampire, Werwölfe und andere mystische Wesen, aber von so etwas habe ich noch nie gehört!", fragte ich zweifelnd.
„Hm...", meinte Leah nichtssagend, dann lagen wir wieder schweigend nebeneinander im Gras und jeder hing seinen Gedanken nach.
„Moment, meintest du nicht, dass es noch mehr gäbe, dass dir zur Zeit Kopfzerbrechen bereitet?", unterbrach Leah plötzlich die Stille.
„Naja, ja...", druckste ich herum.
„Erzähl schon!", forderte Leah.
„Naja, es ist Jake.", als ich diesen Namen erwähnte saß Leah augenblicklich aufrecht und fixierte mich. Ich sah sie fragend an, doch sie bedeutete mir weiter zu reden.
„Irgendwie ist es anders. Es ist nicht mehr so wie bevor ich nach Deutschland gegangen bin..."
„Komm auf den Punkt!", beschwerte sich Leah grinsend, was mich misstrauisch machte.
„Ach, du weißt schon was ich meine.", druckste ich wieder herum.
„Tut mir leid, ich bin keine Teilzeithellseherin mit Kristallkugel im Keller also nein, nein weiß ich nicht.", entgegnete sie schmunzelnd.
„Man Leah! Du weißt doch, dass ich nicht so gerne über so Gefühlskram rede!", beschwerte ich mich.
„Ich fürchte, da musst du jetzt durch, Schniggi.", grinste sie mich an.
Ich stöhnte genervt: „Naja, irgendwie...Jacob ist einfach nicht mehr der kleine geschlechtslose Bruder für mich, verstehst du?"
„Ne, also, ne. Irgendwie versteh ich noch nicht so ganz worauf du hinaus willst.", log sie hinterhältig.
„Ich mag ihn, okay?!", rief ich nun genervt.
„Natürlich magst du ihn, er ist schließlich dein bester Freund!", entgegnete Leah unschuldig.
„Ich mag ihn mehr als nur als besten Freund, und ich glaube ihm geht es ähnlich und das verwirrt mich, weil er steht doch so auf Bella. Ich will nicht nur als Ablenkung dienen!", erklärte ich ihr traurig.
„Und da sagen alle immer Frauen seien kompliziert, wo doch eigentlich Männer die größten Mysterien dieser Welt sind.", stimmte sie mir kopfschüttelnd zu.
„Ja, und Gestern war es auch so komisch. Aber vielleicht interpretiere ich da auch zu viel hinein...", redete ich einfach weiter.
Leahs Kopf ruckte zu mir herum: „Was ist gestern passiert? Du warst den ganzen Tag bei ihm. Und die ganze Nacht!", sie wackelte anzüglich mit ihren Augenbrauen.
Ich rollte mit den Augen: „Es ist nichts passiert, Leah! Er hat mich nur die ganze Zeit so an der Taille festgehalten und an sich gedrückt, auch in der Nacht."
Leah schaute ein bisschen enttäuscht: „Verdammt, dann schulde ich Paul 10 Dollar."
Ich zog eine Augenbraue hoch: „Wieso?"
„Naja, wir haben vielleicht, also möglicherweise haben wir...", begann sie stotternd, „...auf euch gewettet..."
„IHR HABT WAS?!", rief ich entrüstet.
„Ach komm Cacy. Das ist doch nichts neues! Es wird doch immer gewettet, auf alles und jeden.", versuchte sie mich zu beschwichtigen.
Ich grummelte genervt und leicht säuerlich vor mich hin.
„Und was habt ihr gewettet?", fragte ich schließlich.
„Wann ihr was mit einander anfangt.", erzählte sie.
Ich bedachte sie mit einem bösen Blick.
„Tut mir Leid", meinte sie schulterzuckend, „Bei den ganzen Prägungen passiert so etwas nicht alle Tage, da muss man zugreifen, wenn sich die Gelegenheit bietet."
Hätte ich ein Kissen gehabt, würde es jetzt an Leahs Hinterkopf kleben.
„Ich geh dann mal wieder!", verabschiedete ich mich nach einiger Zeit und pfiff Yuki zu mir.

* Zeitsprung *

„Hallo!", rief ich, als ich durch die Terrassentür das Haus der Cullens betrat.
In den letzten Tagen war ich oft hier gewesen. Hauptsächlich wegen Emmett. Wir verstanden uns super gut und er war der Einzige der noch mit mir kämpfte. Alle anderen hatten aufgegeben mich besiegen zu wollen, sogar Paul.
„Na endlich! Hier!", rief Emmett vom Sofa und warf mir einen Playstation Controller zu.
„Was zockst du?", fragte ich ihn während ich mich neben ihn fallen ließ.
„Counter Strike natürlich!"
„Ich mach dich fertig!", grinste ich.

„Bitch please! Ich hab dich besiegt"", jubelte ich nach einiger Zeit, „Wird es dir nicht langsam zu langweilig immer gegen mich zu verlieren?"
Emmett wollte gerade antworten da kam etwas ins Zimmer gestürmt
„Cacy!", quietschte Alice und fiel mir um den Hals. Sie war nett, aber eindeutig zu aufgedreht. Ich war zwar selbst nicht gerade die Ruhe in Person, aber bei anderen fand ich es meistens anstrengend.
„Hast du schon die Einladung bekommen?", fragte sie mich.
„Welche Einladung?", fragte ich unwissend.
„Na die zur Hochzeit!", klärte sie mich auf.
Was denn für eine Hochzeit?
Sie und Jasper waren doch schon...
...Oh...
Verdammt.
Jacob!
Wenn er die Einladung zur Hochzeit von Bella und Edward sieht wird eine Welt für ihn zusammenbrechen. Er hatte sich vor kurzem erst von seiner Vampirverletzung erholt und Hoffnungen, dass Bella sich umentscheidet hatte er auch noch. Mit dieser Hochzeitseinladung würde das Ganze irgendwie....endgültig.
„Ich...Ich muss gehen!", stotterte ich und rannte wieder durch die Tür hinaus.
Als ich nach draußen trat wurde ich sofort von Wolfsgeheul empfangen, das musste ich vorhin ausgeblendet haben.
Ich rannte in den Wald und wurde sofort von den Gedanken des ganzen Rudels empfangen.

>>Jacob, geh nicht!<<, bettelte Seth.

>>Jacob, lass uns darüber reden!<<, versuchte Sam ihn zu überreden.

>>Jake! Warte auf mich! Ich komme mit!<<, hörte ich Embry rufen.

>>Nein!<<, durchschnitt Jacob die Gedankengänge, >>Lasst mich in Ruhe!<<

*>>Was ist los, Leah?<<*, fragte ich sie in unserer privaten Gedankenkonversation, die wir vor kurzem entwickelt haben.

*>>Jacob hat die Hochzeitseinladung von dem Blutsaugen und der Schlampe gefunden, da ist er ausgerastet und jetzt rennt er weg.<<*, klärte sie mich in Kurzfassung auf.

*>>Ich habe es geahnt!<<*, stöhnte ich genervt.

>>So ein Opfer!<<, schimpfte Paul, >>Lasst ihn doch gehen, wenn er die Wahrheit nicht erträgt, wir haben es ihm schon die ganze Zeit gesagt!<<

Ich spürte Jacobs Schmerz durch seine Gedanken zucken, sein Bruder hatte ihn praktisch verraten!
Ich knurrte.
Paul lief nur wenige hundert Meter vor mir.
Ich legte einen Zahn zu und holte auf, dann machte ich einen Sprung und landete mit meinen Hinterpfoten auf seinem Kopf. Er stolperte und durch seine Geschwindigkeit und das Gewicht, welches seinen Kopf nach unten drückte bohrte sich dieser in den Waldboden.
„Es klatscht gleich, Freundchen! Aber keinen Beifall! Du unsensibler Volltrottel!", schimpfte ich und rannte weiter.

>>Cacy?! Cacy was hast du vor?!<<, dachte Leah alamiert, als sie ein paar meiner Gedankenfetzen aufschnappte.

Ohne zu antworten rannte ich weiter. Leah kannte mich und wusste, was ich jetzt vor hatte. Außerdem hatte ich ihr beigebracht, wie sie meinen Schattenschutzschild umgehen konnte.

*>>Bitte kümmere dich um Yuki, Leah!<<*, bat ich meine beste Freundin.

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