Eine Schockstarre. Ich habe nicht mal das Gefühl Atmen zu können. Alles um mich rum verschwimmt langsam. Ich höre nur noch dumpf.
Mein Herz schmerzt von den schnellen starken Schlägen in meiner Brust bis ich plötzlich das Gefühl habe, dass es gar nicht mehr schlägt. Nichts ungewöhnliches; meine Psyche hat sich oftmals schon auf meine Gesundheit ausgewirkt.
Vor allem mein Herz- Kreislaufsystem ist anfällig für mein inneres Chaos.
Der Irrwicht hat anders als bei den anderen mehrere Formen angenommen. Natürlich bin ich wieder eine negative Ausnahme.
Vor mir sehe ich meinen schreienden Vater.
Er nennt mich wertlos, einen Fehler, undankbar und unfähig. Neben ihm steht meine Mutter, welche auf ihrem Bett liegt und weint. Sie sagt immer wieder, dass sie sich wünscht das alles anders ist und sie nicht versteht wie ich so werden konnte. Ich habe nicht nur diesen Mann, der dich Vater nett, sondern auch sie enttäuscht. Mein Vater spottet weiterhin hasserfüllt über mich, während mir die Tränen in die Augen steigen. Seine Laute werden immer lauter und seine Gestalt kommt mir immer näher.
An der anderen Ecke des Schranks steht Lara an einer Bushaltestelle. Sie redet auf mich ein.
Flashback
Ich stehe vor der Schule weit weg von den anderen. Kopfhörer in meinen Ohren, um der Realität zu entkommen.
Ich hatte weder Lust angesprochen zu werden, noch zu hören wie über mich gelästert wird, als wär ich gar nicht da. In meinen Ohren spielt Titanium von Madilyn Bailey. Oft stelle ich mir vor, dass ich irgendwann wieder auf einer Bühne stehe und genau dieses Lied vor all den Leuten, die versuchen mich zum fallen zu bringen, singe.
Das Singen ist eine weitere Sache, die mir genommen wurde. Ich sang für mein Leben gerne und war Teil von Musicals.
Nichts großes, jedoch sah das Team mehr Potential in mir als ich, bot mir an öfter aufzutreten und mich gesanglich zu unterstützen.
Unter Mobbing wird Ausgrenzung,Beleidigungen und in manchen Fällen körperliche Gewalt verstanden.
Das ist richtig, doch gleichzeitig soviel mehr.
Selbst wenn die körperliche Gewalt nicht ausgeführt wird, breitet sich die seelische Folter auch körperlich aus.
Mobbing ist ein Prozess. Es geht nicht nur um den Moment, in welchem du gemobbt wirst. Die Lebensfreude, die du zuvor verspürt hast verblasst. Sie ist kein Anhaltspunkt mehr. Die Worte und Taten der Mobber sorgen dafür, dass genau diese Lebensfreude sich auch in der Zukunft nicht vollständig entwickeln kann.
Die Psyche kann die Hölle in dir sein.
Wird ein Mensch 1 Tag gemobbt kann er es vielleicht verarbeiten ohne jegliche Schäden davon zu tragen.
Ich jedoch wurde 1.005 Tage am Stück so behandelt. Anfangs tut nur die Ausgrenzung weh und die Tatsache überhaupt beleidigt zu werden. Jedoch fangen irgendwann die Beleidigungen an sich an weh zu tun.
Es schleichen sich Gedanken ein wie: „Haben sie vielleicht Recht?" , „Wenn es nicht stimmt warum sollten sie mich dann hassen?" , „Ich hasse mich".
Ich habe angefangen die Schuld bei mir zu suchen. In meinem Kopf bin ich der Fehler.
Ich habe aufgehört vor anderen zu singen. Jedes Mal, wenn ich auch nur vor anderen stehe und die Aufmerksamkeit auf mich gerichtet ist überfällt mich die Panik, wie eine unaufhaltsame Flut. Selbst Referate in der Schule habe ich konsequent nicht mehr gehalten. Es ging nicht.
Ich habe meine Leidenschaft verloren und somit einen Teil von mir.
Gedankenverloren im Lied bemerkte ich Lara nicht. Erst als sie mir die Kopfhörer aus den Ohren riss sah ich ihre braunen Augen vor mir.
Wir waren ungefähr gleich groß, jedoch war sie deutlich korpulenter als ich. Ich hatte keine Angst vor ihr oder den anderen. Ihre Worte in meinem Kopf waren das was mich kaputt machte.
Eine lange Zeit empfand ich Trauer und Hass, aber wo sie so vor mir stand empfand ich einfach nichts. Leere.
„Was willst du Lara?" frage ich sie genervt.
Die Kopfhörer schlug sie hart auf den Boden, sodass mein Handy mitflog.
Augenverdrehend bückte ich mich, um meine Sachen aufzuheben und spürte ein Knie in meinem Bauch. Es tat weh, sehr sogar, aber es war nichts was ich nicht bereits kannte, weswegen ich mir den Schmerz nicht im geringsten anmerken ließ. Die Blicke meiner Mitschüler und Schüler der anderen Stufen hinter ihr, die nun auf uns gerichtet waren störten mich deutlich mehr. Mit meinen Sachen in der Hand stelle ich mich wieder aufrecht hin
„Wie oft muss ich dir noch klar machen, dass du Respekt vor mir zu haben hast Y/N?" zickte sie mich aggressiv an. So eine Bitch. Nie im Leben würde ich auch nur einen Fünkchen Respekt vor ihr und ihren armseligen Freunden haben. Kaum verschwendete ich einen Gedanken an ihre Chihuahuas, kam auch schon Mopsfresse Julia zur Unterstützung.
„Und wie oft sollen wir dir noch klar machen, dass keiner dich hier haben will Y/N? Schon alleine von der Aussprache deines Namens wird mir schlecht. Du bist eine ekelhafte Schlampe und wirklich jeden hier stört deine Anwesenheit. Verpiss dich endlich" zickte Lara weiter. Wie mich ihre Stimme nervte. Aber sie hatte Recht. Niemand wollte mich hier. Weder meine Familie noch irgendwer anders. Niemand hier mochte mich auch nur im geringsten. Wenn es die Möglichkeit gegeben hätte mich aus der Schule zu werfen, wäre jeder dafür gewesen und da es diese Möglichkeit nicht gab, versuchten sie tagtäglich mich dazu zu bringen nicht mehr kommen zu wollen. Das sie das schon längst geschafft hatten, war ihnen nur nicht bewusst, weil ich trotzdem kommen musste.
„Zu doof, dass eure Meinung mich einen scheiss interessiert und ich anders als ihr nicht auf dem Strich landen möchte" lächelte ich die beiden falsch an und zwinkerte in die immer näher kommende Menge hinter ihnen.
Ich drehte mich um - bedacht darauf sie zu ignorieren.
Mein Bus sollte in wenigen Sekunden ankommen und die restliche Kraft, um überhaupt hier zu sein wollte ich nicht in das Theater hier verschwenden.
Keiner von ihnen wohnte in meiner Nähe, weswegen ich zumindest im Bus meine Ruhe hatte.
Ich sah meinen Bus und steckte die Kopfhörer wieder in meine Ohren. Bevor ich die Musik jedoch anmachen konnte hörte ich ein „Gut wenn du uns nicht vor dir ersparst helfe ich eben nach" von Lara und drehte mich daraufhin verwirrt um. Jedoch war es zu spät. Der Bus fuhr auf uns zu und Lara schubste mich mit voller Kraft und einem lauten Lachen.
Ich fiel auf die Straße und knallte mit dem Kopf stark auf. Das letzte was ich wahrnahm war der auf mich zusteuernde Bus und ein schockiertes „Y/N?!" von Ophelia. Dunkelheit. Sie meinten alles was sie mir jahrelang eingetrichtert hatten komplett ernst. Ich war Abschaum und sie wollten meinen Tod.
Flashback Ende
In der Mitte des Schrankes stehe ich. Ich trage den Schlafanzug, den ich heute Nacht schon getragen hatte und Spüle mein Essen die Toilette runter. Danach betrachte ich meine Wunden im Spiegel und weine. Ich höre all die Beleidigungen. Jedes einzelne Wort.
Ich habe versagt. Egal wie stark ich versucht habe nicht an meine Vergangenheit zu denken, der verfluchte Irrwicht hat diese gewählt. Es ist das was mir am meisten Angst macht.
Die Angst vor dem was die Vergangenheit aus mir gemacht hat.
Panisch verlasse ich das Klassenzimmer.
Ich brauche Luft, sonst breche ich zusammen.
Snape ruft mir nicht hinterher. Ich weiß überhaupt nicht wie lange ich mir meinen Irrwicht angeschaut habe, aber nach meinem Geschmack war es deutlich zu lange.
Warum ist er nicht eingeschritten?
Ich zittere am ganzen Körper und habe das Gefühl immer und immer wieder zu sterben. Tränen strömen über mein Gesicht und ich versuche Schluchzer zu unterdrücken.
Ich wusste es von Anfang an. Egal wo ich war ich konnte keinen Neuanfang schaffen. Die Vergangenheit wird mich früher oder später immer einholen und sich wiederholen.
Angekommen am Astronomieturm schmeiße ich mich in eine Ecke auf dem Boden und ziehe meine Beine an meinen Körper.
Was ist falsch mit mir? Warum bin ich so? Ich möchte nicht so sein. Ich möchte ein normales Leben führen, Freunde finden und mich verlieben. Ich möchte Dinge sehen können ohne sie mit meiner Vergangenheit zu verbinden und Angst vor Dingen haben, die normal sind. Nicht vor meinem Spiegelbild.
„Draco bist du sicher, dass sie hier ist?" höre ich Pansys Stimme.
„Ja ich habe ihr den Turm zwar gezeigt, aber ich bezweifle, dass sie ihn an ihrem ersten Tag direkt wiederfindet Draco" höre ich nun auch Daphnes Stimme. Schnell stehe ich auf und wische meine Tränen weg. Ich halte mich am Gitter vor mir fest und schaue mir die Aussicht an, versuchend meinen Atem zu kontrollieren.
„Was weiß ich wo Evans steckt. Aber hier scheint es mir am sinnvollsten zu sein oder würdet ihr aus dem Klassenzimmer in die große Halle laufen?" Malfoy.
Was machen die 3 hier?
Sie scheinen oben angekommen zu sein, da ich nun ein erleichtertes Ausatmen wahrnehme und kurz darauf 4 Arme um mich geschlungen spüre.
„Y/N ist alles in Ordnung?" fragt Greengrass mich panisch.
Nein. Nichts ist in Ordnung. Ein weiteres Mal fühle ich mich wie mein hilfloses 11 jähriges ich.
Ich bin doch wirklich erbärmlich. Wie konnte ich es so aus dem Ruder laufen lassen?
„Es ist alles okay. Es geht mir gut. Tut mir den Gefallen und vergesst was ihr gesehen habt okay?" bitte ich die 2 und schaue nun zu Malfoy „Du bitte auch.."bitte ich nun auch ihn.
Er nickt nachdenklich. Kein dummes Spruch. Nichts. Er schaut mir bloß in die Augen und nickt.
Kurz verliere ich mich bei diesem Anblick. Wie er da angelehnt an der Wand steht, von der Sonne angestrahlt wird und mich mit diesen wunderschönen Augen anschaut. Beinahe fühle ich mich wieder frei von diesem Kloß in meinem Hals.
„Du musst uns nichts sagen was du nicht möchtest Y/N. Zumindest noch nicht. Aber du kannst uns vertrauen okay?" antwortet mir Pansy auf meine Bitte, die ich durch den blondhaarigen Jungen fast schon wieder vergessen hatte.
„Vertrauen ist nicht gerade meine Stärke Parkinson." gebe ich ehrlich zu und schaue ihr in ihre Grünen Augen. „Warum seid ihr nach der Aktion im Unterricht überhaupt hier?" Ich bin fest davon überzeugt, dass sie spätestens nach dieser Blamage nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.
„Denkst du ernsthaft wir kommen dich suchen, wenn wir dich nicht mögen würden und kassieren dafür Nachsitzen von Professor Snape? Wir machen uns natürlich Sorgen! Du bist doch unsere Freundin." mischt sich jetzt Greengrass ein.
Freundin. So wurde ich zuletzt in der Grundschule genannt. Sie hat Recht.
Wir verstanden uns alle 3 auf Anhieb gut und wir wohnen zusammen, es gibt keinen Grund sie nicht als welche anzusehen. Außer den, dass ich keine gute Freundin bin.
„Mal sehen wie lange ihr mich noch so nennen wollt" nuschel ich undeutlich vor mir hin - erwidere aber die Umarmung.
„Und was macht er hier?" frage ich nun in die Runde.
„Ich wurde von Snape geschickt, um dich zu suchen. Ich bin wohl der vertrauenswürdigste im Kurs" grinst er selbstverliebt. Das ich nicht lache.
Anhand der Reaktionen der 2 Mädchen neben mir, welche in Gelächter verfallen, nehme ich an dass ich richtig liege. Draco Malfoy ist ganz sicher alles, aber nicht verantwortungsbewusst und somit nicht vertrauenswürdig für einen Lehrer.
„Das stimmt zwar, aber wenn du mich fragst hat er sich wie wir nach deinem Irrwicht Sorgen gemacht" flüstert Parkinson in mein Ohr, was ich nur mit einem Augen verdrehen kommentiere.
Ganz bestimmt war das eine ihrer wilden Fantasien.
„Was gibt es da zu lachen?" zischt er uns an.
„Komm Evans wir befreien dich von deinem verschmierten Make up, bevor der nächste Unterricht beginnt" Daphne hakt sich bei mir ein und so ahmt Pansy ihr ebenfalls nach.
„Wir sehen uns gleich bei Professor Binns Dray" verabschiedet sich Pans noch von ihrem besten Freund. Ein weiteres Fach, bei welchem ich nicht alleine bin. Gott sei Dank.
Malfoy nickt ihr zu „Zu meinem Bedauern" grinst er, schaut mich nochmal an und widmet sich der Aussicht.
Was hat es mit Draco Malfoy nur auf sich. Gerade von ihm habe ich Spott erwartet...
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"You are broken just like me, right?" Draco Malfoy FF
FanfictionY/N Evans. Ein Mädchen mit einer Geschichte von der sie selbst nicht weiß wie sie sich so entwickeln konnte. Y/N ist in der Geschichte eine 16 jährige Halbblut Hexe - Ihre Mutter ist eine begabte, mutige und impulsive Hexe des Hauses Gryffindor; Ih...