Mit zitternden Beinen gehe ich die Treppen meines wunderschönen neuen Zuhauses runter - Das einzige Ziel ist dabei nicht umzuknicken.
Meine Kehle schnürt sich immer enger zu, jedoch gebe ich alles dafür stark zu wirken.
Ich werde es einfach sagen.
Wenn es sich rumspricht ist das eben so.
Wenn sie mich ausschließen ist das eben so. Wenn sie mich komisch finden ist das eben so.Jeden gemeinen Spruch habe ich vermutlich bereits gehört.
Was soll also schon passieren?
Kein Fall könnte eintreten, den ich nicht bereits schon kenne.
5 Jahre war ich alleine; gerade mal ein paar Tage hatte ich das Gefühl von Freundschaft - Wovor habe ich so unfassbare Angst? Warum bin ich so nervös?
Bedeutet mir all das hier auf Hogwarts schon so viel, dass die Angst vor Verlust bereits so präsent ist?
Eine Stufe nach der anderen folgt.
Herzklopfen, Schweiß, Zittern - Panik.
Wie reagieren sie auf mich? Und noch viel angsteinflößender: Wie ist meine Reaktion?
Warum kann ich nicht einschätzen, welche Worte meinen Mund verlassen werden? Meister über seinen eigenen Körper... nicht wenn der Verstand nicht mitspielt.
Unten angekommen atme ich nochmal tief ein und aus, bis ich mich in schleppender Körperhaltung zur Couch begebe.
Desto näher ich dieser komme; desto selbstbewusster richte ich mich auf. Schwäche zuzugeben ist sowieso nicht meine Art -
Zeigen werde ich diese Schwäche meinen Mitbewohnerinnen nicht nochmal.
Auf keinen Fall.
Ich erblicke die schwarzen Wände des Wohnzimmers und blicke mich um.
Bloß nicht auf den hellen Holzboden schauen Y/N.
Die silbernen Akzente des Tischs, der Lampe, des Stuhls und der Dekoration auf dem pechschwarzen Kamin fallen mir erneut ins Auge. Ich wette, dass Pansy unbedingt „Das Slytherin Sein" in den Dorm einbauen wollte und Daphne anschließend diese Idee hatte.
Es ist kaum zu glauben wie unterschiedlich Greengrass und Parkinson sind.
Daphne ist wie die Sonne: unfassbar kreativ, immer gut drauf und verspielt, während Pansy wie der Mond ist: Mystisch, sexy, selbstbewusst und verrucht.
Trotzdem sind die beiden in einer seltsamen Art und Weise gleich... und ich gehöre dazu.
Bereits gestern ist mir aufgefallen, dass unsere Fassade nicht unserem Inneren gleicht und ich weiß, dass ich mehr über das Innere meiner Freundinnen wissen möchte.
Es fühlt sich so gut an, Teil einer Gruppe zu sein, gemocht zu werden, sich zuhause zu fühlen...
Meine Augen richten sich auf das dunkelgrüne Sofa, auf dem eine nachdenkliche Daphne und eine leidende Pansy sitzen. Ja. Ich fühl mich hier zuhause. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie es möglich ist sich nach kürzester Zeit so wohl zu fühlen. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass es möglich ist sich so zu fühlen, aber Pansy, Daphne, das goldene Trio, ihre Freunde und ja auch Malfoy lösen Gefühle in mir aus, die ich vorher nicht erwartet habe. Die ich nicht einplanen konnte. Wie auch?
Immerhin ist der Anblick den Daphne Greengrass gestern ertragen musste nicht aus dem Nichts ausgelöst wurden. Es gibt Gründe.
Ich habe eine Vergangenheit.
Eine Vergangenheit, die ich nicht leugnen kann, egal wie sehr ich es auch versuche - Jedes Mal aufs Neue verliere ich den Kampf gegen meine Gedankenwelt.
Ohne es wirklich zu merken setze ich mich auf die Couch zwischen meine Mitbewohnerinnen und räuspere mich.
Pansy, die ihren Kopf auf ihre Hände gestützt hat und sich nun aufrichtet stöhnt schmerzerfüllt auf, während Daphne mich mit ihrem Blick durchlöchert. Sie versucht mein inneres Chaos zu analysieren. Guter Versuch, jedoch ist es nicht einmal mir selbst möglich mein Chaos zu verstehen.
Diesmal muss die Blondine mit braunen Augen mich aber auch nicht analysieren - Ich werde reden.
Meine Augen scannen die beiden unfassbar hübschen Mädchen fast so, als würden meine Sinne meine Taten Steuern - Angst davor, dass es das letzte Mal sein könnte.
Pansy trägt eine schwarze Leggings und einen schwarzen Sport Bh. Ihre Hände umfassen ein vor Hitze rauchendes Getränk - vermutlich Kaffee, ihre Haare sind zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden und ihre Augenringe sind nicht zu übersehen. Sie hat wohl einen starken Kater.
Daphne trägt eine hellgraue Jogginghose mit einem weißen, bauchfreien Langarmoberteil. Ihre Haare sind in 2 Zöpfe geflochten, an einer leichten Spur über ihrer Lippe ist erkennbar, dass sie scheinbar Saft getrunken hat. Anders als die Brünette und ich scheint sie bereits länger wach und generell fitter zu sein.
Die Gegensätze sind erneut klar sichtbar und doch gehören wir zusammen wie ein Puzzle.
Alle 3 sind anders aber trotzdessen gleich.
Wir ergänzen uns nach einer solch kurzen Zeit.
„Wegen gestern-" beginne ich zu sprechen und werde von dem Knoten in meinem Hals dabei stark gestört, jedoch komme ich nicht weiter da Greengrass mich unterbricht. „Du musst nicht drüber reden Y/N. Schon okay" lächelt sie mich aufmunternd an, trotzdem merke ich wie neugierig sie in Wirklichkeit ist.
Ich schaue zu Pansy, die wohl mit ihren Kopfschmerzen am kämpfen ist. „Wie viel weißt du?" frage ich sie direkt.
„Du hattest was mit meinem besten Freund und anschließend eine Panikattacke" antwortet sie mir so ehrlich wie sie von Beginn an schon zu mir ist. Ich schlucke. Ob sie das mit Malfoy wohl stört? „Das mit Dray stört mich nicht-" beantwortet sie die Frage in meinem Kopf „aber was ist mit der Panikattacke?" fragt sie mich ernst und schaut mir müde in meine panischen Augen.
Tief atme ich ein und beginne sofort zu reden; Ich gebe mir keine Zeit meinem Inneren Ich weitere Möglichkeiten zu geben mich zu foltern; Ich gebe meinen Emotionen nicht die Chance mich zu kontrollieren.
„Seit mehreren Jahren leide" leiden im Ernst? Wie kann ich das nur so sagen? Denken sie jetzt ich schreie nach Aufmerksamkeit? Es ist ein Fehler. „ich unter Panikattacken, einer Essstörung, sozialen Ängsten und vielen unschönen Gedanken." beende ich meinen Satz und ignoriere die Stimme in meinem Kopf gekonnt. Die Wörter haben gerade erst meinen Mund verlassen und schon bereue ich sie augenblicklich. Gekonnt schaue ich nach vorne und beachte die Blicke meiner Freundinnen neben mir nicht. „Ich finde es nur fair, dass ihr das wisst. Immerhin wohnen wir zusammen." immer noch höre ich keinen Laut von meinen Mitbewohnerinnen, was mich immens verunsichert.
Nervös zuppel ich an meinen Fingern herum. Warum sagt denn keiner was? Die Situation könnte nicht unangenehmer sein und wenn nicht jeden Augenblick eine Stimme diesen Raum erfüllt, bin ich nicht mehr in der Lage meine Gedanken zu kontrollieren. Nicht als würde ich das sonst Schaffen, aber zumindest schaffe ich es im Moment noch nicht zu kollabieren.
Mein Herz schlägt bis ins Unendliche.
Ich halte diese Stille nicht eine Sekunde länger aus.
„Zumindest tun wir das noch" murmle ich vor mich hin.
Nach dieser Reaktion gehe ich vom schlimmsten aus.
„Was meinst du mit noch?" meldet sich Parkinson endlich zu Wort. Ich spüre ihren durchdringenden Blick auf mir und drehe mich zur Seite, um ihr in die Augen schauen zu können.
„Ich habe Verständnis dafür, wenn euch eine solche Mitbewohnerin, wie ich es bin, zu viel ist" beantworte ich ihre Frage ehrlich. Die Stimmen in meinem Kopf foltern mich.
So viele Gedanken. So viele Fragen. So viele verletzende Worte. Ein Chaos. Ein unaufhaltsamer Sturm von psychischer Folter.
„Y/N gehts noch?" fragt die Brünette mich genervt. Ich schlucke den Kloß runter.
„Ihr solltet das hier nicht unterschätzen. Die letzten Tage habe ich alles dafür gegeben mich zu kontrollieren. Das wird nicht immer möglich sein." mache ich ihnen klar. Tatsächlich ist es mir wichtig, dass ihnen bewusst ist, was passieren könnte.
Schlaflose Nächte, Stimmungsschwankungen, Panikattacken, Streit wegen dem Essen und noch viel mehr. Nicht immer wird das für die beiden unbemerkbar bleiben, so sehr ich es auch versuche.
Ich wäre nicht einmal in Versuchung gekommen ihnen von meinen Makeln zu erzählen - wenn wir nicht zusammen wohnen und essen würden, hätte ich die beiden vermutlich jahrelang angelogen.
„Wie kannst du glauben dass wir dich deswegen nicht mehr bei uns haben wollen Evans?" Daphne schaut beinahe verletzt in mein Gesicht und scheint diese Frage todernst zu meinen.
Ja warum nur? Die 5 Jahre voller Ausschließung prasseln auf mich ein wie eine Flut.
„Wir kennen uns gerade mal 4 Tage, da ist es komplett verständlich, wenn euch so eine Freundschaft inklusive Zusammenleben zu viel ist" antworte ich der hübschen Blondine gefasst und meine jedes einzelne Wort so.
Ich kann nicht fassen, dass ich ihnen gerade einen Teil meiner vielen Fehler gebeichtet habe. Es ist selbstverständlich für mich, dass das Geläster beginnt sobald ich von diesem Sofa aufstehe. Ich warte schon fast sehnsüchtig auf einen gemeinen Spruch, auf etwas dass mir sagt dass sie bei meinem Körper auch eine Essstörung hätten oder ich lächerlich nach Aufmerksamkeit suche. Irgendetwas von den tausenden Sprüchen, die ich in meiner Schulzeit bereits gehört habe. Jedoch kommt nichts. Kein urteilender Blick und kein fieses Wort.
„Du bleibst." bestimmt Pansy Parkinson, fast so als hätte ich keine andere Wahl.
„Y/N das sind keine Gründe dich zu verachten, sondern Teile von dir. Böse Gedanken die aus einem falschen Grund da sind und-" weiterhin schaut Greengrass ernst in meine blauen, verunsicherten Augen.
Ihr ist es sichtlich wichtig, dass ich verstehe, wie ehrlich sie ihre Worte meint. Ich soll wissen, dass sie mir nicht einfach nur sagt das es in Ordnung ist, sondern dass es wirklich so ist.
Ich weiß dass sie es ernst meint. Ich merke es ihren braunen, ehrlichen Augen an, die pure Sänfte ausstrahlen.
Der Fakt, dass ich laut ihnen trotzdem ein Teil dieser Gruppe bin beruhigt zwar mein Herz, lässt die Stimmen in meinem Kopf jedoch nicht verstummen. Sie wissen das wichtigste.
Wissen ist aber nicht erleben. Die Realität ist soviel schmerzhafter als die Neuigkeit selbst.
Wie wird es weitergehen..? Nichts könnte mich mehr stören als die offensichtliche Besorgnis am Frühstückstisch, durch die ich unnormal wirke.
Fast noch schlimmer wäre es, wenn die beiden plötzlich mit allem was sie sagen aufpassen und sich mir gegenüber komplett verändern.
Das es rumgeht ist für mich nicht mehr das schlimmste Szenario. Es ist nicht mehr als die reale Welt, in der ich die letzten 5 Jahre gelebt habe.
Die Brünette in Sportklamotten unterbricht unsere Freundin und ist aufrichtig wie immer zu mir - sie denkt nicht drüber nach, was sie sagen darf oder soll; ein gutes Zeichen- „Möchtest du uns die Gründe erzählen?" Im Augenwinkel kann ich sehen wie Daphne ihre Augen verdreht und mit der Hand gegen ihre Stirn klatscht.
Ich schüttle den Kopf und muss leicht grinsen „noch nicht" bin ich ehrlich zu meinen Freundinnen.
Ihnen zu sagen, dass etwas nicht mit mir stimmt und ich ein Problem für diesen Dorm und unsere Gruppe bin hat mich meine gesamte Kraft gekostet. Noch mehr der Stimmen aus meiner Vergangenheit kann ich erstmal nicht sprechen lassen. Es ist für heute mehr als genug.
Statt einer frechen Antwort oder einem lustigen Spruch, den ich erwartet habe folgt von Pansy Parkinson und Daphne Greengrass eine Umarmung, welche ich zulasse.
Ich habe mir dieses Gespräch anders vorgestellt - mit mehr Fragen. Jedoch werden diese wohl sicherlich heute Abend folgen, wenn die beiden alles verdaut haben.
Um ehrlich zu sein wüsste ich in einer solchen Situation selbst nicht, wie ich reagieren sollte. Was kann man fragen und was nicht?
Es ist ein sentimentales Thema und das obwohl es uns alle doch irgendwie beschäftigt.
Gerade als ich meinen Mund öffnen möchte klopft es an der Tür, weswegen Daphne, die nach wie vor viel motivierter ist als die Brünette und ich, aufsteht.
Genervt davon, dass unser Gespräch gestört wird, öffnet sie die Tür.
Während Pans mir weiter über den Rücken streichelt nehme ich nur Worte wie: „Pansy", „gestern" und „komisch" wahr, bevor ein aufgebrachter großer Blaise vor mir und der angesprochenen Person neben mir steht.
Durch all das Gewirr in meinem Kopf habe ich immer noch nicht die Frage klären können, wo Parkinson gestern war und vor allem mit wem.
Verwirrt schaue ich zwischen ihr und Blaise hin und her bevor er das Wort ergreift „Wir müssen reden!" bestimmt er.
Pansy wirft mir einen fragenden Blick zu, den ich als „Reden wir gleich weiter?" deute.
Schief lächelnd nicke ich ihr zu und sehe wie sie sich gequält vom Sofa begibt und ihn genervt in ihr Zimmer begleitet.
Auch Daphne scheint verwirrt zu sein „Das zwischen den beiden ist doch offen, warum könnte er sauer sein?" fragt die Blondine verwirrt und fragt eher sich selbst als mich.
Gerade als sie sich zurück zu mir auf die smaragdgrüne Couch begeben möchte, klopft es erneut.
Genervt verdreht Greengrass die Augen und reißt die Tür ungeduldig auf. Erst als sie sieht, wer in unseren Dorm möchte ändert sich ihre Stimmung schlagartig.
„Fred! Hey komm gerne rein" ihre Stimme ist plötzlich deutlich höher und euphorischer, während sie den rothaarigen Jungen ins Wohnzimmer zieht.
„Hey Fred" begrüße ich die gestrige Sex Affäre von meiner Freundin.
Kurz führen wir Smalltalk, bevor ich auch der Blondine einen Blick gebe, der ihr versichern soll, dass wir nachher reden.
Hand in Hand begeben sich Weasley und Greengrass die Treppe hoch, während ich mich zwinge aufzustehen, um mir einen Tee zu machen.
Gerade als ich Wasser koche, werde jedoch auch ich von einem Klopfen in meinem Vorgehen gestört.Keine Sorge, dass Gespräch zwischen den 3en wird natürlich vertieft und es bleibt nicht bei einem okay und tschüss da ist ein Junge. Jedoch finde ich es realistisch dass Y/N der Moment gelegen kommt, da sie noch nicht bereit ist über ihre Gefühlswelt offen zu reden.

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"You are broken just like me, right?" Draco Malfoy FF
FanficY/N Evans. Ein Mädchen mit einer Geschichte von der sie selbst nicht weiß wie sie sich so entwickeln konnte. Y/N ist in der Geschichte eine 16 jährige Halbblut Hexe - Ihre Mutter ist eine begabte, mutige und impulsive Hexe des Hauses Gryffindor; Ih...