42) Der Spieleinsatz...oder eher Verlust

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Daphne POV:
Es rast.
Mein Herz rast verräterisch schnell, während mir der Duft von Rauch, Moos, bitterer Schokolade und etwas Restalkohol des gestrigen Abends in die Nase steigt.
Mattheo Riddle.
Der Mattheo Riddle, der gestern Abend noch erst ein rothaariges und dann ein schwarzhaariges Flittchen auf dem Schoß hatte.
Der, der für meinen Heulkrampf bei der maulenden Myrte verantwortlich war.
Der Riddle, dem ich die Nacht mit Weasley und die darauffolgende Abfuhr zu verdanken habe.
Der Grund, warum meine Mitbewohnerinnen und ich überhaupt hier sind.
Mattheo Riddle - ein absolutes Arschloch, der nun nah - viel zu nah-  neben mir sitzt und dessen Beinhaare meine Beine kitzeln.
Mir kommt es hoch. Das Erbrochene, dass von all dem vernebelnden Alkohol, schon seit gestern Abend in mir wütet. Und es schmeckt nach dem beschissenen Saft, den ich heute Morgen noch naiv genossen habe. Naiv, weil ich dachte das wenn Mattheo mich schon nicht will, wenigstens Fred Weasley mich begehrt und es die ganze Nacht mit mir getrieben hätte... Naja wären uns meine blauäugige Mitbewohnerin und ihr Verehrer nicht dazwischen gekommen. Um ehrlich zu sein bin ich sogar dankbar, dass es so gekommen ist...
Desto mehr Zeit ich mit ihm verbracht hätte, desto mehr würde es mich jetzt verletzen, dass ich wieder mal nicht für mehr als eine kurze betrunkene Nummer gereicht habe.
Sein Atem prickelt wie eine schmerzhaft heiße Flamme auf meinem gesamten Körper und breitet sich immer weiter aus - wie ein Fegefeuer.
Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen gesamten Körper aus und ich kann nur dafür beten, dass mein Verstand das ganze hier gewinnt, denn wenn ich meinem Herzen nur die kleinste Chance gebe zu siegen, wird Mattheo über mich herrschen, wie ein Todesser über sein Opfer.
Als wärs ich der Ton in den Händen eines Töpfers.
Er kann machen was er will und ich gehorche wie eine wehrlose Idiotin.
Das Spiel beginnt und ich sehe wie Malfoy auf Enzo zusteuert ehe eine heisere Stimme „Na Kleines" in mein Ohr raunt und ich verloren bin.
Ein Reh im Scheinwerferlicht.
Gefangen im Augenblick. Aber so leicht verliere ich meinen Verstand nicht mehr... nicht wegen eines Jungens, der in mir noch weniger sieht als ich selbst.

Y/N POV:
„Verdammt Evans deine Brüste sind verdammt ablenkend, wenn ich dich irgendwie von Enzo runter kriegen soll" schmollt Pansy schon fast zu ernst, während ihre rechte Hand auf meiner rechten Schulter und ihre linke auf meiner linken Schulter weilt - bemüht mich von Berkshire's zugegebenermaßen starken Schultern zu werfen. Erfolglos.
Ich lache, sowie Enzo durch dessen Körper auch ein tiefes Lacheb vibriert, welches ich unter meinem Körper spüre.
„Versuchst du mich jetzt durchs schmeicheln von Berkshire runter zu bekommen?" kichere ich, während ich am liebsten in die Augen des Jungens schauen würde auf dessen Schultern sie sitzt. Dieser ist nämlich still. Unheimlich still.
„Nein ich versuche aufzulisten, wie unfassbar unfair es ist, dass deine Brüste hier vor mir rumwackeln. Wie soll Draco sich denn so konzentrieren?" lacht sie theatralisch lautstark, woraufhin mir die Hitze in die Wangen steigt.
„Draco hat genug Titten gesehen - Y/N's werden ihn nicht ablenken, wenn dann lenken sie dich ab Parkinson" lacht Berkshire und versetzt mir dadurch unterbewusst einen Stich in die Magengrube, weswegen ich die Lippen aufeinander presse.
Genug.
Wie viel „genug" wohl bedeutet?
Das unwohle Gefühl, welches sich heute Nacht schon in mir ausgebreitet hat schlägt nun erneut auf mich ein - mit der Wucht einer unaufhaltsamem Flut.
Ich bin peinlich. Peinlich... Bei Merlins Bart, wie kann ein Mensch mit gesundem und funktionierenden Hirn, dass ich eigentlich besitzen sollte auch nur eine Sekunde denken, dass er was mit mir anfängt weil zumindest mein Körper ihm gefällt. Erbärmlich.
Langeweile ist der einzige Grund.
„Genug". Ja. Genug andere.
Meine Gedanken schweifen zu den wunderschönen Mädchen, die den blondhaarigen Slytherin gestern auf der Party umgeben haben, als sei er eine Blume und sie die hungrigen Bienen.
Als hätte ich auch nur die kleinste Chance...
„Erwischt" grinst Pansy, allerdings möchte ich meine beste Freundin nur noch von
Malfoy's verseuchten Schultern bekommen und dann in mein weiches Bett.
Am besten verlasse ich dieses dann auch nie wieder, um mich davon abzuhalten immer wieder was mit dem Blondschopf anzufangen und mich zu blamieren.
Diese Freundschaft Plus Idee ohne die Freundschaft ist nämlich genau das - eine nicht gut endende Blamage auf meine Kosten.
„Können wir vielleicht nicht mehr über meinen Körper reden und stattdessen gewinnen?" frage ich an Enzo gerichtet, der nickt und seine Nägel als Antwort auf meine Frage nun noch stärker in meine Oberschenkel krallt, um mich besser halten zu können.
Jedoch erinnert mich der leichte Schmerz in meinen Oberschenkeln nur an Malfoy, der mich gestern genauso stark gehalten hat, während er mich mit seiner Zunge zum Höhepunkt getrieben hat.
Kontrolle.
Die bräuchte ich.
Über so vieles in meinem Leben...
„Du hast keine Chance Evans" grinst Pansy und versucht nun noch stärker mich von Berkshire's Schultern in den schwarzen See zu werfen.
„Ich werde nicht nachgeben" grinse ich zurück und erhöhe ebenfalls meinen Druck gegen ihre Schultern, während ich ihr keck zuzwinkere.
„Ach ist das so?" fragt mich nun Malfoy und bricht somit sein Schweigen.
Natürlich redet er dann, wenn keiner mit ihm redet.
Es war ein Spaß zwischen mir und Pansy - und dennoch nimmt er sich das Recht raus sich einzumischen und mich zu provozieren.
Natürlich muss der Blondschopf sich einmischen. Ich bin keineswegs überrascht.
Zusätzlich klingt der Sytherin viel ernster, als seine deutlich lustigere Freundin.
Sein Blick ist auf Enzo's Hände gerichtet, die meine Oberschenkel umfassen. Malfoy fixiert die Finger des Jungen voller Hass und macht keinen Anschein seinen Blick für eine Sekunde abzuwenden.
Ich verdrehe genervt die Augen.
Ist es seine Mission die Stimmung dauerhaft zu ruinieren?
„Werde ich nicht. Träum nicht Malfoy." antworte ich ihm und weiß schon auf Grund seines angespannten Kiefers, dass es ihm nicht um dieses beschissene Spiel geht. Es geht um viel mehr.
„Dafür brauche ich nicht träumen Evans. Du wirst nachgeben - du hast sogar schon nachgegeben." sein Blick löst sich von Berkshire's Fingern und wandert hoch zu meinen Augen.
Gekonnt schnell schaue ich wieder in Pansy's Augen, um nicht in Malfoy's schauen zu müssen.
In meinen Abgrund.
Himmel und Hölle in nur einem Augenpaar.
Die Gänsehaut die sich langsam auf meinem Körper ausbreitet kommt weder von der leicht kalten Luft, noch von Enzo's Fingernägeln in meinem Fleisch.
Nein.
Die kribbelnde Haut kommt einzig allein von dem starren Blick, den Malfoy auf mich richtet und nicht scheint wieder lösen zu wollen und das obwohl ich ihm nichtmal eines Blickes würdige.
Er meint „uns" und er hat verdammt nochmal recht.
Ich habe nachgegeben und werde bei ihm vermutlich immer und immer wieder nachgeben.
Ich habe mich auf sein Spiel eingelassen.
Auf seine Berührungen.
Auf seinen Willen.
Auf seinen Sturm.
Auf ihn.
Ich habe mich auf Draco Malfoy eingelassen, wie ein notgeiles Püppchen ohne Selbstwertgefühl und genau hier und jetzt macht er mir nochmal bewusst wie dumm ich eigentlich bin.
Mein Atem beschleunigt sich verräterisch schnell.
„Bei Merlins Bart Draco es ist doch bloß ein Spiel verdammte scheiße." stöhnt Parkinson und ist deutlich genervt von dem Slytherin und seiner Laune.
„Oh glaub mir Parkinson ich weiß genau, dass das hier bloß ein beschissenes Spiel ist. Es wird auch nie mehr sein" ich brauch ihn nicht angucken, um zu wissen, dass seine Wörter erneut an mich gerichtet waren und ich brauch mir auch nicht eines seiner Wörter schön reden.
Er meint es genauso, wie er es sagt und er hat Recht damit.
Dieses Spiel zwischen uns ist bedeutungslos.
Bedeutungslos und nicht mehr als ein Spiel, weil es kein uns gibt.
Es gibt noch nichtmal ein „Freundschaft" vor dem Plus.
Es ist ein pures Ausnutzen.
Er nutzt meinen Körper aus und ich seinen.
Das einzig Bedeutende in diesem Spiel ist, dass er deutlich die Oberhand besitzt, während ich „nachgebe" - das wird sich aber ändern, denn
„Wie gut, dass ich in Spielen immer gewinne" grinse ich arrogant und werfe Parkinson von Draco's Schultern.
Denn ab jetzt wird es in seinem kleinen, mickrigen, lächerlichen Spielchen keine Oberhand mehr geben und wenn doch werde ich sie gewinnen.
Ein quietschen von Pansy bringt mich zum kichern, während ich die Lüge in meinem Kopf nochmal durchgehe.
„Wie gut, dass ich in Spielen immer gewinne" - in Mensch Ärger dich nicht gegen meine Mutter vielleicht. Allerdings ist das ein Spiel von Menschen für Menschen.
Draco's Spiel handelt nicht von kleinen Spielfiguren - nein.
Sein Spiel ist von ihm - einem absoluten Arschloch - gegen Menschen. Gegen mich.
Es gibt bloß zwei Spielfiguren.
Ihn und mich.
Zwei lebendige Wesen.
Und wenn dieses Spiel dazu verdammt ist, dass einer gewinnt werde es nicht ich sein, weil ich eben nur gut darin bin gegen eine Spielfigur zu gewinnen.
Diesmal bin ich sie.
Ich bin Spielfigur.
Und mein Spieleinsatz ist mein Herz.
Mein Herz und mein gottverdammter Verstand.
Durch jedes weitere Kästchen, welches Malfoy auf dem Spielfeld vor mir erreicht gewinnt er Vorsprung - und ich verliere. Nicht nur sein kleines Spielchen. Mehr. Viel mehr.
Mein Spieleinsatz ist Vertrauen.
Alles Einsätze mit denen ich alles andere als gut umgehen kann. Wie ein Spielsüchtiger, der wieder mal zu viel Geld verspielt, weil er sich überschätzt. Ich bin die idiotische Süchtige und Malfoy der Suchtfaktor in diesem Spiel. Das Spiel, welches angeblich unseres sein sollte, aber nur seins ist. Denn er beherrscht es - anders als ich. Ich versuche bloß verzweifelt mit ihm mitzuhalten. Ich bin eine Idiotin, wenn ich auch nur eine Sekunde daran glaube, dass ich eine Chance gegen ihn hätte, wenn es darum geht jeden Moment damit rechnen zu müssen abgewiesen und alleine gelassen zu werden - wenn doch nur noch ein einziger Verlust genau das ist was mich endgültig die Klippe hinunterwerfen könnte.
Ich spiele ein Spiel mit der Regel, dass der Verlust von ihm mir nichts ausmacht, während doch meine allererste Regel war, dass ich einen Verlust gar nicht erst zulasse - Das ich eine andere Person gar nicht erst so nah an mich rankommen lasse, dass die Gefahr besteht verletzt zu werden.
Und hier sitz ich nun. Auf den Schultern eines braunhaarigen Slytherins, der mich von seinen Schultern hebt und jubelnd herumwirbelt, während wir meine neue beste Freundin und mein Sexspielzeug besiegt haben.
Da sind wir schon bei drei möglichen Verlusten.
Vier - mit dem blonden Mädchen, welches verdächtig nah an Mattheo Riddle sitzt und mir zujubelt.
Vier zu viel. Verdammt was denke ich mir überhaupt bei all dem hier?
Gerade  als Enzo mich herunterlässt zieht eine zierliche Gestalt mich auch schon wieder unter Wasser und unterbricht meine Gedanken.
Pansy. Pansy Parkinson, die mir obwohl wir uns unter Wasser befinden deutlich zu verstehen gibt, dass sie nicht hinterherkommt was das ganze Drama hier eigentlich soll. Witzig. Ich weiß und verstehe vermutlich noch weniger als das brünette Mädchen, welche die Augenbrauen zusammenzieht und mit den Armen rumwedelt, als sei sie irre. Somit lässt sie mir keine andere Wahl, als meine Gedanken auf später zu verschieben. Toll.
Später... Als sei später nicht die ganze verfickte Nacht, die wieder Mal schlaflos enden wird. Gar nicht gut wenn man daran denkt, dass ich morgen wieder Unterricht habe und meinen Ruf bei den Lehrern und Schülern schnellstmöglich verbessern sollte.
Lachend und hustend tauche ich wieder auf.
„Du bist eine miese Schlange" strecke ich ihr gegenüber die Zunge raus und grinse. Obwohl mir nicht zu lachen zumute ist - finde ich die Situation doch ganz amüsant, wie meiner sonst immer perfekt gestylten Mitbewohnerin der Zopf komplett zerfranst und zerstört in alle Richtungen absteht.
„Oh ja eine stolze sogar. Immerhin ist sie unser Hauswappen Evans" grinst die Brünette bloß hämisch und zwinkert mir zu. Allerdings sehe ich ihr solangsam die Müdigkeit und vor allem den Kater an, der die Schönheit vermutlich quält. Ihre Hand reicht zu meiner und greift nach dieser - nur um mich dann endlich aus dem Wasser zu ziehen.
Auf dem Weg zur jubelnden Meute flüstert sie noch ein fragendes „Ab in unseren Dorm?" in mein Ohr, woraufhin ich nur dankbar nicke und mit ihr auf Daphne zusteuere.
Ich will nur noch ins Bett. Nur noch weg. Weg von den viel zu vielen Menschen und vor allem weg von Draco's brennendem Blick auf mir der sich schon beinahe schmerzhaft in meine Haut brennt. Ich spüre wie meine soziale Batterie von einem bis 100% gerade vermutlich ins hohe Minus geht und möchte einfach alleine sein.
Alleine. So wie ich es sonst immer war. Alleine mit meinen Gedanken - Nur war vorher nie ein blondhaariger Schnösel ein großer, viel zu hoher Anteil dieser Gedanken.
Ich hör nur noch ein zischendes „Fick dich Berkshire du verdammter Wichser" und ein murmelndes Fluchen bevor Malfoy zu seinen Freunden verschwindet und eine Aura verbreitet, die schon fast angsteinflößend ist.
Bei Daphne angekommen ist Mattheo immer noch viel zu nah.
Pansy schenkt Riddle ermüdend einen abwertenden Blick und zieht Daphne an ihrer Hand hoch nur um sie vorwurfsvoll anzuschauen und ein "Meine Mitbewohnerinnen sind Idiotinnen. Vielleicht sollte ich den Imperio Fluch bei euch versuchen. Bullshit nichtmal durch den würdet ihr auf mich hören" an die Blondine und mich gerichtet. Und sie hat vermutlich Recht. Wir sind Idioten. Verwirrt und dennoch verständnisvoll schaue ich in Dapne's braune Augen, die auf Mattheo haften - ein Spiel. Auch für ihn. Und meine Mitbewohnerin und ich sind wohl scharf auf den tödlichen Abgrund, der nur so schreit "Nicht zu nahe kommen - Tödlich". Tja der Schrei sollte wohl weniger anziehend sein. Wenn die Warnung nämlich so aussieht wie Draco Malfoy oder Mattheo Riddle lässt man sich gerne auf die Gefahr ein. Zu gerne.
Pansy ruft noch ein „Bis morgen ihr Versager" in die Runde, was den anderen wohl ausreicht, um uns gehen zu lassen. Naja oder keiner will mit Parkinson diskutieren.
Beim anziehen unserer Sachen spüre ich noch den ein oder anderen Blick auf uns, wobei mir besonders der Blick von Mattheo auf Daphne und der Blick von Blaise auf Pans auffällt.
Das Drama beginnt gerade erst und ich weiß schon jetzt, dass dieses neue Leben genauso zum Scheitern verurteilt ist, wie das alte. Nur auf eine andere Art.
Den brennenden Blick ignoriere ich weiterhin gekonnt und hüpfe in meinem Kopf mit meiner Spielfigur ein paar Kästchen weiter auf dem Spielfeld - näher an Malfoy's Figur.
Weiter weg vom Abgrund.
Zumindest rede ich mir das ein, während mein klopfendes Herz schon fast bettelt, dass ich mich umdrehen soll.
Fick dich Herz. Du wirst nicht der Verlust in diesem Spiel.

"You are broken just like me, right?" Draco Malfoy FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt