49) Ausgesprochene Gedanken

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Y/N POV:
Meine Augen bereits geschlossen in der Hoffnung, dass ich der Situation so entkomme spüre ich plötzlich die weiche Decke über meinem Körper und einen warmen Atem in meinem Gesicht. Zaghaft öffne ich die Augen, während mein Herz mindestens fünf mal schneller klopft, als vor wenigen Sekunden noch und das obwohl es bereits klopft wie verrückt, seitdem der Blondschopf vor meiner Türe steht. Mein Blick trifft seinen und sein innerer Sturm, den seine Augen normalerweise so perfekt widerspiegeln scheint sich beinahe zu beruhigen. Wie eine Verrückte versuche ich das Geschehen in seinen Augen zu deuten, jeden kleinsten Hinweis zu finden und anschließend zu deuten. Er schaut müde aus. So müde, wie ich es bin, wenn ich das Gefühl habe, dass alles auf mich einkracht und nicht mehr aufhört mich in den tiefen, tiefen Boden zu rammen. In den Boden bestehend aus dem mich verschlingendem Moor. Seine Augen spiegeln das erste Mal die bloße nicht körperliche, sondern psychische Erschöpfung wieder und bringen mich aus anderen Gründen, als sonst komplett aus dem Konzept. So aus dem Konzept, dass mein Mund sich öffnet und Wörter aus ihm heraussprudeln, ohne auch nur einmal über diese nachgedacht zu haben. "Was soll das hier Draco?" äußern sich meine nun ausgesprochenen Gedanken und ich könnte mir meine Hand auf den Mund schlagen - tue es aber nicht. Stattdessen schaue ich ihm weiterhin in seine wunderschönen Augen. In die Augen, die mich immerzu um den Verstand bringen und in denen jederzeit ein Sturm wütet - diesmal jedoch ist es ein ruhiger Sturm. Ein beinahe ehrlicher Sturm. Mein Magen zieht sich zusammen. Wie kann ein Mensch so wunderschön sein? Alles an ihm ist so verdammt schön und macht mich verdammt nervös. Verdammt was macht er noch hier? Warum ist er nicht gegangen? Es gab so viele Möglichkeiten zu gehen. So viele Chancen einfach zu gehen. Ich hätte es verstanden, hätte es akzeptiert. Er hätte verdammt nochmal gehen sollen! Wenn nicht direkt nach unseren beschissenen Orgasmen, dann direkt als ich mich umgedreht habe. Wie soll ich.. wie... Wie soll ich dieses Spiel denn jetzt noch weiterspielen ohne mich in ihm zu verlieren, ohne es zu genießen, ohne ihn zu wollen, ohne verletzt zu werden...? Bei Merlins Bart ohne in den Ruin zu stürzen, weil ich ihn mit jeder meiner Faser wollen werde und weil ich verdammt nochmal diese Nacht nicht vergessen werden kann. Ich kann und konnte noch nie "einfach so" vergessen - das ist der Grund, warum ich immer verletzt werde. Der Grund warum dieses Spiel gefährlich für mich ist, ist genau dieser: Ich weiß verdammt nochmal nicht wie ich mit etwas anderem als Hass und Verachtung umgehen soll. Noch nie hat mich jemand so angeschaut, nie lag jemand so neben mir, wie er neben mir in meinem Bett und noch nie hat sich alles in mir zusammengezogen bei dem Gedanken, dass etwas eine Ausnahme ist. Eine einzige lächerliche Ausnahme. Warum fühle ich mich so wohl? Warum will ich näher rücken und warum schleicht sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr der Gedanke in mein Hirn, dass ich nicht will das er geht. Fuck wem mache ich was vor... Wenn ich könnte würde ich die Zeit genau jetzt anhalten. Alles in dieser Sekunde wirkt so unfassbar echt und doch so unreal. Lange ist es her, dass ich mich so lebendig und gleichzeitig todmüde gefühlt habe. Der Moment soll länger anhalten, wenn auch nur bis zum Frühstück. Ich will das er hier liegen bleibt. Ich möchte in seiner Nähe bleiben... mich weiterhin so wohl fühlen. Fuck ich hasse mich und hasse ihn noch mehr. Mein Kopf dreht sich wie am Abend der Party und solangsam frage ich mich, ob die Schuld wirklich am Alkohol lag oder vielleicht doch an dem blonden Jungen der neben mir liegt und mir nach wie vor in die Augen schaut. "Was meinst du Evans?" fragt er mich, jedoch sehe ich an seinem kleinen aber dennoch bemerkbaren, schiefen Grinsen, dass der Slytherin genau weiß was ich meine. Spielerisch, aber dennoch leicht genervt verdrehe ich meine Augen. "Du weißt genau was ich meine Malfoy" hauche ich erschöpft und merke wie etwas an seinen Blick sich anspannt - der ach so ruhige Sturm wird erneut unruhig. "Und das ist was?" hakt der Malfoy Erbe nach und bringt mein Blut langsam zum kochen. Bei Merlins Bart ich kann diesen Jungen die meiste Zeit seiner Existenz einfach nicht ausstehen. Was sollen diese verdammten Spielchen? Was soll dieses verdammte Kribbeln? "Das alles hier Draco. Du bist kein netter Mensch - warum also bist du noch hier und tust so als wärst du einer?" sprudelt es aus mir heraus und obwohl ein Teil von mir diese Wörter genauso meint, bereut ein anderer Teil in mir jedes einzelne Wort. Es wäre so viel leichter, wenn er jetzt einfach so ätzend wäre, wie sonst. Bei Godrics Herz er soll gehen, er soll scheiße sein, ich will das ich ihn zu 100% nicht ausstehen kann. "Du kennst mich nicht Evans" zischt er leicht und verdreht genervt die Augen. Meine Augenbrauen schießen bloß in die Höhe - mein Blick stellt seine Aussage in Frage. Ich kenne ihn nicht das stimmt, aber jetzt mal im Ernst ich brauch bloß das goldene Trio oder die Brünette vom Abend der Party fragen und keiner würde mir die Antwort geben "Oh ja Draco ist ein so liebevoller und hilfsbereiter Mensch". Ich schüttle bloß den Kopf "Und trotzdem ist das hier untypisch für dich. Für ... uns." Ich brauch es nicht aussprechen er weiß was ich meine. Er weiß, dass liebe Worte, sich gegenseitig helfen und zugedeckt nebeneinander nachts im Bett liegen nicht Teil des Spiels ist und er weiß auch dass es nie ein Teil des Spiels sein darf. Es ist ein gegenseitiges ausnutzen und kein liebevolles miteinander Zeit verbringen, denn wenn das nun Teil des Spiels wird brauche ich gar nicht erst versuchen nicht mit voller Kraft vom Astronomieturm zu fallen. Wenn er so ist wie jetzt bin ich dazu verdammt dieses Spiel zu verlieren. Er verdreht bloß erneut die Augen und zieht mich zu sich an seine Brust. Draco Malfoy macht mich verrückt. Verrückt nach ihm. Wie versteinert schaffe ich es kaum zu atmen, kann aber nicht anders als erneut seinen Duft zu inhalieren. Mein Herz pocht wie verrückt und eine leichte Gänseahaut breitet sich auf meinem Körper aus. Fuck. Angestrengt versuche ich es auf die Überrumpelung zu schieben, versuche irgendeinen Grund für die Reaktion meines Körpers zu finden, weiß jedoch genau die Ursache und ziehe in Betracht, dass der Sturz vom Astronmieturm vielleicht doch eine Wohltuung wäre, damit ich mich nicht in etwas verwickle das mehr weh tut als der Sturz. Unterbewusst schmiege ich mich noch mehr an seinen Körper, rieche weiterhin an ihm und schließe meine Augen. "Sei endlich still Evans." haucht Draco, weswegen ich schmunzeln muss "Du bist ätzend weißt du das Blondi?" hauche ich zurück, woraufhin sein Oberkörper kurz lachend bebt. "Du bist ätzender Darling" haucht er, jedoch höre ich das Grinsen auf seinem Gesicht raus. Augen verdrehend schüttle ich den Kopf und lasse noch ein "Pff" meinem Mund entkommen, bevor auch ich meine Arme vorsichtig um seinen muskulösen Oberkörper schlinge. Er macht mich wahnsinnig. Fucking wahnsinnig. Eine einfache Antwort warum er mein Herz gerade extra zum explodieren bringt hätte gereicht um mich zurück in die Realität zu bringen. Eine einzige dumme Arschloch Malfoy Antwort. Stattdessen liegen wir Arm in Arm... Einige stille Minuten vergehen, indem ich nur seinem Herzschlag und seinem Atem lausche, bevor ich das Bedürfnis bekomme noch etwas loszuwerden, bevor ich schlafe und wir uns morgen erneut hassen - fast so als sei all das hier bloß ein lächerlicher Traum. Bewusst drehe ich mich von ihm weg, was den Jungen nicht daran hindert seinen linken Arm unter meinen Kopf als Stütze zu legen und seinen rechten Arm weiterhin um meinen Oberkörper geschlungen zu haben. Ohne es auch nur zu merken schmiege ich meinen Kopf an seinen viel zu gemütlichen Arm und spüre wie die Müdigkeit mich überkommt. Meine Augen sind weiterhin geschlossen, als ich zaghaft meinen Mund öffne "Wenn ich Interesse an Enzo hätte" ich spüre, wie Draco's gesamter Körper sich anspannt und er somit auch seinen Griff verstärkt. "dann würde ich nach zwei Orgasmen nicht neben dir liegen und..." Und was? Mit ihm kuscheln? Für keinen Hippogreif der Welt würde mir das über die Lippen kommen, also beende ich den Satz abrupt und hoffe das er den Sinn dennoch verstanden hat. Auch wenn dieser egoistische Idiot vermutlich gar nichts in seinem Leben versteht außer wie man am ehesten verwirrend und versnobt ist. Stille. Ich weiß nicht ob er lächelt, ob er sauer ist oder vielleicht doch genervt. Allerdings schrecke ich beinahe hoch als der blonde Slytherin mir einen sanften Kuss hinter mein Ohr gibt. Mein Puls steigt ins Unermessliche als er "Und trotzdem werde ich ihn umbringen, wenn er dir nochmal so nahe kommt." in mein Ohr haucht und ich gar nicht erst versuche mit ihm zu diskutieren. Wir haben nicht geflirtet und es war ein Spiel, dessen ganzer Sinn es ist auf den Schultern zu sitzen, aber warum sollte ich Draco all das noch sagen, wenn er mich zum lächeln bringt. Denn verdammte scheiße ich lächle. Ein Kuss hinter mein Ohr. Fuck das muss aufhören. Seine Lippen küssen mich erneut diesmal auf den Kopf und mein Herz ist kurz davor den Job des Astronomieturms zu übernehmen. Morgen früh ist es wohl das beste wenn ich mir einrede, dass diese Nacht ein einziger verrückter Traum war. Ich habe keine andere Wahl. Wie bitte soll ich Draco Malfoy hassen und bloß als eine Art ätzendes aber gut funktionierendes Sex Spielzeug sehen, wenn ich diese Version von ihm vor meinen Augen habe. Nein. Ich kenne Draco Malfoy einzig und allein als arroganten, manipulativen, schwanzgesteurten Mistkerl - mehr wird er nicht für mich sein - nie. Er darf nicht mehr sein, denn mein rasendes Herz bringt mich schon jetzt um meinen gottverdammten Verstand. Trotz dieser Gedanken rutscht mein Körper noch näher an seinen und scheint sich ganz ohne meinen sogenannten "Verstand" nach seiner Nähe und Wärme zu sehnen. Erneute Stille und erneute Minuten vergehen. "Darling?" fragt Draco nach mir, jedoch bin ich zu müde und zu überfordert um ein Lebenszeichen von mir zu geben, dass mehr von mir verlangt als zu atmen. "Schläfst du schon?" fragt er erneut - doch ein weiteres Mal keine Antwort von mir. Meine Augenlider werden immer und immer schwerer und zum ersten Mal seit Ewigkeiten spüre ich wie ich langsam einschlafe - ohne Angst, ohne mich jagende Gedanken, ohne Tränen. Meine schweren Lider hören auf zu flattern und ich spüre wie auch mein Atem schwer und langsam wird, als ich ihn plötzlich reden höre. "Du bist so wunderschön" haucht er und ohne das ich es verstehe steigen Tränen in meinen Augen auf. Etwas in mir will ihn anschreien, ihm sagen das er damit aufhören soll, weil er nicht weiß was diese Worte mit mir machen. Weil er nichts von meinen letzten Jahren weiß und auch nie von den nicht heilenden inneren Wunden erfahren wird. Keiner könnte jemals verstehen wie viel diese kleinen Worte mit mir anstellen. Zu viel Bedeutung - einen zu großen Wert - hat dieser so leicht dahergesagte Satz für mich - es tut fast schon höllisch weh solch liebe Worte nach all den Jahren zu hören. Es ist fast so als würde Salz in meine offenen Wunden gestreut werden und als wäre dieses Brennen die Erinnerung daran, wie lange ich gehasst und verstoßen wurde. Ein Salz in meinen Wunden. Ein magisches Salz aus Hogwarts. Ein Salz, das Wunden heilt, denn diese Tränen sind ob ich es mir eingestehen möchte oder nicht Tränen der Freude. Tränen, die aussagen wie gut es tut nicht als etwas abstoßendes gesehen zu werden. "So unfassbar schön. Du machst mich verrückt weißt du das?" Ein Lächeln umspielt meine Lippen. Ein weiterer Kuss auf meinen Scheitel folgt. "All die Beleidigungen. Fuck. Bei Salazar Slytherin wie gerne ich Nott und Bole in deren dämlich lachenden Fressen geschlagen hätte. Und diesem kleinen Wichser Thomas Wilson erst wer auch immer den eingeladen hat. Stattdessen stand ich bloß da und hab nichts getan. Sowie immer. Ich bin ein Idiot." seine Stimme klingt beinahe gebrochen als er meinem Kopf mehrere Küsse gibt und seinen Griff um mich verstärkt. Er denkt, dass ich schlafe. Vielleicht schlafe ich auch schon? Ist dieser Teil der Nacht bloß ein Traum? Jedes seiner Worte wirkt irreal... Oder der eine Teil in mir hatte Recht und ich habe zurecht jedes einzelne Wort bereut... Vielleicht ist Draco Malfoy wirklich nicht der schlimmste Mensch und vielleicht ist genau diese Seite von ihm der Grund dafür, dass Pansy seine beste Freundin ist. Vielleicht ist aber auch der andere Teil von mir im Recht, der meint dass das Springen vom Astronomieturm eine gute Idee sei, denn bei Merlins Bart dem unfassbar schnellen Schlagen meines Herzens zu urteilen bin ich verflucht nochmal am Arsch.

"You are broken just like me, right?" Draco Malfoy FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt